Claire Perry

britische Politikerin

Claire Louise Perry O’Neill (geboren am 3. April 1964 in Bromsgrove, Worcestershire als Claire Louise Riches), bekannt als Claire Perry, ist eine Politikerin der britischen Conservative Party. Von 2010 bis 2019 war sie Abgeordnete im britischen Unterhaus für den Wahlkreis Devizes. Von 2017 bis 2019 war sie Staatssekretärin für Energie und sauberes Wachstum und war ab Januar 2018 berechtigt, an Kabinettssitzungen teilzunehmen.

Claire Perry (2018)

Perry war außerdem unter Verteidigungsminister Philip Hammond Parlamentarische Privatsekretärin sowie Assistant Whip der regierenden Conservative Party. Danach war sie von Juli 2014 bis Juli 2016 Secretary of State for Transport (Parlamentarische Unter-Staatssekretärin für Transport).

Kindheit und Jugend Bearbeiten

Claire Louise Perry O’Neill wurde in Bromsgrove, Worcestershire geboren und wuchs in North Somerset auf.[1][2][3] Sie ist das jüngste von drei Kindern von David und Joanne Richens. Sie besuchte die Nailsea School und studierte am Brasenose College der Universität Oxford, wo sie 1985 graduierte, Geografie.[3] Einer ihrer Kommilitonen am Brasenose College war George Monbiot, der sie in seiner Kolumne für den Guardian zur damaligen Zeit als „Heißsporn, der die Banken nationalisieren und den Kapitalismus stürzen wollte“ beschrieb.[4] Später erlangte sie an der Harvard University einen MBA. Anschließend arbeitete sie für die Bank of America, McKinsey & Company und Credit Suisse.[3]

Parlamentarische Laufbahn Bearbeiten

Perry wurde 2006 Mitglied der Conservative Party und arbeitete für Schattenkanzler George Osborne.[5] Nachdem Michael Ancram angekündigt hatte, nicht mehr für den Wahlkreis Devizes zu kandidieren, einen sicheren Wahlkreis für die Conservative Party, wurde sie im November 2009 als Kandidatin aufgestellt.[6] In ihrer Antrittsrede kritisierte sie das Management der ländlichen Entwicklung der vorangegangenen Labour-Regierung und ergänzte: „Im ländlichen Großbritannien bekommen wir pro Kopf weniger Jobcenter“. Sie zollte auch dem britischen Militär Anerkennung, da in Devizes 11 000 Soldaten stationiert sind.[7]

Im Oktober 2011 wurde Perry zur Parlamentarischen Privatsekretärin von Verteidigungsminister Philip Hammond ernannt.[3][8] Dieses Amt übte sie bis 2013 aus, dann wurde sie Assistant Whip der Regierung. Am 15. Juli 2014 wurde Perry zu Parlamentarischen Unter-Staatssekretärin für Transport ernannt. Ihr Verantwortungsbereich umfasste die Bahnfahrpreise, die Franchise-Verträge der Bahn, Güterverkehr und Logistik sowie die Transportagenturen.[9] Am 14. Juli 2016, nachdem Theresa May Premierministerin geworden war und es zu einer Regierungsumbildung kam, trat sie zurück; einen Tag zuvor hatte sie in einer Debatte gesagt, „sie schäme sich oft, die Bahnministerin zu sein“.[10][11]

Perry setzte sich für Verbesserungen der Sicherheit im Internet ein und leitete 2011 einen unabhängigen Untersuchungsausschuss des Parlaments zum Kinderschutz im Internet mit besonderem Augenmerk auf Internet-Pornografie.[12] In der Folge wurde sie von Premierminister David Cameron als Beraterin für die Prävention der Sexualisierung und Kommerzialisierung von Kindern berufen.[13]

