Die Formel-3000-Saison 1985 war die erste Saison der neu etablierten Internartionalen Formel-3000-Meisterschaft, die die bisherige Formel-2-Europameisterschaft ersetzte. Sie startete am 24. März 1985 in Silverstone und endete am 22. September 1985 in Donington. Anfänglich waren 12 Rennen geplant. Tatsächlich wurden elf Rennen in acht Ländern gefahren. Der erste Formel-3000-Europameister wurde Christian Danner, der sich den Titel im letzten Saisonrennen sicherte.

Überblick Bearbeiten

Entstehungsgeschichte Bearbeiten

Die Etablierung der Formel 3000 war eine Reaktion der FISA auf eine Kostenexplosion in der Formel-2-Europameisterschaft, die bis 1984 die höchste Nachwuchsklasse unter der Formel 1 gewesen war.[1] Weil außerdem auch die Formel 1, die mittlerweile auf komplexe Turbomotoren setzte, mit immer höheren Kosten verbunden war, versuchte die FISA, den Unterbau der Formel 1 ab 1985 möglichst kostengünstig zu gestalten. Die neue Formel 3000 war auf Saugmotoren mit maximal 3000 cm³ Hubraum ausgelegt, die bislang in der Formel 1 verwendet worden waren und dort zunehmend obsolet wurden.

1985 war in Europa die erste Saison, die nach dem Reglement der Formel 3000 ausgetragen wurde. In Japan wurde die dortige Formel-2-Meisterschaft noch bis 1986 mit dem bisherigen Reglement fortgesetzt, bevor 1987 die All-Japan Formula 3000-Meisterschaft an ihre Stelle trat.

Teams Bearbeiten

Insgesamt 14 Teams meldeten sich zur ersten europäischen Formel-3000-Saison. Fünf von ihnen traten zu jedem Meisterschaftslauf an; die übrigen Teams ließen jeweils einen oder mehrere Rennen aus. Sechs der 1985 gemeldeten Teams waren bereits in der Formel-2-Europameisterschaft 1984 angetreten. Die Rennwagenhersteller AGS, Lola und Ralt waren mit Werksteams vertreten. Der Hersteller March Engineering lieferte zwar Chassis an diverse Rennställe, hatte aber kein eigenes Werksteam am Start. Allerdings war das von Mike Earle geleitete Team Onyx Racing ein Vorzugskunde und hatte Quasi-Werksstatus.

Chassis Bearbeiten

 
Das am weitesten verbreitete Formel-3000-Chassis 1985: March 85B (hier in der Lackierung von Oreca)

Zugelassen waren neu hergestellte Chassis, die unmittelbar nach Formel-3000-Konfiguration konstruiert waren; alternativ konnten auch ältere Formel-1-Rennwagen an den Start gebracht werden.

Die meisten Teams meldeten originäre Formel-3000-Chassis. Abgesehen von den Ralt- und Lola-Werksteams setzten sie alle im Laufe des Jahres Kundenchassis von March (March 85B) ein. Lola hatte zu Saisonbeginn mit Corbari Italia ein Kundenteam; mit fortschreitender Saison ersetzte Corbari die Lola T950 aber durch zwei March 85B.

Drei Teams setzten ältere Formel-1-Chassis ein: Der britische Rennstall PMC Motorsport meldete zwei 1983 aufgebaute Williams FW08C, Barron Racing aus den Niederlanden brachte zwei Tyrrell 012 an den Start, und Roger Cowman Racing meldete einen Arrows A6. Im Laufe der Saison zeigte sich, dass die Formel-1-Chassis den speziell auf die Formel 3000 zugeschnittenen neuen Wagen von March und Ralt unterlegen waren.

Rennen Bearbeiten

Die erste europäische Formel-3000-Saison sollte nach anfänglichen Planungen zwölf Meisterschaftsläufe umfassen. Als vierter Lauf war am 28. April 1985 ein Rennen auf dem Nürburgring geplant. Wegen überfrierenden Regens wurde das Rennen abgesagt.

Zudem fand am 13. Oktober ein nicht zur Meisterschaft zählender Lauf in Willemstad (Curaçao) statt. Der auf einem dreieinhalb Kilometer langen Stadtkurs ausgetragene Curaçao Grand Prix ging über 58 Runden zu je 3,55 km und hatte eine Gesamtdistanz von 205,900 Kilometer. John Nielsen kam nach 1:41:29,572 Stunden als Sieger ins Ziel.[2]

