Blaubeuren

Stadt in Baden-Württemberg, Deutschland

Blaubeuren ist eine Stadt im Alb-Donau-Kreis im Osten von Baden-Württemberg.

Wappen Deutschlandkarte
Blaubeuren
Deutschlandkarte, Position der Stadt Blaubeuren hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 25′ N, 9° 47′ OKoordinaten: 48° 25′ N, 9° 47′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Alb-Donau-Kreis
Höhe: 516 m ü. NHN
Fläche: 79,11 km2
Einwohner: 12.665 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 160 Einwohner je km2
Postleitzahl: 89143
Vorwahl: 07344
Kfz-Kennzeichen: UL
Gemeindeschlüssel: 08 4 25 020
Adresse der
Stadtverwaltung:
Karlstraße 2
89143 Blaubeuren
Website: www.blaubeuren.de
Bürgermeister: Jörg Seibold
Lage der Stadt Blaubeuren im Alb-Donau-Kreis
KarteLandkreis BiberachLandkreis EsslingenLandkreis GöppingenLandkreis HeidenheimLandkreis ReutlingenUlmAllmendingen (Württemberg)Allmendingen (Württemberg)Altheim (Alb)Altheim (bei Ehingen)Altheim (bei Ehingen)Amstetten (Württemberg)AsselfingenBallendorfBalzheimBeimerstettenBerghülenBernstadt (Alb)BlaubeurenBlausteinBreitingenBörslingenDietenheimDornstadtEhingen (Donau)Ehingen (Donau)EmeringenEmerkingenErbach (Donau)GriesingenGrundsheimHausen am BussenHeroldstattHolzkirchHüttisheimIllerkirchbergIllerriedenLaichingenLangenauLauterach (Alb-Donau-Kreis)LonseeMerklingenMunderkingenNeenstettenNellingenNerenstettenOberdischingenObermarchtalOberstadionÖllingenÖpfingenRammingen (Württemberg)RechtensteinRottenackerSchelklingenSchnürpflingenSetzingenStaigUntermarchtalUnterstadionUnterwachingenWeidenstettenWesterheim (Württemberg)WesterstettenBayern
Karte
Blick auf Blaubeuren und das Blautal vom Rusenschloss
Der Steinbruch bei Gerhausen ist ein Info-Punkt des Geoparks Schwäbische Alb

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Die Kernstadt Blaubeuren liegt am Fuße der Schwäbischen Alb, 16 Kilometer westlich von Ulm. Die bei der Gebietsreform 1975 eingemeindeten heutigen Ortsteile Seißen mit Wennenden und der Steigziegelhütte sowie Sonderbuch, Asch und die Hessenhöfe befinden sich nördlich auf der Hochebene der Schwäbischen Alb, die Dörfer Beiningen, Erstetten und Pappelau südlich auf dem Hochsträß. Gerhausen sowie der Hauptort Blaubeuren liegen im Blautal. Der im Aachtal gelegene Stadtteil Weiler ist, wie auch Gerhausen, weitgehend mit dem Hauptort Blaubeuren zusammengewachsen.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Die Stadt grenzt im Norden an den Ortsteil Suppingen der Stadt Laichingen und an Berghülen, im Osten an Blaustein, im Süden an Ulm und Erbach und im Westen an die Stadt Schelklingen und die Gemeinde Heroldstatt.

Stadtgliederung Bearbeiten

Die Stadt Blaubeuren besteht aus den Ortsteilen Blaubeuren, Gerhausen, Altental, Asch, Beiningen, Pappelau, Erstetten, Sotzenhausen, Seißen, Wennenden, Sonderbuch und Weiler mit der Kernstadt Blaubeuren und 18 weiteren Dörfern, Weilern, Höfen und (Einzel-)Häusern.[2]

Schutzgebiete Bearbeiten

In Blaubeuren liegen die Naturschutzgebiete Rabensteig und Untere Hellebarten. Im Nordosten hat die Stadt zudem Anteil am Naturschutzgebiet Kleines Lautertal. Die Flächen um den Rabensteig sind auch als Bannwald ausgewiesen, das Kleine Lautertal als Schonwald. Einige Landschaftsteile auf dem Stadtgebiet wurden als Landschaftsschutzgebiet Blaubeuren ausgewiesen. Die Stadt hat überdies Anteile an den FFH-Gebieten Tiefental und Schmiechtal und Blau und Kleine Lauter sowie am Vogelschutzgebiet Täler der Mittleren Flächenalb.[3]

Geschichte Bearbeiten

Vorgeschichte Bearbeiten

Im Blau- und Aachtal in der Nachbarschaft von Blaubeuren befinden sich mehrere Höhlen mit bedeutenden archäologischen Fundstellen eiszeitlicher Jäger und Sammler (Jungpaläolithikum). Genannt seien die Brillenhöhle, der Hohle Fels (bei Schelklingen) und das Geißenklösterle. Funde und Grabungsergebnisse werden heute im Urgeschichtlichen Museum präsentiert.

