Uniforme Algebren werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis, genauer in der Theorie der Banachalgebren, untersucht. Es handelt sich dabei um abgeschlossene Unteralgebren von Algebren stetiger Funktionen auf einem Kompaktum bzgl. der Supremumsnorm. Da man letztere auch die uniforme Norm nennt, denn sie definiert die Topologie der gleichmäßigen Konvergenz (engl. uniform convergence), erklärt sich der auch im Deutschen gebräuchliche Name uniforme Algebra.

Definitionen

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Für einen kompakten Hausdorffraum   sei   die  -Algebra der stetigen Funktionen  .   enthält die konstanten Funktionen und trennt nach dem Lemma von Urysohn die Punkte von  , das heißt zu je zwei verschiedenen Punkten   gibt es eine Funktion   mit  . Mit der Supremumsnorm   wird   eine kommutative Banachalgebra.

Eine uniforme Algebra auf einem kompakten Hausdorffraum   ist eine  -abgeschlossene Unteralgebra  , die die Konstanten enthält und die Punkte von   trennt.[1][2][3]

Beispiele

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  • Die Algebren der Form  ,   kompakter Hausdorffraum, sind selbst uniforme Algebren.
  • Für eine kompakte Teilmenge   sei   die Unteralgebra aller Funktionen, die auf   gleichmäßig durch Polynome approximiert werden können. Ist   die Einheitskreislinie, so ist   die Diskalgebra.
  • Für eine kompakte Teilmenge   sei   die Unteralgebra aller Funktionen, die auf   gleichmäßig durch rationale und in einer Umgebung von   holomorphen Funktionen approximiert werden können.
  • Für eine kompakte Teilmenge   sei   die Unteralgebra aller Funktionen, die auf   holomorph sind, wobei   das Innere von   bezeichne. Ist   der Einheitskreis, so ist   die Diskalgebra. Es ist also  , beachte aber, dass es sich um uniforme Algebren über verschiedenen Mengen handelt.

Bemerkungen

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Der Begriff der uniformen Algebra hängt ganz wesentlich von   ab. Die Algebra   ist keine uniforme Algebra auf  , denn die Punkte 0 und 1 werden nicht durch   getrennt. Aber   ist isometrisch isomorph zur uniformen Algebra   der stetigen Funktionen auf der Einheitskreislinie  , denn

 

ist offenbar ein solcher Isomorphismus.

Ist   eine uniforme Algebra auf  , so definiert jedes   einen Homomorphismus

 .

Da   die konstante Funktion 1 enthält und  , ist  , das heißt   ist ein Element des Gelfand-Raums  . Da   die Punkte von   trennt, ist   für zwei verschiedene Punkte  . Daher ist

 

eine homöomorphe Einbettung, die im Allgemeinen aber nicht surjektiv ist.

Damit ist   definitionsgemäß ein Rand der Banachalgebra und kann daher als abgeschlossene Menge des Schilow-Randes   von   aufgefasst werden. In Analogie obiger Beispiele   oder   versucht man in der Theorie der uniformen Algebren für die Restmenge   unter anderem Begriffsbildungen aus der Theorie der analytischen Funktionen zu verallgemeinern.

Spezialfälle

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Eine uniforme Algebra   heißt antisymmetrisch, wenn alle reellwertigen Funktionen aus   konstant sind. Die oben genannte Diskalgebra ist ein Beispiel für eine antisymmetrische uniforme Algebra.

Eine uniforme Algebra   heißt maximal, wenn es keine echt zwischen   und   gelegene uniforme Algebra auf   gibt. Nach dem Maximalitätssatz von Wermer ist die Diskalgebra   maximal. Die Diskalgebra tritt auch als uniforme Algebra   auf und ist offenbar nicht maximal in  . Der Begriff der Maximalität hängt also von   ab.[4]

Eine uniforme Algebra   heißt Dirichlet auf  , wenn der  -Vektorraum   der Realteile der Funktionen aus   eine dichte Teilmenge in   ist. Ist zusätzlich  , so nennt man   eine Dirichlet-Algebra.

Eine uniforme Algebra   heißt logmodular, wenn die Menge   der Logarithmen der Beträge von in   invertierbaren Funktionen dicht in   ist. Dirichlet-Algebren sind logmodular.[5]

Verallgemeinerung

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Das obige Beispiel   wirft die Frage auf, wann eine kommutative Banachalgebra mit Einselement isometrisch isomorph zu einer uniformen Algebra ist. Mittels der Gelfand-Transformation und der Spektralradiusformel sieht man leicht, dass eine kommutative Banachalgebra   mit Einselement genau dann isometrisch isomorph zu einer uniformen Algebra ist, wenn   für alle  . Im unten angegebenen Lehrbuch von H. Goldmann[6] wird das sogar als Definition verwendet. Ist die Banachalgebra endlich erzeugt, so kann ihr Gelfand-Raum mit dem gemeinsamen Spektrum eines Erzeugendensystems identifiziert werden und daher mit einer kompakten Teilmenge des  .[7]

Diese Charakterisierung kann für eine Verallgemeinerung auf Fréchet-Algebren verwendet werden. Eine Fréchet-Algebra   heißt uniforme Fréchet-Algebra, wenn die Fréchet-Raum-Topologie durch eine Folge   submultiplikativer Halbnormen gegeben ist, für die   gilt für alle   und  .[8]

Einzelnachweise

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  1. T. W. Gamelin: Uniform Algebras, Chelsea Publishing Company 1969, Kapitel II
  2. S. A. Gregoryan, T. V. Tonev: Shift-invariant Uniform Algebras on Groups, Birkhäuser-Verlag 2006, ISBN 3-7643-7606-6, Kapitel 1.2: Uniform Algebras
  3. J. Agler, J. E. McCarthy: Pick Interpolation and Hilbert Function Spaces, American Mathematical Society 2002, ISBN 0-8218-2898-3, Definition 13.13
  4. T. W. Gamelin: Uniform Algebras, Chelsea Publishing Company 1969, Kapitel II.5: Maximal Subalgebras
  5. T. W. Gamelin: Uniform Algebras, Chelsea Publishing Company 1969, Kapitel II.4: Logmodular Algebras
  6. H. Goldmann: Uniform Fréchet Algebras, Elsevier Science Publishing Company, ISBN 0-444-88488-2, Definition 1.1.2
  7. Winfried Kaballo: Aufbaukurs Funktionalanalysis und Operatortheorie, Springer-Verlag 2014, ISBN 978-3-642-37794-5, Kap. 13.4: Uniforme Algebren und gemeinsame Spektren.
  8. H. Goldmann: Uniform Fréchet Algebras, Elsevier Science Publishing Company, ISBN 0-444-88488-2, Definition 4.1.2