Ysenburg-Büdingen-Marienborn

Historisches Territorium in Hessen

Die Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Marienborn lag im heutigen Wetteraukreis, in der südöstlichen Wetterau im Südosten des heutigen Landes Hessen und bestand von 1687 bis zu ihrer Aufteilung 1725 (nach dem Aussterben der gräflichen Linie Marienborn mit dem Tod des Grafen Carl August). Das reichsunmittelbare Grafengeschlecht, das dieses Territorium beherrschte, gehörte dem Gesamthaus Isenburg-Büdingen an, dessen vier Speziallinien ab 1687 die gleichnamigen Grafschaften (neben Marienborn noch Büdingen, Meerholz und Wächtersbach) innehatten.


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Ysenburg-Büdingen-Marienborn
Wappen
Wappen der Grafen von (Ober-) Isenburg
Karte
Karte der Grafschaft Oberisenburg (1790)
Alternativnamen Isenburg-Büdingen-Marienborn, Isenburg-Marienborn
Entstanden aus Herrschaft Büdingen
Herrschaftsform Monarchie
Herrscher/
Regierung
Graf
Reichskreis Oberrheinischer Reichskreis
Kreistag Frankfurt am Main
Hauptstädte/
Residenzen
Marienborn
Dynastien Ysenburg-Büdingen
Konfession/
Religionen
reformiert
Sprache/n Deutsch (Rheinfränkisch)
Fläche ca. 55 km²
Einwohner ca. 3 000
Währung Gulden (Florin, fl.) und Kreuzer (Xr.)
Aufgegangen in 1725 Ysenburg-Büdingen-Meerholz

Lage und Grenzen Bearbeiten

Der Marienborner Teil lag im Westen der (Gesamt-)Grafschaft Ysenburg-Büdingen, und zwar ungefähr zwischen der Nidda (Fluss) bei Ober-Mockstadt im Nordwesten und der Ronneburg im Südosten.

Größe und Einteilung Bearbeiten

0,75 Quadratmeilen (= 55 km²) groß, mit ca. 3000 Einwohnern. Die (Teil-)Grafschaft bestand aus

den Gerichten

Nach dem Erlöschen der Marienborner Linie (1724) kam es 1725 zur Aufteilung und einem Gebietstausch zwischen den drei verbliebenen Speziallinien: Die Wächtersbacher Linie erhielt von der Büdinger Linie die Dörfer Wolferborn und Michelau und die Burg Ronneburg, dafür trat Wächtersbach die Dörfer Gettenbach und Haitz an die Meerholzer Linie ab. Der Büdinger Wald wurde zunächst noch gemeinsam verwaltet, obwohl Wächtersbach die Aufteilung und alleinige Verwaltung seines Anteils bald verlangte.

Geschichte der Ysenburger Grafen Bearbeiten

Ein Ysenburger, ursprünglich am Mittelrhein und im Westerwald beheimatet (Nieder-Isenburg, 1664 ausgestorben), kam über eine Heirat mit der Erbtochter von Büdingen in die südöstliche Wetterau (Ober-Isenburg). Die neue Grafschaft Ysenburg-Büdingen teilte sich vom Ende des 15. Jahrhunderts bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts mehrmals.

Die Landesteilung von 1687, die Entstehung des Büdinger Landes und der Speziallinien Bearbeiten

Durch die Dritte Hauptteilung (1684) entstanden die beiden gräflichen Häuser Ysenburg-Büdingen-Birstein (ab 1744 Fürstentum Isenburg und Büdingen, seit dem Isenburg mit I) und Ysenburg-Büdingen. Das letztere teilte sich 1687 noch einmal in vier Speziallinien. Sie alle nannten sich Ysenburg und Büdingen und fügten jeweils den Ortsnamen des Sitzes ihrer Linie hinzu (einheitliche Schreibweise jedoch erst ab dem 19. Jahrhundert): zu Ysenburg-Büdingen in Büdingen (ausgestorben 1941), zu Ysenburg-Büdingen in Meerholz (ausgestorben 1929) und zu Ysenburg-Büdingen in Wächtersbach (die 1941 ihren Sitz in Büdingen nahmen; nur diese Linie war übrig geblieben). Die Teil-Grafschaften waren nicht nur durch die Blutsverwandtschaft, sondern insbesondere auch durch Hausverträge (Erbfolgeregelungen) verbunden (Agnaten).