Mittelalter Bearbeiten

Bereits in alemannischer Siedlungszeit (6./7. Jahrhundert) bestand eine Siedlung Beuren an der Blau, am Rucken wurden Grabstätten aus dieser Zeit gefunden. Hier bestand auch schon früh eine Johannes dem Täufer geweihte Kapelle. Die Keimzelle der heutigen Stadt ist jedoch das um 1085 von den Grafen von Tübingen am Blautopf gegründete Benediktinerkloster Blaubeuren, das von Mönchen aus dem Kloster Hirsau bezogen wurde. Das Kloster förderte den Zuzug von Handwerkern und Dienstleuten und besaß das Marktrecht, so dass sich um das Kloster rasch eine weltliche Gemeinde entwickelte, die bei ihrer ersten Erwähnung in zwei am 24. Dezember 1267 ausgestellten Urkunden bereits als befestigte Stadt im Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen erscheint.

1282 wurde die Stadt durch die Heirat einer Tochter (Agnes) des Grafen Rudolf I. der Scheerer von Tübingen-Herrenberg mit Graf Ulrich II. von Helfenstein an die Grafen von Helfenstein vererbt. Dessen Sohn Ulrich III. verkaufte die Stadt am 28. August 1303 an die Herzöge von Österreich, erhielt sie jedoch umgehend als Erblehen zurück. Die Ortsherrschaft blieb bei den Grafen von Helfenstein, bis diese sie (nach mehreren Verpfändungen ab 1384) im Jahr 1447 an die Grafen von Württemberg verkauften.

Württembergische Zeit Bearbeiten

 
Blaubeuren um 1900

Bereits im 14. Jahrhundert ist eine Stadtschule nachgewiesen, 1418 wurde das Marktrecht durch König Sigismund erweitert und danach ein Rathaus (Kaufhaus) am Markt errichtet, um 1425 wurde das Spital gegründet. In württembergischer Zeit nach 1447 wurde die Stadt zum Sitz des Amts Blaubeuren und erhielt damit eine wichtige Verwaltungsfunktion für die umliegenden Orte. Württemberg reformierte auch die städtische Verwaltung, so dass neben dem Bürgermeister in der Mitte des 15. Jahrhunderts auch erstmals ein mit Bürgern besetzter Rat erscheint.

Die Reformation wurde 1534/35 ohne große Schwierigkeiten durchgeführt. Infolgedessen wurde das Kloster aufgehoben und in eine evangelische Klosterschule umgewandelt, die im seit 1817 bestehenden evangelischen Seminar, einem altsprachlichen Gymnasium, fortbesteht. Die geistlichen Pfründeinkünfte fielen an den württembergischen Herzog, das Spital wurde 1537 der Stadt übertragen. Um 1540 erlangte die Stadt das Monopol zum Eisen- und Salzhandel, 1608 wurde das Marktrecht um zwei weitere Märkte erweitert.

Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges fiel Blaubeuren kurzfristig wieder an Österreich zurück, auch das Kloster wurde erneut von Mönchen bewohnt. Nach 1635 war der Ort Schauplatz von Kampfhandlungen und wurde teilweise verwüstet, nach 1637 versuchte die österreichische Herrschaft, gegen den Willen der Bevölkerung, den katholischen Glauben zu restituieren. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde Blaubeuren an das Herzogtum Württemberg zurückgegeben.

 
Blaubeuren im Königreich Württemberg, 1853

Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches (1806) war Blaubeuren Grenzstadt des Herzogtums und gleichzeitig Amtsstadt (später Oberamt). Das Oberamt Blaubeuren (vergleichbar einem Landkreis) existierte während der Zeit des Königreichs und Volksstaates Württemberg weiter bis 1934 und wurde dann unter der Bezeichnung Kreis Blaubeuren fortgeführt. 1938 wurde dieser im Zuge einer Verwaltungsreform in der NS-Zeit aufgelöst; seine Gemeinden wurden größtenteils wie Blaubeuren selbst dem Landkreis Ulm zugeschlagen.

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wuchs Blaubeuren nicht über die mittelalterliche Stadtmauer hinaus. Das änderte sich erst 1830, als diese im Zuge der Industrialisierung teilweise abgetragen wurde. Im Zentrum standen dabei die Ausbeutung der Kalkvorkommen im Blautal und die damit verbundene Ansiedlung der Zementindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu einer weiteren Ausdehnung der Stadt, diesmal nach Süden, kam es nach 1868, als mit der Eröffnung des Bahnhofs Blaubeuren an der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen angeschlossen wurde. 1934 wurde der Nachbarort Gerhausen eingemeindet.[4]

Zementfabrik Bearbeiten

 
Ehemalige Zementfabrik der Familie Spohn

Unter Führung der 1875 von Julius Spohn gegründeten „Cementfabrik Blaubeuren Gebrüder Spohn“, schlossen sich 1903 die süddeutschen Zementfabriken zu einem Kartell, zusammen. Im folgenden Jahr erfolgte die Umwandlung des Blaubeurer Zementwerks in eine Aktiengesellschaft, der Portland-Zement Blaubeuren Gebrüder Spohn AG. Diese wurde 1938 mehrheitlich von der Portland-Zementwerke Heidelberg AG (der späteren HeidelbergCement AG, jetzt Heidelberg Materials AG) übernommen. Die vollständige Integration in den Heidelberger Zementkonzern erfolgte 1966. Mit dem ersatzlosen Abbruch des unrentabel gewordenen Zementwerks 1998/1999 durch die HeidelbergCement AG endete die Geschichte Blaubeurens als bedeutender Standort der europäischen Zementindustrie.

Nachkriegszeit Bearbeiten

1945 geriet Blaubeuren als Teil des Landkreises Ulm in die Amerikanische Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. 1973 erfolgte die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der Blaubeuren zum Alb-Donau-Kreis kam.

Im Zuge der Gemeindegebietsreform in Baden-Württemberg wurden am 1. Januar 1974 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Asch und Sonderbuch sowie am 1. Januar 1975 die Gemeinden Beiningen, Pappelau, Seißen und Weiler eingemeindet.

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

In Blaubeuren wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Blaubeuren hat nach der letzten Wahl 25 Mitglieder (unverändert). Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Bei der Unechten Teilortswahl ist die Gemeinde in sieben Wahlbezirke unterteilt, die nach der baden-württembergischen Gemeindeordnung als Wohnbezirke bezeichnet werden, wobei zum Teil mehrere Ortsteile zu einem Wohnbezirk zusammengefasst sind. Zudem sind sechs Ortschaften (Asch, Beiningen, Pappelau, Seißen, Sonderbuch und Weiler) im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit jeweils eigenem Ortschaftsrat und Ortsvorsteher als dessen Vorsitzender eingerichtet. Die Ortschaftsräte der Ortschaften Pappelau und Seißen werden entsprechend dem System der Unechten Teilortswahl gewählt und die beiden Ortschaften sind dafür ebenfalls in Wohnbezirke unterteilt.[5]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
40
30
20
10
0
34,8 %
21,2 %
20,8 %
23,2 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
−4,7 %p
−3,9 %p
+1,3 %p
+7,3 %p
FW Freie Wähler 34,8 9 39,5 10
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 21,2 5 25,1 6
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 20,8 5 19,5 5
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 23,2 6 15,9 4
gesamt 100,0 25 100,0 25
Wahlbeteiligung 57,3 % 50,5 %

Bürgermeister Bearbeiten

Bürgermeister der Stadt Blaubeuren ist Jörg Seibold. Die erste Amtszeit des Diplom-Verwaltungswirts (FH) und Diplom-Verwaltungswissenschaftlers begann am 3. Juli 2002. Er setzte sich am 21. April 2002 im ersten Wahlgang mit 67,3 % gegen drei Mitbewerber durch und trat damit die Nachfolge von Georg Hiller an, der das Amt 24 Jahre innehatte und nicht mehr zur Wahl antrat. 2010 wurde Seibold mit 98,4 % der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Bei der Bürgermeisterwahl am 15. April 2018 wurde Jörg Seibold mit 92,3 % der abgegebenen Stimmen wiedergewählt.

