Die Auvergne (deutsch veraltet Arvernien,[1] okzitanisch Auvèrnhe) ist eine Landschaft in Zentralfrankreich. Von 1960 bis 2015 war die Auvergne eine Verwaltungsregion, die aus den Départements Puy-de-Dôme, Cantal, Haute-Loire und Allier bestand. Sie hatte eine Fläche von 26.013 km² und 1.368.667 Einwohner (Stand 1. Januar 2021). Hauptstadt der Region war Clermont-Ferrand.

Auvergne
Ehemalige französische Region (bis 2015)
Flagge der früheren Region Auvergne
Flagge der früheren Region Auvergne
Wappen der früheren Region Auvergne
Wappen der früheren Region Auvergne
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Lage der früheren Region Auvergne in Frankreich
Basisdaten
Heute Teil von Auvergne-Rhône-Alpes
Verwaltungssitz Clermont-Ferrand
Bevölkerung

 – gesamt 1. Januar 2021
 – Dichte

1.368.667 Einwohner
52,6 Einwohner je km²

Fläche

 – gesamt
 – Anteil an Frankreich:

26.013 km²
4,1 %

Départements 4
Arrondissements 14
Kantone 158
Gemeinden 1.310
Früherer ISO 3166-2-Code FR-C
Puy de pariou

Geographie Bearbeiten

Ein großer Teil der Region Auvergne gehört zum vulkanischen Zentralmassiv mit den Vulkanketten Chaîne des Puys und den Monts Dore. Höchste Berge sind der Puy de Sancy (1886 m) und der Plomb du Cantal (1852 m); bekanntester Vulkankegel ist der Puy de Dôme (1465 m). Landschaften mit historisch und/oder geographisch eigenständigem Charakter sind das Bourbonnais, die Limagne, das Livradois und das Velay. Zahlreiche Flüsse entspringen in oder nahe der grünen Auvergne[2] – die bekanntesten sind die nach Norden fließende Loire und ihr Nebenfluss, der Allier, sowie die nach Südwesten entwässernde Dordogne.

Wappen Bearbeiten

Beschreibung: In Gold eine rote Kirchenfahne mit grünem Saum.

Geschichte Bearbeiten

Wie der Dolmen bei Saint-Nectaire, aber auch andere prähistorische Funde beweisen (→ Weblink), wurde die Auvergne von vorgeschichtlichen Menschen bewohnt. In der späten Eisenzeit wurde das avernische Oppidum von Gergovia angelegt. Kelten, Römer, Westgoten und Franken hinterließen kaum archäologische Spuren, wenngleich ihre Anwesenheit durch schriftliche Dokumente überliefert ist.

Die Auvergne ist eine der historischen Provinzen Frankreichs. Der Name der Region ist abgeleitet von den Arvernern, einem gallischen Volk, das zur Zeit der Eroberung durch die Römer in dieser Gegend siedelte. In der Spätantike wurde die Auvergne in den 70er Jahren des 5. Jahrhunderts von den Westgoten unter Eurich erobert (siehe auch Sidonius Apollinaris) und ging zu Beginn des 6. Jahrhunderts im Frankenreich auf.

Während des Mittelalters entstanden in der Auvergne vier Herrschaftsgebiete. Die Grafschaft Auvergne umfasste zunächst die gesamte Provinz, aber während des 12. Jahrhunderts etablierte der Bischof von Clermont in Clermont-Ferrand eine eigenständige Herrschaft. Um 1155 separierte sich das so genannte Delfinat von Auvergne um die Monts Dore. Im Jahr 1213 wurde die Auvergne von königlichen Truppen besetzt, der Graf erhielt von seinem ehemaligen Besitz nur noch einen kleineren Teil im Osten der Provinz zurückerstattet. Der größere Rest mit dem Hauptort Riom verblieb im königlichen Besitz (terre royale d’Auvergne), mit dem dann der Prinz Alfons von Poitiers ausgestattet wurde. Nach dessen Tod kam dieses Land wieder an die Krone, bis König Johann II. 1360 daraus das Herzogtum Auvergne für einen seiner Söhne bildete.

Im Jahr 1651 kam die Grafschaft an Frédéric-Maurice de La Tour d’Auvergne, duc de Bouillon, der die Auvergne und Albret im Tausch gegen die strategisch wesentlich wichtigeren Städte Sedan und Raucourt erhielt. Dessen Nachkommen wurden während der Französischen Revolution abgesetzt. Im Jahr 1790 wurde die historische Provinz in die jetzigen Départements aufgeteilt. Die Départements Haute-Loire und Allier umfassen auch Teile der historischen Provinzen Bourbonnais, Lyonnais und Languedoc.

Mit der Einrichtung der Regionen (1960) entstand die Auvergne neu. Im Jahr 1972 erhielt die Region den Status eines Établissements public unter Leitung eines Regionalpräfekten. Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten die Regionen den Status von Collectivités territoriales (Gebietskörperschaften), wie ihn bis dahin nur die Gemeinden und die Départements besessen hatten. Im Jahre 1986 wurden die Regionalräte erstmals direkt gewählt. Seitdem wurden die Befugnisse der Region gegenüber der Zentralregierung in Paris schrittweise erweitert.

