Poey-d’Oloron

französische Gemeinde im Département Pyrénées-Atlantiques

Poey-d’Oloron ist eine französische Gemeinde mit 164 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Sie gehört zum Arrondissement Oloron-Sainte-Marie und zum Kanton Oloron-Sainte-Marie-2 (bis 2015: Kanton Oloron-Sainte-Marie-Est).

Poey-d’Oloron
Poey-d’Oloron (Frankreich)
Poey-d’Oloron (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Oloron-Sainte-Marie
Kanton Oloron-Sainte-Marie-2
Gemeindeverband Haut Béarn
Koordinaten 43° 15′ N, 0° 40′ WKoordinaten: 43° 15′ N, 0° 40′ W
Höhe 160–254 m
Fläche 4,79 km²
Einwohner 164 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 34 Einw./km²
Postleitzahl 64400
INSEE-Code

Rathaus von Poey-d’Oloron

Der Name in der gascognischen Sprache lautet Poei-d’Auloron.[1] Der Name stammt aus dem lateinischen podium.[2]

Geographie Bearbeiten

Poey-d’Oloron liegt ca. 9 km nordwestlich von Oloron-Sainte-Marie in der historischen Provinz Béarn.

Umgeben wird der Ort von den Nachbargemeinden:

Aren Saucède
Géronce   Lucq-de-Béarn
Orin Verdets

Poey-d’Oloron liegt im Einzugsgebiet des Flusses Adour am rechten Ufer des Gave d’Oloron. Der Lassabaigt, ein Nebenfluss der Auronce, durchquert das Gebiet der Gemeinde.[3]

Geschichte Bearbeiten

Auf einem nach drei Seiten abfallenden Hügelrücken nördlich des Zentrums der heutigen Gemeinde befand sich in der Frühgeschichte ein befestigtes Lager. Es hatte eine ovale Form und zwei halbmondförmige Abschnittswälle, einer mit einer Höhe von fünf bis sechs Metern im Südosten, der andere mit einer Höhe von drei Metern im Nordwesten. Eine runde Motte mit einem Durchmesser von sechs bis acht Metern und ein bewaldeter Erdhügel mit einem Graben und einer 30 Meter langen Brustwehr komplettieren die Anlage. Im Laufe des Mittelalters hat sich das Dorf am Fuße dieser Befestigung entwickelt. In der Volkszählung des Béarn im Jahre 1385 wurden in Poey 14 Haushalte gezählt und das Dorf gehörte zur Bailliage von Oloron.[2][4][5]

Toponyme und Erwähnungen von Poey-d’Oloron waren:

  • Podium (10. Jahrhundert, Kopialbuch der Abtei von Lucq-de-Béarn),
  • Sent-Martii de Poey (1422, Notare aus Lucq-de-Béarn),
  • Poey (1750 und 1793, Karte von Cassini bzw. Notice Communale),
  • Pocy (1801, Bulletin des lois),
  • Poey (1863, Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées) und
  • Poey-d’Oloron (1956, Anfügen des Zusatzes, um sich besser von der namensgleichen Gemeinde Poey-de-Lescar zu unterscheiden).[5][6][7]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Nach Höchstständen der Einwohnerzahl von rund 300 in der Mitte des 19. Jahrhunderts reduzierte sich die Zahl bei kurzen Erholungsphasen bis nach dem Zweiten Weltkrieg auf rund 140. In der Folgezeit ist ein moderates Wachstum zu verzeichnen, das in jüngster Zeit wieder stagniert.

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2009 2021
Einwohner 144 166 144 177 172 178 182 186 164
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Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[7] INSEE ab 2009[8]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Pfarrkirche Saint-Martin Bearbeiten

 
Pfarrkirche Saint-Martin

Laut Pierre de Marcas Buch Histoire de Béarn wurde die Martin von Tours geweihte Kirche seit dem 10. Jahrhundert im Kopialbuch der Abtei von Lucq-de-Béarn erwähnt. Bekannt ist, dass sie 1297 vom gleichen Pfarrer betreut wurde, der auch die Pfarrkirche von Verdets leitete. Im 17. Jahrhundert wurden Veränderungen vorgenommen. Das Langhaus birgt ein Haupt- und ein Seitenschiff, welches im 18. Jahrhundert hinzugefügt wurde. Die Apsis ist flach und an den Mauerecken abgerundet. Der Glockenturm mit einem spitzen Helm besitzt noch heute eine Schießscharte an seiner Südseite.[9]

1894 wurde im Innern das Gipsgewölbe durch eine Holzdecke ersetzt, auf dem ein Bildnis über die Apotheose des heiligen Martin entstand. Es zeigt den Heiligen, wie er in den Himmel aufsteigt, begleitet von zwei musizierenden Engeln. Martin ist zu erkennen an seiner Mitra und seinem Bischofsstab, denn er war Bischof von Tours im vierten Jahrhundert. Das goldene, ätherische Licht, in das der obere Teil getaucht ist, unterstreicht die sakrale Atmosphäre. Das Gemälde ist vermutlich das Werk des Malers Joseph Castaing aus Pau, der 1895 ähnliche Werke für die Pfarrkirche von Aramits schuf.[10]

