Limone sul Garda

italienische Gemeinde

Limone sul Garda (im Dialekt Limù; lateinisch Limoni) ist eine italienische Gemeinde am Westufer des Gardasees in der Provinz Brescia in der Lombardei. Die an der Gardesana Occidentale liegende Gemeinde hat 1141 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022). Das ursprüngliche Fischerdorf ist ein Touristenort mit vielen Hotels und Ferienwohnungen. In Limone befinden sich die beiden Häfen Porto Vecchio und Porto Nuovo.

Limone sul Garda
Limone sul Garda (Italien)
Limone sul Garda (Italien)
Staat Italien
Region Lombardei
Provinz Brescia (BS)
Koordinaten 45° 49′ N, 10° 47′ OKoordinaten: 45° 49′ 0″ N, 10° 47′ 0″ O
Höhe 69 m s.l.m.
Fläche 26,20 km²
Einwohner 1.141 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 25010
Vorwahl 0365
ISTAT-Nummer 017089
Bezeichnung der Bewohner Limonesi
Schutzpatron San Benedetto
Website www.comune.limonesulgarda.bs.it

Blick auf Limone sul Garda vom Monte Baldo aus
Lage der Gemeinde Limone sul Garda in der Provinz Brescia

Etymologie Bearbeiten

Die Herkunft des Namens Limone ist umstritten. Wegen der Grenzlage des Ortes zwischen den Bistümern Brescia, Trient und Verona soll sich der Name vom lateinischen Wort limes für Grenze ableiten. Eine Annahme, die allerdings nicht von allen geteilt wird. Dante Olivieri sieht eine Ableitung aus dem Wort lima im Sinne von Fluss. Andere Autoren deuten den Ursprung aus dem keltischen lim im Sinne von Ulme oder Ulmenhain.[2] Ein Bezug zu den umliegenden Zitronenhainen wird jedoch fast einhellig von allen Sprachwissenschaftlern abgelehnt.

Bis 1863 hieß die Gemeinde Limone, anschließend Limone San Giovanni. Nach einem Gemeindebeschluss von 1904 nahm sie 1905 schließlich den aktuellen Namen Limone sul Garda an.[3]

Geographie Bearbeiten

Der Ort liegt am nördlichen Westufer des Gardasees in Luftlinie etwa 54 km nordwestlich der Provinzhauptstadt Brescia. Limone erstreckt sich halbkreisförmig an der Mündung des Valle del Singol in die Talfurche des Gardasees. Er ist an drei Seiten von zum Großteil steil abfallenden Felswänden der Cima di Mughera (1161 m s.l.m.) im Norden, dem Monte Preals (890 m s.l.m.) im Westen und dem Monte Bestone (917 m s.l.m.) im Süden umgeben. Südlich des Ortskerns mündet der Torrente San Giovanni aus dem Valle del Singol kommend in den Gardasee. Unmittelbar nordöstlich von Limone grenzt die Gemeinde Riva del Garda an. Im Südwesten befindet sich die Gemeinde Tremosine, die über die Provinzstraße SP 115 „Limone - Tremosine“ direkt mit Limone verbunden ist.

Geschichte Bearbeiten

Limone war ursprünglich ein kleines Dorf, das zwischen 1426 und 1797 zur venezianischen Magnifica Patria, einem Zusammenschluss der westlichen Gemeinden des Gardasees und einem Teil des Val Sabbia, gehörte. Mit Einmarsch der Truppen Napoleons wurde dieser Zusammenschluss 1797 aufgelöst. Nach dem Wiener Kongress im Jahre 1815 war Limone dem lombardisch-venezianischen Königreich zugehörig und damit auch dem Kaisertum Österreich.

