Kirn

Gemeinde in Deutschland

Kirn an der Nahe ist eine Stadt mit 8.450 Einwohnern auf einer Fläche von 16,53 km² in der Verbandsgemeinde Kirner Land im Landkreis Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz. Die Ortsteile Kirn-Sulzbach, dreieinhalb Kilometer flussaufwärts im Nahetal, sowie Kallenfels, am Fuße der gleichnamigen Burgruine, gehören seit 1969 zur Stadt. Kirn ist Mittelzentrum für einen Bereich an der Nahe und im Hunsrück.

Wappen Deutschlandkarte
Kirn
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kirn hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 47′ N, 7° 27′ OKoordinaten: 49° 47′ N, 7° 27′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Bad Kreuznach
Verbandsgemeinde: Kirner Land
Höhe: 190 m ü. NHN
Fläche: 16,53 km2
Einwohner: 8450 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 511 Einwohner je km2
Postleitzahl: 55606
Vorwahl: 06752
Kfz-Kennzeichen: KH
Gemeindeschlüssel: 07 1 33 052
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstraße 31
55606 Kirn
Website: www.kirn.de
Stadtbürgermeister: Frank Ensminger (FDP)
Lage der Stadt Kirn im Landkreis Bad Kreuznach
KarteBad KreuznachKirnBiebelsheimPfaffen-SchwabenheimPleitersheimVolxheimHackenheimFrei-LaubersheimNeu-BambergFürfeldTiefenthal (Rheinhessen)Traisen (Nahe)NorheimAltenbambergHochstättenFeilbingertHallgarten (Pfalz)Niederhausen (Nahe)Oberhausen an der NaheDuchrothBad SobernheimAuen (Hunsrück)BärweilerDaubach (Hunsrück)IppenschiedKirschrothLangenthal (Hunsrück)LauschiedMartinsteinMeddersheimMerxheim (Nahe)Bad SobernheimMonzingenNußbaumOdernheim am GlanRehbach (bei Sobernheim)SeesbachStaudernheimWeiler bei MonzingenWinterburgBretzenheimDorsheimGuldentalLangenlonsheimLaubenheimRümmelsheimWindesheimDaxweilerDörrebachEckenrothRoth (bei Stromberg)Schöneberg (Hunsrück)SchweppenhausenSeibersbachStromberg (Hunsrück)WaldlaubersheimWarmsrothKirnBärenbach (bei Idar-Oberstein)Becherbach bei KirnBrauweiler (Rheinland-Pfalz)BruschiedHahnenbachHeimweilerHeinzenberg (bei Kirn)HennweilerHochstetten-DhaunHorbach (bei Simmertal)KellenbachKönigsauLimbach (bei Kirn)Meckenbach (bei Kirn)Oberhausen bei KirnOtzweilerSchneppenbachSchwarzerdenSimmertalWeitersbornAbtweilerBecherbach (Pfalz)BreitenheimCallbachDeslochHundsbachJeckenbachLettweilerLöllbachMeisenheimRaumbachRehbornReiffelbachSchmittweilerSchweinschiedAllenfeldArgenschwangBockenauBoos (Nahe)BraunweilerBurgsponheimDalberg (bei Bad Kreuznach)GebrothGutenberg/NaheHargesheimHergenfeldHüffelsheimMandel (Gemeinde)MünchwaldOberstreitRoxheimRüdesheim (Nahe)SchloßböckelheimSankt Katharinen (bei Bad Kreuznach)Sommerloch (bei Bad Kreuznach)SpabrückenSpallSponheimWaldböckelheimWallhausen (bei Bad Kreuznach)Weinsheim (bei Bad Kreuznach)Winterbach (Soonwald)Rhein-Hunsrück-KreisLandkreis BirkenfeldLandkreis Mainz-BingenHessenLandkreis Alzey-WormsLandkreis KuselDonnersbergkreis
Karte
Kirn vom Loh aus gesehen
Kirn von der Kyrburg aus gesehen

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Kirn liegt im Nahetal, etwa 15 Kilometer nordöstlich des bereits zum Landkreis Birkenfeld gehörenden Idar-Oberstein. Von der eigenen Kreisstadt Bad Kreuznach ist die Kleinstadt etwa 35 Kilometer südwestlich gelegen.

