Schwaan

Gemeinde in Deutschland

Schwaan ist eine Stadt im Landkreis Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie ist Sitz des Amtes Schwaan, dem weitere sechs Gemeinden angehören, und bildet für ihre Umgebung ein Grundzentrum.[2]

Wappen Deutschlandkarte
Schwaan
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schwaan hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 56′ N, 12° 6′ OKoordinaten: 53° 56′ N, 12° 6′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Rostock
Amt: Schwaan
Höhe: 2 m ü. NHN
Fläche: 38,28 km2
Einwohner: 5070 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 132 Einwohner je km2
Postleitzahl: 18258
Vorwahl: 03844
Kfz-Kennzeichen: LRO, BÜZ, DBR, GÜ, ROS, TET
Gemeindeschlüssel: 13 0 72 095
Adresse der
Stadtverwaltung:
Pferdemarkt 2
18258 Schwaan
Website: www.schwaan.de
Bürgermeister: Mathias Schauer
Lage der Stadt Schwaan im Landkreis Rostock
KarteRostockSchwerinLandkreis Mecklenburgische SeenplatteLandkreis Vorpommern-RügenLandkreis NordwestmecklenburgLandkreis NordwestmecklenburgLandkreis Ludwigslust-ParchimAdmannshagen-BargeshagenBartenshagen-ParkentinBörgerende-RethwischHohenfelde (Mecklenburg)Nienhagen (Landkreis Rostock)ReddelichRetschowSteffenshagenWittenbeckBaumgarten (Warnow)BernittBützowDreetz (Mecklenburg)JürgenshagenKlein BelitzPenzinRühnSteinhagen (Mecklenburg)Tarnow (Mecklenburg)Warnow (bei Bützow)ZepelinBroderstorfBlankenhagenPoppendorfRoggentin (bei Rostock)BroderstorfThulendorfAltkalenBehren-LübchinFinkenthalGnoienWalkendorfBehren-LübchinGlasewitzGroß SchwiesowGülzow-PrüzenGutowKlein UpahlKuhsLohmen (Mecklenburg)Lüssow (Mecklenburg)MistorfMühl RosinPlaazReimershagenSarmstorfDolgen am SeeHohen SprenzLaageWardowDobbin-LinstowHoppenradeKrakow am SeeKuchelmißLalendorfLalendorfAlt SührkowDahmenDalkendorfGroß RogeGroß WokernGroß WüstenfeldeHohen DemzinJördenstorfLelkendorfPrebberedeSchorssowSchwasdorfSukow-LevitzowThürkowWarnkenhagenAlt BukowAm SalzhaffBastorfBastorfBiendorf (Mecklenburg)CarinerlandRerikBentwischBlankenhagenGelbensandeMönchhagenRövershagenBenitzBröbberowKassowRukietenSchwaanVorbeckWiendorf (Mecklenburg)Cammin (bei Rostock)GnewitzGrammowNustrowSelpinStubbendorfTessin (bei Rostock)ThelkowZarnewanzElmenhorst/LichtenhagenKritzmowLambrechtshagenPapendorf (Warnow)PölchowStäbelowZiesendorfBad DoberanDummerstorfGraal-MüritzGüstrowKröpelinKühlungsbornNeubukowSanitzSatowTeterow
Karte

Geografie Bearbeiten

Geografische Lage Bearbeiten

Schwaan liegt an der unteren Warnow und der Beke zwischen Rostock und Güstrow. Die Hänge östlich und westlich der Warnow erreichen kaum 50 m ü. NHN, das Gebiet wird nach Norden zur Ostsee hin flacher.

Umgeben wird Schwaan von den Nachbargemeinden Bröbberow im Norden, Benitz im Nordosten, Wiendorf im Osten, Rukieten im Südosten, Kassow und Vorbeck im Süden sowie Klein Belitz im Westen.