Nach dem Zweiten Italienischen Unabhängigkeitskrieg fiel Limone 1859 an das Königreich Sardinien, aus dem 1861 das Königreich Italien hervorging. Die Grenze zu Österreich befand sich dabei nur wenige Kilometer nördlich von Limone. Am 8. Oktober 1860 ging südlich von Limone das zum Personentransport umfunktionierte Kanonenboot der sardischen Marine Sesia nach einer Kesselexplosion unter. Der Untergang kostete 42 Menschen das Leben und ist der bislang größte Schiffsunfall auf einem italienischen Binnengewässer. 18 Personen überlebten das Unglück. Das Wrack wurde 2012 in knapp 340 m Tiefe entdeckt.[4] Auf Höhe der Unfallstelle wurde am Ufer ein Obelisk mit den Namen der Opfer errichtet.[5]

Die unmittelbare Nähe zur Grenze hatte zur Folge, dass Limone in der Zeit des Ersten Weltkrieges frühzeitig vom Kriegsgeschehen erfasst wurde. Zunächst flüchtete ein Teil der Einwohnerschaft in das nahe gelegene Tremosine. Im September 1916 wurden schließlich auch die verbliebenen Einwohner evakuiert. Zuvor mussten die Plantagenbesitzer das gesamte Abdeckmaterial der Gewächshäuser an das Militär abgeben. Dies führte dazu, dass der Anbau von Zitrusfrüchten nicht mehr möglich war.

Zwischen 1928 und 1931 erfolgte der Bau der Gardesana Occidentale von Gargnano nach Riva. Limone war bis zu diesem Zeitpunkt nur über unwegsame Saumpfade oder per Schiff erreichbar. Die Eröffnung der Straße führte zu wirtschaftlichem Aufschwung und auch zu einer Zunahme des Fremdenverkehrs. Um die Uferbereiche innerhalb des Dorfes besser zu erschließen, wurde dann 1939 die Strandpromenade errichtet.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr 1861 1871 1881 1901 1911 1921 1931 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2011 2021
Einwohner 548 571 578 698 610 520 578 744 831 947 989 989 1033 1151 1164

Quelle: ISTAT

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

2016 lag der Ort bei der Zahl der Übernachtungen pro Anzahl Einwohner mit deutlichem Abstand an erster Stelle, bei der absoluten Anzahl auf Platz 41.[6] Im Gemeindegebiet gab es zum 31. Dezember 2015 87 Beherbergungsbetriebe mit insgesamt 6841 Betten.[7] Etwa 10.000 Touristen kommen während der Sommersaison täglich nach Limone. Für sie wurden große Parkplätze am Ortsrand eingerichtet, da in der Altstadt wegen der engen Gassen kein Autoverkehr möglich ist.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Das Stadtbild wird unter anderem durch Zitronenhaine geprägt. Sie sind unter anderem durch folgende Beschreibung Goethes vom 13. September 1786 berühmt geworden:

„Heute früh um drei Uhr fuhr ich von Torbole weg mit zwei Ruderern. Anfangs war der Wind günstig, daß sie die Segel brauchen konnten. Der Morgen war herrlich, zwar wolkig, doch bei der Dämmerung still. Wir fuhren bei Limone vorbei, dessen Berggärten, terrassenweise angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein reiches und reinliches Ansehn geben. Der ganze Garten besteht aus Reihen von weißen viereckigen Pfeilern, die in einer gewissen Entfernung voneinander stehen und stufenweis den Berg hinaufrücken. Über diese Pfeiler sind starke Stangen gelegt, um im Winter die dazwischen gepflanzten Bäume zu decken. Das Betrachten und Beschauen dieser angenehmen Gegenstände ward durch eine langsame Fahrt begünstigt, und so waren wir schon an Malcesine vorbei, als der Wind sich völlig umkehrte, seinen gewöhnlichen Tagweg nahm und nach Norden zog.“

Pfarrkirche San Benedetto Bearbeiten

 
Pfarrkirche San Benedetto mit Hauptaltar von Cristoforo Benedetti

Die Pfarrkirche San Benedetto (Hl. Benedikt) wurde 1691 nach Plänen von Andrea Pernis auf den Resten eines romanischen Vorgängerbaus vermutlich aus dem 11. Jahrhundert erbaut. Das Kircheninnere zieren Gemälde von Andrea Celesti aus dem 17. Jahrhundert und ein Kruzifix aus Buchsbaumholz aus dem 18. Jahrhundert. Es gibt vier Marmoraltäre, darunter drei des Bildhauers Cristoforo Benedetti aus Castione bei Brentonico und einen in Stuck:

