Stockstadt am Main

Markt im Landkreis Aschaffenburg in Deutschland

Stockstadt am Main (amtlich: Stockstadt a.Main) ist ein Markt im unterfränkischen Landkreis Aschaffenburg. Sie ist vor allem bekannt aufgrund des Kastells Stockstadt und dem ältesten nachgewiesenen Weihnachtsbaum in Deutschland.

Wappen Deutschlandkarte
Stockstadt am Main
Deutschlandkarte, Position des Marktes Stockstadt a.Main hervorgehoben

Koordinaten: 49° 59′ N, 9° 4′ O

Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Aschaffenburg
Höhe: 117 m ü. NHN
Fläche: 18,87 km2
Einwohner: 8061 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 427 Einwohner je km2
Postleitzahl: 63811
Vorwahl: 06027
Kfz-Kennzeichen: AB, ALZ
Gemeindeschlüssel: 09 6 71 155
Marktgliederung: 1 Gemeindeteil
Adresse der
Marktverwaltung:
Hauptstraße 19–21
63811 Stockstadt am Main
Website: www.stockstadt-am-main.de
Erster Bürgermeister: Rafael Herbrik (SPD)
Lage des Marktes Stockstadt a.Main im Landkreis Aschaffenburg
KarteAlzenauKahl am MainKarlstein am MainKleinostheimStockstadt am MainGroßostheimMainaschaffMömbrisJohannesberg (Bayern)GlattbachWiesener ForstForst Hain im SpessartHeinrichsthaler ForstHeinrichsthaler ForstWaldaschaffer ForstSchöllkrippener ForstSailaufer ForstRohrbrunner ForstRothenbucher ForstDammbachDammbachGoldbach (Unterfranken)GeiselbachWesterngrundSchöllkrippenKleinkahlWiesen (Unterfranken)Krombach (Unterfranken)SommerkahlBlankenbachHösbachSailaufHaibach (Unterfranken)HeigenbrückenHeinrichsthalLaufachWeibersbrunnRothenbuchWaldaschaffBessenbachMespelbrunnHeimbuchenthalDammbachWeibersbrunnAschaffenburgHessenLandkreis MiltenbergLandkreis Main-Spessart
Karte
Gemeindegebiet von Stockstadt am Main
Luftbild (2008)
Das römische Kastell Stockstadt ist heute weitgehend überbaut. In Stockstadt wurden besonders viele Steindenkmäler gefunden. Im Bild die Funde aus dem Mithraeum I, ausgestellt im Saalburgmuseum.
Blick in die Hauptstraße mit der ehemaligen Pfarrkirche St. Leonhard
Kurmainzisches Zollhaus von 1546 nahe der Gersprenz am nördlichen Ortseingang, Ansicht von Osten

Geografie Bearbeiten

Geografische Lage Bearbeiten

Der Hauptort liegt westlich angrenzend an die Stadt Aschaffenburg auf der linken Mainseite. Im Westen und Nordwesten Stockstadts befindet sich die Grenze zu Hessen. Der topographisch höchste Punkt der Gemeindegemarkung befindet sich mit 144 m ü. NHN (Lage) im Waldgebiet zwischen Stockstadt und Babenhausen, der niedrigste liegt an der Gersprenzmündung im Main auf 101,7 m ü. NHN (Lage).

Gemeindegliederung Bearbeiten

Es gibt nur den Gemeindeteil und die Gemarkung Stockstadt am Main.[2][3] Nichtamtlich lässt sich Stockstadt in mehrere Siedlungsgebiete einteilen, die sukzessive erschlossen wurden.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Gemeinde
Mainhausen
Gemeinden
Kleinostheim
und
Mainaschaff
Stadt
Babenhausen
  Stadt
Aschaffenburg
Markt
Großostheim

Historische Region Bearbeiten

Gemeinsam mit den Stadtteilen Leider und Nilkheim der Stadt Aschaffenburg, dem Gemeindeteil Dorndiel der Stadt Großumstadt, der Stadt Obernburg und den Gemeinden Niedernberg, Großwallstadt und Mömlingen, den Gemeindeteilen Radheim und Mosbach der Gemeinde Schaafheim sowie dem Markt Großostheim bildete die Marktgemeinde Stockstadt die historische Region Bachgau. In der Gegenwart zählen zum Bachgau nur noch die Orte Großostheim mit den Ortsteilen Ringheim, Pflaumheim und Wenigumstadt auf bayerischer Seite und die Gemeinde Schaafheim mit den Gemeindeteilen Mosbach und Radheim in Hessen. Stockstadt gehört nicht mehr zum Bachgau.