Nachbargemeinden sind im Norden Oberhausen bei Kirn, im Nordosten Hochstetten-Dhaun, im Osten Meckenbach, im Süden Heimweiler, im Südwesten Bärenbach, im Westen Bergen.

Nachbarorte
Hahnenbach Oberhausen bei Kirn Hochstetten-Dhaun
Bergen   Meckenbach
Bärenbach Heimweiler

Landschaft Bearbeiten

Die Landschaft wird geprägt durch das Nahetal und das tief in den Lützelsoon eingeschnittene Tal des Hahnenbachs. Die Talsohlen sind teilweise dicht besiedelt, wohingegen die steilen Hänge im oberen Bereich größtenteils unbebaut und bewaldet sind. An mehreren Stellen ragen frei stehende, bis zu 30 Meter hohe Quarzitfelsen über die Baumkronen hinaus („Kirner Dolomiten“). Besonders markant sind die Oberhauser Felsen, der Kallenfels und die Wehlenfelsen nördlich der Stadt. Die beschauliche Innenstadt wird vom im Hunsrück entspringenden Hahnenbach durchflossen, der wenig später in die Nahe mündet. Das Stadtbild wird geprägt von dem oberhalb des Zentrums gelegenen Steinbruch, der sich bis zur östlichen Stadtgrenze erstreckt.

Klima Bearbeiten

Der Jahresniederschlag beträgt etwa 540 mm. Die Niederschläge liegen im Lee des umliegenden Berglandes unterhalb der in Deutschland erfassten mittleren Werte. Die trockensten Monate sind Februar und März, die meisten Niederschläge fallen im August. Insgesamt sind die Niederschläge recht gleichmäßig übers Jahr verteilt.

Geschichte Bearbeiten

 
Stadt Kirn mit Befestigungsanlagen, 1760

Die im Schnittpunkt wichtiger alter Handelsstraßen (Keltenweg Nahe–Mosel, Naheschifffahrt und Höhenweg Soonwaldsteig) an der mittleren Nahe gelegene Stadt hat sich aus einer vorgeschichtlichen Siedlung entwickelt. Benannt wurde Kirn wahrscheinlich nach dem Kyrbach, dem Oberlauf des Hahnenbachs. Dieser leitet sich vom keltischen Wort keiro- („dunkel“) ab,[2] könnte aber ebenso vom keltischen Wort Kyr („Wasser“) abstammen.[3] Die Weiterentwicklung des Namens könnte parallel zum ahd./mhd. Synonym für Mühle (Kere, Kire → Kern, Kirn) entstanden sein. Durch die Lage am Hahnenbach und an der Nahe war Kirn mit Wasser und durch Wasserkraft angetriebene Getreidemühlen stets reich gesegnet. Beide Gewässer waren außerdem wichtig als Transportweg, zum Gerben des Leders, für den Fischfang, aber auch für Tierzucht und Landwirtschaft und zum Bierbrauen.

Die erste urkundliche Erwähnung Kirns als Chira (ähnlich Kirchberg als Chiriperg) geht auf das Jahr 841 zurück und findet sich in Urkunden des Klosters Fulda. Im 10. Jh. setzten die Salier als Grafen im Nahegau die Emichonen als ihre Untergrafen ein: Beamte, welche die Gerichtsbarkeit ausübten, den Heerbann anführten, die Polizeigewalt besaßen und die königlichen Besitzungen verwalteten. Nach einer auf dem Kyrberg errichteten Burg nannte sich eine Linie dieses Geschlechts in den Jahren nach 1100 Wildgrafen von Kyrburg. Von hier aus verwalteten sie ihre ausgedehnten Güter zwischen Mosel und Pfrimm.