  • Der barocke Hauptaltar aus verschiedenfarbigen Marmor ist ein Werk des Cristoforo Benedetti und wurde zwischen 1719 und 1724 errichtet.[9] Das Altarbild (1574) zeigt die Kreuzabnahme Jesu und stammt vom Veroneser Meister Battista dell’Angolo genannt del Moro.
  • Der Altar des hl. Sakramentes (1699) ist von Silvestro und den Brüdern Ogna aus Rezzato. Das Altarbild zeigt das Letzte Abendmahl (Künstler unbekannt).
  • Der Altar des hl. Rosenkranzes (1704) ist ebenfalls von Cristoforo Benedetti. Auf dem Altarbild sind die Madonna mit dem Kinde, das Mysterium des heiligen Rosenkranzes, der Hl. Antonius und der Hl. Jakob von Compostela abgebildet (Künstler unbekannt).
  • Der Altar des Hl. Antonius von Padua (1696) besteht aus Marmor und Stuckatur. Das Gemälde, 1847 geschaffen von Antonio Moro aus Limone, ist dem Hl. Antonius, dem Hl. Franziskus und der Hl. Familie gewidmet.
  • Der Altar mit dem Hl. Kreuz (1721) ist ebenfalls ein Werk von Cristoforo Benedetti. Das barocke Holzkreuz ist aus Buchsbaum geschnitzt und unbekannter Herkunft.[10]

San-Rocco-Kapelle Bearbeiten

 
Kapelle San Rocco

Die Kapelle San Rocco wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut. Während des Ersten Weltkrieges wurde sie stark beschädigt. Sie wird hin und wieder für Benefizveranstaltungen genutzt.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Daniele Comboni (1831–1881), Priester, Missionar und Ordensgründer, der sich für die Missionierung Afrikas einsetzte. Er wurde von Papst Johannes Paul II. 2003 heiliggesprochen.

Sport Bearbeiten

In Limone findet jährlich im Oktober der Wettbewerb Limone Extreme statt.

Sonstiges Bearbeiten

Um 1980 entdeckten Wissenschaftler bei den Bewohnern ein mutiertes Molekül eines Apolipoproteins im Blut. Dieses senkt das Erkrankungsrisiko von Arteriosklerose und anderer Herz-Kreislauferkrankungen.[11]

Ortsansichten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Limone sul Garda. In: Antonio Fappani: Enciclopedia Bresciana. Band 7: J–L. La voce del popolo, Brescia 1987, S. 179.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Limone sul Garda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Limone sul Garda – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. Limone sul Garda. In: Antonio Fappani: Enciclopedia Bresciana. Band 7: J–L. La voce del popolo, Brescia 1987, S. 179.
  3. Comune di Limone sul Garda 1859–[1971]. In: lombardiabeniculturali.it. Abgerufen am 24. August 2023 (italienisch).
  4. Giulia Astorri: Il Garda “restituisce” la cannoniera Sesia. In: quibrescia.it. 5. März 2012, abgerufen am 23. August 2023 (italienisch).
  5. Tullio Ferro: Vele color di cedro: Storia della navigazione sul lago di Garda. Editoriale Sometti, Mantua 2008, ISBN 978-88-7495-301-1, S. 148.
  6. Giornale di Brescia vom 12. Dezember 2017 (italienisch) abgerufen am 17. Dezember 2017
  7. Turismo sul Garda bresciano, tutti i dati 2015 (italienisch) abgerufen am 17. Dezember 2017
  8. Italienische Reise von Goethe
  9. Andrea Bacchi, Luciana Giacomelli (Hrsg.): Scultura in Trentino. Il Seicento e il Settecento: volume secondo. Provincia Autonoma di Trento, Trient 2003. ISBN 88-86602-55-3, S. 52–54
  10. Limone sul Garda: Chiesa Parrocchiale di S. Benedetto. In: comune.limonesulgarda.bs.it. Archiviert vom Original am 3. August 2020; abgerufen am 16. April 2019 (italienisch).
  11. https://www.spiegel.de/wissenschaft/herzmittel-aus-mutantenblut-a-93e5b247-0002-0001-0000-000029527564