Name Bearbeiten

Etymologie Bearbeiten

Der Name Stockstadt besteht aus den althochdeutschen Wörtern stoc, das Baumstamm bedeutet und stat, für Stätte. Er geht wohl in eine Zeit zurück, in der die Baumstümpfe nach der Rodung stehen gelassen und der Vermoderung überlassen wurden. Der Namenszusatz am Main unterscheidet den Ort von Stockstadt am Rhein.[4]

Frühere Schreibweisen Bearbeiten

Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[4]

  • 1000 Stocestat
  • 1184 Stocstat
  • 1259 Stochstad
  • 1261 Stostat
  • 1326 Stocstad
  • 1387 Stoxstad
  • 1401 Stogxstad
  • 1408 Stockstad
  • 1625 Stockstadt
  • 1888 Stockstadt am Main

Geschichte Bearbeiten

Im Jahr 1820 wurden in Stockstadt „interessante römische Alterthümer“ entdeckt. Mit diesen Entdeckungen und weiteren Ausgrabungen konnte für Stockstadt die Existenz eines römischen Kastells im Verlauf des Obergermanisch-Raetischen Limes spätestens für die Zeit Kaiser Trajans belegt werden.[5] Es bestand bis zum Abzug der Römer um 260 n. Chr. Der römerzeitliche Fundort Stockstadt ist vor allem bekannt für zahlreiche Steindenkmäler, die im Umfeld des Kastells entdeckt wurden. In Kastellnähe befanden sich mehrere Ziegelöfen, die von der in Stockstadt stationierten cohors III Aquitanorum betriebenen Militärziegelei zugeordnet werden.[6] Das ehemalige Kastellareal südlich der Rhein-Main-Bahn ist heute weitgehend mit einer Zellstofffabrik überbaut.

Bereits Mitte des 9. Jahrhunderts wurde Stockstadt am Main schriftlich erwähnt, wenn auch nur mit einigen steuerpflichtigen Bürgern. Sie waren wohnhaft in „Stocestat“, so nannte man zu dieser Zeit den Ort. Im Jahr 1024 wurde der Ort selbst schriftlich das erste Mal genannt. Der Ort „Stoddenstat“ wurde von Kaiser Heinrich II. dem Kloster Fulda geschenkt. Dies blieb so bis ins Jahr 1309, als Stockstadt an das Erzbistum Mainz übergeben wurde. Im Mittelalter gehörten die umliegenden Wälder dem Wildbann Dreieich an, der in Stockstadt eine seiner 30 Wildhuben unterhielt.

Eine historische Quelle, datiert auf das Jahr 1527, belegt, dass der älteste Weihnachtsbaum Deutschlands aus dem Stockstädter Hübnerwald stammt[7]. In einer Akte der Kurmainzer Fürstbischöfe aus der damaligen Zeit wird „die weiennacht baum“ im Hübnerwald urkundlich erwähnt. (Kanzleischrift; 16. Jahrhundert).

Am 1. Juli 1862 wurde das Bezirksamt Aschaffenburg gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Stockstadt lag. 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Stockstadt war nun eine der 33 Gemeinden im Altkreis Aschaffenburg. Dieser schloss sich am 1. Juli 1972 mit dem Landkreis Alzenau in Unterfranken zum neuen Landkreis Aschaffenburg zusammen.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 6774 auf 8029 um 1255 Einwohner bzw. um 18,5 %. Quelle: BayLfStat

Politik Bearbeiten

Marktgemeinderat Bearbeiten

Der Marktgemeinderat hat 21 Mitglieder einschließlich des Ersten Bürgermeisters.

CSU SPD FWG Gesamt
2002 7 11* 3 21 Sitze
2008 11* 7 3 21 Sitze
2014 9* 8 4 21 Sitze
2020 7 9* 5 21 Sitze

* einschließlich Bürgermeister

Bürgermeister Bearbeiten

Seit 1. Mai 2020 ist Rafael Herbrik (SPD) Erster Bürgermeister; dieser wurde in der Stichwahl am 29. März 2020 mit 61,0 % der gültigen Stimmen gewählt.[8] Sein Vorgänger war Peter Wolf (CSU), im Amt von Mai 2008 bis April 2020. Zuvor amtierte Lothar Schaffrath (SPD).

