Cauchy-Schwarzsche Ungleichung

mathematischer Satz
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Die Cauchy-Schwarz-Ungleichung, auch bekannt als schwarzsche Ungleichung oder Cauchy-Bunjakowski-Schwarz-Ungleichung, ist eine Ungleichung, die in vielen Bereichen der Mathematik verwendet wird, z. B. in der Linearen Algebra (Vektoren), in der Analysis (unendliche Reihen), in der Wahrscheinlichkeitstheorie sowie bei der Integration von Produkten. Außerdem spielt sie in der Quantenmechanik eine wichtige Rolle, wie etwa beim Beweis der heisenbergschen Unschärferelation.

Benannt ist die Ungleichung nach den Mathematikern Augustin-Louis Cauchy, Hermann Amandus Schwarz und Wiktor Jakowlewitsch Bunjakowski.

Allgemeiner Fall

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Die Ungleichung sagt aus: Wenn   und   Elemente eines reellen oder komplexen Vektorraums mit innerem Produkt sind, dann gilt für das Skalarprodukt bzw. innere Produkt   die Beziehung

 

Gleichheit gilt genau dann, wenn   und   linear abhängig sind.

Äquivalente Formulierungen erhält man unter Verwendung der von dem Skalarprodukt induzierten Norm  :

 

bzw.

 

Im reellen Fall kann man auf die Betragsstriche verzichten, schwächt damit aber die Aussage etwas ab, da die Ungleichung für negative Skalarprodukte trivialerweise erfüllt ist:

 

Spezialfälle

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Auf den Raum   mit dem Standardskalarprodukt angewandt, erhält man

 .

Im Fall quadratisch integrierbarer komplexwertiger Funktionen erhält man

 .

Für quadratisch integrierbare Zufallsvariablen erhält man

 .

Diese drei Ungleichungen werden durch die Hölder-Ungleichung verallgemeinert.

Auf quadratische Matrizen angewandt, erhält man für die Spur

 .

Im   lässt sich die Aussage der Cauchy-Schwarz’schen Ungleichung in Form einer Gleichung präzisieren:

 .

Der Summand   ist stets nicht-negativ. Er ist genau dann Null, wenn   und   linear abhängig sind.

Ungleichung zwischen dem arithmetischen und dem quadratischen Mittel

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Mit

  für  

folgt aus dem Spezialfall

 

die Ungleichung

 .

Nach einer elementaren algebraischen Umformung ergibt sich

 

und damit insbesondere

 .

Letztere Ungleichung sagt aus, dass das arithmetische Mittel stets kleiner gleich dem quadratischen Mittel ist.[1]

Geschichte

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Benannt ist die Ungleichung nach Augustin Louis Cauchy, Wiktor Jakowlewitsch Bunjakowski und Hermann Amandus Schwarz. Bei Cauchy findet sich die Summenform der Ungleichung in seiner Analyse algébrique (1821).[2] Die Integralform der Ungleichung wurde erstmals 1859 von Bunjakowski in einer Arbeit über Ungleichungen zwischen Integralen veröffentlicht; Schwarz veröffentlichte seine Arbeit erst 1884 ohne Bezugnahme auf die Arbeit von Bunjakowski. Entsprechend dieser Entwicklung findet sich teilweise auch nur die Benennung als Cauchy-Ungleichung für den diskreten, endlichen Fall und als Bunjakowski-Ungleichung[3] oder schwarzsche Ungleichung[4] im Integral-Fall.

Anwendungen

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In einem Vektorraum mit innerem Produkt lässt sich aus der Cauchy-Schwarz’schen Ungleichung die Dreiecksungleichung für die induzierte Norm

 

ableiten, und damit in weiterer Folge zeigen, dass eine so definierte Norm die Normaxiome erfüllt.

Eine weitere Folgerung der Cauchy-Schwarz-Ungleichung ist, dass das innere Produkt eine stetige Funktion ist.

Die Cauchy-Schwarz-Ungleichung stellt sicher, dass im Ausdruck

 

der Betrag des Bruches stets kleiner oder gleich eins ist, sodass also   wohldefiniert ist und damit der Winkel auf beliebige Räume mit innerem Produkt verallgemeinert werden kann.

In der Physik wird die Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung bei der Herleitung der heisenbergschen Unschärferelation verwendet.

Beweis der Ungleichung

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Spezialfall reelles Standardskalarprodukt

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Beweis per Induktion

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Die Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung ist ein natürlicher Fall für einen Induktionsbeweis.

Für   gilt   sogar mit Gleichheit. Nehmen wir somit an, dass die Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung für   Variabeln gilt, und leiten sie für   Variabeln her.

Der Kürze halber sei  ,   und  . Dann gilt

 

wobei in der ersten Ungleichung  , in der zweiten die Annahme und in der dritten die Ungleichung vom arithmetischen und geometrischen Mittel verwendet wurde.

Ist einer der Vektoren der Nullvektor, so ist die Cauchy-Schwarz-Ungleichung trivialerweise erfüllt. In den nächsten zwei Beweisen wird daher   und   vorausgesetzt.

