Grünhainichen

Gemeinde im Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland

Grünhainichen ist eine Gemeinde im Erzgebirgskreis in Sachsen (Deutschland). Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Grünhainichen, Borstendorf und Waldkirchen und gehört dem Verwaltungsverband Wildenstein an. Die Gemeinde ist nach Seiffen/Erzgeb. das zweitwichtigste Zentrum der Holzspielwarenherstellung im Erzgebirge.

Wappen Deutschlandkarte
Grünhainichen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Grünhainichen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 46′ N, 13° 9′ OKoordinaten: 50° 46′ N, 13° 9′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Erzgebirgskreis
Verwaltungsverband: Wildenstein
Höhe: 421 m ü. NHN
Fläche: 28,72 km2
Einwohner: 3293 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 115 Einwohner je km2
Postleitzahl: 09579
Vorwahlen: 037294
03725 (Teil von Waldkirchen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: ERZ, ANA, ASZ, AU, MAB, MEK, STL, SZB, ZP
Gemeindeschlüssel: 14 5 21 270
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Chemnitzer Str. 41
09579 Grünhainichen
Website: www.gruenhainichen.com
Bürgermeister: Robert Arnold (parteilos)
Lage der Gemeinde Grünhainichen im Erzgebirgskreis
KarteSachsenAmtsbergAnnaberg-BuchholzAue-Bad SchlemaAuerbach (Erzgebirge)Bärenstein (Erzgebirge)Lauter-BernsbachBockauBörnichen/Erzgeb.Breitenbrunn/Erzgeb.BurkhardtsdorfCrottendorfDeutschneudorfDrebachEhrenfriedersdorfEibenstockElterleinGelenau/Erzgeb.GeyerGornau/Erzgeb.GornsdorfGroßolbersdorfGroßrückerswaldeGrünhain-BeierfeldGrünhainichenHeidersdorfHohndorfJahnsdorf/Erzgeb.JohanngeorgenstadtJöhstadtKönigswaldeLauter-BernsbachLößnitz (Erzgebirge)LugauMarienbergMildenauNeukirchen/Erzgeb.Niederdorf (Sachsen)NiederwürschnitzOberwiesenthalOelsnitz/Erzgeb.OlbernhauPockau-LengefeldRaschau-MarkersbachScheibenbergSchlettauSchneeberg (Erzgebirge)SchönheideSchwarzenberg/Erzgeb.SehmatalSeiffen/Erzgeb.Stollberg/Erzgeb.StützengrünTannenbergThalheim/Erzgeb.Thermalbad WiesenbadThumWolkenstein (Erzgebirge)ZschopauZschorlauZwönitz
Karte

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Das Waldhufendorf Ortsteil Grünhainichen liegt westlich der Flöha. Es erstreckt sich in west-östlicher Richtung. Der höchste Punkt des Ortes ist der Scheffelsberg mit 501 m, der tiefste Punkt ist an der Flöha bei 328 m. Der Ortsteil Waldkirchen, ebenfalls ein Waldhufendorf, liegt westlich von Grünhainichen in einem Seitental der Zschopau. Der Ortsteil Borstendorf, der auch als Waldhufendorf angelegt wurde, erstreckt sich östlich der Flöha in einem Seitental bis auf den Höhenzug in Richtung Eppendorf. Zu Borstendorf gehört die Ortslage Floßmühle.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Im Norden grenzen Augustusburg, Leubsdorf mit dem Ortsteil Marbach, im Osten Eppendorf, im Süden Pockau-Lengefeld mit den Ortsteilen Wünschendorf und Reifland im Südosten, im Südwesten Börnichen/Erzgeb. an die Gemeinde. Im Westen grenzen Gornau/Erzgeb. und Zschopau an.

