Leichtathletik-Europameisterschaften 1990/Teilnehmer (DDR)

Der DVfL der DDR hatte für die Leichtathletik-Europameisterschaften 1990 in Split das letzte internationale Großsportereignis, bei dem DDR-Leichtathleten an den Start gingen, insgesamt 72 Sportler nominiert, 34 Männer und 38 Frauen. Unter den Nominierten befanden sich acht Olympiasieger und drei Titelverteidiger von Stuttgart.

Erfolge Bearbeiten

Die DDR-Mannschaft belegte in der Medaillenwertung mit 12 Gold-, 12 Silber- und 10 Bronzemedaillen den ersten Platz. Mit 34 Medaillen holte sie zugleich soviel Edelmetall wie nie zuvor bei Europameisterschaften. Besonders die Frauen ragten dabei heraus. Sie holten in 14 von 17 Wettbewerben, bei denen sie antraten, eine Medaille. Besondere Aufmerksamkeit erregte die 20-jährige Sprinterin Katrin Krabbe vom SC Neubrandenburg, die drei Goldmedaillen erringen konnte. Ihre Clubkameradin Grit Breuer gewann über die Stadionrunde im Einzel und in der Staffel jeweils Gold.

Besonderheiten Bearbeiten

Bedingt durch die politische Wende 1989 in der DDR und den schon klar benannten Vereinigungsmodalitäten beider deutscher Staaten zum 3. Oktober 1990 fand das letztmalige Auftreten zweier deutscher Auswahlmannschaften besondere Aufmerksamkeit. Der bundesdeutsche DLV und der DVfL der DDR hatten zudem einen gemeinsamen Auftritt beider Mannschaften beschlossen, quasi vorgreifend auf die deutsche Einheit. Dies äußerte sich in einer gemeinsamen Broschüre zur Vorstellung der Athleten, einer gemeinsamen Unterbringung und jeweils gemeinsamen Pressekonferenzen, die auch nur durch einen Pressesprecher moderiert wurden. Dennoch wurde in der DDR-Presse die recht deutliche Überlegenheit der DDR-Athleten über die bundesdeutschen Athleten ausgiebig gewürdigt. Die DLV-Auswahl konnte drei Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen erringen.

Nominierte Athleten Bearbeiten

Der Schweriner Zehnkämpfer Torsten Voss, die Geherin Kathrin Born aus Potsdam und die 400-Meter-Sprinterin Uta Rohländer aus Halle konnten wegen Erkrankung oder Verletzung an den Europameisterschaften nicht teilnehmen.

Disziplin Männer Frauen
Athlet Sportclub/Verein Platzierung Athlet Sportclub/Verein Platzierung
100 m Steffen Görmer SV Halle 8. Platz Katrin Krabbe
Silke Möller
Kerstin Behrendt
SC Neubrandenburg
SC Empor Rostock
SC DHfK Leipzig
 
 
 
200 m Katrin Krabbe
Heike Drechsler
Sabine Günther
SC Neubrandenburg
SC Motor Jena
SC Motor Jena
 
 
7. Platz
400 m Thomas Schönlebe
Jens Carlowitz
Chemnitzer Sportclub
Chemnitzer Sportclub
 
 
Grit Breuer
Petra Schersing
Annett Hesselbarth
SC Neubrandenburg
SV Halle
SV Halle
 
 
4. Platz
800 m Sigrun Wodars
Christine Wachtel
Birte Bruhns
SC Neubrandenburg
SC Neubrandenburg
SC Empor Rostock
 
 

1500 m Jens-Peter Herold
Hauke Fuhlbrügge
ASK Vorwärts Potsdam
TSV Erfurt
 
nach Vorlauf disqualifiziert
Ellen Kießling
Yvonne Mai
Dresdner SC
SC Neubrandenburg
 
7. Platz
10.000 m Carsten Eich SC DHfK Leipzig 22. Platz Kathrin Ullrich
Birgit Jerschabek
1. SC Berlin
Schweriner SC
 
15. Platz
Marathon Rainer Wachenbrunner 1. SC Berlin 18. Platz
100 m Hürden Gloria Siebert
Cornelia Oschkenat
Kristin Patzwahl
SC Cottbus
1. SC Berlin
SC DHfK Leipzig
 
4. Platz
7. Platz
400 m Hürden Petra Krug 1. SC Berlin verletzt ausgeschieden
3000 m Hindernis Hagen Melzer
Uwe Pflügner
Dresdner SC
TSV Erfurt
7. Platz
im Vorlauf verletzt ausgeschieden
4 × 100 m Steffen Görmer
Sven Matthes
Steffen Bringmann
Torsten Heimrath
Steffen Schwabe
SV Halle
1. SC Berlin
1. SC Berlin
Schweriner SC
SC DHfK Leipzig
Silke Möller
Kerstin Behrendt
Katrin Krabbe
Sabine Günther
Andrea Philipp
SC Empor Rostock
SC DHfK Leipzig
SC Neubrandenburg
SC Motor Jena
Schweriner SC
 
 
 
 

