Niederwerrn

Gemeinde im Landkreis Schweinfurt in Deutschland

Niederwerrn ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt. Sie grenzt an den Gemeindeteil Hainig der Stadt Schweinfurt. Niederwerrn ist die nach Einwohnern zweitgrößte Gemeinde (nach Werneck) des Landkreises. Der gleichnamige Hauptort war ein reichsritterliches Dorf und ist heute ein typischer Wohnvorort mit großen Neubausiedlungen und relativ kleinem Ortskern.

Wappen Deutschlandkarte
Niederwerrn
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Niederwerrn hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 4′ N, 10° 10′ OKoordinaten: 50° 4′ N, 10° 10′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Schweinfurt
Höhe: 240 m ü. NHN
Fläche: 9,78 km2
Einwohner: 8636 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 883 Einwohner je km2
Postleitzahl: 97464
Vorwahlen: 09721, 09726Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: SW, GEO
Gemeindeschlüssel: 09 6 78 160
Gemeindegliederung: 2 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Schweinfurter Str. 54
97464 Niederwerrn
Website: www.niederwerrn.de
Erste Bürgermeisterin: Bettina Bärmann (FW)
Lage der Gemeinde Niederwerrn im Landkreis Schweinfurt
KarteSchweinfurtLandkreis Main-SpessartLandkreis Bad KissingenLandkreis Rhön-GrabfeldLandkreis HaßbergeLandkreis KitzingenLandkreis WürzburgLandkreis BambergNonnenkloster (Unterfranken)StollbergerforstBürgerwaldVollburgWustvieler ForstHundelshausen (gemeindefreies Gebiet)Geiersberg (gemeindefreies Gebiet)BergrheinfeldDingolshausenDittelbrunnDonnersdorfEuerbachFrankenwinheimGeldersheimGerolzhofenGochsheimGrafenrheinfeldGrettstadtKolitzheimLülsfeldMichelau im SteigerwaldNiederwerrnOberschwarzachPoppenhausen (Unterfranken)RöthleinSchonungenSchwanfeldSchwebheimSennfeldStadtlauringenSulzheim (Unterfranken)ÜchtelhausenWaigolshausenWasserlosenWerneckWipfeld
Karte

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Niederwerrn ist ein nordwestlicher Vorort von Schweinfurt in der Region Main-Rhön. Der Ort liegt an der namensgebenden, aber anders geschriebenen Wern. Eine der längsten und wichtigsten Straßen Schweinfurts, die Niederwerrner Straße, führt zum Ort. Im Gemeindegebiet liegt der nördliche Teil der einstigen Kaserne Conn Barracks der 2014 aufgelösten U.S. Army Garrison Schweinfurt.

Geologie und naturgeographische Einordnung Bearbeiten

Die Gemeinde liegt im Nordwesten des Naturraums Schweinfurter Becken, eine topographisch relativ tiefliegende Einheit mit geringem Relief innerhalb der Mainfränkischen Platten. Dort hat sich der Oberlauf der Wern seit dem Pliozän in das Gestein des Mittleren und Unteren Keupers eingetieft. In den Eiszeiten wurde Löss angeweht, mit dem sich im Holozän fruchtbare Böden entwickelten. Diese werden seit Jahrhunderten intensiv genutzt und prägen das regionale Landschaftsbild.

Nach der Kulturlandschaftsgliederung des BfN gehören die besiedelten Bereiche der Gemeinde noch zum naturfernen Verdichtungsraum 309 Schweinfurt, die ackerbaulich genutzten Flächen zur Kulturlandschaft zum 13600 Schweinfurter Becken.[2]

Gemeindegliederung Bearbeiten

 
Dorfkirche in Niederwerrn

Es gibt zwei Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]

Nachbargemeinden Bearbeiten

Die Nachbargemeinden sind:

Poppenhausen Dittelbrunn
Euerbach  
Geldersheim Schweinfurt

Klima Bearbeiten

Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 8 °C, die mittlere Niederschlagsmenge bei 650 mm, die Hauptwindrichtung ist West-Südwest.