Der Chor der Kirche birgt ein vergoldetes und polychromes Altarretabel aus dem 18. Jahrhundert. Säulen Salomonischer Ordnung tragen das Gesims, unter dem ein Engelskopf den Betrachter anschaut. Die Säulen sind umgeben von eleganten Blumenmotiven, Ähren und Putten, an der Basis sind es kleine Nagetiere. Oberhalb des Gesims halten Engel die Märtyrerpalme und umrahmen einen rechteckigen Giebel, auf dem Gottvater zu erkennen ist. Der Künstler des Werks, Antoine Giraudy, ließ sich 1690 in Lescar nieder und schuf weitere Werke in der Region. 1723 wurde das Retabel vom Bildhauer Artigave aus Sainte-Marie ausgebessert. Das zentrale Gemälde, das 2009 restauriert wurde, zeigt den heiligen Martin in der Szene, als er seinen Mantel teilte.[11]

Der gleiche Künstler fertigte in der gleichen Zeit auch den Tabernakel an. Hier ist ein ähnlicher Engel zu erkennen wie an dem Retabel. Auf der Tür des Schreins zeigt sich Jesus als Ecce homo, über ihm Gottvater. Um die Tür herum erscheint ein reichhaltiges Dekor mit der Darstellung der Verkündigung des Herrn und Statuetten von den Heiligen Petrus, Paulus, Antonius, Ludwig IX. von Frankreich und Katharina. Unter einer Kuppel wird der auferstandene Christus dargestellt. Ein typisches Element des Künstlers sind verschlafene kleine Engel als Verzierungen auf dem Gesims.[12]

Die Seitenkapelle Notre-Dame in der Pfarrkirche wurde zwischen 1723 und 1727 errichtet und ist mit einem Retabel ausgestattet, das aus dem Jahr 1730 datiert und von der Werkstatt des Künstlers Jean-Baptiste Dartigacave aus Sainte-Marie geschaffen wurde. Es ist vor allem in den Farben Blau, Beige und Gold gehalten und zeigt in der Mitte eine Madonna mit Jesuskind, eine seit dem 17. Jahrhundert weit verbreitete Darstellung. Die Seitentafeln tragen herabfallendes Blattwerk mit Köpfen von Engeln und sind links und rechts umrahmt von Schlangensäulen mit Blumengirlanden und Weintrauben. Oberhalb der Marienstatue halten zwei kniende Engel eine Krone. Der Sockel ist mit geometrischen Motiven verziert. Dieser Altar besitzt keinen Tabernakel.[13]

Der Haupt- und der Nebenaltar mit ihren Retabeln sind seit 1996 als Monuments historiques klassifiziert.[14][15]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Ossau-Iraty très affiné

Poey-d’Oloron liegt in den Zonen AOC des Ossau-Iraty, eines traditionell hergestellten Schnittkäses aus Schafmilch, sowie der Schweinerasse und des Schinkens „Kintoa“.[16]

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Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2015[17]
Gesamt = 18

Sport und Freizeit Bearbeiten

Ein leichter Rundweg von 5,5 km Länge mit einem Höhenunterschied von 70 m führt vom Zentrum der Gemeinde zum Ufer des Gave und zur Stelle der ehemaligen, frühgeschichtlichen Befestigungsanlage.[18]

Verkehr Bearbeiten

Poey-d’Oloron wird durchquert von der Route départementale 27 und ist über eine Linie des Busnetzes Transports 64 über Oloron-Sainte-Marie und Navarrenx mit anderen Gemeinden des Départements verbunden.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Poey-d’Oloron – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Poey-d’Oloron. Gasconha.com, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  2. a b Poey-d’Oloron. visites.aquitaine.fr, archiviert vom Original am 9. September 2016; abgerufen am 5. November 2017 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/visites.aquitaine.fr
  3. Ma commune : Poey-d’Oloron. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  4. Conseil régional d’Aquitaine: Castera de Poey. visites.aquitaine.fr, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. November 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. a b Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 136, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  6. David Rumsey Historical Map Collection France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 5. November 2017 (englisch).
  7. a b Notice Communale Poey-d’Oloron. EHESS, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  8. Populations légales 2014 Commune de Poey-d’Oloron (64449). INSEE, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  9. Conseil régional d’Aquitaine: Église Saint-Martin. visites.aquitaine.fr, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. November 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. Conseil régional d’Aquitaine: Peinture du plafond de l’église Saint-Martin : Apothéose de saint Martin. visites.aquitaine.fr, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. November 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. Conseil régional d’Aquitaine: Retable central de l’église Saint-Martin. visites.aquitaine.fr, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. November 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  12. Conseil régional d’Aquitaine: Tabernacle du maître-autel de l’église Saint-Martin. visites.aquitaine.fr, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. November 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. Conseil régional d’Aquitaine: Retable de la chapelle Notre-Dame. visites.aquitaine.fr, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 5. November 2017 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/visites.aquitaine.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  14. autel, retable, tabernacle (maître-autel). Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  15. autel, retable, gradin d’autel (autel secondaire). Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  16. Institut national de l’origine et de la qualité : Rechercher un produit. Institut national de l’origine et de la qualité, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  17. Caractéristiques des établissements en 2015 Commune de Poey-d’Oloron (64449). INSEE, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).
  18. Le saumon : roi de nos gaves. (PDF) Tourismusbüro des ehemaligen Gemeindeverbands Communes du Piémont Oloronais, abgerufen am 5. November 2017 (französisch).