Magdalenenhochwasser 1342: Auch in Kirn/Nahe trat im Juli 1342 die Hahnenbach (vormals Kyr (aus dem keltischen für Wasser)) 6 Meter über die Ufer. 23 Menschen starben bei einer damals wohl 3-stelligen Einwohnerschaft. Auch im Hunsrück entstanden dabei große Erosionsschluchten durch vorherige Abholzung der Wälder. Auch 680 Jahre später würde ein Pegel von 6 Meter über normal die Innenstadt in Kirn bis mindestens zum 1. Stock überfluten. In den letzten 50 Jahren wurden Überschwemmungsflächen wie die Kyrau mit Schulen und Häusern zugebaut.[4]

Nach dem Aussterben der Wildgrafen ging die Grafschaft bis 1408 vollständig an die Rheingrafen über, die sich seitdem Wild- und Rheingrafen nannten. Mit dem ersten Tag des 17. Jahrhunderts wurde die Leibeigenschaft der Kirner durch ihre Herren, die Rheingrafen Otto und Adolph Heinrich, gegen eine Entschädigung von 4000 Gulden aufgehoben. Damit war Kirn die erste Stätte eines freien Bürgertums in der Rheingrafschaft.[5] Bis zur Besetzung (1794) und Annexion durch Frankreich (1798), war Kirn Hauptort jener Wild- und Rheingrafen, die in den letzten Jahrzehnten ihrer Herrschaft mehrere erhalten gebliebene prachtvolle Gebäude im Zentrum der Stadt errichten ließen. Seit 1743, der Erhebung der Brüder Philipp Joseph und Johann Dominik zu Salm-Kyrburg zu Reichsfürsten, war Kirn die Hauptstadt eines reichsunmittelbaren Fürstentums. Unter Philipp Josephs Sohn Friedrich III., der als Hauptresidenz das Hôtel de Salm in Paris vorzog und während der Terrorherrschaft dort hingerichtet wurde, entstanden in den 1780er Jahren Ansätze, die Stadt zu einer Sommerresidenz auszubauen.

In der Kirner Gegend trieb Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, sein Unwesen. Er wurde 1796 in Kirn verhaftet und erhielt eine Prügelstrafe, konnte aber schon in der ersten Nacht fliehen. Ein Jahr später pflegte Bückler mit der Moselbande wieder seine Kontakte nach Kirn. Von Frühjahr bis Winter 1797 begingen Philipp Ludwig Ernst Mosebach, der Anführer, Bückler, Hannjörg von Lanscheid, Jakob Fink, Johann Niklas Nagel und Johann Niklas Nau zahlreiche Viehdiebstähle. 47 Hammel aus diesen Viehdiebstählen kaufte allein der Metzger Franz Andres aus Kirn.[6]

Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde Kirn 1815 Teil der preußischen Rheinprovinz. Stadtrechte erhielt es erst im Jahre 1857.

Am 4. und 5. August 1875 gab es ein größeres Hochwasser in Kirn, 26 Einwohner der Stadt kamen in den Fluten ums Leben.[7]

Am 7. Juni 1969 wurden die beiden zuvor selbständigen Gemeinden Kallenfels und Kirnsulzbach eingemeindet.[8]

Konfessionsstatistik Bearbeiten

Mit Stand 31. Januar 2020 waren von den Einwohnern 44,6 % evangelisch, 23,1 % römisch-katholisch und 32,3 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[9] Der Anteil der Protestanten und der Katholiken ist seitdem gesunken. Mit Stand Juni 2023 lag der Anteil der evangelischen Bürger bei 39,7 %, der katholischen bei 20,7 % und der Sonstigen bei 39,6 %.[10]

Politik Bearbeiten

Stadtrat Bearbeiten

Stadtratswahl 2019[11]
Wahlbeteiligung: 48,4 % (2014: 50,2 %)
Gewichtetes Ergebnis
 %
50
40
30
20
10
0
42,5 %
26,3 %
19,2 %
12,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
−11,3 %p
+0,4 %p
+5,3 %p
+5,6 %p

