Der NATO-Gipfel 2023 fand am 11. und 12. Juli 2023 in der litauischen Hauptstadt Vilnius statt. Das Spitzentreffen der NATO-Mitgliedstaaten wurde während des NATO-Gipfels in Madrid 2022 formell vorgeschlagen;[1] die Daten wurden am 9. November 2022 festgelegt.[2]

Gruppenbild der Teilnehmer am Nato-Gipfel in Vilnius am 11. Juli 2023

Vor dem Beginn des Gipfels

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Der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj drängte vor dem Gipfel auf einen baldigen Beitrittsprozess seines Staates zur NATO.[3]

Schweden hoffte seit 2022, dass Ungarn und die Türkei die für dessen NATO-Mitgliedschaft erforderlichen Ratifizierungen abschließen würden.[4] Hatte der türkische Staatschef Recep Erdoğan am 10. Juli 2023 eine Wiederaufnahme von EU-Beitrittsverhandlungen zur Voraussetzung für seine Zustimmung zum Beitritt Schwedens zur NATO gemacht,[5] sicherte er der NATO und Schweden noch am selben Tag das Einverständnis der Türkei zu einem NATO-Beitritt Schwedens zu.[6] Die ungarische Regierung beteuerte, sich der Aufnahme Schwedens zur NATO nicht zu verweigern, sollte die Türkei ihr Einverständnis geben.[7]

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau kündigte am 10. Juli 2023 bei einem Besuch in Ādaži – wo die Forward Presence Battlegroup Latvia (LatBat), unter der Führung Kanadas, stationiert ist – an, dass Kanada seine Militärpräsenz in Lettland „mehr als verdoppeln“ werde.[8]

Teilnehmer

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Staat Bild Name Funktion
NATO und Mitgliedstaaten
NATO  NATO   Jens Stoltenberg NATO-Generalsekretär
Albanien  Albanien   Edi Rama Ministerpräsident
Belgien  Belgien   Alexander De Croo Ministerpräsident
Bulgarien  Bulgarien   Nikolaj Denkow Ministerpräsident
Danemark  Dänemark   Mette Frederiksen Ministerpräsidentin
Deutschland  Deutschland   Olaf Scholz Bundeskanzler
Estland  Estland   Kaja Kallas Premierministerin
Finnland  Finnland   Sauli Niinistö Präsident
Frankreich  Frankreich   Emmanuel Macron Staatspräsident
Griechenland  Griechenland   Kyriakos Mitsotakis Ministerpräsident
Island  Island   Katrín Jakobsdóttir Ministerpräsidentin
Italien  Italien   Giorgia Meloni Präsident des Ministerrats
Kanada  Kanada   Justin Trudeau Premierminister
Kroatien  Kroatien   Zoran Milanović Präsident
Lettland  Lettland   Krišjānis Kariņš Ministerpräsident
Litauen  Litauen Gitanas Nausėda Präsident
Luxemburg  Luxemburg   Xavier Bettel Premierminister
Montenegro  Montenegro   Jakov Milatović Präsident
Niederlande  Niederlande   Mark Rutte Ministerpräsident
Nordmazedonien  Nordmazedonien   Stevo Pendarovski Präsident
Norwegen  Norwegen   Jonas Gahr Støre Ministerpräsident
Polen  Polen   Andrzej Duda Präsident
Portugal  Portugal   António Costa Premierminister
Rumänien  Rumänien   Klaus Johannis Präsident
Slowakei  Slowakei   Zuzana Čaputová Präsidentin
Slowenien  Slowenien   Robert Golob Ministerpräsident
Spanien  Spanien   Pedro Sánchez Ministerpräsident
Tschechien  Tschechien   Petr Pavel Präsident
Turkei  Türkei   Recep Tayyip Erdoğan Präsident
Ungarn  Ungarn   Viktor Orbán Ministerpräsident
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich   Rishi Sunak Premierminister
Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten   Joe Biden Präsident
Gäste
Australien  Australien   Anthony Albanese Premierminister
Europaische Union  Europäische Union   Charles Michel Präsident des Europäischen Rates
  Ursula von der Leyen Präsidentin der Europäischen Kommission
Georgien  Georgien   Ilia Dartschiaschwili Außenminister
Japan  Japan   Fumio Kishida Premierminister
Neuseeland  Neuseeland   Chris Hipkins Premierminister
Schweden  Schweden   Ulf Kristersson Ministerpräsident
Korea Sud  Südkorea   Yoon Suk-yeol Präsident
Ukraine  Ukraine   Wolodymyr Selenskyj Präsident

