Thum

Stadt im Erzgebirgskreis, Sachsen, Deutschland

Thum ist eine Stadt im sächsischen Erzgebirgskreis.

Wappen Deutschlandkarte
Thum
Deutschlandkarte, Position der Stadt Thum hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 40′ N, 12° 57′ OKoordinaten: 50° 40′ N, 12° 57′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Erzgebirgskreis
Höhe: 505 m ü. NHN
Fläche: 18,9 km2
Einwohner: 4956 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 262 Einwohner je km2
Postleitzahl: 09419
Vorwahl: 037297
Kfz-Kennzeichen: ERZ, ANA, ASZ, AU, MAB, MEK, STL, SZB, ZP
Gemeindeschlüssel: 14 5 21 640
Stadtgliederung: 3 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausplatz 4
09419 Thum
Website: www.stadt-thum.de
Bürgermeister: Thomas Mauersberger (CDU)
Lage der Stadt Thum im Erzgebirgskreis
KarteSachsenAmtsbergAnnaberg-BuchholzAue-Bad SchlemaAuerbach (Erzgebirge)Bärenstein (Erzgebirge)Lauter-BernsbachBockauBörnichen/Erzgeb.Breitenbrunn/Erzgeb.BurkhardtsdorfCrottendorfDeutschneudorfDrebachEhrenfriedersdorfEibenstockElterleinGelenau/Erzgeb.GeyerGornau/Erzgeb.GornsdorfGroßolbersdorfGroßrückerswaldeGrünhain-BeierfeldGrünhainichenHeidersdorfHohndorfJahnsdorf/Erzgeb.JohanngeorgenstadtJöhstadtKönigswaldeLauter-BernsbachLößnitz (Erzgebirge)LugauMarienbergMildenauNeukirchen/Erzgeb.Niederdorf (Sachsen)NiederwürschnitzOberwiesenthalOelsnitz/Erzgeb.OlbernhauPockau-LengefeldRaschau-MarkersbachScheibenbergSchlettauSchneeberg (Erzgebirge)SchönheideSchwarzenberg/Erzgeb.SehmatalSeiffen/Erzgeb.Stollberg/Erzgeb.StützengrünTannenbergThalheim/Erzgeb.Thermalbad WiesenbadThumWolkenstein (Erzgebirge)ZschopauZschorlauZwönitz
Karte

Geografie Bearbeiten

 
Markt

Die Stadt Thum liegt am Jahnsbach. Nach Westen schließt sich das gleichnamige Waldhufendorf an. Im Osten liegt der Ortsteil Herold, ebenfalls ein Waldhufendorf. Im Süden grenzt an die Stadt das Waldgebiet der Greifensteine.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Nördlich von Thum liegt Gelenau, im Nordosten Venusberg, im Osten Drebach, im Süden Ehrenfriedersdorf und im Westen Zwönitz und Auerbach.

Stadtgliederung Bearbeiten

Ortsteile von Thum sind:

Geschichte Bearbeiten

 
Geschichte des Thumer Bergbaus

Die Besiedelung des Greifensteingebietes erfolgte vermutlich im 12. bis 13. Jahrhundert. Neben der Landwirtschaft war Thum bis ins 16. Jahrhundert stark vom Bergbau geprägt, wobei insbesondere Zinn, aber auch Silber und Blei abgebaut wurde. Thum wurde 1389 erstmals urkundlich erwähnt. 1445 wurde die Siedlung als Bergstädtlein bezeichnet. 1469 erkauften die Thumer Bürgerschaft die obere und niedere Gerichtsbarkeit, was als Erwerb der Stadtrechte anzusehen ist. Im Jahr 1542 wurde Friedrich von Schönberg mit Jahnsbach, Thum und Oberdorf belehnt, worauf es zu einem langwierigen und kostspieligen Prozess insbesondere über die Ausführung der Gerichtsbarkeit zwischen der Thumer Bürgerschaft und den Herren von Schönberg kam. Am 15. Januar 1648 fand auf Thumer Flur das letzte Gefecht des Dreißigjährigen Krieges im Kurfürstentum Sachsen statt. Seit dem 17. Jahrhundert entwickelte sich vor allem das Posamentiererhandwerk. Seit dem 18. Jahrhundert wurde es mehr und mehr durch die Strumpfwirkerindustrie abgelöst.