Geschichte Bearbeiten

 
Ev.-luth. Kirche Grünhainichen

Grünhainichen wird 1349 im Lehnbuch Friedrich III. des Strengen zum ersten Mal urkundlich als „Heinchin“ erwähnt. Mit der Reformation 1539 kommt der Ort zur Parochie Waldkirchen. Der Ort war Amtsdorf des Amtes Augustusburg (vormals Schellenberg). Der Löffelmacher hanse Oehmen wird 1579 im Kirchenbuch erwähnt. Es ist der wahrscheinlich älteste Nachweis von Holzwarenherstellung im Erzgebirge. Bereits um 1650 werden Tischler, Kästelmacher, Brettschneider, Geigenmacher, Trommelmacher und Röhrbohrer genannt. Die Spanziehmühle wird in diesem Jahr ebenfalls erstmals erwähnt. Durch die Handwerker und Händler des Ortes werden in der Folgezeit die Waren auf Messen in Frankfurt (Oder), Lüneburg, Dresden, Leipzig und Braunschweig angeboten. Der Ort wird „Klein-Leipzig“ genannt.

1711 wird der erste Lehrer erwähnt. Um 1750 wird eine steinerne Brücke über die Flöha gebaut. Das erste Schulgebäude wird 1787 erbaut; im gleichen Jahr wird der erste Arzt im Ort tätig. Die Holzwarenherstellung nimmt in dieser Zeit immer mehr Aufschwung, in den 70 Häusern des Ortes sind nur noch 18 Bauern ansässig. Im 19. Jahrhundert entstehen weitere Spielwarenhersteller. 1848 wird Grünhainichen eigenständige Parochie und Borstendorf wird Filialkirche. Die Kirche wird am 14. Oktober 1850 eingeweiht.

Am 24. Mai 1875 erfolgt der Anschluss ans Bahnnetz. Die Freiwillige Feuerwehr wird am 13. Juni 1875 gegründet. Im Jahr 1879 wird durch die sächsische Regierung eine Staatliche Spielwaren- und Gewerbeschule eingerichtet. Am 1. August 1881 beginnt die Papierfabrik Siegel & Hasse ihre Produktion. Durch den Spielwaren Verleger Oswald Wagner wird 1888 eine Stiftung zur Hilf für unschuldig in Not Geratene eingerichtet. Um 1900 sind sieben Spielwarenbetriebe und über 1000 Hausindustrielle im Ort tätig. Das Rathaus wird 1907 errichtet. Das Freibad wird 1926 errichtet. Der Spielzeugmacherberuf wird 1936 offiziell anerkannt. Die Madonna mit dem Engelberg von Grete Wendt erhält auf der Weltausstellung 1937 in Paris einen Grand Prix und eine Goldmedaille. 1954 erfolgt die Schließung der Spielwarenfach- und Gewerbeschule. In den Jahren 1970 bis 1972 werden die letzten privaten Spielwarenhersteller und kunstgewerblichen Betriebe verstaatlicht. Nach der Wende werden ab 1990 viele Betriebe wieder reprivatisiert. Seit 1992 besteht in Grünhainichen nur noch eine Grundschule. Grünhainichen wird 1994 Mitglied des Verwaltungsverbandes Wildenstein. 1999 wird durch die Fa. Wendt & Kühn die neue Sommervariante der Freilandspieldose eingeweiht. Die Spieldose selbst gibt es mit weihnachtlichen Figuren seit 1979.

Am 1. März 2009 haben sich die bis dahin selbstständigen Gemeinden Grünhainichen und Waldkirchen zur neuen Gemeinde Grünhainichen zusammengeschlossen.[2] Am 1. Januar 2015 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Grünhainichen und Borstendorf.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

 
Rathaus Grünhainichen

31. Dezember Gebietsstand Januar 2007:

1982 bis 1988

  • 1982: 1.809
  • 1983: 1.790
  • 1984: 1.753
  • 1985: 1.718
  • 1986: 1.705
  • 1987: 1.688
  • 1988: 1.632

1989 bis 1995

  • 1989: 1.585
  • 1990: 1.520
  • 1991: 1.500
  • 1992: 1.529
  • 1993: 1.513
  • 1994: 1.462
  • 1995: 1.437

1996 bis 2002

  • 1996: 1.412
  • 1997: 1.451
  • 1998: 1.457
  • 1999: 1.454
  • 2000: 1.446
  • 2001: 1.417
  • 2002: 1.382