Perry plädierte dafür, zum Schutz von Kindern pornografische Inhalte für alle Internetnutzer zu blockieren, es sei denn, diese entschieden sich bewusst dagegen.[14][15] Im Juli 2013 platzierten Hacker auf Perrys eigener Website pornografische Bilder. Perry beschuldigte auf Twitter den politischen Blocker Paul Staines, der für die Website Guido Fawkes bekannt ist, den Angriff auf ihre Seite unterstützt zu haben.[16][17] Darauf drohte Staines, Perry wegen Verleumdung zu verklagen, wenn sie diese Behauptung nicht entferne.[18] Nach der Einführung und wachsenden Verbreitung von Internetfiltern berichteten Nachrichtenagenturen, dass nun als Resultat von fälschlich als positiv erkannten Übereinstimmungen mit geblockten Phrasen ein breites Spektrum nichtpornografischer Websites von britischen Internetprovidern zensiert würden, darunter auch Perrys eigene Website, weil dort in Posts über ihr Pro-Zensur-Kampagne häufig Worte wie Pornografie und Sex vorkamen.[19][20]

2012 behauptete Perry bei einer Diskussion auf BBC Radio 5 Live fälschlich, dass die Staatsschulden und das Staatsdefizit ein und dasselbe seien.[21][22][23]

Perry setzte sich 2016 während des britischen Referendums über den EU-Austritt für den Verbleib Großbritanniens in der EU ein. Nach der Abstimmung sagte sie, dass einige Mitglieder ihrer Partei in ihrer Unterstützung für einen „harten Brexit wie Dschihadisten“ seien und dass der Ton der Debatte über den EU-Austritt „ans Hysterische grenze“.[24] Sie war eine von nur sieben Abgeordneten der Conservative Party, die für ein Amendment stimmten, das vorsah, dass das britische Parlament bei allen Deals über einen EU-Austritt das letzte Wort haben würde.[25] Danach stimmte sie in Übereinstimmung mit ihrer Partei dafür, sich beim Brexit auf Artikel 50 des EU-Vertrags zu berufen.

Perry wurde von Theresa May nach der Regierungsumbildung im Juni 2017 im Kabinett May II zur Staatssekretärin für Energie und sauberes Wachstum im Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie ernannt.[26] Während der Regierungsumbildung im Januar 2018 erhielt sie das Recht, an Kabinettssitzungen teilzunehmen.[27][28]

Im September 2019 erklärte Perry, dass sie nicht für die nächste britische Unterhauswahl kandidieren würde, die im Dezember dieses Jahres stattfand.[29]

In November 2018 wandten sich die Gewerkschaften PCS, FDA und Prospect an hochrangige Beamte im Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie, weil Perry beschuldigt wurde, Mitarbeiter angeschrien und geflucht zu haben. Der Schattenminister Jon Trickett sagte, dass die Gewerkschaften „schwerwiegende Vorwürfe“ gemacht hätten und drängte die Beamten, diese „sorgfältig zu prüfen“.[30]

Der Daily Telegraph berichtete im Mai 2019, dass Perry zusätzlich zu ihrem Gehalt als Abgeordnete und als Staatssekretärin für Energie und sauberes Wachstum von insgesamt 111 148 £ und zu ihrem üblichen steuerfreien Zweitwohnsitzzuschuss von 22 760 £ pro Jahr 9 843 £ steuerfreie parlamentarische Aufwendungen für ihre drei Kinder, von denen zwei schon erwachsen seien, abrechne. Sie bestritt dies nicht, sagte aber, dass sie keinerlei Parlamentsregeln verletzt habe.[31]

UN-Klimakonferenz Bearbeiten

Im September 2019 wurde Perry als Präsidentin der 26. UN-Klimakonferenz nominiert, die im November 2020 in Glasgow stattfinden soll.[32] Im selben Monat erklärte sie, dass sie nicht für die Wiederwahl ins Unterhaus kandidieren würde und gab ihren Sitz bei der Unterhauswahl im Dezember 2019 auf.