Wappen und Flagge Bearbeiten

Die Blaubeurer Stadtfarben sind Blau-Gelb.

 
Wappen der der Stadt Blaubeuren
Blasonierung: „In Gold (Gelb) ein blau gekleideter Mann mit grünem Kranz im Haar, in jeder Hand eine aufgerichtete, mit den Sprossen auswärts weisende schwarze Hirschstange haltend.“[6]
Wappenbegründung: Im Jahre 1471 verlieh Kaiser Friedrich III. das Wappen, dessen redende Figur, das tanzende „Blaumännle“[7], auf goldenem (gelbem) Schildgrund erscheint. Das blaue Bäuerlein wurde zeitweilig auch mit mehr oder weniger gespreizten Beinen stehend, mit schwarzen Stiefeln oder Schuhen sowie blauem oder schwarzem Hut dargestellt. Heute wird es in der Regel in enger Anlehnung an den erhaltenen kaiserlichen Wappenbrief stilisiert. Die württembergischen Hirschstangen erinnern daran, dass Blaubeuren 1447 württembergisch geworden ist.

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Partnerstadt ist seit 1990 Tharandt in Sachsen. Weitere Partnerschaften bestehen mit dem Distrikt Brecknockshire in Powys/Wales (Großbritannien) sowie den Gemeinden Kryštofovo Údolí (Christophsgrund) und Novina (Neuland) in Tschechien.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Unternehmen Bearbeiten

Die Unternehmensgruppe Merckle (Pharmaindustrie) hat ihren Hauptsitz in Blaubeuren. Ebenfalls in Blaubeuren befindet sich die Firmenzentrale von Centrotherm.

Verkehr Bearbeiten

 
Bahnhof Blaubeuren (2019)

Der Bahnhof Blaubeuren liegt an der Bahnstrecke Ulm–Sigmaringen und ist Regionalexpress-Halt. Im Stunden-Takt verbindet dieser beide Städte an der Donau. Zweistündlich wird über Donaueschingen Neustadt (Schwarzwald) erreicht. Zusätzlich verdichten Züge der Regionalbahn-Linie Ehingen (Donau) – Ulm – Memmingen den Fahrplan. Neben dem Bahnhof Blaubeuren befindet sich im Stadtteil Gerhausen ein Haltepunkt. Blaubeuren gehört dem Donau-Iller-Nahverkehrsverbund (DING) an. Blaubeuren liegt an der Bundesstraße 28 zwischen Reutlingen und Ulm. In der Stadt beginnt auch die Bundesstraße 492 nach Ehingen. Von Stuttgart oder München aus ist die Stadt über die ca. 12 km Luftlinie entfernte A 8 zu erreichen.

Im Ortsteil Sonderbuch befindet sich der Flugplatz Blaubeuren (Sonderlandeplatz).

Der Alb-Neckar-Radweg erreicht Blaubeuren als Fernradweg. Er führt von Ulm nach Heilbronn.

Religionen Bearbeiten

 
Evangelische Stadtkirche
 
Katholische Mariä-Heimsuchung-Kirche

Blaubeuren ist Sitz des Kirchenbezirks Blaubeuren der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Alle Stadtteile Blaubeurens sind evangelisch geprägt. Es gibt evangelische Kirchengemeinden in Blaubeuren (St. Peter und Paul), Gerhausen, Weiler, Seißen, Sonderbuch, Asch und Pappelau. Erstetten und Beiningen gehören kirchlich zu Pappelau.

In Blaubeuren gibt es die katholische Kirchengemeinde Mariä Heimsuchung mit einer Filialkirche in Gerhausen. Blaubeuren ist am 2. Juli, dem Fest Mariä Heimsuchung, Ziel einer Wallfahrt mit langer Tradition, die sich auch nach Einführung der Reformation über die Jahrhunderte hindurch erhalten hat.

Auch die Neuapostolische Kirche hat hier eine Gemeinde.

Weitere Freikirchen sind die Ecclesia Blaubeuren[8] (Haus der Hoffnung) und die AlbKirche in Asch[9] welche Teil des BFP sind.