Stadtgliederung Bearbeiten

Zu Schwaan gehören folgende Ortsteile[3]:

Geschichte Bearbeiten

Vom 13. bis zum 18. Jahrhundert Bearbeiten

Der Name Schwaan kommt aus dem Altslawischen und bedeutet: živŭ = lebend oder zvati für rufen. Auch eine Herleitung vom Lokator­namen Svan od. Zvan also Ort des živan, Svan, Zvan ist durchaus möglich.[4]

 
Schatzfund von Schwaan, Archäologisches Museum Groß Raden

Das Gebiet an der Warnow war ursprünglich von Slawen besiedelt, was man heute noch an den Orts- und Flurnamen erkennen kann. Erstmals wurde Schwaan 1276 als Stadt in einer Urkunde nachgewiesen. Eine Kirche wurde bereits 1236 urkundlich erwähnt.[5] Sowohl das ehemalige Schloss als auch der Ort „[...] Schwan an der Warnow“ gelten als Stammsitz des seit 1202 bezeugten Adelsgeschlechtes von Schwan.[6]

1765 vernichtete ein großer Brand die gesamte Stadt bis auf die Paulskirche und eine Mühle. Daher wird heute das Stadtbild von danach insbesondere im klassizistischen Stil errichteten Bürgerhäusern bestimmt. Schwaan war Landstadt in Mecklenburg und als solche eine der Städte im Wendischen Kreis, die bis 1918 auf mecklenburgischen Landtagen der 1523 vereinten Landstände vertreten waren.

Schon vor 1771 waren im Ort Juden ansässig, die den jüdischen Friedhof einrichteten. Seit den 1880er Jahren nahm die Zahl der jüdischen Bürger kontinuierlich ab, bis sich die kleine Gemeinde 1915 auflöste. Die in der Zeit des Nationalsozialismus 1937 noch hier lebenden sieben Juden wurden in die Emigration oder in den Freitod getrieben. Drei Personen sind in das KZ Auschwitz deportiert und dort ermordet worden.[7] Der Friedhof wurde in den 1960er Jahren überbaut. 1988 wurde ein Denkmal am ehemaligen Ort des Friedhofs errichtet.

19. bis 21. Jahrhundert Bearbeiten

Schwaan war eine kleine Ackerbürgerstadt und Markt für die umliegenden Gemeinden des Ritterschaftlichen und des Domanialamtes Schwaan, das bis 1921 bestand. Stadt und Amt wurden in das Amt Bützow eingegliedert, bereits 1925 in das Amt Rostock(-Land), das wiederum 1933 zum Kreis umbenannt wurde.

Der Bau der Bahnlinie Hagenow–Schwerin–Rostock durch Schwaan (1850) brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Das Rathaus wurde nur fünf Jahre später in neugotischem Stil errichtet. Zwischen 1890 und 1930 hatte Schwaan weit über seine Grenzen hinaus einen Ruf als Spargelstadt.[8] Die Stadt wurde als Ausflugsziel vor allem der Rostocker sehr geschätzt. 1928 wurde an der Warnow die erste deutsche Flussbadeanstalt eröffnet.

1911 wurde eine Lungenheilstätte errichtet, die später zu einer Tuberkulose- und Rehabilitationsklinik ausgebaut wurde. Sie wird heute als Fachklinik Waldeck für Rehabilitationszwecke genutzt.[9]

 
Hubbrücke über die Warnow von 1928 (inzwischen abgetragen)
 
Neue Warnowbrücke von 2015

Im Zweiten Weltkrieg erlitt Schwaan keine Zerstörungen durch Bombentreffer. Die 1928 errichtete Schwaaner Hubbrücke über die Warnow wurde jedoch am 1. Mai 1945 gesprengt, ihr beschädigter Hubteil bis 1950 wieder erneuert. Die Brücke war technisches Denkmal und ein Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde auf Grund von Baufälligkeit 2015 durch ein festes Brückenbauwerk ersetzt. Bereits im August 2009 wurden die stählernen Hubportale abgetragen.

Seit 1991 wurde der historische Stadtkern im Rahmen der Städtebauförderung grundlegend saniert.