 
Kursächsische Postmeilensäule am Thumer Markt

Bei einem Luftangriff in der Nacht vom 14. zum 15. Februar 1945 wurde die Stadtkirche St. Anna bis auf die Umfassungsmauern zerstört und die Innenausstattung vernichtet. Der Wiederaufbau erfolgte unter Verwendung der Umfassungsmauern 1946 bis 1951, der Turm wurde neu errichtet.[2]

Im Zuge der Gemeindegebietsreform erfolgte zum 1. Januar 1999 der Zusammenschluss der Orte Herold und Jahnsbach sowie der Stadt Thum zur neuen Stadt Thum.[3]

Der Hof zu Thum, das Rittergut und Oberdorf Bearbeiten

Anfang des 15. Jahrhunderts wurden die Thumer Richter neben der Gerichtsbarkeit mit dem freien Lehnhof hinter der Kirche sowie einer „wüsten Hofstatt“ bei der Kirche belehnt. Die Besitzungen des Hofes haben sich vermutlich bis hin zu den Hofwiesen in Jahnsbach und dem Thumer Kommunwald erstreckt. Zum Lehnhof gehörten zum Teil die umliegenden Bergwerke, ein Pochwerk und eine Schmelzhütte. Neben der Gerichtsbarkeit gingen Ende des 15. Jahrhunderts ebenfalls der Hof und die „wüste Hofstatt“ an die Stadt Thum über.

Zum Rittergut, früher auch der „Edelhof beim Elend“ genannt, gehörte neben den umliegenden Häusern auch Herold, das Kalkwerk, die Forsthäuser, das Knochengut sowie ein Teil von Drebach. Die Rittergutsgemeinde (später auch als Dorf Thum bezeichnet) war bis ins 19. Jahrhundert politisch und rechtlich von der Stadt Thum unabhängig. Im Jahr 1879 erfolgte die Auflösung, wobei die Häuser zwischen der Stadt Thum und Herold aufgeteilt werden. Das Herrenhaus des Rittergutes wurde 1882 an die Stadt Thum verkauft und dient seither als Rathaus.

Das ehemalige Dorf Oberdorf, heute Oberthum genannt, schließt sich im Norden an die Stadt an und war bis 1822 ein verwaltungsmäßig eigenständiger Ort.

Dampfbrauerei Bearbeiten

Das alte Thumer Brauhaus wurde bereits im 14. Jahrhundert gegründet und befand sich bis 1546 im Besitz der Kirche und wurde anschließend der Stadt übergeben. 1882 löste sich die bürgerliche Braugenossenschaft auf und der Braumeister William Böttger kaufte die Gebäude sowie das gesamte Inventar. Im Jahr 1898 ließ Böttger eine neue Brauerei bauen und konnte die Produktion von 10.000 Hektoliter auf 15.000 Hektoliter steigern. Am 30. Juli 1926 verkaufte die Witwe von William Böttger das Brauhaus an die Stadt, die aber keinen neuen Käufer finden konnte. Somit endete die fast 600-jährige Braugeschichte in Thum. 2000 wurde die Marke unter dem Namen Thumer Lager wiederbelebt; gebraut wird das Bier nach Original-Rezept der Thumer Dampfbrauerei allerdings in einer Chemnitzer Brauerei.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Am 3. Oktober 1990 zählte Thum 6.551 Einwohner. Die Einwohnerzahlen beziehen sich jeweils auf den 31. Dezember des Vorjahres.

1993 bis 1997

  • 1993: 6.195
  • 1994: 6.209
  • 1995: 6.277
  • 1996: 6.206
  • 1997: 6.217

1997 bis 2002

  • 1998: 6.190
  • 1999: 6.213
  • 2000: 6.184
  • 2001: 6.166
  • 2002: 6.070

2003 bis 2007

  • 2003: 5.981
  • 2004: 5.906
  • 2005: 5.829
  • 2006: 5.814
  • 2007: 5.751

ab 2009

  • 2009: 5.659
  • 2010: 5.592
  • 2011: 5.528
  • 2012: 5.424
  • 2013: 5.367
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaats Sachsen

Gedenkstätten Bearbeiten

Kirchen und Glaubensgemeinschaften Bearbeiten

Die Kapelle der Evangelisch-methodistischen Kirche, die nach Johannes Maria Vianney benannte römisch-katholische Kapelle[4] sowie die neuapostolische Kirchengemeinde[5] in Thum wurden inzwischen aufgegeben.

Die Gemeinde der Römisch-katholischen Kirche traf sich danach zu regelmäßigen Gottesdiensten am Dienstag und Samstag in der ehemaligen evangelisch-methodistischen Kirche, die 2009 von einem Bestattungsunternehmen erworben und 2014 wegen Bauschäden abgerissen wurde.[6] Heute trifft sie sich in den Räumen der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde.[7]

Politik Bearbeiten

Gemeinderatswahl 2019[8]
Wahlbeteiligung: 68,9 % (2014: 57,4 %)
 %
30
20
10
0
29,9 %
28,7 %
21,4 %
13,6 %
6,3 %
n. k. %
n. k. %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-14
+0,8 %p
−13,4 %p
+8,5 %p
+13,6 %p
−4,5 %p
−3,5 %p
−1,6 %p
Sitze Gemeinderat Thum 2019
1
4
5
6
1
Insgesamt 17 Sitze
 
Rathaus Thum

Stadtrat Bearbeiten

Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 17 Sitze des Stadtrates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen (in Klammern die Veränderung; der vorhergehende Stadtrat hatte 18 Sitze):