 
Die zehn Reichskreise am Anfang des 16. Jahrhunderts
  • Oberrheinischer Kreis
  • Am 23. Juli 1687 erfolgte in einem erneuten Rezess (= Vergleich) die Teilung des Landes unter den vier Söhnen von Maria Charlotte (1631–1693), Witwe des Johann Ernst von Ysenburg-Büdingen, Vormünderin ihrer Söhne. Da das Erbprinzip der Primogenitur in Ysenburg noch nicht eingeführt war (Kaiser Karl VI. genehmigte erst 1713 die Primogeniturordnung für das ganze Haus Oberysenburg[1]), wurde das Territorium geteilt. Der älteste Sohn, Johann Casimir Graf von Isenburg-Büdingen (1660–1693) erhielt Schloss, Stadt und Gericht Büdingen und die umliegenden Dörfer, Ferdinand Maximilian, der zweitälteste Sohn erhielt Schloss und Stadt Wächtersbach, Karl August erhielt Marienborn im heutigen Büdinger Stadtteil Eckartshausen mit den umliegenden Dörfern und Georg Albrecht erhielt Meerholz und die umliegenden Dörfer. Da die Linie Ysenburg-Büdingen-Marienborn bald ausstarb, gab es in der Folgezeit neben der (älteren) Hauptlinie Isenburg-Birstein die (neuen) Speziallinien Ysenburg und Büdingen in Büdingen, Ysenburg und Büdingen in Meerholz und Ysenburg und Büdingen in Wächtersbach.

    Die Aufteilung der Grafschaft Bearbeiten

     
    Schloss Marienborn der Grafen Ysenburg-Büdingen-Marienborn bei Büdingen-Eckartshausen in der südöstlichen Wetterau

    Durch den Tod des Carl August Graf von Ysenburg-Büdingen-Marienborn kam es 1725 zur Aufteilung entsprechend seinem Testament. Der Marienborner Besitz wurde aufgeteilt zwischen den drei verbliebenen Speziallinien: Die Wächtersbacher Linie erhielt von der Büdinger Linie die Dörfer Wolferborn und Michelau und die Burg Ronneburg, dafür trat Wächtersbach die Dörfer Gettenbach und Haitz an die Meerholzer Linie ab. Der Büdinger Wald wurde zunächst noch gemeinsam verwaltet, obwohl Wächtersbach die Aufteilung und alleinige Verwaltung seines Anteils bald verlangte.

    Jede der nunmehr drei Grafschaften umfasste jetzt ca. 200 km² mit ca. 6 500 Einwohnern bei Einnahmen von ca. 35 000 fl.[2]

    Aufstieg und Niedergang dieser Speziallinien ist in der Parabel von den Vier Fichten besonders populär geschildert.[3]

    Regierender Graf von Ysenburg-Büdingen-Marienborn: Carl August Bearbeiten

    •  Maria Charlotte, Witwe des Johann Ernst (1625–1673), Vormünderin ihrer vier Söhne (auch über Carl August) von 1673 bis 1691
      * Meerholz 24. März 1631 † Meerholz 8. Juni 1693 (Grab: Schlosskirche Meerholz)
    •  Carl August, regierte 1687–1725
      * Büdingen 27. Januar 1667 † Marienborn 16. März 1725 (Grab: Schlosskirche Meerholz)
      ⚭ Laubach 1690 Anna Belgica Florentine, Tochter des Grafen von Solms-Laubach,
      * 9. September 1663; † Meerholz 9. Februar 1733 (Grab: Schlosskirche Meerholz).