Von 1952 bis 1990 lag Schwaan im Kreis Bützow des DDR-Bezirks Schwerin, dann im Land Mecklenburg-Vorpommern. 1994 wurde die Stadt in den Landkreis Bad Doberan eingegliedert. Seit der Kreisgebietsreform Mecklenburg-Vorpommern 2011 gehört Schwaan zum Landkreis Rostock.

Eingemeindungen Bearbeiten

Am 1. Juli 1950 wurden die bisher eigenständigen Gemeinden Letschow und Niendorf eingegliedert. Am 1. Januar 1999 wurde Bandow eingemeindet.[10]

Bevölkerung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1990 5540
1995 5174
2000 5527
2005 5363
2010 5087
2015 4972
Jahr Einwohner
2020 5017
2021 5037
2022 5070

Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres[11]

Der starke Anstieg der Einwohnerzahl 2000 ist auf die Eingemeindung von Bandow im Jahr 1999 zurückzuführen.

Religion Bearbeiten

  • Evangelisch-lutherische Kirchgemeinde Schwaan mit der St.-Pauls-Kirche
  • Katholische Gemeinde St. Josef, die in die St.-Antonius-Gemeinde Bützow eingegliedert ist.[12]

Politik Bearbeiten

 
Rathaus

Stadtvertretung Bearbeiten

Die Stadtvertretung, das Kommunalparlament der Stadt, besteht aus 17 Mitgliedern und dem Bürgermeister.[13][14]

Partei / Liste Sitze 2014 Sitze 2019
Unabhängige Wähler Schwaan (UWS) 6 6
CDU 4 3
LINKE 4 3
Grüne 3 2
Wählergemeinschaft Schwaaner-Sportler-Vereinigung (S-S-V) 2
SPD 1

Wappen Bearbeiten

Das Wappen wurde am 10. April 1858 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin festgelegt. In seiner heutigen Form wurde es am 14. September 1940 vom Reichsstatthalter in Mecklenburg verliehen und unter der Nr. 218 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „In Blau ein rechts gekehrter silberner Schwan mit goldenem Schnabel und goldenen Füßen und mit goldener Krone um den Hals.“

Das Wappen wurde von dem Berliner Hans Schweitzer neu gezeichnet.

Städtepartnerschaft Bearbeiten

Seit 1990 besteht eine Partnerschaft mit Loxstedt, südlich von Bremerhaven in Niedersachsen gelegen.

Sehenswürdigkeiten und Kultur Bearbeiten

 
Kunstmuseum in der Wassermühle
 
Kriegerdenkmal für die Gefallenen von 1870/71

Bauten und Denkmäler Bearbeiten

  • St. Paulus-Kirche, eine der ältesten Stadtkirchen Mecklenburg-Vorpommerns, im 13. Jahrhundert erbaut, Altar und Ausstattung von 1828/29, Orgel von 1861
  • St.-Josef-Kirche, 1948 aus einem alten Spritzenhaus entstanden
  • Rathaus, 1780 als Raths-Session-Haus erbaut, 1865 im neugotischen Stil aufgestockt und erweitert
  • Kunstmuseum in der Wassermühle, stellt Werke der mecklenburgischen Kunst aus. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Arbeiten der Maler Franz Bunke, Rudolf Bartels, Peter Paul Draewing (alle Schwaan) und Alfred Heinsohn (Hamburg). Diese vier Künstler gründeten um 1890 in Schwaan die einzige Künstlerkolonie Mecklenburgs, die Künstlerkolonie Schwaan.
  • Apothekenmuseum mit alten Apothekeneinrichtungen, Markt 8. Auf dem Innenhof befindet sich seit 2012 ein privates Museum
  • Kriegerdenkmal für die Gefallenen von 1870/71 auf dem Marktplatz, 1895 errichtet. An der Vorderseite befindet sich ein Reliefmedaillon des Großherzogs Friedrich Franz IV., geschaffen von dem Bildhauer Hermann Hultzsch. Bekrönt wird das Denkmal von einem Eisernen Kreuz. Erhalten ist auch das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges am Bahnhof.
  • Gedenkstele von 1988 am ehemaligen jüdischen Friedhof in der Lindenbruchstraße, erinnert an den „Guten Ort“ der jüdischen Gemeinde