Wappen Bearbeiten

 
Blasonierung: „In Blau über einem gesenkten silbernen Wellenbalken ein silberner Legionärshelm mit rotem Kamm in Seitenansicht.“[9]
Wappenbegründung: Das ovale Ortssiegel des 17. Jahrhunderts zeigte die Anfangsbuchstaben des Namens unter dem Kurmainzer Rad.

Am 16. Februar 1952 wurde das von Friedrich Merzbacher entworfene Wappen genehmigt.

Partnergemeinden Bearbeiten

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
St.-Anna-Kapelle
  • Das an der Hauptstraße gelegene Zollhaus diente lange Zeit dem Mainzer Erzbischof und Kurfürsten Albrecht von Brandenburg als Zollstation. Erbaut wurde es von 1514 bis 1545. (Koordinaten: 49° 58′ 52,54″ N, 9° 3′ 42,26″ O)
  • Die Leonharduskirche befindet sich ebenfalls im alten Ortsteil von Stockstadt und geht auf das Jahr 1773 zurück. (Koordinaten: 49° 58′ 50,2″ N, 9° 3′ 47,3″ O)
  • Die 1458 erbaute St.-Anna-Kapelle stand ursprünglich an der Ecke Hauptstraße/Alter Stadtweg. Ihr Abriss erfolgte im Januar 1925 nach einem Gemeinderatsbeschluss. 2007 wurde die Kapelle nach historischem Vorbild an anderer Stelle, westlich jenseits der B 469 in Richtung Auhof, wieder errichtet und am 6. April 2008 geweiht.

Baudenkmäler Bearbeiten

Bodendenkmäler Bearbeiten

Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

 
Die Mainbrücke ist wichtig für den Zugverkehr.

Durch das Gemeindegebiet verlaufen die Bundesautobahn 3, die Bundesstraße 26, die Bundesstraße 469 und die Kreisstraße AB 16. Im Entwurf zum Bundesverkehrswegeplan 2030 vom März 2016 ist der vierstreifige Ausbau der B 26 im Gemeindegebiet des Marktes Stockstadt am Main in Anlage 1 Projektliste S. 89 enthalten. Über die B 469 kann der Autobahnanschluss 57 (Anschlussstelle Stockstadt) der Bundesautobahn 3 in ca. 3 km erreicht werden. Im äußersten nordwestlichen Zipfel des Gemeindegebietes befindet sich das Seligenstädter Dreieck, an dem die Bundesautobahn 45 an die Bundesautobahn 3 anschließt.

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird durch die Verkehrsgemeinschaft am Bayerischen Untermain (VAB) sichergestellt. Der Stockstädter Bahnhof ist Bestandteil der Rhein-Main-Bahn, die auf der Strecke (Wiesbaden–)Mainz–Darmstadt–Aschaffenburg verkehrt. Die Gemeinde bildet die westliche Grenze der VAB, im Nachbarort Babenhausen (Hessen) beginnt bereits der hessische Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Zur besseren Verbindung zwischen den Verkehrsverbünden und den Bundesländern besteht ein Übergangstarif. Alle 30 Minuten fährt ein Stadtbus der Stadtwerke Aschaffenburg (Linie 3) Bushaltestellen in Stockstadt an.

Radfernwege Bearbeiten

Durch den Ort verläuft der Deutsche Limes-Radweg. Er folgt dem Obergermanisch-Raetischen Limes über 818 km von Bad Hönningen am Rhein nach Regensburg an der Donau.

Ansässige Unternehmen Bearbeiten

Das größte ansässige Unternehmen ist die Sappi Limited. Daneben gibt es zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Stockstadt am Main – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Stockstadt am Main – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Stockstadt a.Main in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 11. April 2021.
  3. Gemeinde Stockstadt a.Main, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 6. Dezember 2021.
  4. a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 215–216 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Anselm Andreas Caspar Cammerer: Das Königreich Bayern in seiner gegenwärtigen Gestalt. 8. Auflage, Kempten 1838, S. 193.
  6. Ulrich Brandl und Emmi Federhofer: Ton + Technik. Römische Ziegel. Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2403-0 (Schriften des Limesmuseums Aalen. Nr. 61)
  7. Fingerzeig: In dem Dokument aus dem Jahr 1527. In: main-netz.de. 21. Dezember 2013, archiviert vom Original am 24. Dezember 2013; abgerufen am 20. Februar 2023 (Bild des Dokuments).
  8. http://www.wahlen.bayern.de/kommunalwahlen/
  9. Eintrag zum Wappen von Stockstadt am Main in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte