Landkreis Lebus

historische Landkreise in Brandenburg
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Der Landkreis Lebus, ursprünglich Kreis Lebus, bis ins 19. Jahrhundert auch Lebuser Kreis genannt, war bis 1950 ein Landkreis in Brandenburg. Er bestand in Preußen, in der SBZ und in der DDR. Der Kreis umfasste am 1. Januar 1945 die sechs Städte Buckow, Fürstenwalde (Spree), Lebus, Müllrose, Müncheberg und Seelow, 110 weitere Gemeinden und vier Forst-Gutsbezirke.

Das Kreisgebiet 1905

Heute gehört das ehemalige Kreisgebiet größtenteils zu den Landkreisen Märkisch-Oderland und Oder-Spree. Ein kleiner, östlich der Oder gelegener Teil des ursprünglichen Kreisgebiets mit den Gemeinden Neu Lebus und Tirpitz wurde 1945 von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt und befindet sich seither im Powiat Słubicki der polnischen Woiwodschaft Lebus.

Geographie Bearbeiten

Der Kreis Lebus entsprach in etwa dem Land Lebus, abzüglich der Gebiete östlich der Oder und einiger Gebiete im Süden. Seine Ostgrenze bildete die Oder. Im Süden waren die Wälder um Müllrose und der Fürstenwalder Abschnitt der Spree die natürlichen Grenzen des Kreises. Im Westen bildete die Buckower Rinne mit Rotem Luch und Schermützelsee seine Grenze. Im Norden verlief die Kreisgrenze quer durch das Oderbruch. Die Tafelberge bei Frankfurt bildeten den höchsten Punkt des Kreis Lebus.

Verwaltungsgeschichte Bearbeiten

Land Lebus Bearbeiten

Seit dem 13. Jahrhundert ist das Land Lebus in Urkunden erwähnt, es bestand wahrscheinlich schon mehrere Jahrhunderte zuvor. Das Gebiet entsprach etwa dem des späteren Kreises Lebus, möglicherweise noch etwas weiter nach Süden bis über die Schlaube, sowie östlich der Oder dem des späteren Kreises Sternberg.

Im 16. Jahrhundert wurden die Ämter Lebus und Fürstenwalde gebildet.[1]

Lebusischer Kreis Bearbeiten

Im 17. Jahrhundert entstand der Lebusische Kreis in der Mark Brandenburg.[2][3]

Kreis Lebus im 19. Jahrhundert Bearbeiten

Im Rahmen der Bildung von Provinzen und Regierungsbezirken in Preußen erfolgte 1816 im Regierungsbezirk Frankfurt eine Kreisreform, durch die die Abgrenzung des Kreises wie folgt verändert wurde:[4]

Das Landratsamt des Kreises Lebus befand sich zunächst außerhalb des Kreisgebietes in der Stadt Frankfurt an der Oder.

Zum 1. Januar 1827 wurde der Kreis Frankfurt wieder aufgelöst. Der Landbezirk des Kreises, das Gebiet außerhalb der Stadt Frankfurt, kam zunächst vollständig zum Kreis Lebus.[5] Zum 1. Januar 1836 wechselten die ursprünglich aus dem Kreis Sternberg stammenden Orte aus dem Kreis Lebus zurück in den Kreis Sternberg.[6]

Zum 1. Januar 1836 wurde auch der Kreis Cüstrin wieder aufgelöst und das Gebiet, das bis 1816 zum Kreis Lebus gehört hatte, wurde wieder in den Kreis Lebus eingegliedert. 1863 wurde das Landratsamt in die Stadt Seelow verlegt.[7]

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich Bearbeiten

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Lebus entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke bis auf vier aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet nach schweren Kämpfen um die Seelower Höhen durch die Rote Armee besetzt.

Sowjetische Besatzungszone/Deutsche Demokratische Republik Bearbeiten

Nach dem 8. Mai 1945 gehörte der Kreis größtenteils zur Sowjetischen Besatzungszone. Die gegenüber der Stadt Lebus am östlichen Oderufer gelegenen Gemeinden Neu Lebus und Tirpitz wurden im Frühjahr 1945 von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus diesem Teil des Kreisgebiets vertrieben.

