Puksoosero (russisch Пуксоозеро) ist eine Siedlung städtischen Typs in Nordwestrussland. Der Ort gehört zur Oblast Archangelsk und hat 1212 Einwohner (Stand 14. Oktober 2010)[1]. Er befindet sich im Rajon Plessezk.

Siedlung städtischen Typs
Puksoosero
Пуксоозеро
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Archangelsk
Rajon Plessezk
Oberhaupt Jelena Lyssenkowa
Gegründet 1930er Jahre
Siedlung städtischen Typs seit 1944
Fläche 10,22 km²
Bevölkerung 1212 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 119 Einwohner/km²
Zeitzone UTC+3
Telefonvorwahl (+7) 81832
Postleitzahl 164251
Kfz-Kennzeichen 29
OKATO 11 250 575
Website www.puksoozero.info
Geographische Lage
Koordinaten 62° 35′ N, 40° 37′ OKoordinaten: 62° 34′ 59″ N, 40° 36′ 31″ O
Puksoosero (Europäisches Russland)
Puksoosero (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Puksoosero (Oblast Archangelsk)
Puksoosero (Oblast Archangelsk)
Lage in der Oblast Archangelsk

Geographie

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Puksoosero befindet sich etwa 216 km südlich der Oblasthauptstadt Archangelsk. Die nächstgrößere Stadt ist das rund 20 km nordwestlich gelegene Rajonverwaltungszentrum Plessezk. Von Süden nach Norden durchquert der 106 km lange Fluss Puksa das Dorf. Südlich von Puksoosero befindet sich der gleichnamige See Puksoosero, welcher durch das Aufstauen der Puksa entstanden ist.[2]

Puksoosero ist Verwaltungssitz der Stadtgemeinde Puksooserskoje, zu der neben Puksoosero das Dorf Beloje Osero gehört.[3]

Geschichte

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Puksoosero entstand in den 1930er Jahren als Spezialansiedlung für Kulaken, im Rahmen der Entkulakisierung.[3] Mit Hilfe des Einsatzes von Häftlingen begann 1936 der Bau der Mechenga-Eisenbahnstrecke (Мехреньгская железная дорога) von Puksa nach Puksoosero. Die Strecke diente vor allem der Holzwirtschaft, wurde in den 1940er und 1950er Jahren stetig ausgebaut und verband so ein Netz von Lagerkolonien.[4] 1938 wurde nahe der Siedlung ein Zellulosewerk von den Häftlingen des Gulags ONEGA-ITL errichtet, das 1939 in Betrieb ging.[5] Das Zellulosewerk mit seinen etwa 600 Beschäftigten, produzierte Zellulose, welche als Rohstoff zur Herstellung von Schießpulver in der Stadt Wyborg diente. Zur Wasserversorgung des Zellulosewerkes, wurde die Puksa durch einen Damm aufgestaut, wodurch drei kleinere Seen zum Puksoosero verschmolzen.[2][6] Die stetig wachsende Siedlung erhielt 1944 den Status einer Siedlung städtischen Typs.[3]

Nach der Auflösung des ONEGA-ITL, wurde 1942 die Mechengsker Zweigstelle des Gulags KARGOPOL-ITL mit Verwaltungssitz in Puksoosero geschaffen. 1954 wurde die Zweigstelle zu einem selbstständigen Gulag, dem MECHRENG-ITL. Die zeitweise bis zu 14.800 Häftlinge, des bis 1960 bestehenden Lagers, wurden ausschließlich in der Holzwirtschaft eingesetzt.[7] Nach der offiziellen Abschaffung der GULAGs, verblieben in Puksoosero zahlreiche Haftanstalten. So befanden sich zu Sowjetzeiten in und außerhalb der Siedlung 14 Arbeits- und Umerziehungslager (исправительно-трудовая колония) in denen mehr als 15.000 Personen inhaftiert waren, die in der Holzwirtschaft beschäftigt wurden.[3][6]

Mit der Auflösung der Sowjetunion wurden die Arbeitslager geschlossen. Der Betrieb des nicht mehr konkurrenzfähigen Zellulosewerkes, einer der Hauptarbeitgeber der Siedlung, wurde 1994 schließlich eingestellt.[3] Im Jahr 2001 erfolgte zudem die Stilllegung der Bahnstrecke Puksa – Puksoosero.[4]

Einwohnerentwicklung

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Die folgende Übersicht zeigt die Entwicklung der Einwohnerzahlen von Puksoosero.

Jahr Einwohner
1959 6.532
1970 9.851
1979 8.864
1989 4.255
2002 2.169
2010 1.212

Anmerkung: Volkszählungsdaten

Wirtschaft und Infrastruktur

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In Puksoosero sind nur zwei kleinere Unternehmen ansässig. Viele Bewohner arbeiten in den nahen Städten Mirny und Plessezk. Im Dorf befindet sich eine Schule, ein Krankenhaus sowie ein Internat. Die einzige Sehenswürdigkeit der Siedlung ist der See Puksoosero, welcher im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel von Einheimischen der umliegenden Siedlungen und Städte ist.[2][6] Der Ort besitzt keine Eisenbahnanbindung. Über eine Landstraße besteht eine Busverbindung zur Siedlung Puksa, welche an der Eisenbahnmagistrale MoskauWologda – Archangelsk liegt.

Einzelnachweise

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  1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation); Čislennost' naselenija po municipal'nym obrazovanijam i naselennym punktam Archangel'skoj oblasti, vključaja Neneckij avtonomnyj okru Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda (Bevölkerungsanzahl der munizipalen Gebilde und Ortschaften der Oblast Archangelsk einschließlich des Autonomen Kreisen der Nenzen Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010.) Tabelle (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Oblast Archangelsk)
  2. a b c Наталья Попова: Пуксоозеро - рабочий поселок безработных, Prawda Sewera, 20. Juli 2006 Abgerufen am 10. Juni 2011
  3. a b c d e Offizielle Seite von Puksoosero (Memento des Originals vom 27. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.puksoozero.info Abgerufen am 10. Juni 2011
  4. a b Die Mechrenga-Eisenbahn auf der Webseite von Sergei Bolaschenko@1@2Vorlage:Toter Link/infojd.ru (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 10. Juni 2011
  5. Das ONEGA-ITL auf gulag.memorial.de Abgerufen am 10. Juni 2011
  6. a b c Василий Набитобич: "Столица" местного розлива, Правда Севера, 26. August 2004 Abgerufen am 10. Juni 2011
  7. Das MECHRENG-ITL auf gulag.memorial.de Abgerufen am 10. Juni 2011
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