Selzen

Gemeinde in Deutschland

Selzen ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Rhein-Selz an, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt Oppenheim hat.

Wappen Deutschlandkarte
Selzen
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Selzen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 52′ N, 8° 15′ OKoordinaten: 49° 52′ N, 8° 15′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Mainz-Bingen
Verbandsgemeinde: Rhein-Selz
Höhe: 156 m ü. NHN
Fläche: 6,66 km2
Einwohner: 1512 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 227 Einwohner je km2
Postleitzahl: 55278
Vorwahl: 06737
Kfz-Kennzeichen: MZ, BIN
Gemeindeschlüssel: 07 3 39 053
Adresse der Verbandsverwaltung: Sant’Ambrogio-Ring 33
55276 Oppenheim
Website: www.selzen.de
Ortsbürgermeisterin: Monja Seidel
Lage der Ortsgemeinde Selzen im Landkreis Mainz-Bingen
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Karte
Vierseithof, Mitte des 19. Jahrhunderts
Evangelische Pfarrkirche, barocker Saalbau, 1740

Geographie Bearbeiten

Der Weinort liegt in Rheinhessen an der Selz. Das Zentrum der Landeshauptstadt Mainz liegt ca. 12 Kilometer nördlich von Selzen, etwa 6 Kilometer östlich der Gemeinde fließt der Rhein. Nachbargemeinden sind Mommenheim, Nierstein, Dexheim, Köngernheim, Hahnheim und Zornheim. Zu Selzen gehört auch der Wohnplatz Paulinenhof.[2]

Geschichte Bearbeiten

Die erste urkundliche Erwähnung Selzens ist im Jahr 782 als „Salzen“ im Lorscher Codex zu finden. Gräberfunde aus der jüngeren Steinzeit – 2000 v. Chr. –, aus der Römerzeit – 100 nach Christus – und das Gräberfeld von Selzen aus der Frankenzeit des 6./7. Jahrhunderts dokumentieren einen geschichtsträchtigen Ort.[3]

Vom frühen Mittelalter bis zum 16. Jahrhundert gehörte Selzen zum Domkapitel Worms. Der Domhof war Zehnthof des Domstiftes. Im 15. Jahrhundert erwarb die Kurpfalz die „Kapellhube“ (Kapellenhof) und verdrängte das Wormser Domstift.

Dieser Vorgang spiegelte sich im Gerichtssiegel (im heutigen Ortswappen) von damals: „der pfälzische Löwe hält in der rechten Pranke den geraubten Wormser Schlüssel“.

Die Herren von Bolanden besaßen hier im 12. Jahrhundert eine Burg. Ab 1294 hatte das Wormser Domstift die Vogtei inne. Nachdem es 1453 deren eine Hälfte an die Kurpfalz abtreten musste, bemächtigte sich der stärkere Partner Schritt um Schritt der ganzen Ortsherrschaft. Selzen ist, das zeigen fränkische Gräberfunde, aus drei Siedlungskernen zusammengewachsen. der Kirche im Osten, dem Wormser Zehnthof im Nordwesten und der Mühle im Süden, in deren Nähe ein steinerner Steg (1617) den Fußpfad nach Undenheim über die Selz führt. Bereits 1413 besaß die Kurpfalz drei Höfe, darunter auch den heute noch bestehenden Kapellenhof, in dem öfter Ausstellungen und Theateraufführungen während der Sommermonate stattfinden. 1572 wurde die Romanische Kirche bis auf den Turm, der heute noch steht, abgerissen. Der gotische Neubau wurde 1740/1741 durch einen barocken Saalbau ersetzt, der eine wertvolle Stumm-Orgel von 1791 beherbergt. Diese Orgel wurde durch ein Stiftungskapital des Ortsbürgers Jacob Waadt finanziert, am 2. März 1787 accordiert und am 6. März 1791 eingeweiht. Gemeinsam mit der Stumm-Orgel von Framersheim ist die Selzer Orgel das größte einmanualige Instrument aus der Sulzbacher Werkstatt. Nach einer Restaurierung durch Gerhard Schmid in den Jahren 1973/1974 wurde das Instrument 2015 durch die Werkstatt Klais in vorbildlicher Weise technisch überarbeitet. Die Selzer Stumm-Orgel hat seither eine zunehmende Beachtung und Würdigung erfahren.

Östlich der Durchgangsstraße, in den Seitenstraßen, befinden sich mehrere Fachwerkbauten. Am Ende der Ostergasse sind Pfeilerreste der ehemaligen Ortsbefestigung, der Oppenheimer Pforte, zu sehen.

1792 endete die geistliche Grundherrschaft des Wormser Domstiftes. Damit entfiel die Abgabe des Zehnten an Worms. Aus Freude darüber wurde die Ulme an der Südostecke Selzens gefällt und ein Freudenfeuer veranstaltet.

1797 fiel Selzen an Frankreich. 1816 wurde es zurückgegliedert und gehörte fortan zu der neugebildeten Provinz Rheinhessen, die dem Großherzogtum Hessen zugeordnet war.

Seit 1946 gehört Selzen zum Land Rheinland-Pfalz. Im Zuge einer Verwaltungsreform wurde Selzen 1972 der Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim zugeordnet.