Beweis aus der Ungleichung vom arithmetischen und geometrischen Mittel

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Ein anderer Beweis der Cauchy-Schwarz’schen Ungleichung kann direkt mit Hilfe der Ungleichung vom arithmetischen und geometrischen Mittel erfolgen:

Definiert man für   die Werte

   und   

so ergibt sich aus der Ungleichung vom arithmetischen und geometrischen Mittel die Beziehung

 

Daraus folgt unmittelbar die Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung.

Beweis aus der Umordnungs-Ungleichung

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Ein weiterer Beweis der Cauchy-Schwarz’schen Ungleichung ergibt sich aus der Umordnungs-Ungleichung. Setzt man

  und  

sowie   und   so gilt

 

Wegen der Umordnungs-Ungleichung ist nun

 

Zusammengefasst erhält man also

 

Daraus ergibt sich die Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung.

Beweis mithilfe der Diskriminante

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Das Polynom   in   ist quadratisch und nicht-negativ und hat somit eine nicht-positive Diskriminante  . Formt man das Polynom um zu

 

so schreibt sich die Diskriminante explizit als

 

woraus direkt die Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung folgt.

Allgemeines Skalarprodukt

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Die oben angegebenen Beweise beweisen nur den Spezialfall der Cauchy-Schwarz’schen Ungleichung für das Standardskalarprodukt im  . Es folgen Beweise für den allgemeinen Fall des Skalarprodukts in einem Vektorraum mit innerem Produkt:

Reeller Fall

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Unter der Voraussetzung   gilt  . Für jedes   gilt

 

Wählt man nun speziell   so ergibt sich

 

also

 

Ziehen der Quadratwurzel ergibt nun genau die Cauchy-Schwarz’sche Ungleichung

 

Komplexer Fall

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Der Beweis im komplexen Fall verläuft ähnlich, allerdings ist zu beachten, dass das Skalarprodukt in diesem Fall keine Bilinearform, sondern eine hermitesche Form ist. Der Beweis wird für die Variante linear im ersten und semilinear im zweiten Argument geführt; wird die umgekehrte Variante gewählt, so ist an den entsprechenden Stellen die komplex Konjugierte zu nehmen.

Ist  , so ist die Aussage klar. Sei  . Für jedes   gilt

 

Hier führt nun die spezielle Wahl   auf

 

also

 

Hier wurde Semilinearität im zweiten Argument und Linearität im ersten Argument vorausgesetzt. Im anderen Fall verwendet man  

Verallgemeinerung für positiv semidefinite, symmetrische Bilinearformen

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Man kann den Beweis des Satzes so umformulieren, dass die positive Definitheit des Skalarprodukts nicht verwendet wird. Damit gilt die Aussage auch für jede positiv semidefinite, symmetrische Bilinearform (beziehungsweise hermitesche Sesquilinearform)  .

Beweis für den reellen Fall

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Man wählt denselben Ansatz, wie im Beweis, der das Skalarprodukt verwendet, trifft hier aber die Wahl

 

Damit muss man nicht mehr fordern, dass   nicht 0 ist. Das ergibt

 

Ähnlich wie im obigen Beweis folgert man

 

und die Behauptung ist gezeigt, wenn   gegen 0 konvergiert. Für   folgt  .

Bedingungen für die Gleichheit

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Auch hier ist die Situation denkbar, dass aus der Ungleichung eine Gleichheit wird, zum Beispiel wenn (wie beim Skalarprodukt)   linear abhängig sind. Allerdings sind auch Fälle denkbar, wo die Gleichheit eintritt, ohne dass eine lineare Abhängigkeit vorliegt. Man betrachte etwa eine entartete Bilinearform  . Dann gibt es ein  , so dass für alle   des Vektorraums   ist. Sei nun   aus dem Vektorraum beliebig. Man erhält dann

 

und

 

also

 

auch für den Fall, dass   und   linear unabhängig sind.

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Wikibooks: Beweis der Cauchy-Schwarz-Ungleichung – Lern- und Lehrmaterialien

Literatur

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  • Peter Schreiber: The Cauchy-Bunyakovsky-Schwarz inequality. In: Hermann Grassmann, Werk und Wirkung. Internationale Fachtagung anläßlich des 150. Jahrestages des ersten Erscheinens der „linearen Ausdehnungslehre“. Universität Greifswald, 1995, S. 64–70.
  1. Claudi Alsina, Roger B. Nelsen: Perlen der Mathematik - 20 geometrische Figuren als Ausgangspunkte für mathematische Erkundungsreisen, Springer Spektrum, Springer-Verlag GmbH Berlin 2015, ISBN 978-3-662-45460-2, Seiten 20 und 262 (o. B. d. A. wird hier der Fall   betrachtet.)
  2. Augustin-Louis Cauchy: Analyse algébrique. 1821, S. 455 f. (Digitalisat auf Gallica).
  3. V.I. Bityutskov: Bunyakovskii inequality. In: Michiel Hazewinkel (Hrsg.): Encyclopedia of Mathematics. Springer-Verlag und EMS Press, Berlin 2002, ISBN 1-55608-010-7 (englisch, encyclopediaofmath.org).
  4. Eric W. Weisstein: Schwarz's Inequality. In: MathWorld (englisch).