Am 31. Januar 2020 entließ die britische Regierung Perry überraschend als Präsidentin der Klimakonferenz und erklärte, dass der Posten auf Ministerebene angesiedelt werden würde.[33][34][35] Perry kritisierte später das Verhalten des Beraters des Premierministers Dominic Cummings und sagte, dass dieser „ein zutiefst diffamierendes Briefing für die Medien veröffentlicht hätte und behauptet hätte, die Klimakonferenz benötige keinen Präsidenten“.[36]

Privatleben Bearbeiten

Perry hat drei Kinder aus ihrer früheren Ehe.[37][38] Drei Monate, nachdem sie ihre Trennung bekanntgab, wurde berichtet, dass Perry eine Beziehung mit Professor Bill O’Neill begonnen hatte, einem Forscher und Dozenten zum Thema Laser, den sie durch ihre Arbeit im Wahlkreis kennengelernt hatte. 2018 heirateten Perry und O’Neill.[39] Perry lebt in Pewsey Vale in Wiltshire.[40]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. London Gazette. Nr. 59418, HMSO, London, 13. Mai 2010, S. 8745 (Digitalisat, englisch).
  2. Perry, Claire Louise. Who's Who 2013. A & C Black, Imprint von Bloomsbury Publishing plc, 2013.
  3. a b c d Claire Perry: About Claire. In: claireperry.org.uk. Archiviert vom Original am 12. Februar 2017; abgerufen am 11. Februar 2017.
  4. George Monbiot: 'Wealth creators' are robbing our most productive people. In: The Guardian. 31. März 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Februar 2017; abgerufen am 23. April 2017 (englisch).
  5. Claire Perry chosen for Devizes. In: Politics Show West. BBC, 6. November 2009, abgerufen am 11. Februar 2017 (englisch).
  6. Jonathan Isaby: Claire Perry selected to fight Devizes. In: ConservativeHome. 1. November 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Februar 2017; abgerufen am 11. Februar 2017 (englisch).
  7. Claire Perry: Tackling Poverty in the UK. In: Parliamentary Debates (Hansard). United Kingdom: House of Commons, 10. Juni 2010, abgerufen am 16. August 2017 (englisch).
  8. Gerald Isaaman: The Euro is going to continue to struggle for a long time, warns Claire Perry. In: Marlborough News Online. 2. November 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. April 2012; abgerufen am 16. August 2017 (englisch).
  9. Claire Perry MP. GOV.UK, archiviert vom Original am 20. Juli 2015; abgerufen am 18. August 2015.
  10. Southern: Claire Perry 'often ashamed' to be rail minister. In: BBC News. 13. Juli 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juli 2016; abgerufen am 16. Juli 2016 (englisch).
  11. Rail minister Claire Perry resigns. In: BBC News. 15. Juli 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2016; abgerufen am 16. Juli 2016 (englisch).
  12. MPs call for better porn filters to protect children. In: BBC News. 18. April 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Februar 2017; abgerufen am 10. Februar 2017 (englisch).
  13. Intrusive parenting 'damages children's lives' says Claire Perry, David Cameron's adviser on childhood. In: The Daily Telegraph. 2. März 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Februar 2017; abgerufen am 10. Februar 2017 (englisch).
  14. Caroline Davies: Broadband firms urged to block sex websites to protect children. In: The Guardian. 19. Dezember 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Februar 2014; abgerufen am 20. Dezember 2010 (englisch).
  15. MP calls for pornography 'opt-in' to protect children. In: BBC News. 23. November 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Dezember 2010; abgerufen am 20. Dezember 2010 (englisch).
  16. Net block MP Claire Perry in spat over porn hack. In: BBC News. 24. Juli 2013, abgerufen am 9. September 2020 (englisch).
  17. Cory Doctorow: Technologically illiterate MP who masterminded UK porn blocker gets hacked, threatens reporter for writing about it (blog). boing boing, 24. Juli 2013, archiviert vom Original am 25. Juli 2013; abgerufen am 25. Juli 2013.
  18. Josh Halliday: Guido Fawkes blogger threatens to sue Tory MP over hacking accusation. In: The Guardian. 24. Juli 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Dezember 2013; abgerufen am 24. Juli 2013 (englisch).
  19. Tim Worstall: The best story yet about the UK's online porn filters. In: Forbes. 25. Dezember 2013, archiviert vom Original am 26. Dezember 2013;.
  20. FSC's Duke Argues Against Censorship at UK Roundtable. In: Adult Video News. 7. März 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. März 2014; abgerufen am 9. März 2014 (englisch).