Einer Legende nach seien die Bewohner im Mittelalter verpflichtet gewesen, die Frösche in der Selz oder im Teich dadurch zum Schweigen zu bringen, dass sie mit Stangen in das Wasser schlugen. Die Gutsherrschaft wollte ungestört vom Quaken schlafen. Deshalb tragen die Bewohner den Spitznamen Selzer Frösche.

Politik Bearbeiten

 
Rathaus in Selzen

Gemeinderat Bearbeiten

Der Gemeinderat in Selzen besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und der ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterin als Vorsitzender.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[4]

Wahl SPD CDU FWG LS WGR Gesamt
2019 5 1 6 4 16 Sitze
2014 6 5 5 16 Sitze
2009 6 4 6 16 Sitze
2004 6 2 6 2 16 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe Selzen
  • LS = Liste Selzen e. V.

Bürgermeister Bearbeiten

  • Die bisherige Ortsbürgermeisterin Monja Seidel (FWG) wurde am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 81,1 Prozent bestätigt.[5] Im Jahr 2014 hatte sie Anita Wiedemann (SPD) in diesem Amt abgelöst, die nach 20-jähriger Amtszeit nicht mehr zur Wahl antrat.

Wappen Bearbeiten

 
Wappen von Selzen
Blasonierung: „In Schwarz ein wachsender rotbewehrter und -bekrönter goldener Löwe, in der rechten Pranke einen silbernen Schlüssel haltend.“[6]
Wappenbegründung: So das GERICHTS SIGEL ZV SELSEN 1537 und ein zweites Siegel mit unleserlicher Umschrift. Der Ort gehörte dem Domstift Worms und kam 1453 halb an Kurpfalz, was durch den halben pfälzer Löwen mit dem Wormser Schlüssel trefflich dargestellt wird. Brilmayer bildet als Wappen einen goldenen Reichsapfel (ohne Kreuz) in Rot ab; aus welcher Quelle, ist unbekannt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Der Menhir von Selzen

Kultur- und Naturdenkmale Bearbeiten

Nördlich des Ortes befindet sich der sogenannte Menhir von Selzen, ein Steinobelisk von vermutlich natürlichem Ursprung.

Siehe auch

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

  • An Christi Himmelfahrt oder Vatertag findet in Selzen das Radwegefest statt.
  • Mitte Juni ist in Selzen das „Weinfest in der Kaiserstraße“, seit 2013 im Weingut Binzel, Kirchstraße. Veranstalter: MGV 1861/81 Frohsinn Selzen.
  • Am zweiten Augustwochenende findet am Angelteich, nahe der Landstraße Richtung Köngernheim, in Selzen das „Anglerfest“ statt
  • Im September (maßgebend ist der zweite Sonntag) wird die Selzer Kerb gefeiert. Diese dauert fünf Tage von Freitag bis Dienstag.
  • Immer am 4. Advent veranstaltet der MGV 1861/81 Frohsinn und der Musikzug das „Spielen und Singen unter dem Weihnachtsbaum“ in der Ortsmitte.
  • In jedem Dezember läuft gemeinsam mit der Nachbargemeinde Hahnheim die Aktion „Unser Dorf, ein Adventskalender“. In deren Rahmen findet an jedem Abend eine symbolische Fensteröffnung mit Verlesen einer Weihnachtsgeschichte, gemeinsamem Singen und Umtrunk statt.

Verkehr Bearbeiten

Die Gemeinde wird durchquert von der Gaustraße (Landstraße 425). Zur B 420 sind es in südlicher Richtung 2 km. Die Bundesautobahn 63 ist mit dem Auto in ca. 10 Minuten zu erreichen.

Busverbindungen bestehen mit der ORN-Linie 660 nach Mainz und Alzey sowie mit Linie 652 nach Oppenheim und Mainz über Nieder-Olm.

1879 bis 1985 hatte Selzen mit dem Bahnhof Selzen-Hahnheim an der Bahnstrecke Bodenheim–Alzey Anschluss an die Eisenbahn.

Persönlichkeiten Bearbeiten

In Selzen geboren Bearbeiten

  • Johannes Kessel (1839–1907), Arzt und Hochschullehrer
  • Klaus Penzer (* 1950), Politiker (SPD), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim (1994–2014) und der nachfolgenden Verbandsgemeinde Rhein-Selz (2014–2022)

Mit Selzen verbunden Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Selzen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: 1. Januar 2021[Version 2022 liegt vor.]. S. 162 (PDF; 2,6 MB).
  3. Ludwig Lindenschmit, Wilhelm Lindenschmit: Das germanische Todtenlager bei Selzen in der Provinz Rheinhessen dargestellt und erläutert. von Zabern Verlag, Mainz 1848 (als Nachdruck, mit einem Vorwort von Kurt Böhner hrsg. 1969).
  4. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. Abgerufen am 30. Juli 2019.
  5. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Einzelergebnisse. Abgerufen am 30. Juli 2019.
  6. Karl Ernst Demandt und Otto Renkhoff: Hessisches Ortswappenbuch. C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee 1956, S. 144.