4 × 400 m Rico Lieder
Karsten Just
Thomas Schönlebe
Jens Carlowitz
Jan Lenzke
Chemnitzer SC
TSC Berlin
Chemnitzer SC
Chemnitzer SC
1. SC Berlin
 
 
 
 

Grit Breuer
Petra Schersing
Annett Hesselbarth
Manuela Derr
Uta Rohländer
SC Neubrandenburg
SV Halle
SV Halle
SC Neubrandenburg
SV Halle
 
 
 
 
nicht angereist
10-km-Gehen Beate Anders
Kathrin Born
TSC Berlin
ASK Vorwärts Potsdam
6. Platz
nicht angereist
20-km-Gehen Bernd Gummelt
Ralf Weise
Axel Noack
ASK Vorwärts Potsdam
TSV Erfurt
TSC Berlin
7. Platz
18. Platz
ausgeschieden
50-km-Gehen Bernd Gummelt
Hartwig Gauder
Ronald Weigel
ASK Vorwärts Potsdam
TSV Erfurt
ASK Vorwärts Potsdam
 
 
9. Platz
Weitsprung Andre Müller SC Empor Rostock 13. Platz Heike Drechsler
Helga Radtke
SC Motor Jena
SC Empor Rostock
 
 
Dreisprung Jörg Frieß
Volker Mai
1. SC Berlin
SC Neubrandenburg
4. Platz
5. Platz
Hochsprung Heike Balck Schweriner SC 5. Platz
Kugelstoßen Ulf Timmermann
Oliver-Sven Buder
Udo Beyer
TSC Berlin
Chemnitzer Sportclub
ASK Vorwärts Potsdam
 
 
5. Platz
Astrid Kumbernuss
Kathrin Neimke
Heike Hartwig
SC Neubrandenburg
SC Magdeburg
1. SC Berlin
 
 
6. Platz
Diskuswurf Jürgen Schult
Lars Riedel
Schweriner SC
Chemnitzer Sportclub
 
15. Platz
Ilke Wyludda
Martina Hellmann
Gabi Reinsch
SV Halle
SC DHfK Leipzig
ASK Vorwärts Potsdam
 
 
4. Platz
Hammerwurf Gunther Rodehau Dresdner SC 4. Platz
Speerwurf Raymond Hecht SC Magdeburg 10. Platz Karen Forkel
Petra Felke
Silke Renk
SV Halle
SC Motor Jena
SV Halle
 
 
4. Platz
Siebenkampf Heike Tischler
Peggy Beer
Birgit Gautzsch
SC Neubrandenburg
1. SC Berlin
Chemnitzer SC
 
 
6. Platz
Zehnkampf Christian Schenk
Torsten Voss
Thomas Halamoda
SC Empor Rostock
Schweriner SC
TSC Berlin
 
nicht angereist
aufgegeben

Medaillen und Teilnehmer je Verein Bearbeiten

Die Aktiven verteilten sich auf 14 verschiedene Leistungssportzentren. Der mit Abstand erfolgreichste Sportclub war der SC Neubrandenburg, dessen 9 Vertreter zehn Medaillen mit nach Hause nahmen. Insgesamt gingen in den Einzeldisziplinen fünf Europameistertitel nach Neubrandenburg. Weiterhin hatten Neubrandenburger Sportler Anteil an zwei Staffeltiteln. Athleten des 1. SC Berlin, Nachfolger des traditionsreichen SC Dynamo Berlin, konnten trotz des größten Teilnehmerkontingents von 10 Aktiven nur 2 Medaillen erringen. Einzig der TSV Erfurt blieb in der Medaillenbilanz erfolglos. Die politischen Veränderungen hatten auch teilweise schon Umbenennungen bzw. Ausgründungen von Sportclubs zur Folge. Insgesamt betraf dies 6 traditionsreiche Leistungssportzentren.

  • SC Dynamo Berlin → 1. SC Berlin (Umbenennung)
  • SC Chemie Halle → SV Halle (Umbenennung)
  • SC Traktor Schwerin → Schweriner SC (Umbenennung)
  • SC Karl-Marx-Stadt → Chemnitzer Sportclub (Teilausgründung)
  • SC Einheit Dresden → Dresdner SC (Umbenennung)
  • SC Turbine Erfurt → TSV Erfurt (Umbenennung)
Platz Sportclub/Sportverein Teilnehmer       Medaillen

gesamt

1 SC Neubrandenburg 9 8 2 - 10
2 SV Halle 5 3 2 - 5
3 SC Motor Jena 3 3 1 1 5
4 Schweriner SC 4 2 0 0 2
5 SC Empor Rostock 5 1 1 2 4
6 ASK Vorwärts Potsdam 5 1 1 0 2
7 SC DHfK Leipzig 5 1 0 3 4
8 TSC Berlin 5 1 0 1 2
9 Chemnitzer Sportclub 6 0 2 3 5
10 1. SC Berlin 10 0 1 1 2
11 SC Cottbus 1 0 1 1 1
11 Dresdner SC 3 0 1 0 1
13 SC Magdeburg 2 0 0 1 1
14 TSV Erfurt 4 0 0 0 0