    Das Ehepaar hatte vier Kinder:

    •  11. April 1691 ♂ Ernst Karl; † 22. Mai 1717
    •  17. Februar 1694 ♂ Philipp; † 19. Oktober 1694
    •  7. November 1695 ♀ Elisabeth Charlotte; verheiratet mit Wolfgang Ernst I. Graf zu Ysenburg und Büdingen in Birstein (ab 1744 Fürst zu Isenburg und Büdingen in Birstein) (* 5. April 1686; † 15. April 1754); † 23. September 1723 in Birstein
    •  23. März 1697 ♀ Auguste Florentine; verheiratet mit Philipp Adolf, Graf von Rechteren (* 19. Februar 1699; † 4. November 1771); † 18. Oktober 1729 in Almelo

    Titel Bearbeiten

    Die Anrede, der Titel war nicht einheitlich festgelegt, erst nach der Mediatisierung im 19. Jahrhundert setzten die Souveräne der neuen Staaten die Anrede ihrer Standesherren verbindlich fest.

    Wappen Bearbeiten

    Alle Ober-Isenburger Häuser in der Wetterau führten als Wappen zwei schwarze Querbalken auf silbernem Grund (manche mit „Verbesserungen“, meist Mittelschilden, so Meerholz [zeitweise] und das Rheinbund-Fürstentum Isenburg 1806–1815).

    Literatur Bearbeiten

    • Klaus-Peter Decker: Die Erbauung von Schloss Marienborn. In: Büdinger Geschichtsblätter, Band XXVI, Büdinger Geschichtsverein.
    • Karl Dielmann: Zerfall des Klosters Marienborn. In: Karl Dielmann – Heimatforscher der Wetterau, ausgewählt und kommentiert von Rolf Lutz, Geschichtswerkstatt Büdingen.
    • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.
    • Neue Sammlung geographisch-historisch-statistischer Schriften, Vierter Band, Geographischer Schriften Vierter Teil: Die Geographischen Einleitung- und Beschreibung der meisten Länder des Oberrheinisch- und Westphälischen Kreises – Die Grafschaften Hessen samt den dazu gehörigen Ländern, Johann Georg Friedrich Jakobi, Weißenburg im Nordgau: 1786, S. 239–251, Digitalisat
    • Gustav Simon: Die Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Erster Band, Die Geschichte des Ysenburg-Büdingen'schen Landes, Frankfurt, Brönner, 1865 Digitalisat
    • Gustav Simon: Die Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Zweiter Band: Die Ysenburg und Büdingen'sche Hausgeschichte, Frankfurt, Brönner, 1865 Digitalisat
    • Gustav Simon: Die Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Dritter Band: Das Ysenburg und Büdingen'sche Urkundenbuch, Frankfurt, Brönner, 1865 Digitalisat

    Einzelnachweise Bearbeiten

    1. Lothar Döring: Die oberysenburgischen Landesteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts. In: Irene Fürstin von Isenburg in Birstein und Otto Friedrich Fürst zu Ysenburg und Büdingen in Büdingen (Hrsg.) Isenburg–Ysenburg 963–1963. Zur tausendjährigen Geschichte des Geschlechts, Kuwe-Verlag, Hanau 1963, S. 49
    2. Johann Daniel Albrecht Hoeck: Historisch-statistische Topographie der Grafschaft Oberisenburg, Jäger, Frankfurt am Main: 1790, S. 99
    3. Josef Stark (1892–1974) An den "Vier Fichten". In: Zwischen Vogelsberg und Spessart – 1959 – Heimat-Jahrbuch des Kreises Gelnhausen – Gelnhausen 1958, S. 87. Eine Nacherzählung der Parabel von Josef Stark befindet sich bei http://www.gudrun-kauck.eu/Waechtersbach-Ysenburger4Fichten.html