Name Bearbeiten

Etymologie Bearbeiten

Der Name Niederwerrn leitet sich vom Fluss Wern ab, der die Gemeinde durchfließt und bei Gemünden in den Main mündet. Der Zusatz Nieder sollte den Ort vom gleichnamigen, nordwestlich liegenden Dorf unterscheiden.[5]

Frühere Schreibweisen Bearbeiten

Frühere Schreibweisen des Ortes in diversen historischen Karten und Urkunden:[5]

  • 1123 „Werne“
  • 1230 „Werna“
  • 1268 „Werne“
  • 1327 „Unterwerrn“
  • 1339 „Nidern Werne“
  • 1356 „Nidernwern“
  • 1383 „Nydern Wern“
  • 1387 „Nidern-Werne“
  • 1557 „Niderwehrn“
  • 1820 „Niederwerrn“

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

Bekannt ist Niederwerrn seit dem Mittelalter durch die Burg Wiesenburg, die nur noch Ruine ist. Mit ihr kam es am 17. Juni 1137 zur ersten urkundlichen Erwähnung von Niederwerrn.

Neuzeit Bearbeiten

Reichsritterliche Orte und Reichsdörfer
um die Reichsstadt Schweinfurt (im Territorium von 1620 bis 1802)
 
  • Reichsstadt Schweinfurt (evang.)
  • Reichsdörfer (evang.)
  • Reichsritterschaften (evang.)
  • Grafen von Schönborn (kath.)
  • Deutscher Orden (Brönnhof)
  • Hochstift Würzburg (kath.)
  • Während Oberwerrn im Herrschaftsbereich des Fürstbistums Würzburg blieb, kam Niederwerrn im 15. Jahrhundert unter die Herrschaft der Familie von Münster und wurde zum reichsritterlichen Dorf, das zum Ritterkanton Rhön-Werra mit Sitz in Schweinfurt gehörte.

    Freiherr Eyrich von Münster leitete 1565 oder 1566 die Reformation im Dorf ein.[6]

    1806 wurden die Reichsritterschaften aufgelöst; Niederwerrn kam zum Königreich Bayern, zunächst aber nur für ein Jahr. 1807 wurde das Dorf in das neu gebildete Großherzogtum Würzburg eingegliedert, mit welchem es 1814 an Bayern zurückfiel.[7]

    Jüdische Gemeinde Bearbeiten

     
    Ehemalige Synagoge,
    heute Gemeindebibliothek

    Mindestens seit Mitte des 18. Jahrhunderts waren jüdische Familien im Ort ansässig, die eine jüdische Gemeinde bildeten, eine Schule einrichteten und in der Schweinfurter Straße Nr. 23 eine Synagoge erbauten. Dieses Gotteshaus und die Schule wurden beim Novemberpogrom 1938 von SA-Männern verwüstet.

    Nach dem Krieg wurden die Gebäude von der Gemeinde erworben und seither wird die ehemalige jüdische Schule als Rathaus und die ehemalige Synagoge als Bibliothek genutzt. Gedenktafeln an den beiden Gebäuden erinnern an dieses Geschehen.[8]

    Eingemeindungen Bearbeiten

    Bei der Gebietsreform in Bayern war bereits vom Freistaat die Eingemeindung Niederwerrns und weiterer Vororte nach Schweinfurt beschlossen. Danach wurde auf Weisung des gebürtigen Niederwerrners Staatssekretärs Erwin Lauerbach der Beschluss komplett rückgängig gemacht.[9]

    Am 1. Mai 1978 wurde die Nachbargemeinde Oberwerrn eingegliedert.[10]

    Einwohnerentwicklung Bearbeiten

    Jahr Einwohner
    1961 3810
    1970 4906
    1991 6656
    1995 7356
    2005 7964
    2010 7913
    2015 7871
    2018 7804[11]
    2021 8781[12]

    Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 6256 auf 7804 um 1548 Einwohner bzw. um 24,7 %. 2005 hatte die Gemeinde 7962 Einwohner. Quelle: BayLfStat

    Politik Bearbeiten

    Bürgermeisterin Bearbeiten

    Bettina Bärmann (Freie Wähler Niederwerrn) ist seit 1. Mai 2014 Erste Bürgermeisterin.[13] Diese wurde am 15. März 2020 bei einer Wahlbeteiligung von 56,9 % mit 64,0 % wieder gewählt.

    Gemeinderat Bearbeiten

    Bei der Wahl am 2020 erhielten die fünf Wahlvorschläge folgende Sitze und Stimmenanteile:[14]

    Sitze Stimmenanteil
    Freie Wähler 7 35,26 %
    CSU 4 22,73 %
    SPD 3 15,18 %
    Grüne 3 14,16 %
    Christliche Wählervereinigung Oberwerrn 3 12,68 %
    Gesamt 20 100,00 %

    Die Wahlbeteiligung betrug 57,07 %.