Der Stadtrat in Kirn besteht aus 24 ehrenamtlichen Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem hauptamtlichen Bürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Stadtrat:[11]

Wahl SPD CDU FDP FWG Gesamt
2019 10 6 5 3 24 Sitze
2014 13 6 3 2 24 Sitze
2009 11 6 6 1 24 Sitze
2004 11 9 2 2 24 Sitze
  • FWG = Freie Wählergemeinschaft Kirner Land e. V.

Bürgermeister Bearbeiten

Frank Ensminger (FDP) wurde am 1. April 2020 Stadtbürgermeister von Kirn.[12] Bei der Direktwahl am 22. März 2020 war er mit einem Stimmenanteil von 58,1 % gewählt worden.[13]

Ensmingers Vorgänger Martin Kilian hatte das Amt des Bürgermeisters seit 2014 hauptamtlich ausgeübt, war zum Jahresende 2019 aber in den vorzeitigen Ruhestand getreten.[14]

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kyrburg
 
Blick vom rechten Naheufer auf die Katholische Kirche Kirns; davor (rechts) der Bahnhof

Evangelische Kirche Bearbeiten

 
Blick von der Kyrburg auf Rathaus (links) und evangelische Kirche (rechts)

Die neugotische, ursprünglich dem Hl. Pankratius geweihte evangelische Hallenkirche mit spätgotischem Chor und romanischem Turm aus dem 11. und 12. Jahrhundert wurde 1992/1993 wieder in ihrer ursprünglichen Form und Innenausstattung instand gesetzt. Im Innern befinden sich mehrere sehenswerte Grabmale der Wild- und Rheingrafen. Zwischen 1681 und 1892 diente die Kirche beiden Konfessionen als Simultankirche. Während dieser Phase trennte eine Mauer den vorderen evangelischen Teil vom hinteren Chorraum, der der katholischen Gemeinde vorbehalten war. Nach dem verheerenden Hochwasser von 1875 wurde ein teilweiser Neubau der Kirche notwendig; die katholische Gemeinde entschloss sich aus diesem Anlass zum Bau einer eigenen Kirche am Halmer Weg.

Fürstliche Kellerei Bearbeiten

Das fürstliche Kellereigebäude entstand um 1771 im Auftrag des Fürsten Dominik von Salm-Kyrburg. Das hufeisenförmige Gebäude, dessen Front das noch im Original erhaltene Wappen der Fürstenfamilie ziert, wurde durch den Baumeister Johann Thomas Petri aus Schneppenbach errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1990 beherbergte das Gebäude eine Fruchtsaftkelterei. Nach mehrjährigem Leerstand wurden der linke Gebäudeflügel mit dem Hauptportal 2005 zu einem Hotel mit Restaurant umgebaut. Die restlichen Gebäudeteile dienen Wohnzwecken.

Kyrburg Bearbeiten

Das Wahrzeichen Kirns ist die oberhalb der Stadt gelegene Kyrburg.

Rathaus Bearbeiten

Das heutige Rathaus entstand in den Jahren 1752 bis 1771. Der Baumeister Johann Thomas Petri errichtete hier wiederum im Auftrag des Fürsten Johann Dominik ein Piaristenkolleg, das als solches allerdings nur wenige Jahre genutzt wurde. Später diente das Gebäude über ein Jahrhundert als Progymnasium bzw. Realschule, bevor es 1938 von der Stadtverwaltung bezogen wurde. Die ehemalige Klosterkapelle beheimatet heute den Sitzungssaal. Zu dem Gebäude gehört ein Pavillon, der ursprünglich in der weitläufigen Gartenanlage stand. Heute befindet sich das achteckige Gebäude auf der rechten Seite des Hahnenbachs am Marktplatz.

