Fulpmes

Gemeinde im Bezirk Innsbruck-Land, Tirol
(Weitergeleitet von Fulpmes-Umgebung)

Fulpmes ist eine Marktgemeinde[1] im Bezirk Innsbruck-Land, Tirol, Österreich, und Zentrum der eisenverarbeitenden Industrie im Stubaital. Fulpmes liegt im Gerichtsbezirk Innsbruck.

Marktgemeinde
Fulpmes
Wappen Österreichkarte
Wappen von Fulpmes
Fulpmes (Österreich)
Fulpmes (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Tirol
Politischer Bezirk: Innsbruck-Land
Kfz-Kennzeichen: IL
Fläche: 16,78 km²
Koordinaten: 47° 9′ N, 11° 21′ OKoordinaten: 47° 9′ 12″ N, 11° 20′ 57″ O
Höhe: 937 m ü. A.
Einwohner: 4.560 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 272 Einw. pro km²
Postleitzahl: 6166
Vorwahl: 05225
Gemeindekennziffer: 7 03 10
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Bahnstraße 9
6166 Fulpmes
Website: www.fulpmes.tirol.gv.at
Politik
Bürgermeister: Johann Deutschmann
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(17 Mitglieder)
8
4
3
2
Insgesamt 17 Sitze
  • ZUKUNFT: 8
  • RAIMUND: 4
  • FULPMEHR: 3
  • MFAYSE: 2
Lage von Fulpmes im Bezirk Innsbruck-Land
Lage der Gemeinde Fulpmes im Bezirk Innsbruck-Land (anklickbare Karte)AbsamAldransAmpassAxamsBaumkirchenBirgitzEllbögenFlaurlingFritzensFulpmesGnadenwaldGötzensGries am BrennerGries im SellrainGrinzensGschnitzHall in TirolHattingInzingKematenInnsbruckKolsassKolsassbergLansLeutaschMatrei am BrennerMiedersMilsMuttersNattersNavisNeustift im StubaitalOberhofen im InntalObernberg am BrennerOberperfussPatschPettnauPfaffenhofenPolling in TirolRanggenReith bei SeefeldRinnRumSt. Sigmund im SellrainScharnitzSchmirnSchönberg im StubaitalSeefeldSellrainSistransSteinach am BrennerTelfes im StubaiTelfsThaurTrinsTulfesUnterperfussValsVölsVoldersWattenbergWattensWildermiemingZirlTirol
Lage der Gemeinde Fulpmes im Bezirk Innsbruck-Land (anklickbare Karte)
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Fulpmes von Süden
Fulpmes von Süden
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie Bearbeiten

 
Blick von der Elferspitze ins Stubaital, mittig im Tal Fulpmes (hinten Inntal bei Innsbruck und die Nordkette)

Das Gemeindegebiet von Fulpmes umfasst 16,78 km². Es erstreckt sich quer über das Tal, vom Gipfel der Serles im Süden bis nordwestlich auf den Grat, der die Telfer Schlick vom Stubaier Haupttal trennt.

In Fulpmes mündet der Schlickerbach in die Ruetz.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Die Gemeinde besteht aus einer einzigen Katastralgemeinde und umfasst zwei Ortschaften (Einwohner Stand 1. Jänner 2023[2]):[3]

Zählsprengel sind Fulpmes-Dorf und Fulpmes-Umgebung (Tschaffinis, Loredais, Forchach, Ruetzbach), sowie Fulpmes-Medraz für Medraz und ein paar Häuser der Ortschaft Fulpmes.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Telfes im Stubai Mieders
 
Neustift im Stubaital Trins Matrei am Brenner

Geschichte Bearbeiten

Der Ortsname wurde erstmals im Jahr 1286 als Vultmeis urkundlich erwähnt. 1305 findet sich noch die ältere Form Vultmeins. Es liegt ein antikes Ausgangswort zugrunde. Es wurden von der Forschung die Rekonstruktionen *vultminos (’zur Waldalm (Froneben) gehörig‘) oder *voltimesinis (’Wohnstätte des Voltimesis‘) vorgeschlagen.[4]

Straßennamen, teilweise noch erhaltene Stollen und darin gefundene Werkzeuge zeugen von jahrhundertealter Bergbau-, Hütten- und Eisenverarbeitungstradition im Ort. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert schürfte man in der Schlick nach Eisen (erste Nennung eines Hammers am Schlickerbach 1352), am Sonnenstein nach Gold und Silber.[5]

Neben lokaler früher Kleineisenindustrie wurde das Eisen von Hausierern weitergehandelt. Als im 16. Jahrhundert die Vorkommen erschöpft waren, stellt man auf Schmiedegewerbe um. Dadurch blieb Fulpmes bis in das 19. Jahrhundert Industrieort. Im 18. Jahrhundert entstanden hier Handelskompanien, die bis Russland und England exportierten.[5]

Die Stubaier Werkzeugindustrie mit ihrer bekannten Marke Stubai hat ihren Sitz bis heute in Fulpmes. Es gibt hier seit 22. August 1897[6] eine entsprechende Fachschule (seit 1969 Höhere Technische Bundeslehranstalt Fulpmes), welche die hohen Qualitätsstandards erhalten und ausbauen konnte.

