Minas Gerais

brasilianischer Bundesstaat

Minas Gerais (brasilianisch-portugiesisch [ˈminɐz ʒeˈɾajs], europäisch-portugiesisch [ˈminɐʒ ʒɨˈɾajʃ], Kurzzeichen: MG; deutsch „allgemeine Minen“) ist ein Bundesstaat in der Südostregion von Brasilien. Die Hauptstadt ist Belo Horizonte. Er wird verkürzt auch oft nur Minas genannt; die Bewohner nennt man „Mineiros“.

Minas Gerais
LageUruguayArgentinienParaguayPeruChileKolumbienVenezuelaGuyanaSurinamFrankreichBolivienAmapáRoraimaAcreAmazonasParáRondôniaMaranhãoPiauíCearáRio Grande do NorteParaíbaPernambucoAlagoasSergipeTocantinsMato GrossoEspírito SantoDistrito Federal do BrasilBahiaRio de JaneiroGoiásMato Grosso do SulMinas GeraisSão PauloParanáSanta CatarinaRio Grande do Sul
Lage
Symbole
Flagge
Flagge
Wappen
Wappen
Basisdaten
Staat Brasilien
Hauptstadt Belo Horizonte
Fläche 586.519,7 km²
Einwohner 21.411.923 (Schätzung zum 1. Juli 2021[1])
Dichte 37 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 BR-MG
Politik
Gouverneur Romeu Zema
Partei NOVO
Wirtschaft
BIP 576.199 Mio. R$
27.283 R$ pro Kopf
(2017)
Hauptstadt Belo Horizonte
Hauptstadt Belo Horizonte
Koordinaten: 18° S, 45° W

Namensherkunft Bearbeiten

Minas Gerais bezeichnet das Land, in dem zahlreiche Erze, aber auch Gold und Diamanten gefunden wurden.

Geographie Bearbeiten

Minas Gerais ist mit rund 586.520 km² in etwa so groß wie Metropolitan-Frankreich und mit 19.597.330 Einwohnern nach der Volkszählung 2010 des IBGE (Bevölkerungsdichte 33 Einwohner/km²) nach São Paulo der zweitbevölkerungsreichste Bundesstaat Brasiliens. Zum 1. Juli 2021 wurde die Einwohnerzahl vom IBGE auf 21.411.923 Einwohner geschätzt.[1]

Minas Gerais grenzt (im Uhrzeigersinn von Südosten gesehen) an Rio de Janeiro, São Paulo, Mato Grosso do Sul, Goiás, Bahia und Espírito Santo; ein kleiner Teil grenzt auch an den Bundesdistrikt.

Die Hauptstadt ist Belo Horizonte. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts anstelle der alten Hauptstadt Ouro Preto angelegt, die an hohen Feiertagen diese Funktion allerdings symbolisch zurückerhält. Weitere Städte in Minas Gerais sind u. a. Contagem, Uberlândia und Juiz de Fora.

Höchste Erhebung ist der Pico da Bandeira in der Serra do Caparaó mit 2889 m. Er ist der dritthöchste Berg Brasiliens und liegt auf der Grenze zum Nachbarstaat Espírito Santo. Die bedeutendsten Flüsse sind São Francisco, Jequitinhonha, Doce, Grande, Paranaíba, Mucuri und Pardo.

Geschichte Bearbeiten

Im Bundesstaat wurde der Sauropode Maxakalisaurus topai entdeckt, die größte der bislang (Stand: 2006) in Brasilien entdeckten 15 Arten von Dinosauriern.

Um 1695 wurde in Minas Gerais Gold gefunden. Als auch Diamanten entdeckt wurden, boomte die Region. Sklaven aus Afrika wurden hierher gebracht, um in den Minen zu arbeiten, und zahlreiche Siedler und Händler aus Europa ließen sich hier nieder.[2]

1710 wurde das Kapitanat São Paulo e Minas de Ouro errichtet, von diesem wurde 1720 das Kapitanat Minas Gerais herausgelöst. Es bestand bis 1821, als die Provinz Minas Gerais gegründet wurde, aus der 1889 der heutige Bundesstaat hervorging.

Umweltkatastrophen Bearbeiten

Am 5. November 2015 ereignete sich in Minas Gerais eine Umweltkatastrophe: in der Nähe der Stadt Mariana brach ein Absetzbecken einer Eisenerzmine. Dabei gelangte toxischer Schlamm in den Rio Doce und bis in den Atlantischen Ozean.[3] Am 25. Januar 2024 verurteilte das Bundesgericht in Belo Horizonte die Bergbaukonzerne Vale, Samarco und BHP zur Zahlung von umgerechnet 8,93 Milliarden Euro für immaterielle Schäden.[4]

Am 25. Januar 2019 brach in Minas Gerais in der Gemeinde Brumadinho ein Staudamm. Eine Schlammlawine verursachte weiträumige Zerstörungen. Siehe hierzu: Dammbruch von Brumadinho.