  21. Former banker Tory MP claims debt and deficit are the same thing. In: Political Scrapbook. 8. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Januar 2015; abgerufen am 22. Januar 2021 (englisch).
    On Radio 5 this morning:
    Victoria Derbyshire: What is puzzling is, under Labour debt equals bad, under the Conservatives and Liberal Democrats national debt equals?
    Claire Perry: We have cut Labour's deficit Victoria by a quarter
    Derbyshire: I’m talking about debt
    Perry: Well it is the same thing
    Derbyshire: It is not the same thing
  22. Ben Bryant: Question Time: as it happened 26th October. In: The Daily Telegraph. 26. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2012; abgerufen am 16. Juni 2014 (englisch).
  23. If it's worth saying George, say it thrice. In: The Independent. 8. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am Februar 2017; abgerufen am 10. Februar 2017 (englisch).
  24. Hard Brexiteers are like jihadis, says Tory MP. In: The Independent. 8. Februar 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am Februar 2017; abgerufen am 10. Februar 2017 (englisch).
  25. Brexit debate and vote: MPs reject rebel amendment calling for parliament to have final approval on EU deal. In: The Daily Telegraph. 7. Februar 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am Februar 2017; abgerufen am 10. Februar 2017 (englisch).
  26. Hatty Collier: Theresa May sacks four ministers including Robert Halfon as Cabinet reshuffle continues. In: London Evening Standard. 12. Juni 2017, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Juni 2017; abgerufen am 12. Juni 2017 (englisch).
  27. James Murray: Climate Minister Claire Perry awarded cabinet role. In: BusinessGreen. 9. Januar 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Januar 2018; abgerufen am 19. Januar 2018 (englisch).
  28. Reshuffle: Greg Clark to remain as Business Secretary. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Januar 2018; abgerufen am 22. Januar 2021 (englisch).
  29. Adam Forrest: Boris Johnson news – live: PM grapples with bull, declines to rule out quitting and suffers damning attack for 'misleading' police chief. In: The Independent. 6. September 2019 (Online [abgerufen am 6. September 2019]).
  30. Peter Walker: Energy minister Claire Perry accused of swearing and shouting at staff. In: The Guardian. 19. November 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. November 2018; abgerufen am 20. November 2018 (englisch).
  31. Anna Mikhailova, Charles Young: MPs claim expenses for adult children: allowances topped up under rule originally intended to help young families. In: The Daily Telegraph. 10. Mai 2019, abgerufen am 11. Mai 2019 (britisches Englisch).
  32. United Kingdom, in partnership with Italy, to host COP 26 / CMP 16 / CMA 3. In: UNFCCC.
  33. David Shukman: Climate change: UK sacks its UN conference president. In: BBC News Online. 31. Januar 2020, abgerufen am 31. Januar 2020 (englisch).
  34. Gordon Rayner, Danielle Sheridan: Claire Perry O’Neill sacked from role as president of UN Climate Change Conference. In: The Daily Telegraph. 31. Januar 2020, abgerufen am 1. Februar 2020 (britisches Englisch).
  35. Climate change summit chief sacked by PM ahead of Cabinet reshuffle. In: inews.co.uk. (englisch).
  36. Claire O'Neill: Tweet from Claire O'Neill about Dominic Cummings. In: Twitter. 21. Mai 2020, abgerufen am 10. September 2020 (englisch).
  37. Tim Walker: 'Cameron cutie' Claire Perry gives up on 'difficult' marriage. In: The Daily Telegraph. 21. März 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. März 2013; abgerufen am 21. März 2013 (englisch).
  38. Lewis Cowen: Devizes MP Claire Perry reveals that her marriage is over. In: Gazette and Herald. 21. März 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Dezember 2013; abgerufen am 21. März 2013 (englisch).
  39. POLITICO London Playbook: Toilet humor – Slacking off – Playbook awards. In: Politico. 29. Dezember 2017, abgerufen am 31. Januar 2020 (englisch): „Congratulations: Climate Change Minister Claire Perry will next year marry her partner, academic Bill O'Neill, according to today's Mail diary.“
  40. Claire Perry, MP for Devizes – Fascinating to find out what changes are afoot. In: thisiswiltshire.co.uk. Newsquest, 24. Oktober 2013, archiviert vom Original am 23. September 2015; abgerufen am 19. September 2015.