Teams und Fahrer Bearbeiten

Bild Team Chassis Motor Nr. Fahrer Rennen
Vereinigtes Konigreich  Ralt Racing Ralt RT20 Cosworth DFV 1 Neuseeland  Mike Thackwell 1–11
2 Danemark  John Nielsen 1–11
  Frankreich  Team Oreca March 85B 3 Frankreich  Michel Ferté 1–11
4 Osterreich  Pierre Chauvet 1; 10
Frankreich  Olivier Grouillard 2–9
Frankreich  Pascal Fabre 11
35 Frankreich  Alain Ferté 11
Frankreich  AGS AGS JH20 5 Frankreich  Philippe Streiff 1–7; 9–11
Vereinigtes Konigreich  BS Automotive March 85B 7 Schweden  Tomas Kaiser 1–4; 8–11
Frankreich  Jean-Philippe Grand 5–6
Frankreich  Philippe Alliot 7
5 Deutschland  Christian Danner 1–11
Vereinigtes Konigreich  Onyx Racing March 85B 9 Italien  Emanuele Pirro 1–11
10 Vereinigtes Konigreich  Johnny Dumfries 1–4
Schweiz  Mario Hytten 5–11
Italien  Sanremo Racing March 85B 13 Italien  Gabriele Tarquini 1–11
14 Italien  Alessandro Santin 1–4; 8–11
Italien  Ivan Capelli 5
Italien  Aldo Bertuzzi 7
33 Italien  Roberto del Castello 2–4
Italien  Guido Daccò 5–11
Vereinigtes Konigreich  Lola Motorsport Lola T950 15 Frankreich  Alain Ferté 1–4
Vereinigtes Konigreich  Johnny Dumfries 6–7
Frankreich  Philippe Streiff 8
Vereinigtes Konigreich  James Weaver 9–10
Vereinigtes Konigreich  Val Musetti 11
16 Schweiz  Mario Hytten 1
Italien  Fulvio Ballabio 11
Vereinigtes Konigreich  PMC Motorsport Williams FW08C 17 Belgien  Thierry Tassin 1–2
18 Italien  Lamberto Leoni 1–7
Niederlande  Barron Racing Tyrrell 012 19 Italien  Claudio Langes 1–2
20 Brasilien  Roberto Moreno 1–7
Italien  Corbari Italia Lola T950 21 Argentinien  Juan Manuel Fangio II 2–6
March 85B 7–8
Schweiz  Max Busslinger 9–10
Italien  Stefano Livio 11
Lola T950 22 Schweiz  Mario Hytten 2–4
March 85B Frankreich  Alain Ferté 5–7
Italien  Lamberto Leoni 8–11
Schweiz  Ekström Racing March 85B 23 Vereinigte Staaten  Eric Lang 2; 12
Vereinigtes Konigreich  Eddie Jordan Racing March 85B 25 Belgien  Thierry Tassin 3; 6–11
Vereinigtes Konigreich  Roger Cowman Racing Arrows A6 26 Schweden  Slim Borgudd 2; 4, 6; 11
Italien  Genoa Racing March 85B 26 Italien  Ivan Capelli 4; 6–11

Rennkalender Bearbeiten

Datum Rennen Runden Distanz Sieger Siegerteam Pole-Position Schnellste Runde
24.3. Vereinigtes Konigreich  Silverstone 44 207,640 km Neuseeland  Mike Thackwell Team Ralt Frankreich  Michel Ferté Danemark  John Nielsen
7.4. Vereinigtes Konigreich  Thruxton 54 204,768 km Italien  Emanuele Pirro Onyx Racing Neuseeland  Mike Thackwell Deutschland  Christian Danner
21.4. Portugal  Estoril 47 204,450 km Danemark  John Nielsen Team Ralt Neuseeland  Mike Thackwell Neuseeland  Mike Thackwell
28.4. Deutschland  Nürburgring wegen Schneefalls nicht ausgetragen
12.5. Italien  Vallelunga 65 208,000 km Italien  Emanuele Pirro Onyx Racing Neuseeland  Mike Thackwell Italien  Emanuele Pirro
27.5. Frankreich  Pau 72 198,720 km Deutschland  Christian Danner BS Automotive Italien  Emanuele Pirro Deutschland  Christian Danner
2.6. Belgien  Spa-Francorchamps 29 201,521 km Neuseeland  Mike Thackwell Team Ralt Frankreich  Michel Ferté Neuseeland  Mike Thackwell
30.6. Frankreich  Dijon 55 209,000 km Deutschland  Christian Danner BS Automotive Danemark  John Nielsen Belgien  Thierry Tassin
28.7. Italien  Enna-Pergusa 40 198,000 km Neuseeland  Mike Thackwell Team Ralt Neuseeland  Mike Thackwell Deutschland  Christian Danner
17.8. Osterreich  Österreichring 31 184,202 km Italien  Ivan Capelli Genoa Racing Deutschland  Christian Danner Neuseeland  Mike Thackwell
24.8. Niederlande  Zandvoort 48 204,096 km Deutschland  Christian Danner BS Automotive Deutschland  Christian Danner Deutschland  Christian Danner
22.9. Vereinigtes Konigreich  Donington 40 160,920 km Deutschland  Christian Danner BS Automotive Neuseeland  Mike Thackwell Italien  Ivan Capelli

Endstand Bearbeiten

Fahrer Bearbeiten

1. Deutschland  Christian Danner 51
2. Neuseeland  Mike Thackwell 45
3. Italien  Emanuele Pirro 38
4. Danemark  John Nielsen 34
5. Frankreich  Michel Ferté 17
6. Italien  Gabriele Tarquini 14
7. Italien  Ivan Capelli 13
8. Frankreich  Philippe Streiff 12
9. Frankreich  Alain Ferté 10
10. Italien  Lamberto Leoni 8
Schweiz  Mario Hytten 8
12. Frankreich  Olivier Grouillard 7
13. Italien  Guido Daccò 6
14. Schweden  Tomas Kaiser 3
Brasilien 1968  Roberto Moreno 3
16. Vereinigtes Konigreich  Johnny Dumfries 1
Argentinien  Juan Manuel Fangio II 1
Frankreich  Philippe Alliot 1
Belgien  Thierry Tassin 1

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Reuß, Ferdi Kräling: Formel 2. Die Story von 1964 bis 1984, Delius Klasing, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7688-3865-8.
  2. Curaçao Grand Prix 1985, Willemstad. oocities.org/unofficialf3000/, abgerufen am 10. März 2012.