    Wappen Bearbeiten

     
    Wappen von Niederwerrn
    Blasonierung: „In Blau ein silberner Schrägwellenbalken, belegt mit zwei einander zugekehrten, von Rot und Silber wechselweise geteilten Flügeln.“[15]
    Wappenbegründung: Die Flügel sind dem Wappen der Herren von Münster entnommen, eines alten fränkischen Adelsgeschlechts, das von 1436 bis zum Ende des Alten Reichs 1803 die Ortsherrschaft innehatte. Der Wellenbalken steht für den Fluss Wern, der durch das Gemeindegebiet fließt und dessen Name in der älteren Schreibweise „Werrn“ auch Teil des Ortsnamens ist.

    Wappenführung seit 1961

    Partnerschaften Bearbeiten

    Seit 1992 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Ifs.

    Interkommunale Allianz Bearbeiten

    Die Gemeinde ist Mitglied der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal.

    Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

    Bauwerke Bearbeiten

    Baudenkmäler Bearbeiten

    Museen Bearbeiten

    • Kolonialwarenmuseum Maul[16][17] (dauerhaft geschlossen)

    Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

    Arbeitsplätze Bearbeiten

    2017 gab es in der Gemeinde 566 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Von der Wohnbevölkerung standen 3166 Personen in einem versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Damit war die Zahl der Auspendler um 2600 Personen größer als die der Einpendler. 130 Einwohner waren arbeitslos.

    Landwirtschaft Bearbeiten

    2016 gab es 14 landwirtschaftliche Betriebe.

    Öffentlicher Verkehr Bearbeiten

    Bahn Bearbeiten

    Im Gemeindeteil Oberwerrn befindet sich ein Bahnhof der Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen. Von dort besteht zudem eine Verbindung nach Bad Kissingen und Gemünden.

    ÖPNV Bearbeiten

    Die Gemeinde ist an das Stadtbusnetz der Stadtwerke Schweinfurt angeschlossen: Die Linien 22, 24 und 25 führen von der Schweinfurter Innenstadt nach Niederwerrn, letztere auch nach Oberwerrn.

    Vom Bahnhof Oberwerrn ist zudem mit der Erfurter Bahn die Schweinfurter Innenstadt (Haltepunkt Schweinfurt-Mitte) erreichbar.

    Straßenverkehr Bearbeiten

    Die B 19 tangiert den westlichen Rand des Ortsteils Oberwerrn.
    Die B 303 tangiert den südlichen Ortsrand von Niederwerrn.
    Eine Auffahrt von der B 303 zur A 71, die AS 30 Schweinfurt-West, befindet sich am südwestlichen Rand des Gemeindegebietes.

    Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

    • Gemeindezentrum Niederwerrn, kulturelle Einrichtung mit Bühne und Nebenräumen für Erwachsenenbildung
    • Jugendtreffs in Niederwerrn und Oberwerrn
    • Festscheune in Oberwerrn

    Bildung Bearbeiten

    Im Jahr 2018 bestanden

    • vier Kindertageseinrichtungen mit zusammen 341 genehmigten Plätzen und 335 Kindern
    • zwei Volksschulen mit insgesamt 390 Schülern, nämlich

    Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

    Weblinks Bearbeiten

    Commons: Niederwerrn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise Bearbeiten

    1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
    2. bfn.de
    3. Gemeinde Niederwerrn in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 5. Juli 2020.
    4. Gemeinde Niederwerrn, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 5. Dezember 2021.
    5. a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 162–163 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    6. Adolf Schipper: Die Familien der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Niederwerrn 1580–1900. Nürnberg 1999 (Fränkische Ahnen, 4).
    7. Bohrer, Hermann: Niederwerrn. Eine kleine Heimatkunde. Schweinfurt 1917. S. 39.
    8. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 178f.
    9. Schweinfurter Tagblatt: Schweinfurt ging bei der Gebietsreform leer aus, 22. Februar 2012
    10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 753.
    11. Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2018. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen am 24. Mai 2020.
    12. Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2021. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen am 6. August 2022.
    13. Grußwort der 1. Bürgermeisterin. Gemeinde Niederwerrn, abgerufen am 29. September 2020.
    14. [1], abgerufen am 5. Juli 2020
    15. Eintrag zum Wappen von Niederwerrn in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
    16. Offizielle Website des Kolonialwarenmuseums Maul
    17. Kolonialwarenmuseum Maul. In: Museen-in-Bayern.de. Abgerufen am 18. Dezember 2019.