Die muslimische Gemeinde in Blaubeuren, größtenteils türkisch geprägt, entstand nach Migration von Arbeitskräften seit Anfang der 1960er Jahre aus der Türkei. Neben Ehingen und Ulm gehörte Blaubeuren mit der Anfang der 1980er Jahre gegründeten Moscheegemeinde zu den ersten in der Region. Heute gibt es eine muslimische Gebetsstätte sowohl in Blaubeuren als auch im Stadtteil Gerhausen. Nach Neugründungen von muslimischen Gemeinden in den Nachbarstädten Schelklingen und Erbach dienen die Häuser größtenteils nur noch für die Zwecke der örtlichen muslimischen Bevölkerung.

Bildungseinrichtungen Bearbeiten

  • Das Heinrich-Fabri-Institut ist ein geistes- und sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut der Eberhard Karls Universität Tübingen.
  • Das Joachim-Hahn-Gymnasium Blaubeuren ist ein staatliches Gymnasium mit naturwissenschaftlichem und sprachlichem Zug (Spanisch). Seit es einen von der IZBB geförderten Neubau mit Mensa, Bewegungsraum, Technikraum, Raum der Stille und Bibliothek erhielt, bietet es auch offene Ganztagesbetreuung an.
  • Das Evangelische Seminar Blaubeuren, ein staatliches altsprachliches Gymnasium mit evangelischem Internat, nutzt bis heute die Räumlichkeiten des Klosters.
  • Im Stadtteil Gerhausen befindet sich die Karl-Spohn-Realschule.
  • Die Blautopfschule in Blaubeuren setzt sich zusammen aus einer Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule, welche auch eine Förderschule beherbergt. Weitere Grundschulen befinden sich in den Blaubeurer Stadtteilen Asch, Gerhausen und Seißen.
  • Im Kernort Blaubeuren gibt es eine Musikschule und eine Volkshochschule.
  • 1947 wurde in Blaubeuren die erste, heute nicht mehr bestehende, Unterkunft des damals neu gegründeten Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) gegründet.

Sporteinrichtungen Bearbeiten

Blaubeuren besitzt ein Hallenbad und ein Freibad (Christian-Schmidbleicher-Freibad).[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kloster Blaubeuren
 
Hochaltar im Kloster
 
Nebengebäude des Klosters
 
Ruine Hohengerhausen (Rusenschloß) und Große Grotte

Blaubeuren liegt an der Hauptroute der Oberschwäbischen Barockstraße sowie an der südlichsten Strecke der Deutschen Fachwerkstraße. Die gesamte Altstadt ist unter der Bezeichnung Gesamtanlage Altstadt Blaubeuren geschützt.

Bauwerke Bearbeiten

Direkt am Blautopf liegt das 1085 gegründete ehemalige Kloster Blaubeuren. In der Klosterkirche befinden sich ein Hochaltar von 1493 aus der Ulmer Schule und ein gleichaltriges spätgotisches Chorgestühl von Jörg Syrlin dem Jüngeren.

Blaubeuren hat darüber hinaus eine Altstadt mit zahlreichen Fachwerkbauten. Ein großer Gebäudekomplex ist das ehemalige Blaubeurer Spital, wie üblich in der Nähe eines Stadttors (Ulmer Tor) gelegen.

Auf einem felsigen Berg befindet sich das 1926 errichtete „Ruckenkreuz“, ein 8,40 Meter hohes Gedenkkreuz aus Stahlbeton mit einer Spannweite von 2,80 Metern, das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert.

Im Norden von Gerhausen gibt es einen Monolithen, das „Kriegerdenkmal“, das an die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs erinnert.

Im Stadtgebiet liegen die Reste der Burgen Ruck und Blauenstein, Hohengerhausen und Burg Hohenstein (beide Ortsteil Gerhausen), Greifen- oder Günzelburg und Burkartsweiler (beide Ortsteil Seißen), Sirgenstein (Ortsteil Weiler), und schließlich Gleißenburg (Ortsteil Beiningen).[11]

Museen Bearbeiten

 
Urgeschichtliches Museum
 
Historische Hammerschmiede (Museum) in Blaubeuren

Das Urgeschichtliche Museum, das mit dem Institut für Urgeschichte der Universität Tübingen verbunden ist, zeigt altsteinzeitliche Funde aus den Höhlen im Achtal. Wissenschaftliche Erkenntnisse, experimentelle Archäologie und moderne Museumsdidaktik finden sich hier unter einem Dach. Die ältesten figürlichen Kunstwerke der Menschheit, gefunden in den Höhlen um Blaubeuren, darunter die Venus vom Hohle Fels, werden hier moderner Kunst des 20. Jahrhunderts gegenübergestellt. Einer der Höhepunkte des Museums ist die Präsentation von Flöten aus Vogelknochen und Mammutelfenbein, die ältesten bislang gefundenen Musikinstrumente der Welt.