Am 1. Januar 2016 fusionierte die Region Auvergne mit der benachbarten Region Rhône-Alpes zu einer neuen Region mit dem Namen Auvergne-Rhône-Alpes.

Bevölkerung Bearbeiten

Städte Bearbeiten

 
Die Landschaften der Auvergne

Die bevölkerungsreichsten Städte der Auvergne sind:

Stadt Einwohner (Jahr) Département
Clermont-Ferrand 147.327 (2021) Puy-de-Dôme
Montluçon 33.342 (2021) Allier
Aurillac 25.815 (2021) Cantal
Vichy 25.789 (2021) Allier
Cournon-d’Auvergne 20.193 (2021) Puy-de-Dôme
Moulins 19.343 (2021) Allier
Le Puy-en-Velay 18.629 (2021) Haute-Loire
Riom 18.736 (2021) Puy-de-Dôme
Chamalières 17.454 (2021) Puy-de-Dôme
Issoire 15.014 (2021) Puy-de-Dôme

Sprache Bearbeiten

In dieser Provinz wird neben der offiziellen Amtssprache Französisch auch Auvergnatisch gesprochen, ein Dialekt der Okzitanischen Sprache, der in den drei Départements der Auvergne auftritt (Cantal, Haute-Loire und Puy-de-Dôme).

Politische Gliederung Bearbeiten

Die Region Auvergne untergliedert sich in vier Départements:

Département Präfektur ISO
3166-2
Arron-
dissements
Kan-
tone
Gemeinden Einwohner (Jahr) Fläche
(km²)
Dichte
(Einw./km²)
Allier Moulins FR-03 3 35 320
334.872 (2021)
7.340 45,6
Cantal Aurillac FR-15 3 27 260
144.226 (2021)
5.726 25,2
Haute-Loire Le Puy-en-Velay FR-43 3 35 260
227.284 (2021)
4.977 45,7
Puy-de-Dôme Clermont-Ferrand FR-63 5 61 470
662.285 (2021)
7.970 83,1

Wirtschaft Bearbeiten

Jahrhundertelang lebten große Teile der Landbevölkerung als Selbstversorger von der Feld- und Viehwirtschaft (Rinder, Schafe, Ziegen); Salers- und Aubrac-Rinder sind zwei typische Rinderrassen im Zentralmassiv.

Heute ist die Region in aller Munde wegen des hier produzierten Käses (z. B. Bleu d’Auvergne, Cantal, Fourme d’Ambert, Salers und Saint-Nectaire), des Weines (z. B. Saint-Pourçain und Côtes d’Auvergne) sowie des Exports von Mineralwasser (z. B. Volvic). Bekannt sind ebenfalls die Messermacher aus Laguiole und Thiers; die gleichnamigen Taschenmesser werden dort von den Maîtres couteliers in aufwändiger Handarbeit gefertigt und in die ganze Welt verkauft. Industrie spielt eine marginale Rolle, doch gehören die Michelin-Werke in Clermont-Ferrand zu den weltweit führenden Unternehmen der Reifenherstellung. Es gibt zahlreiche Wasserkraftwerke, hauptsächlich am Tarn, an der Dordogne, der Cère, der Los und der Truyère. Die Erzeugung von Windenergie spielt bislang – wohl aus touristischen Gründen – kaum eine Rolle; allerdings wurde im Frühjahr 2015 auf dem Gebiet der Gemeinde Saint-Nicolas-des-Biefs am östlichen Rand der Auvergne eine Anlage mit sieben Windrädern in Betrieb genommen.

Die Auvergne ist ein beliebtes Touristenziel – vor allem die weitgehend unberührten Landschaften und die architekturhistorisch bedeutsamen romanischen Kirchen (z. B. in Saint-Nectaire, Issoire, Orcival u. a.) ziehen viele Touristen an. Wegen des vulkanischen Ursprungs und vieler Quellen gibt es außerdem einige Kurorte in der Auvergne (v. a. Vichy).

Im Vergleich mit dem Durchschnitt des BIP der EU, ausgedrückt in Kaufkraftstandards, erreichte die Region 2006 einen Index von 91,3 (EU-27 = 100).[3]

Kultur Bearbeiten

 
Kirche von Saint-Saturnin mit Massif barlong und Steininkrustationen

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Johannes Baier: Die Chaîne des Puys in der Auvergne. In: Fossilien, 2020, 37(2), S. 46–56.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Auvergne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Auvergne – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Heinrich Joseph Wetzer: Völkerwanderung. In: Kirchen-Lexikon oder Encyclopädie der katholischen Theologie und ihrer Hilfswissenschaften. Band 11. 1854, S. 729.
  2. Pluviosité en Auvergne. Abgerufen am 20. April 2018 (französisch).
  3. Regionales BIP je Einwohner in der EU27. (PDF; 360 kB) Eurostat Pressemitteilung 23/2009

Koordinaten: 45° 42′ N, 3° 18′ O