Charritte-de-Bas

französische Gemeinde im Département Pyrénées-Atlantiques

Charritte-de-Bas ist eine französische Gemeinde mit 248 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Pyrénées-Atlantiques in der Region Nouvelle-Aquitaine (vor 2016: Aquitanien). Die Gemeinde gehört zum Arrondissement Oloron-Sainte-Marie und zum Kanton Montagne Basque (bis 2015: Kanton Mauléon-Licharre).

Charritte-de-Bas
Sarrikotapea
Charritte-de-Bas (Frankreich)
Charritte-de-Bas (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Nouvelle-Aquitaine
Département (Nr.) Pyrénées-Atlantiques (64)
Arrondissement Oloron-Sainte-Marie
Kanton Montagne Basque
Gemeindeverband Pays Basque
Koordinaten 43° 18′ N, 0° 53′ WKoordinaten: 43° 18′ N, 0° 53′ W
Höhe 99–223 m
Fläche 7,40 km²
Einwohner 248 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 34 Einw./km²
Postleitzahl 64130
INSEE-Code

Rathaus von Charritte-de-Bas

Der Name in der baskischen Sprache lautet Sarrikotapea. Die Einwohner werden entsprechend Sarrikotar genannt.[1]

Geographie Bearbeiten

Charritte-de-Bas liegt ca. 40 km nordwestlich von Oloron-Sainte-Marie in der historischen Provinz Soule im französischen Teil des Baskenlands.

Umgeben wird der Ort von den Nachbargemeinden:

Lichos
Aroue-Ithorots-Olhaïby   Charre
Espès-Undurein

Charritte-de-Bas liegt im Einzugsgebiet des Flusses Adour. Ein Nebenfluss des Gave d’Oloron, der Saison, strömt zusammen mit seinem Zufluss, dem Borlaas, durch das Gemeindegebiet.[2]

Geschichte Bearbeiten

Die Gründung der Gemeinde erfolgte im Mittelalter. Erste Erwähnung erfolgte 1474 in der Form Xarrite in den Verträgen des Notars Ohix der Provinz Soule.[3][4]

Auf der Karte von Cassini 1750 ist die Gemeinde als Charitte inferieur eingetragen, wurde während der Französischen Revolution 1793 als Charitte Mas geführt, acht Jahre später während des Französischen Konsulats als Charitte-Inferieur und schließlich als Charitte-de-Bas.[5][6]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Nach Höchstständen der Einwohnerzahl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit über 400 Einwohnern reduzierte sich die Zahl bei kurzzeitigen Wachstumsphasen bis heute um rund 40 % und pendelt sich auf ein Niveau von rund 250 Bewohnern ein.

Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2009 2021
Einwohner 318 301 291 285 273 247 242 240 248
Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.
Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz
Quellen: EHESS/Cassini bis 2006,[6] INSEE ab 2009[7]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Ortskirche Saint-Jean-Baptiste
 
Altar der Ortskirche
  • Ortskirche, gewidmet Johannes dem Täufer. Romanische Partien der heutigen Kirche gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Da die Gemeinde am Jakobsweg nach Santiago de Compostela liegt, war ihre erste Bestimmung die Aufnahmen der Pilger. Während der Hugenottenkriege im 16. Jahrhundert wahrscheinlich vollständig zerstört, wurde die Kirche ein Jahrhundert später wieder aufgebaut. In diesem Zuge wurde der Glockengiebel errichtet, ein typisches Beispiel für die Region Soule mit seinem charakteristischen Clocher trinitaire. Der Giebel weist drei gleich hohe Spitzdächer auf, jedes mit einem Kreuz versehen, als Symbol für die Dreifaltigkeit. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde die Kirche vollständig restauriert.[8] Die Anordnung der Säulen und Arkaden inmitten des Kirchenschiffs im Kircheninnern gehört zu den romanischen Elementen, die die Zerstörung im 16. Jahrhundert überdauert haben. Wie in allen baskischen Kirchen erstrecken sich auch hier Emporen auf drei Seiten. Diese sind traditionell den Männern vorbehalten, die während einer Messe der Tradition nach von den Frauen getrennt sitzen.[9] Die Einheit von Altar, Altaraufsatz und Tabernakel stammt aus dem 18. Jahrhundert und repräsentiert den im Baskenland weit verbreiteten barocken Stil. In der Mitte des Altaraufsatzes fällt der Blick auf ein Gemälde, das die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer zeigt. Der Gebrauch von intensiven Farben, insbesondere Purpur und Gold, verstärkt den Gesamteindruck.[10] Am Altaraufsatz ist ein Seraph mit einem runden Gesicht und kolorierten Wangen zu erkennen. Allerdings verleihen ihm seine großen Augen und seine nach unten zeigenden Mundwinkel einen traurigen Ausdruck. Der Rest seines Körpers besteht aus verflochtenen goldenen Motiven.[11] Der Tabernakel in der Mitte des Altaraufsatzes ist aus dem gleichen vergoldeten Holz gearbeitet. Er ist reich verziert mit Engeln und Puttenköpfen, einer Glocke und zahlreichen floralen Motiven. Eine Christusstatue füllt die gesamte Tür des Tabernakels aus. Es handelt sich um die in der christlichen Bildsymbolik „Christus in der Rast“ genannte Darstellung. Sie stellt den Moment der Passion dar, nachdem Christus seiner Kleider beraubt worden war und bevor er an das Kreuz genagelt wurde. Hier trägt er lediglich einen Umhang über seine Schultern, eine Dornenkrone auf seinem Haupt und ein Schilfrohr in seiner Hand.[12]
  • Haus Prebende. Es ist wahrscheinlich zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert gebaut worden und weist typische Eigenschaften von Häusern der Soule auf. Das raue Klima in der Nähe der Pyrenäen erfordert feste Baustoffe zur Errichtung der Wände wie Kieselsteine oder Kies. Eine weitere Besonderheit ist die hohe Dachneigung von zuweilen 50°, um die Ansammlung einer zu großen Menge schweren Schnees im Winter zu vermeiden.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