Die Hammermühle enthält ein Hammerwerk, das aus Hartmanns Hammerschmiede in Bad Oberdorf bei Hindelang stammt.

 
Drei Schwanzhämmer unterschiedlicher Größe

Das ehemalige Badhaus der Mönche im Klostergelände präsentiert im Untergeschoss die historischen Badeeinrichtungen sowie in den Obergeschossen das Heimatmuseum mit Möbeln und Gegenständen aus Blaubeuren.

Im ehemaligen Amtshaus im Klostergelände befindet sich die literarische Gedenkstätte Schubartstube.

Naturdenkmäler Bearbeiten

 
Der Blautopf in Blaubeuren
 
Das Felsenlabyrinth im Achtal

Markanteste Sehenswürdigkeit in Blaubeuren ist der Blautopf, eine Karstquelle, aus der die Blau entspringt. Mit 21 Metern Tiefe ist der Blautopf eine der tiefsten und größten Quellen in Deutschland, aus der zwischen 310 und 32.000 l/s strömen.

 
Das Klötzle Blei am markanten Metzgerfelsen

Als Klötzle Blei ist zum einen der Metzgerfelsen in der Stadt und zum andern ein Bleiwürfel bekannt, der an diesem Berg angebracht ist. Bekannt ist der Begriff durch den Zungenbrecher: ’s leit a Kletzle Blei glei bei Blaubeira – glei bei Blaubeira leit a Kletzle Blei (vgl. Eduard Mörikes Stuttgarter Hutzelmännchen, Geschichte von der Schönen Lau).

Im Achtal bei Weiler zählen das Felsenlabyrinth, das Felsplateau der ehemaligen Günzelburg und das Geißenklösterle zu den geologischen Besonderheiten.

Die Höhlen rund um Blaubeuren mit der ältesten Eiszeitkunst wurden von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt.[12]

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

 
Patenterschlitten, eine historische Besonderheit

Einmal jährlich findet in Gerhausen ein weltweit einzigartiges Schlittenrennen statt. Bei dieser als Patenterrennen bekannten Veranstaltung treten Teams aus Lenker und Bremser mit ihren historischen Schlitten gegeneinander an. Laut Patentschrift des Kaiserlichen Patentamtes aus dem Jahr 1911 ist ein Patenter ein lenkbarer Rodelschlitten mit elastischen Kufen, deren Vorderteil beim Lenken seitlich abgebogen wird.

Sonstiges Bearbeiten

Auf dem Schillerstein westlich des Teilorts Gerhausen betreibt der SWR den Sender Blaubeuren (Schillerstein), den leistungsschwächsten Rundfunksender in Deutschland.

Blaubeuren wird auf Schwäbisch Blaobeire ausgesprochen.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Persönlichkeiten, die in Blaubeuren gewirkt haben Bearbeiten

  • Karl Philipp Conz (1762–1827), Dichter und Schriftsteller; war Schüler der Klosterschule in Blaubeuren
  • Karl Nüßle (1816–1892), Löwenwirt in Blaubeuren, Landtagsabgeordneter
  • Wilhelm Dodel (1850–1934), Jurist; von 1892 bis 1913 Oberamtsrichter in Blaubeuren, „schwäbischer Salomo“ genannt
  • Hans Reyhing (1882–1961), Lehrer in Blaubeuren und schwäbischer Heimatdichter
  • Irmfried Eberl (1910–1948), NS-Euthanasiearzt und erster Leiter des Vernichtungslagers Treblinka und von 1947 bis 1948 Arzt in Blaubeuren-Gerhausen
  • Adolf Merckle (1934–2009), Unternehmer, Gründer des pharmazeutischen Unternehmens Ratiopharm
  • Joachim Hahn (1942–1997), Prähistoriker, grub zwischen 1974 und 1991 in den Höhlen bei Blaubeuren nach Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb, Namensgeber des Gymnasiums
  • Georg Hiller (* 1946), ehemaliger Bürgermeister und seit 2002 Ehrenbürger Blaubeurens

Ehrenbürger von Blaubeuren (Auswahl) Bearbeiten

Vierzehn Ehrenbürger hat die Stadt Blaubeuren bisher ernannt:[13]

180°-Panorama von Blaubeuren vom Knoblauchfelsen mit der Ruine Hohengerhausen und der Blau.