Politik Bearbeiten

Gouverneur mit Ausübung der Exekutive ist seit 1. Januar 2019 Romeu Zema des Partido Novo (NOVO).[5] Er wurde bei der Gouverneurswahl in Minas Gerais 2022 im Rahmen der Wahlen in Brasilien 2022 für die Amtszeit von 2023 bis 2027 wiedergewählt.[6]

Die Legislative liegt bei 77 gewählten Abgeordneten der Legislativversammlung von Minas Gerais.

Der Staat entsendet 53 gewählte Bundesabgeordnete in die Abgeordnetenkammer und drei Bundessenatoren in den Bundessenat des Nationalkongresses.

Demografie Bearbeiten

Städte Bearbeiten

Die zehn größten Gemeinden der 853 Munizipalstädte in Minas Gerais sind nach der Volkszählung 2010:

f1  Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Städte: OSM

Rang Gemeinde Zensus 2010 Schätzung
1. Juli 2018
001 Belo Horizonte   2.375.151 2.501.576
002 Uberlândia   604.013 683.247
003 Contagem   603.442 659.070
004 Juiz de Fora   516.247 564.310
005 Betim   378.089 432.575
006 Montes Claros   361.915 404.804
007 Ribeirão das Neves   296.317 331.045
008 Uberaba   295.988 330.361
009 Governador Valadares   263.689 278.685
010 Ipatinga   239.468 261.344

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

 
Bevölkerungsdichte von Minas Gerais.
  • 0–25 Ew./km²
  • 25–50 Ew./km²
  • 50–100 Ew./km²
  • 100–150 Ew./km²
  • 150–200 Ew./km²
  • 200–300 Ew./km²
  • 300–400 Ew./km²
  • 400–500 Ew./km²
  • > 500 Ew./km²
  • Jahr Einwohner
    1872 2.039.735
    1890 3.184.099
    1900 3.594.471
    1920 5.888.174
    1940 6.763.368
    1950 7.782.188
    1960 9.960.040
    1970 11.645.095
    1980 13.651.852
    1991 15.731.961
    2000 17.866.402
    2010 19.597.330
    2021[1] 21.411.923
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    Ethnische Gruppen Bearbeiten

    Ethnische Gruppen nach der statistischen Einteilung des Statistikamtes IBGE (Stand 2000 mit 17.866.402 Einwohnern, Stand 2010 mit 19.597.330 Einwohnern):[7] Von diesen lebten 2010 14.658.502 Einwohner im städtischen Bereich (81,87 %) und 3.246.631 im ländlichen Raum (18,13) %, 2010 waren es 16.714.976 Einwohner im städtischen Bereich (85,29 %) und 2.882.354 im ländlichen Raum (14,71 %).

    Erstmals überschritt bei der Volkszählung 2010 die afrobrasilianische Bevölkerung aus Pardos und Pretos die der Weißen. Die indigene Bevölkerung setzt sich aus Angehörigen der Ethnien Xacriabá, Maxakali, Krenak, Pataxó, Kaxixó, Aranã, Mukurim, Pankararu und Xukuru-Kariri zusammen.

    Gruppe Anteil
    2000
    % Anteil
    2010
    % Anmerkung
    Brancos 9.594.370 53,58   8.830.978 45,06 Weiße, Nachfahren von Europäern
    Pardos 6.737.420 37,63   8.736.860 44,58 Mischrassige, Mulatten, Mestizen
    Pretos 1.397.199 7,80   1.807.526 9,22 Schwarze
    Amarelos 28.563 0,16   187.869 0,96 Asiaten
    Indígenas 48.720 0,27   31.601 0,16 indigene Bevölkerung
    ohne Angabe 98.862 0,55 2.496 0,01

    Linguistik Bearbeiten

    Der Regiolekt, der im Staat entstanden ist, ist der Mineiro.[8] In einigen Regionen wird der deutsche Dialekt Pomerano gesprochen.