Beschlüsse

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Bereits am 10. Juli 2023 hatten sich die NATO-Mitgliedstaaten auf neue detaillierte Pläne für die Abwehr von möglichen russischen Angriffen auf das Bündnisgebiet verständigt.[9][8]

Elf Staaten (Kanada sowie die EU-Mitgliedstaaten Belgien, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien und das zum Zeitpunkt des Gipfels nicht zur NATO gehörende Schweden) unterzeichneten beim Gipfel eine Vereinbarung zur Ausbildung ukrainischer Piloten an F-16-Kampfflugzeugen. Die angekündigte Ausbildung soll im August 2023 in Rumänien stattfinden, die Führung jedoch bei Dänemark und den Niederlanden liegen.[10][11]

Kontroversen

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Angesichts der Zusagen zur Bereitstellung großer Mengen an weiteren Waffen und Munition – einschließlich der international geächteten Streumunition – forderten insbesondere die britische und die US-amerikanische Regierung, die ukrainischen Vertreter sollten sich „dankbarer“ zeigen. Presseberichten zufolge äußerte die britische Seite „wir sind nicht Amazon“,[12] während die US-Delegation die Gespräche „wütend“ verließ.[13]

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Commons: 2023 Vilnius summit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. nato.int: Madrid Summit Declaration (29. Juni 2022)
  2. nato.int: NATO Secretary General announces dates for 2023 Vilnius Summit (9. November 2022)
  3. Ausbleibende Nato-Beitrittseinladung für die Ukraine wäre laut Selenskyj »absurd«. In: Der Spiegel. 11. Juli 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. Juli 2023]).
  4. Erdogan erhöht den Einsatz im Schweden-Poker (FAZ)
  5. Erdoğan knüpft Nato-Frage zu Schweden an neue EU-Beitrittsgespräche. In: Der Spiegel. 10. Juli 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 10. Juli 2023]).
  6. Erdogan macht Weg frei für NATO-Beitritt Schwedens
  7. Nato-Streit: Erdoğan sagt Unterstützung für schwedischen Beitritt zu. In: Der Spiegel. 10. Juli 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. Juli 2023]).
  8. a b Ukraine-Liveticker: NATO-Staaten billigen neue Abwehrpläne gegen Russland | FAZ. In: FAZ.NET. 10. Juli 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 11. Juli 2023]).
  9. Treffen in Vilnius: Nato-Staaten billigen offenbar neue Abwehrpläne gegen Russland. In: Der Spiegel. 10. Juli 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. Juli 2023]).
  10. tagesschau.de: Liveblog: ++ Selenskyj: "Ukraine wird NATO stärker machen" ++. Abgerufen am 11. Juli 2023.
  11. "Die Ukraine macht die Nato stärker". In: Zeit.de. 11. Juli 2023, abgerufen am 11. Juli 2023.
  12. Dan Sabbagh: US and UK call for more gratitude from Kyiv after Zelenskiy’s Nato complaint. In: The Guardian. 12. Juli 2023, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 14. Juli 2023]).
  13. Michael Birnbaum, Emily Rauhala: At NATO summit, Biden’s caution clashed with calls to draw Ukraine closer. In: Washington Post. 12. Juli 2023, abgerufen am 14. Juli 2023 (englisch).