Kultur Bearbeiten

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Straße: Schwaan liegt an den Landesstraßen L 13 zwischen Bad Doberan und Weitendorf, L 142 nach Güstrow und L 143 nach Bützow. Die nächstgelegenen Autobahnanschlussstellen sind Laage an der A 19 (Rostock–Berlin) in 16 km Entfernung und Bad Doberan an der A 20 (LübeckStettin) in 10 km Entfernung.

Bahn: Der Bahnhof Schwaan liegt an den Bahnlinien Güstrow–Schwaan und Bad Kleinen–Schwaan–Rostock. Er wird von der Regional-Express­linie RE1 (HamburgSchwerinRostock) im Zweistundentakt bedient. Die Linie S2 der S-Bahn Rostock verkehrt stündlich nach Güstrow sowie über Rostock Hbf nach Warnemünde. Am Bahnhof entstand 2015/2016 ein neuer Busbahnhof.

Fernradwege: Der Radweg Berlin-Kopenhagen verläuft durch Schwaan und verbindet die Stadt mit Rostock im Norden und Güstrow im Süden.[15]

Flughafen: Östlich von Schwaan befindet sich 14 km entfernt der Regionalflughafen Rostock-Laage mit Linienverbindungen nach München, Köln-Bonn und Stuttgart sowie Charterverbindungen in den Mittelmeerraum.

Seehafen: Der Seehafen Rostock ist in etwa 40 km Entfernung erreichbar.

Bildung und Soziales Bearbeiten

  • Prof.-Franz-Bunke-Schule (Regionale Schule mit Grundschule), Rudolf-Breitscheid-Str. 16
  • Kindertagesstätten Warnowkrümel, Schwaanen-Kinder, St.Josef (katholische Kindertagesstätte)
  • ASB-Pflegeheim An der Beke, John-Brinckman-Str. 17

Sport Bearbeiten

Größter Sportverein der Stadt ist der Schwaaner SV (in der DDR BSG Traktor Schwaan).

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Mit Schwaan verbundene Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Schwaan – „wie ein Hauch verträumten Sinnens“. Stadt Schwaan. [Texte: Heiko Brunner ...] Redieck & Schade, Rostock 2005, ISBN 3-934116-41-8.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Schwaan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Regionales Raumentwicklungsprogramm Mittleres Mecklenburg/Rostock 2011 Zentralorte und perspektivische Entwicklung, Planungsregion MMR, abgerufen am 12. Juli 2015.
  3. § 2 der Hauptsatzung der Stadt Schwaan
  4. Paul Kühnel: Die slawischen Ortsnamen in Meklenburg. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 46, 1881, S. 130.
  5. August Rudloff: Die meklenburgische Vogtei Schwaan. Aufsatz 8. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Schwerin. Band 61, 1896, S. 255–256
  6. Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band VIII, Voigt, Leipzig 1859, S. 381 u. ö.; (Digitalisat über Google-Bücher)
  7. Bernd Kasten: Verfolgung und Deportation der Juden in Mecklenburg 1938–1945. Schwerin 2008, ISBN 978-3-940207-16-6.
  8. Fritz Luckmann: Schwaan in alten Ansichten. Band 2, Europäische Bibliothek, 1997, ISBN 90-288-6437-7, S. 62.
  9. Fachklinik Waldeck
  10. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
  11. Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern (Statistischer Bericht A I des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern) (Memento des Originals vom 9. Juli 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.laiv-mv.de
  12. Kirchgemeinden Schwaan
  13. Stadtvertreter und Vertreterausschüsse – schwaan.de (Memento des Originals vom 27. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schwaan.de
  14. Vorläufiges Endergebnis der Stadtvertretungswahl am 26. Mai 2019
  15. Mecklenburgische Etappe | Berlin - Kopenhagen. Abgerufen am 4. April 2017.