  • CDU: 6 Sitze (+/- 0)
  • Bürgerliste (BL): 5 Sitze (- 3)
  • Verein Jugendblasorchester der Stadt Thum e. V. (JBO): 4 Sitze (+ 2)
  • AfD: 1 Sitz (+ 1)
  • LINKE: 1 Sitz (- 1)

Bürgermeister Bearbeiten

Bürgermeister wurde im Januar 2021 Thomas Mauersberger (CDU).[9]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2020 Thomas Mauersberger CDU 62,9
2013 Michael Brändel WV Bürgerliste 71,2
2006 52,1
[…]
1994 Klaus Schubert CDU 70,5

Wappen Bearbeiten

Das heutige Wappen wurde am 2. Mai 2000 nach Eingemeindung von Jahnsbach und Herold durch den Stadtrat angenommen.

Der Herold im linken Wappenteil steht für den Ortsteil Herold. Der Turm im unteren Teil steht für die Stadt Thum. Der Baum im rechten Feld steht für Jahnsbach und soll einen Gerichts- oder Lebensbaum darstellen. Schlegel und Eisen auf weißem Grund stehen für den früheren Bergbau.

Städtepartnerschaft Bearbeiten

Partnerstadt von Thum ist Žatec in Tschechien.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Stadtkirche

Verkehr Bearbeiten

 
Thum, Haltestelle Markt

Durch Thum führt die Bundesstraße 95.

Im Jahr 1886 erhielt Thum Eisenbahnanschluss durch die Schmalspurbahn Wilischthal–Thum. Der 1906 eingeweihte Bahnhof Thum war nach dem Bau der Schmalspurbahn Schönfeld-Wiesa–Meinersdorf betrieblicher Mittelpunkt beider Strecken („Thumer Netz“), die zwischen 1967 und 1975 stillgelegt wurden.

Bildung Bearbeiten

 
Grundschule Thum
  • Grundschule Thum
  • Humanistisches Greifenstein Gymnasium Thum

Freizeitangebote Bearbeiten

Sport Bearbeiten

  • Fußball- und Tennisplätze
  • Kegelbahn
  • Reitplatz
  • Wintersportmöglichkeiten
  • Sportstadion

Volkskunst Bearbeiten

  • Schnitzverein Jahnsbach
  • Klöppelvereine in den Ortsteilen Jahnsbach, Thum und Herold

Treffs und Freizeitgestaltung Bearbeiten

  • Freizeit- und Familienzentrum im Ortsteil Thum
  • Jugendclub in Jahnsbach

Vereine Bearbeiten

Sport Bearbeiten

Die größten Sportvereine des Ortes sind der SV Jahnsbach, der Herolder SV, der TBV 08 Thum und der LV 90 Thum sowie der LSV Waldfrieden Thum für Laufsportfreunde. Außerdem gibt es einen Tischtennis-, Schach- und Kegelverein, die in unterschiedlichen Ligen aktiv sind.

Kultur Bearbeiten

 
Volkshaus Thum
  • Volkshaus Thum
  • Schnitzverein
  • Klöppelvereine
  • Bergbrüderschaft Thum e. V.
  • Bergkapelle Thum e. V.
  • Verein Jugendblasorchester der Stadt Thum e. V.

Traditionell findet alljährlich am Wochenende nach Pfingsten der Thumer Orchestertreff mit zum Beispiel im Jahr 2008 mehr als 1000 Musikern statt.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Sonstiges Bearbeiten

  • Die Fernsehserie Spuk von draußen des Fernsehens der DDR wurde 1987 teilweise in Thum gedreht.
  • Die Minerale der Axinitgruppe wurden wegen ihres früher relativ häufigen Vorkommens in der Umgebung von Thum auch als Thumit oder Thumerstein bezeichnet.

Literatur Bearbeiten

  • Karl Alfred Schmidt: Bunte Bilder aus vergangenen Tagen. Beiträge zur Geschichte der Parochie Thum. Verlag Delitsch, Thum 1900 (Digitalisat)
  • Richard Steche: Thum. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 4. Heft: Amtshauptmannschaft Annaberg. C. C. Meinhold, Dresden 1885, S. 90.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Thum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Thum im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Heinrich Magirius in „Schicksale Deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg“. Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag, Berlin 1978. Band 2, S. 465
  3. StBA: Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.1999
  4. http://www.kath-kirche-zschopau.de/index.php?site=gemeinde
  5. http://www.nak-mitteldeutschland.de/gemeinde/wiesa/aus-der-chronik/
  6. Unbekannte Überschrift. In: freiepresse.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. Februar 2024.@1@2Vorlage:Toter Link/www.freiepresse.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. http://www.heilig-kreuz-annaberg.de/gottesdienste.shtml
  8. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019 in Thum, Stadt. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Kamenz, abgerufen am 9. September 2023.
  9. CDU-Kandidat wird neuer Bürgermeister von Thum | Freie Presse - Annaberg. In: Freie Presse. Abgerufen am 12. Oktober 2020 (deutsch).