2003 bis 2009

  • 2003: 1.383
  • 2004: 1.382
  • 2005: 1.362
  • 2006: 1.329
  • 2007: 1.302
  • 2008: 1.281
  • 2009: 2.374

2010 bis 2013

  • 2010: 2.319
  • 2011: 2.278
  • 2012: 2.292
  • 2013: 2.202

Gedenkstätten Bearbeiten

  • Gedenkstein aus dem Jahre 1974 im Park an der Mühlenstraße zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten der Roten Armee und an Widerstandskämpfer gegen den Faschismus
  • drei hölzerne Gedenktafeln an die Opfer des Zweiten Weltkrieges in der Kirche, angefertigt in der ehemaligen Spielwarenfach- und Gewerbeschule
  • Kriegerdenkmal aus Sandstein mit dazugehörigem kleinem Park für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges an der Grete-Wendt-Straße, auf Grund der Form im Volksmund „Kaffeemühle“ genannt
  • eine von ursprünglich drei an einem Obelisken angebrachte gusseiserne Platte in Gedenken an die Opfer des Deutsch-Französischen Krieges mit einer Friedenseiche von 1871 an der Chemnitzer Straße
  • ein Gedenkstein für die Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung auf dem Friedhof

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

Gemeinderatswahl 2019[3][4]
Wahlbeteiligung: 66,3 % (2014: 57,9 %)
 %
30
20
10
0
26,9 %
21,3 %
20,4 %
17,9 %
13,6 %
n. k. %
FBI
FWB
WKS
SGR
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
-25
−4,9 %p
+21,3 %p
−23,4 %p
−5,5 %p
+13,6 %p
−1 %p
FBI
FWB
WKS
SGR
     
Insgesamt 16 Sitze
  • FBI: 5
  • FWB: 3
  • WKS: 3
  • SGR: 2
  • CDU: 3

Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 16 Sitze des Gemeinderats folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

Bürgermeister Bearbeiten

  • 1983–1994: Helmut Wagner (CDU)
  • 1994–Februar 2009: Klaus Höppe (CDU)
  • März–Juli 2009: Gunther Kaden (parteilos) als Amtsverweser
  • 2009–Dezember 2014: Klaus Höppe (CDU) (als Amtsverweser bis Juli 2015)
  • August 2015–2017: Günther Schneider (CDU)
  • seit 20. Dezember 2017 amtierend: Robert Arnold (parteilos)
letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2018 Robert Arnold Arnold 83,6
2015 Dr. Günther Schneider CDU 75,5
2009 Klaus Höppe 95,1
2008 99,7
2001 98,5
1994 58,8

Wappen Bearbeiten

 
Ortswappen von Grünhainichen bis zur Gründung der Einheitsgemeinde am 28. Februar 2009

Bis zum 28. Februar 2009 verwendete die Gemeinde Grünhainichen ein Wappen mit der Darstellung eines erzgebirgischen Lichterengels und zwei Tannenbäumen. Damit wird die Bedeutung des erzgebirgischen Kunsthandwerkes für den Ort verdeutlicht. Mit Gründung der Einheitsgemeinde mit Waldkirchen ist es nun nur noch das amtliche Ortswappen. Das neue Gemeindewappen zeigt neben dem traditionellen Grünhainichener Engel als Symbol des Ortsteiles Grünhainichen einen Bergmann im Habit eines Blaufarbenwerkers als Symbol für den Ortsteil Waldkirchen. Die Fichten zwischen den beiden Figuren symbolisieren den Waldreichtum der erzgebirgischen Landschaft. Im unteren Teil sind die beiden Flüsse Flöha und Zschopau dargestellt, an deren Ufern sich Wassermühlen befinden (Mühlrad).