Literatur Bearbeiten

  • Wolfgang Adler, Wolfgang Schöllkopf, Joachim Striebel: Blaubeuren. Klemm und Oelschläger, Münster/Ulm 2010, ISBN 978-3-86281-003-1.
  • Hansmartin Decker-Hauff und Immo Eberl (Hrsg.): Blaubeuren: die Entwicklung einer Siedlung in Südwestdeutschland. Hrsg. im Auftrag der Stadt Blaubeuren. Thorbecke, Sigmaringen 1986, ISBN 3-7995-4082-2.
  • Immo Eberl: Blaubeuren an Aach und Blau: ein historischer Führer durch Stadt und Kloster. Fotos von Toni Oehl. Regio-Verlag Glock u. Lutz, Sigmaringendorf 1989, ISBN 3-8235-8010-8.
  • Immo Eberl und Jörg Martin: Urkunden aus Blaubeuren und Schelklingen: Regesten aus den Stadtarchiven Blaubeuren und Schelklingen sowie dem Pfarrarchiv Schelklingen. (Alb und Donau: Kunst und Kultur, 23), Süddeutsche Verlagsgesellschaft, Ulm 2000, ISBN 3-9806664-2-5.
  • Eugen Imhof (Hrsg.): Blaubeurer Heimatbuch. Kulturgemeinde Blaubeuren, Blaubeuren 1950.
  • Otto-Günter Lonhard: Blaubeurer Häuserbuch vom 15. Jahrhundert bis 1820. Lonhard, Pforzheim 2005.
  • Jörg Martin: Freiheit, Gleichheit und Gewinn: Gestaltung wirtschaftlichen Handelns in Kleinstädten des Ulmer Raums 1650-1850 (Blaubeuren, Ehingen, Schelklingen). FernUniversität in Hagen, Hagen 2022 Volltext (PDF).
  • Blaubeuren mit der Thalmühle, Bleiche, Papiermühle und zwey Ziegelhütten. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Blaubeuren (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 7). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1830 (Volltext [Wikisource]).
  • Gerrit-Richard Ranft, Stefanie Kölbl (Hrsg.): 40000 Jahre Kunst um Blaubeuren: ein Führer. Fleischhauer und Spohn, Bietigheim-Bissingen 2004, ISBN 3-87230-778-9.
  • Stadt Blaubeuren (Hrsg.): Blaubeuren 700 Jahre Stadt: Festschrift aus Anlass des Jubiläums der Stadterhebung. Stadtverwaltung, Blaubeuren 1967.
  • Martin Zeiller: Blawbeuren. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Sueviae (= Topographia Germaniae. Band 2). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 37–38 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Blaubeuren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Blaubeuren – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Hauptsatzung (Memento des Originals vom 19. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.blaubeuren.de
  3. Daten- und Kartendienst der LUBW
  4. Stadt Blaubeuren: Gerhausen. Abgerufen am 8. Januar 2022.
  5. Hauptsatzung der Stadt Blaubeuren vom 16. September 1974, zuletzt geändert am 5. Oktober 2004 abgerufen am 1. Juni 2009.
  6. Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 11. Oktober 2023
  7. Die Sage vom Blaumännle von der Neuffener Steige auf albverein.eu, abgerufen am 29. Mai 2023.
  8. www.gvcb.de
  9. www.albkirche.de – AlbKirche, vormals Volksmission Asch
  10. blaubeuren.de (Memento des Originals vom 30. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.blaubeuren.de
  11. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4, S. 312–317.
  12. Unesco-Entscheidung: Eiszeit-Höhlen bei Ulm sind Weltkulturerbe. In: Spiegel Online. 9. Juli 2017, abgerufen am 9. Juni 2018.
  13. msc: Die Ehrenbürgerschaft und die Träger. In: Schwäbische Zeitung. 2. November 2018, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  14. Steinbeis, Ferdinand von (seit 1851) in der Deutschen Biographie
  15. SWP: Ehrenbürgerwürde Blaubeuren: Warum Manfred Daur als das „soziale Gewissen“ der Stadt gilt. 29. Oktober 2021, abgerufen am 29. November 2023.