Weitere Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Touristisches Bearbeiten

Kirn ist Ausgangspunkt von Hunsrück Schiefer- und Burgenstraße, Soonwaldsteig, Keltenweg Nahe–Mosel und Lützelsoon-Radweg sowie Etappe des Nahe-Hunsrück-Mosel-Radwegs.

Wirtschaft Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Kirn ist über die Bundesstraße B 41 mit Saarbrücken und Mainz verbunden. Die Landesstraßen L 182 und L 183 führen durch die Stadt. Über die Schiene kann ab Kirn über die Eisenbahnstrecke Bingen–Saarbrücken mit den stündlich verkehrenden Regional-Express-Zügen in westlicher Richtung nach Saarbrücken und in östlicher Richtung nach Frankfurt über Mainz mit Halt am Flughafen Frankfurt gefahren werden. Der Flughafen Frankfurt-Hahn ist etwa 30 Kilometer oder eine knappe halbe Autostunde von Kirn entfernt.

Die ursprünglich durch die Stadt verlaufende B 41 wurde in den 1960er Jahren als eine Ortsumgehung an den rechts der Nahe gelegenen Hang des Gauskopf verlegt. Markantestes Bauwerk dieser Umgehungsstraße ist der 161 Meter[17] lange Hellberg-Tunnel.

Marktort Bearbeiten

Kirn war aufgrund seiner zentralen geografischen Lage schon immer ein lebendiger Marktstandort. Bis heute haben sich neben den Krammärkten am jeweils ersten Montag im Monat zwei herausragende Märkte erhalten: der Andreasmarkt – er feierte im Jahr 2000 seinen 300. Geburtstag – am letzten Wochenende im November und der Thomasmarkt am zweiten Samstag im Dezember. Die Märkte stellen in und für Kirn eine große Attraktion dar und ziehen viele Besucher aus der Region an. Auf dem Handwerker- und Bauernmarkt im Oktober präsentieren Kleinbetriebe aus dem Kirner Land ihre handgefertigten Waren und bieten sie zum Kauf an. Jeweils mittwochs und samstags trifft sich die Kirner Bevölkerung auf dem Wochenmarkt.

Unternehmen Bearbeiten

Kirn ist deutschlandweit als eine „Stadt des Leders“ bekannt. Heute sind von den ehemals großen Lederfabriken zumeist nur die Firmensitze vor Ort verblieben. Infolge von Produktionsverlagerungen in Niedriglohnländer sind in der Lederproduktion und -verarbeitung in Kirn nur noch wenige Arbeitnehmer beschäftigt. Bekannt von den noch existierenden Lederwarenfabriken sind die Braun GmbH & Co. KG und die Müller & Meirer Lederwarenfabrik GmbH.[18]

In ganz Rheinland-Pfalz bekannt ist die Stadt auch durch die örtliche Brauerei und deren Bier: Kirner Pils. Größter Arbeitgeber in Kirn ist die Simona AG, ein weltweit agierender Hersteller und Vertreiber von thermoplastischen Kunststoffhalbzeugen, der ursprünglich auch aus der Lederbranche stammte. Aus der Lederwarenbranche produziert Braun GmbH & Co. KG (Markenname: Braun Büffel) noch Teile des Sortimentes aktiv in Kirn. Weitere wichtige Wirtschaftszweige bilden die Holzverarbeitung, der Anlagenbau, die Hartstein-, Verpackungs- und die Kfz-Zulieferindustrie. Zahlreich vertreten sind ferner kleine und mittelgroße Handwerks- und Handelsbetriebe. In den letzten Jahren hat der Tourismus an Bedeutung gewonnen.

Medien Bearbeiten

In Kirn erscheint als Lokalzeitung der Oeffentliche Anzeiger (bis 2014 Kirner Zeitung, Lokalausgabe der Rhein-Zeitung, Koblenz). Aus Kirn berichtet außerdem die Allgemeine Zeitung (Ausgabe Bad Kreuznach) (Verlagsgruppe Rhein Main, Mainz), die allerdings nicht mehr mit einer Lokalredaktion vor Ort vertreten ist.