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Museen Bearbeiten

  • Museum erzgebirgischer Volkskunst

Bauwerke Bearbeiten

 
Freiland-Spieldose (Wintervariante) im Ortszentrum
 
Freiland-Spieldose (Sommervariante)
  • Fuchsturm (Ruine)
  • Große Freiland-Spieldose
  • Klassizistische Kirche
  • Jugendstil-Rathaus mit Elementen der Neorenaissance entworfen von Ernst Kühn, Architekt und Stadtbaumeister in Dresden, Vater von Margarete Kühn
  • Freibad mit erhaltenen Gebäuden um 1926

Naturschutz Bearbeiten

Sport Bearbeiten

Grünhainichener BC

Der Grünhainichener Ballspiel Club ist ein Fußballverein mit langer Tradition. Am 13. Mai 1913 wurde der GBC gegründet, nahm ab 1921 erstmals an Verbandsspielen teil und feierte 1926 seinen ersten großen Erfolg als Meister des Bezirkes Flöhatal und dem Aufstieg in die Bezirksliga.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1948 die Umbenennung in BSG Traktor Grünhainichen und 1951, 1961 und 1964 Kreismeistertitel. 1964 bis 1971 spielte Traktor in der Bezirksklasse (5. Liga der DDR). 1989 der Sturz in die 2. Kreisklasse. 1990 und 2003 spielte der wieder umbenannte GBC in der 1. Kreisklasse, wurde 2005 Kreispokalsieger und kehrte 2008/09 in die Kreisliga des Mittleren Erzgebirgskreises zurück. Das Stadion des GBC trägt den Namen „Sportplatz am Naturbad“ und umfasst ca. 1500 Zuschauer. Es gibt dort großenteils Stehplätze und vereinzelte Bänke.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Unternehmen Bearbeiten

  • Wendt & Kühn KG
  • BLANK Kunsthandwerk
  • HOBLER - Figuren mit Herz aus Grünhainichen

Verkehr Bearbeiten

  • Flöhatalbahn, Stationen Floßmühle und Grünhainichen-Borstendorf
  • Zschopautalbahn, Station Waldkirchen (Erzgeb)
  • Busverbindung nach Eppendorf, Zschopau, Flöha, Augustusburg
  • Durch Grünhainichen verläuft die Straße S235, die Zschopau-Nord mit Brand-Erbisdorf verbindet

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Adam Gottfried Oehme (1719–1789), Orgelbauer
  • Guido Hermann Schäf (1840–1911), Orgelbauer
  • Margarete Wendt (1887–1979), Begründerin, Geschäftsführerin der Engelmanufaktur Wendt & Kühn
  • Margarete Kühn (1888–1977), Begründerin, Geschäftsführerin von Wendt & Kühn
  • Olly Wendt (1896–1991), Gestalterin und Designerin bei Wendt & Kühn
  • Walter Schmidt (1903–1962), Politiker (NSDAP), von 1936 bis 1945 Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, geboren in Waldkirchen
  • Günther Wagner (1925–1999), Hochschullehrer in Leipzig
  • Hans Wendt (1930–2008), Geschäftsführer der Wendt & Kühn
  • Roland Oehme (1935–2022), Drehbuchautor und Regisseur, geboren in Grünhainichen
  • Gerd Bieker (1937–2022), Schriftsteller, geboren in Grünhainichen
  • Ekkehard Richter (* 1937), Kirchenmusiker, geboren in Grünhainichen

Literatur Bearbeiten

  • Die Parochie Grünhainichen. In: Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Marienberg. Strauch Verlag, Leipzig, S. 289–306 (Digitalisat)
  • Das mittlere Zschopaugebiet (= Werte unserer Heimat. Band 28). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1977, S. 142–147.
  • Grünhainichen, Grünhainchen. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 610 f.
  • Gisela Lorenz: Familienbuch des Kirchspiels Waldkirchen mit Grünhainichen und Börnichen (Kreis Zschopau) 1548 bis 1715. Leipzig: AMF 1999 (= Mitteldeutsche Ortsfamilienbücher der AMF 4)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Grünhainichen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. StBA: Gebietsänderungen vom 02. Januar bis 31. Dezember 2009
  3. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
  4. Öffentliche Bekanntmachung des Wahlergebnisses der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 (PDF). In: Amtsblatt Verwaltungsverband Wildenstein. Nr. 06/2019, S. 6 ff.