Bistum Sitten

römisch-katholisches Bistum in der Schweiz
(Weitergeleitet von Hochstift Sitten)

Das Bistum Sitten (lateinisch Dioecesis Sedunensis, französisch Diocèse de Sion) ist eine Diözese der römisch-katholischen Kirche in der Schweiz und umfasst den grössten Teil des Kantons Wallis, mit Ausnahme der Pfarreien Finhaut, Vernayaz, Salvan und Saint-Maurice/Mex, die zur Territorialabtei Saint-Maurice gehören[1] sowie der Pfarrei Saint-Gingolph, die zum Bistum Annecy gehört.[2] Zusätzlich umfasst das Territorium des Bistums den waadtländischen Bezirk Aigle, mit Ausnahme der Pfarrei Villeneuve, die zum Bistum Lausanne, Genf und Freiburg gehört.[3]

Bistum Sitten
Karte Bistum Sitten
Basisdaten
Staat Schweiz
Kirchenprovinz Immediat
Diözesanbischof Jean-Marie Lovey CRB
Emeritierter Diözesanbischof Norbert Brunner
Generalvikar Richard Lehner
Pierre-Yves Maillard
Gründung um 380
Fläche 5589 km²
Dekanate 12 (2. Dezember 2008)
Pfarreien 157 (2017 / AP 2018)
Einwohner 358.213 (2017 / AP 2018)
Katholiken 265.739 (2017 / AP 2018)
Anteil 74,2 %
Diözesanpriester 131 (2017 / AP 2018)
Ordenspriester 85 (2017 / AP 2018)
Katholiken je Priester 1230
Ständige Diakone 18 (2017 / AP 2018)
Ordensbrüder 107 (2017 / AP 2018)
Ordensschwestern 242 (2017 / AP 2018)
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache Deutsch, Französisch
Kathedrale Kathedrale Unserer Lieben Frau
Anschrift C.P. 2124, rue de la Tour 12, CH-1950 Sion 2, Suisse
Website www.cath-vs.ch

Sitz des Bischofs und des Domkapitels heute ist die Kathedrale Unserer Lieben Frau (Notre-Dame de Sion oder du Glarier) in Sitten. Oberhirte des traditionsreichen Bistums mit grossem Einfluss auf die Geschichte des Kantons Wallis war von 1995 bis zum Juli 2014 Bischof Norbert Brunner. Seither ist Jean-Marie Lovey CRB Bischof von Sitten. 3

Kathedrale Unserer Lieben Frau (Sitten)
Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.
Entwicklung der Mitgliederzahlen

Geschichte Bearbeiten

 
Das Wappen von Riedmatten als Bischofswappen, für Hildebrand Riedmatten r. 1565–1604.
 
Wappen des modernen Bistums Sitten (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach den Attributen des hl. Theodul in der Heraldik des 16. Jh.)

Das Bistum besteht seit dem 4. Jahrhundert, zunächst in Octodurus (Martigny), dem Hauptort der römischen Provinz Alpes Poeninae. Der erste belegte Bischof ist Theodor (auch: Theodul), gestorben um 393–400. Um 585/9, unter Bischof Heliodorus, wurde der Bischofssitz nach Sitten verlegt. Grund dafür waren entweder der Langobardeneinfall von 573/4 oder aber Rivalitäten mit der 515 gegründeten Abtei Saint-Maurice. Mit dem Sieg Karls des Grossen über die Langobarden kam das Wallis nach 774 zum Frankenreich.

Seit 999 waren die Bischöfe von Sitten im Rang eines Fürstbischofs Die weltliche Herrschaft über das Wallis wurde von Rudolph III von Burgund an Bischof Hugo (r. 993/8–1017) verliehen, 1032 wurde kam das Wallis mit dem Königreich Burgund (Arelat) zum Heiligen Römischen Reich. Spätestens seit dem 11. Jahrhundert prägten die Fürstbischöfe auch eigene Münzen. Seit dieser Zeit verfolgten die Bischöfe teilweise eine Expansionspolitik, die zu Konflikten mit den Gebietsansprüchen der Abtei Saint-Maurice im Unterwallis führte. Ebenfalls widersetzte sich der Walliser Kleinadel den Herrschaftsansprüchen der Bischöfe. Dieser Widerstand kristallisierte sich in der Bildung der "Zehnden" genannten Kommunen im Oberwallis, die sich schliesslich, im 16. Jahrhundert zur "Republik der Sieben Zehnden" zusammenschlossen, woraus schliesslich der moderne Kanton Wallis entstehen sollte. Im Raronhandel von 1415–1420 wurde erstmals die Alte Eidgenossenschaft militärisch in diesen Konflikt verwickelt. Matthäus Schiner (r. 1499–1522), von 1511 Kardinal, war eine einflussreiche Figur in der Zeit der Italienkriege und der Eidgenossenschaft am Vorabend der Reformation.

Im 15. und 16. Jahrhundert war das Schloss Uff der Flüe, auch Auf der Flüe in Naters zeitweise Residenz des Bischofs und als Wohnstätte namensgebend.[4]

Das Bistum verbündete mit den katholischen Kantonen der Eidgenossenschaft und die Reformation konnte im Wallis keinen Fuss fassen. Im 17. Jahrhundert flammte der Konflikt mit der Zehndenrepublik neu auf, und ab 1630 verzichteten die Bischöfe weitgehend auf ihre Ansprüche der weltlichen Herrschaft. Nach der Französischen Revolution und mit dem Ende des Heiligen Römischen Reichs verloren sie auch ihren Rang des Fürstbischofs. Mit dem Beitritt zur Restaurierten Eidgenossenschaft 1815 erhielt der Bischof von Sitten einen Sitz im Kantonsparlament mit vier Stimmen.[5] Nach der Niederlage im Sonderbundskrieg kam eine radikale Regierung an die Macht und der Bischof und die Klöster wurden weitgehend enteignet. Unter der moderateren Kantonsregierung von 1856 wurden Verhandlungen mit Bischof Peter Joseph von Preux (1843–1875) geführt, und 1880 wurden die nach dem Sonderbundskrieg konfiszierten Ländereien weitgehend retourniert.

Dekanate, Seelsorgeregionen und Pfarreien Bearbeiten

Das Bistum Sitten zählt insgesamt 12 Dekanate, 36 Seelsorgeregionen und 157 Pfarreien. Die Dekanate sind die folgenden (in alphabetischer Reihenfolge):

Diözesankalender Bearbeiten

Im Bistum Sitten wird der Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet um die folgenden Eigenfeiern ergänzt (dahinter jeweils der Rang und die liturgische Farbe).

Abkürzungen: H = Hochfest, F = Fest, G = Gebotener Gedenktag, g = Nichtgebotener Gedenktag, GK = Generalkalender, RK = Regionalkalender

Persönlichkeiten Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bistum Sitten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Germain Hausmann: Saint-Maurice Kloster. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Juli 2015, abgerufen am 12. Oktober 2020.
  2. Catherine Santchi: Annecy (Diözese). In: Historisches Lexikon der Schweiz, abgerufen am 12. Oktober 2020.
  3. Paroisse de Lavey-Morcles. Eglise Catholique dans le Canton de Vaud, abgerufen am 12. Oktober 2020.
  4. Das Schloss «Uf der Flüe». Brig Belalp Tourismus, archiviert vom Original am 23. Mai 2012; abgerufen am 9. Januar 2011.
  5. Staatsverfassung vom 12. Mai 1815, Art. 19.