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

Bildung Bearbeiten

Die Angebote im Bildungsbereich sind gemessen an Kirns Einwohnerzahl sehr umfassend. Neben fünf Kindertagesstätten und zwei Grundschulen gibt es eine städtische Hauptschule, die ab 1. August 2011 in eine integrative Realschule plus umgewandelt wurde, ein staatliches Gymnasium (Gymnasium Kirn), eine kooperative Realschule plus und die „Wilhelm-Dröscher-Schule“ für Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Förderbedarf. Die Berufsbildenden Schulen des Landkreises Bad Kreuznach sind mit den Zweigen Mechanik, Gewerbe, Hauswirtschaft, Wirtschaft und Verwaltung in Kirn vertreten. Das Angebot der Volkshochschule und der Musikschule, beide im städtischen Gesellschaftshaus untergebracht, runden das Bildungsangebot ab.

Kultur- und Freizeit Bearbeiten

Im Gesellschaftshaus, 1879 durch das Lederunternehmen Carl Simon & Söhne im klassizistischen Baustil errichtet, finden das ganze Jahr über Konzert-, Kabarett- und Theaterveranstaltungen der Kulturinitiative Kirn statt. Zweimal jährlich verwandelt sich der bis zu 500 Personen fassende Saal in eine Ausstellungshalle, in der jeweils für zwei Wochen Gemälde und Skulpturen zumeist heimischer Künstler gezeigt werden.

Nach intensiven Umbauten wurde das Familienfreizeitbad „Jahnbad“ im Frühjahr 2002 wiedereröffnet. Neben dem 50 m langen Hauptbecken gibt es seitdem ein Freizeitbecken mit Rutsche, Strömungskanal und Massageliegen sowie ein Kinderbecken mit geringer Wassertiefe und kleiner Rutsche.

Die Kirner Stadtbücherei befindet sich seit Januar 2002 im Wilhelm-Dröscher-Haus am linken Ufer des Hahnenbachs. Auf einer Fläche von 145 Quadratmetern stehen Lesern etwa 5.800 Bücher zur Verfügung. Thematische Schwerpunkte bilden neben der Belletristik vor allem die Kinder- und Jugendliteratur.

Das Stadion im Sportzentrum Loh verfügt über Kapazität von 5000 Zuschauern und ist Spielstätte des VfR Kirn.

Medizinische Versorgung Bearbeiten

Die medizinische Versorgung wird durch das defizitäre[19], aber versorgungsnotwendige Krankenhaus[20] der „kreuznacher diakonie“, zahlreiche niedergelassene Allgemein- und Fachmediziner sowie fünf Apotheken gewährleistet. Für Senioren gibt es vor Ort zwei Altenheime in kirchlicher Trägerschaft.

Dialekt Bearbeiten

Die örtliche Mundart wird als „Kirner Platt“ bezeichnet. Die gemeinhin akzeptierte Sprachgrenze zwischen den Rhein- und Moselfränkischen Dialekten, die sog. dat-das-Linie, verläuft unmittelbar nördlich und westlich von Kirn, weshalb sich zahlreiche Übergangserscheinungen zeigen. In der einzigen sprachwissenschaftlichen Monografie zur Kirner Mundart wird sie mit Verweis nicht nur auf die dat-das-Linie, sondern auch auf andere phonetische Merkmale (z. B. einem Überwiegen von Monophthong gegenüber Diphthong) dem Rheinfränkischen zugeordnet.[21] Der Autor einer vergleichenden Darstellung kommt hingegen, seinerseits unter Verweis auf die „quantitative Entwicklung der Vocale“, zu dem Schluss, die Mundart sei zum Moselfränkischen zu rechnen.[22]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Mit Kirn verbunden Bearbeiten