Mit Wirkung zum 15. März 1946 kam durch Beschluss des Präsidiums der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg die am linken Oderufer gelegene Gemeinden Bleyen und Küstrin-Kietz des aufgelösten Kreises Königsberg Nm. zum nunmehr als Landkreis Lebus bezeichneten Kreis.[8][9]

Die Gemeinden Güldendorf, Kliestow, Lichtenberg, Markendorf und Rosengarten wurden am 30. Mai 1947 in die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) eingemeindet. Durch das Gesetz über die Änderung zur Verbesserung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 28. April 1950 kam es am 1. Juli 1950 zu einer Reihe von Gebietsänderungen:

1952 erfolgte in der DDR eine weitere umfassende Gebietsreform:[10]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner Quelle
1750 38.512 [3]
1800 53.263 [3]
1816 24.691 [11]
1840 64.685 [12]
1871 92.882 [13]
1890 92.404 [14]
1900 91.421 [14]
1910 95.424 [14]
1925 102.908 [14]
1933 104.593 [14]
1939 105.080 [14]
1946 98.469 [15]

Kommunalverfassung bis 1945 Bearbeiten

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren zu Amtsbezirken zusammengefasst.

Landräte Bearbeiten

 
Siegelmarke mit der Umschrift „Landrat Seelow (Kreis Lebus)“
0000–1735 Hans Friedrich von Rohr
1735–1774 Phillip Ludwig Ewald von Rohr
1774–1781 Friedrich Heinrich von Podewils
1781–1788 Hans Sigismund von Beerfelde
1788– Carl Heinrich von Schöning
1809–1816 Johann Gottlieb Lehmann
1816–1851 Leopold Karbe
1850–1859 Leopold von Winter
1860–1879 Bernhard von der Marwitz
1879–1882 Rudolf von Raumer
1882 Alfred Wagner
1882 Gerber
1883–1893 Paul von Steinau-Steinrück
1893–1897 Robert Ludwig August Jacobs
1894–1905 Kaspar Heinrich von der Marwitz
1905–1915 Ernst Eberhard Kleiner
1915 Fürst
1915 Hecker
1920–1926 Otto Pautsch
1926 August Schabbehard (kommissarisch)
1926–1929 Walter Breuer
1929–1933 Erik Hildebrandt
1933–1937 Adolf von Nassau
1937–1945 Hans Kreutzberger
1945–1946 Paul Papke

Städte und Gemeinden Bearbeiten

Stand 1945 Bearbeiten

Dem Kreis Lebus gehörten bis Kriegsende 1945 die folgenden Städte und Gemeinden an:

Zum Kreis Lebus gehörten außerdem die gemeindefreien Gutsbezirke Forst Müllrose, Forst Neubrück, Schlaubehammer und Weißenspring.

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden Bearbeiten

Namensänderungen Bearbeiten

Die Gemeinde Neuhardenberg wurde am 19. Februar 1949 zu Ehren von Karl Marx in Marxwalde umbenannt und erhielt 1990 ihren traditionellen Namen zurück.

Literatur Bearbeiten

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 97–98, Ziffer 6.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 150–159.
  • Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 143–169.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, 1. Ausgabe, Brandenburg 1856, S. 183–241 (online).
  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 129–147.
  • W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 364–392.
  • Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg. Hermann Cramer, Halle 1872–1889, Band 1, Reprint(Faksimilie), ISBN 978-3-88372-000-5, Potsdam 2011.
  • Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Landkreis Lebus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemaligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Band 3. Berlin 1832. S. 133ff.
  2. Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Grenzen und Verwaltungsgliederung, S. 32 ff. (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. a b c Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 2. Friedrich Maurer, Berlin 1805, Kap. Kreis Lebus, S. 276 ff. (Digitalisat).
  4. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 106 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  5. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 42, 1826, S. 334 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  6. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 49, 1835, S. 363 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  7. Geschichte des Landkreises Lebus auf www. territorial.de
  8. Kietz und Umgebung bei genealogy.net
  9. Provinzialverwaltung Mark Brandenburg (Hrsg.): Verordnungsblatt der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg Nr. 7 vom 10. April 1946. Beschluß des Präsidiums der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg über die Auflösung des Restkreises Königsberg (Neumark) und Änderung der Grenzen der Landkreise Oberbarnim, Lebus und Angermünde.
  10. genealogy.net: Landkreis Lebus
  11. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  12. Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30.
  13. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
  14. a b c d e f Michael Rademacher: Landkreis Lebus. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Volkszählung 1946