Die enge Verbindung mit der eisenverarbeitenden Industrie wird auch im Ortswappen deutlich. Es zeigt in einem silbernen Schild einen links schräg gezogenen roten Balken, überlegt von einem schwarzen Schmiedeamboss in seiner natürlichen Gestalt. Die Schwierigkeiten, die für das Schmiedehandwerk im Zuge der Industrialisierung entstanden, wurden in dem Film Aufruhr der Herzen (1944), in dem Fulpmes die zentrale Rolle spielt, künstlerisch verarbeitet.

In den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts war in Fulpmes der Katholische Arbeiterverein aktiv.

Auch in touristischer Hinsicht ist die Gemeinde bekannt, da das Skigebiet Schlick von hier aus erschlossen wird.

Seit dem Jahr 1904 ist der Ort durch eine elektrische Lokalbahn (Stubaitalbahn) mit Innsbruck verbunden.

Mit Regierungsbeschluss vom 7. März[7] und Wirksamkeit ab 28. Mai 2017 wurde Fulpmes zur Marktgemeinde erhoben.[8][9][1]

Dialekt Bearbeiten

Der Fulpmer Dialekt ist ähnlich wie in Neustift im Stubaital. Jedoch wird in Fulpmes das „R“ viel stärker ausgesprochen (ähnlich wie das amerikanische „R“).

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

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Einwohnerentwicklung von Fulpmes

Hauptort der Gemeinde Bearbeiten

Fulpmes (Dorf)
Ortschaft
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Innsbruck-Landf8, Tirol
Gerichtsbezirk Innsbruck
Pol. Gemeinde Fulpmes
Koordinaten 47° 9′ 10″ N, 11° 20′ 53″ O
Höhe 937 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 3224 (1. Jän. 2023)
Gebäudestand 602 (2001f1)
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 16479
Zählsprengel/ -bezirk Fulpmes-Dorf, Fulpmes-Umgebung (70310 000, 001)
 
Dorf Fulpmes von der Serlesbahn aus
Fulpmes-Dorf: 1298 EW, 291 Geb.;
Fulpmes-Umgebung: 1529 EW, 306 Geb.;
5 Häuser ZSP Fulpmes-Medraz
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; TIRIS
3224

Hauptort der Gemeinde ist das Dorf Fulpmes, das neben Medraz eine der beiden Ortschaften der Gemeinde bildet. Es befindet sich etwa 13½ km südlich vom Stadtzentrum Innsbruck. Es liegt auf um die 937 m ü. A. Höhe im Talgrund des mittleren Stubaitals sonnseitig links der Ruetz.

Die Ortschaft umfasst über 600 Gebäude mit etwa 2800 Einwohnern, das sind etwa 23 der Gesamtbevölkerung. Der alte Dorfkern wird statistisch als Zählsprengel Fulpmes-Dorf erfasst. Die Besiedlung rundherum, die inzwischen in den Ort eingewachsen ist und etwa die Hälfte der Ortschaftsbevölkerung umfasst, als Zählsprengel Fulpmes-Umgebung. Das sind die Ortslagen Tschaffinis und Loredais westlich am Hang, und Forchach und Ruetzbach (Kleebrücke) östlich am Ruetz.

Zur Ortschaft (nicht aber dem Zählsprengel) gehören auch das Panorama-Restaurant Kreuzjoch und die Galtalm, die einzige Alm im Gemeindegebiet.

Nachbarorte und -ortschaften


Plöven (Gem. Telfes im Stubai)

Telfes im Stubai (Gem. Telfes i.St.)

 
Medraz

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Pfarrkirche Fulpmes

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

 
Triebwagen Nr. 3 im Bahnhof Fulpmes, Ende Dezember 1973

Bildung Bearbeiten

BW

Politik Bearbeiten

 
Marktgemeindeamt Fulpmes

Gemeinderat Bearbeiten

Die letzten Bürgermeisterwahlen fanden gemeinsam mit den Gemeinderatswahlen 2022 statt. Dabei wurde Johann Deutschmann mit 58 Prozent zum Bürgermeister gewählt.[10] Er löste damit Robert Denifl ab. Dieser hatte 1976–1986 und von 2010 an wieder das Amt des Bürgermeisters inne. Er kandidierte auf einer Namensliste der ÖVP.[11][12]

Partei[10] Prozent Stimmen Mandate
GEMEINSAM FÜR FULPMES mit Johann Deutschmann und Manfred Witsch (ZUKUNFT) 44,65 995 8
Fulpmes vereinen - Team Raimund Schmidt (RAIMUND) 27,32 610 4
Unser Fulpmes kann mehr - die Alternative (FULPMEHR) 16,79 375 3
Miteinander Für Fulpmes (MFAYSE) 11,33 253 2