Schinderhannes Bearbeiten

Der in Deutschland legendäre Räuberhauptmann Schinderhannes alias Johannes Bückler hat sich oft in Kirn und Umgebung aufgehalten. 1796 stahlen er und Komplizen um Kirn mehrfach Hammel, die sie an eine Kirner Metzgerei verkauften. Für andere Delikte wurde er mit 25 Stockhieben auf dem Marktplatz bestraft. Am 10. Dezember 1796 wurde er gefasst und im Verlies des Kirner Rathauses eingesperrt, entkam aber noch in der gleichen Nacht über das Dach. Am 22. Dezember 1797 amüsierte er sich auf dem Kirner Christkindchen-Markt und beging wenig später in Hundheim seinen ersten Mord.[23]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Bernd Brinken, Gerd Danco: Kirn. 3. Auflage, Weidlich, Frankfurt am Main 1983.
  • Ulrich Hauth: Die Stadt Kirn und ihr Umland. (= Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach. Band 34). 2006.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kirn – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Kirn – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1 „Kyrbach“, Seite 291.
  3. Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon, München, 1967/1980, S. 278
  4. Hermann Mosel: Flut hinterließ tiefe Schluchten im Idarwald: Blick auf verheerende Hochwasser vor vielen hundert Jahren - Rhein-Hunsrück-Zeitung - Rhein-Zeitung. In: rhein-zeitung.de. 20. Juli 2021, abgerufen am 3. März 2024.
  5. Das malerische und romantische Nahe-Thal und die Rhein-Nahe-Eisenbahn. 2. Auflage, Verlag R. Voigtländer, Kreuznach 1872.
  6. Udo Fleck: Diebe-Räuber-Mörder. Studie zur kollektiven Delinquenz rheinischer Räuberbanden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Diss. Trier 2003, S. 53 f.
  7. Stefan Munzlinger, Armin Seibert: Hochwasserengel mahnt: Kirn ist vor Fluten nie ganz sicher. In: Oeffentlicher Anzeiger. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 21. Dezember 2018, abgerufen am 18. Juni 2022 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
  8. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 168 (PDF; 2,8 MB).
  9. Gemeindestatistik Kirn
  10. Gemeindestatistik (PDF; 0,3 MB), Stadt Kirn, abgerufen am 12. Juli 2023
  11. a b Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Kirn. Abgerufen am 16. August 2019.
  12. Armin Seibert: Frank Ensminger bekräftigt: „Mir geht's um Kirn!“ In: Oeffentlicher Anzeiger. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 8. Juli 2020, abgerufen am 22. September 2020.
  13. Direktwahl 2020 Kirn (VG Kirner Land). (PDF) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 23. März 2020, abgerufen am 22. September 2020.
  14. Armin Seibert: Jetzt ist es raus: Kirns Bürgermeister Martin Kilian geht zum Jahresende in Pension. In: Oeffentlicher Anzeiger. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 8. November 2019, abgerufen am 22. September 2020.
  15. Noch eine Partnerschaft mit einer französischen Stadt. In: Rheinzeitung. 8. November 2010.
  16. Armin Seibert: Kirner Steinbruch wird Besuchermagnet. In: Rhein-Zeitung. 12. Februar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Mai 2013; abgerufen am 27. März 2013.
  17. Informationen zur Sanierung 2009
  18. Wirtschaft. Stadt Kirn. Abgerufen am 7. Februar 2017.
  19. Ärzteblatt vom 22. November 2019
  20. GKV-Kliniksimulator (Memento vom 30. November 2020 im Internet Archive)
  21. Carl Kirchberg: Laut- und Flexionslehre der Mundart von Kirn a.d. Nahe mit Berücksichtigung der näheren Umgebung. Straßburg 1906, S. 1–4.
  22. Roland Martin: Untersuchungen zur rhein-moselfränkischen Dialektgrenze. Marburg 1914, S. 2, 98–100.
  23. Aus den Gerichtsakten des Schinderhannes (Memento vom 11. Dezember 2000 im Internet Archive)