 
Ossau-Iraty

Traditionell ist die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Gemeinde. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Handwerk als weitere wirtschaftliche Aktivität. Daneben gibt es heute mehrere kleine Unternehmen.[3] Charritte-de-Bas liegt in den Zonen AOC des Ossau-Iraty, eines traditionell hergestellten Schnittkäses aus Schafmilch, sowie der Schweinerasse und des Schinkens „Kintoa“.[14]

Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.
Aktive Arbeitsstätten nach Branchen am 31. Dezember 2014[15]
Gesamt = 30

Bildung Bearbeiten

Die Gemeinde verfügt über eine öffentliche Vor- und Grundschule mit 32 Kindern im Schuljahr 2016/2017.[16]

Verkehr Bearbeiten

Charritte-de-Bas ist erreichbar über die Routes départementales 11, 23 und 2023 und ist mit einer Linie des Busnetzes Transports 64 mit anderen Gemeinden des Départements verbunden.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Charritte-de-Bas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Lieux - toponymie Sarrikotapea (-a) (Pettarra (-a)). Königliche Akademie der Baskischen Sprache, abgerufen am 20. April 2017 (französisch).
  2. Ma commune : Charritte-de-Bas. Système d’Information sur l’Eau du Bassin Adour Garonne, abgerufen am 20. April 2017 (französisch).
  3. a b Conseil régional d’Aquitaine: Charritte-de-Bas. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 21. April 2017; abgerufen am 17. Oktober 2023 (französisch).
  4. Paul Raymond: Dictionnaire topographique du département des Basses-Pyrénées. In: Dictionnaire topographique de la France. Imprimerie nationale, 1863, S. 49, abgerufen am 20. April 2017 (französisch).
  5. France 1750. David Rumsey Map Collection: Cartography Associates, abgerufen am 20. April 2017 (englisch).
  6. a b Notice Communale Charritte-de-Bas. EHESS, abgerufen am 20. April 2017 (französisch).
  7. Populations légales 2014 Commune de Charritte-de-Bas (64187). INSEE, abgerufen am 20. April 2017 (französisch).
  8. Conseil régional d’Aquitaine: Église Saint-Jean-Baptiste. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 21. April 2017; abgerufen am 17. Oktober 2023 (französisch).
  9. Conseil régional d’Aquitaine: Intérieur de l’église Saint-Jean-Baptiste. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 21. April 2017; abgerufen am 17. Oktober 2023 (französisch).
  10. Conseil régional d’Aquitaine: Maître-autel de l’église Saint-Jean-Baptiste. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 21. April 2017; abgerufen am 17. Oktober 2023 (französisch).
  11. Conseil régional d’Aquitaine: Séraphin du maître-autel de l’église Saint-Jean-Baptiste. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 20. April 2017; abgerufen am 17. Oktober 2023 (französisch).
  12. Conseil régional d’Aquitaine: Tabernacle de l’église Saint-Jean-Baptiste. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 21. April 2017; abgerufen am 17. Oktober 2023 (französisch).
  13. Conseil régional d’Aquitaine: Maison Prebende. Visites en Aquitaine, archiviert vom Original am 20. April 2017; abgerufen am 17. Oktober 2023 (französisch).
  14. Institut national de l’origine et de la qualité. Institut national de l’origine et de la qualité, abgerufen am 20. April 2017 (französisch).
  15. INSEE: Caractéristiques des établissements en 2014 Commune de Charritte-de-Bas (64187). Archiviert vom Original am 20. Juni 2017; abgerufen am 17. Oktober 2023 (französisch).
  16. École maternelle et élémentaire. Nationales Bildungsministerium, abgerufen am 20. April 2017 (französisch).