Parteipolitik Bearbeiten

Die politische Landschaft in Fulpmes wird vor allem durch die touristische und industrielle Entwicklung geprägt. Während die Industrie in Fulpmes (z. B. mit ihrer Marke Stubai) seit Jahrhunderten eine dominante Rolle spielt, nahm der Tourismus in den 1960er Jahren seine sprunghafte Entwicklung auf. Heute zählt Fulpmes etwa 300.000 Übernachtungen im Jahr. Die Politik beschäftigt sich daher verstärkt mit touristischer Infrastruktur. Doch auch die Kleineisenindustrie wirkt sich auf die politische Landschaft aus, insbesondere seit in den 1960er und 1970er Jahren die Wirtschaftskammer begonnen hatte, systematisch vor allem türkische Gastarbeiter/-innen anzuwerben. In den 1990er Jahren kam es durch den Balkan-Krieg zusätzlich zu einem Zuzug insbesondere bosnischer Flüchtlinge. Von den 4000 Einwohnern von Fulpmes besitzen etwa 700 nicht die österreichische Staatsbürgerschaft, es wurden aber in den letzten Jahrzehnten an die 500 Ausländer eingebürgert. Fulpmes verfügt aufgrund seiner großen muslimischen Minderheit nicht nur über christliche Kirchen, sondern seit mehr als einem Jahrzehnt auch über eine Moschee. Im Gemeinderatswahlkampf 2004 haben sich alle Parteien mit Ausnahme der FPÖ dafür ausgesprochen, diese Moschee weiter auszubauen.

In den vergangenen 50 Jahren spielte die ÖVP in Fulpmes immer die dominierende Rolle, die SPÖ konnte nur selten an die 20-Prozent-Marke heranreichen. In den 1990er Jahren gab es einen starken Anstieg der FPÖ, mit den Wahlen nach dem Jahr 2000 verliert die FPÖ jedoch ständig an Stimmen. Die Grünen sind seit der Gemeinderatswahl 2010 wieder im Gemeinderat vertreten.

Regionalpolitik Bearbeiten

Die Gemeinde gehört zum Tiroler Planungsverband Stubaital und zur Tourismusregion Stubai Tirol. Sitzgemeinde des Planungsverbandes ist Schönberg, Obmann der Bürgermeister ebenda, Hermann Steixner. Sitz des Tourismusverbandes ist im Stubaitalhaus in Neustift.

Die Gemeinde ist seit 2010 Mitglied im Klimabündnis Tirol.

Partnergemeinde Bearbeiten

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Personen mit Bezug zur Gemeinde Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Peter Schattaneck (Hrsg.): Fulpmes, Kontaktverlag 1987

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fulpmes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Fulpmes – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Nr. 311, Kundmachung der Landesregierung vom 7. März 2017 über die Verleihung der Bezeichnung „Marktgemeinde“ an die Gemeinde Fulpmes (pdf, 295 KB) Bote für Tirol, Stück 13 / 198. Jahrgang / 2017, kundgemacht am 29. März 2017.
  2. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  3. Talkarte (Memento vom 27. November 2015 im Internet Archive) Ortsplan Stubaital (pdf, tirolerhof-fulpmes.at, abgerufen 24. November 2015).
  4. Peter Anreiter: Zur Methodik der Namendeutung: mit Beispielen aus dem Tiroler Raum. Hrsg.: Institut für Sprachwissenschaft der Universität Innsbruck (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft). Innsbruck 1997, ISBN 3-85124-184-3, S. 116.
  5. a b Fulpmes geschichte-tirol.com
  6. Adolf Steinhauser: Zum 10-jährigen Bestande der Fachschule in Fulpmes. In: Innsbrucker Nachrichten, Nr. 191/1907 (XLV. Jahrgang), 22. August 1907, S. 5, Mitte unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  7. Land Tirol (Hrsg.): Bote für Tirol. Nr. 2017-13, 29. März 2017, S. 131, Nr. 311 (tirol.gv.at [PDF]): „KUNDMACHUNG der Landesregierung vom 7. März 2017 über die Verleihung der Bezeichnung „Marktgemeinde“ an die Gemeinde Fulpmes“
  8. Städte und Marktgemeinden Tirols (Memento vom 16. Juli 2018 im Internet Archive) (pdf; 1,58 MB) auf www.tirol.gv.at, abgerufen am 21. Mai 2017
  9. Erhebung zur 21. Tiroler Marktgemeinde, www.fulpmes.tirol.gv.at, abgerufen am 21. Mai 2017
  10. a b Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen 2022 | Gemeinde Fulpmes. Land Tirol, abgerufen am 21. Juli 2022.
  11. Gemeinde Fulpmes. wahlen.tirol.gv.at, abgerufen am 15. Mai 2016.
  12. Gemeinde Fulpmes, Engere Wahl. wahlen.tirol.gv.at, abgerufen am 15. Mai 2016.
  13. fulpmes-villepreux.com
  14. Städtepartnerschaft fulpmes.tirol.gv.at