    Wirtschaft und Landwirtschaft Bearbeiten

    Der Name des Bundesstaates Minas Gerais heißt so viel wie „allgemeine Minen“. Tatsächlich finden sich hier zahlreiche Minen und Abbaugebiete unterschiedlicher Erze sowie von Phosphaten. Insbesondere ist das „Eiserne Viereck“ reich an präkambrischen Eisenerzvorkommen. Es werden Aluminium und Zink produziert. In Minas Gerais gibt es zudem große Vorkommen an verschiedenen Mineralen und Gesteinen. Die historischen Goldreserven, die einst Reichtum und Macht dieses Bundesstaates begründeten, sind heute weitestgehend ausgeschöpft. In den alten Goldminen werden heute jedoch umfangreiche Diamantvorkommen ausgebeutet.

    Außer Gold und Diamanten werden noch zahlreiche weitere Minerale abgebaut. Insgesamt wurden im Gebiet von Minas Gerais bisher (Stand: 2011) rund 670 Minerale und ihre Varietäten gefunden. Dazu gehören unter anderem die als Schmucksteine bekannten Beryllvarietäten Smaragd und Aquamarin sowie Jadeit, Muskovit, Rosenquarz und Spodumen, von dem die Schmucksteinvarietät Kunzit bekannt ist.

    Für 35 Minerale ist das Gebiet zudem als Typlokalität registriert, so unter anderem für Brasilianit aus der Córrego Frio Mine bei Linópolis, Goyazit aus Diamantina, Lindbergit aus Sapucaia do Norte (Galiléia), Minasgeraisite-(Y) aus der José Miranda Mine bei Jaguaraçu, Palladium aus dem Bom Sucesso Creek (Serro) und Tavorit aus der Sapucaia Mine (Sapucaia do Norte).[9]

    An Gesteinen werden unter anderem Dolomit und Itakolumit gefunden.

    Die Erde von Minas Gerais (Terra Roxa) ist so eisenhaltig, dass feiner roter Lateritboden die Überlandstraßen überzieht und Flüsse rotbraun färbt.

    Die vielseitige Landwirtschaft von Minas Gerais produziert unter anderem Mais, Soja, Reis, Bohnen und Kaffee. Der Anbau von Baumwolle ist eine wichtige Voraussetzung für die lokale Textilindustrie.

    Bildung Bearbeiten

    Der Bundesstaat Minas Gerais ist Träger der auf sechs Standorte verteilten Universidade do Estado de Minas Gerais.

    Lebensstandard Bearbeiten

    Laut dem Index der menschlichen Entwicklung liegt Minas Gerais an 4. Stelle von insgesamt 27 Regionen Brasiliens.[10]

    Literatur Bearbeiten

    Weblinks Bearbeiten

    Commons: Minas Gerais – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wikivoyage: Minas Gerais – Reiseführer

    Einzelnachweise Bearbeiten

    1. a b c Minas Gerais – Panorama. In: cidades.ibge.gov.br. IBGE, abgerufen am 18. April 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
    2. Carla Rahn Philipps: Trade in the Iberian empires, 1450–1750. In: Douglas A. Irwin (Hrsg.) Trade in the pre-modern era, 1400–1700. S. 330–331.
    3. Anne Herrberg: Eine schlammbraun gewordene Lebensader. Umweltkatastrophe in Brasilien. In: tagesschau. ARD, 27. November 2015, abgerufen am 2. Dezember 2015.
    4. www.tagesschau.de: Bergbaukonzerne müssen Milliarden zahlen
    5. Humberto Trajano, Raquel Freitas: Romeu Zema, do Novo, é eleito governador de Minas Gerais. In: globo.com. G1, 28. Oktober 2018, abgerufen am 27. Januar 2019 (brasilianisches Portugiesisch).
    6. Romeu Zema (Novo) é reeleito governador de Minas Gerais. In: globo.com. G1, 2. Oktober 2022, abgerufen am 14. November 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
    7. IBGE: Sistema IBGE de Recuperação Automática – SIDRA: Tabela 2093. Abgerufen am 8. April 2020 (portugiesisch, Datenbankabfrage, Suchbegriffe Minas Gerais und Cor ou raça).
    8. Suzana Alice Cardoso, Jacyra Andrade Mota: Projeto Atlas Linguístico do Brasil: antecedentes e estágio atual. In: Alfa: Revista de Linguística (São José do Rio Preto). Band 56, 2012, ISSN 0002-5216, S. 855–870, doi:10.1590/S1981-57942012000300006 (scielo.br [abgerufen am 20. Februar 2023]).
    9. Jolyon Ralph, Ida Ralph: Englischsprachige Mineralliste zum Fundort Minas Gerais auf mindat.org. Im Fettdruck erscheinen die Typlokalitäten.
    10. Minas Gerais | Cities and States | IBGE. Abgerufen am 24. Februar 2024.