Schnaittach
Schnaittach ist ein Markt im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Koordinaten: 49° 34′ N, 11° 21′ O | |
Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Mittelfranken | |
Landkreis: | Nürnberger Land | |
Höhe: | 355 m ü. NHN | |
Fläche: | 49,35 km2 | |
Einwohner: | 8507 (31. Dez. 2019)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 172 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 91220 | |
Vorwahl: | 09153 | |
Kfz-Kennzeichen: | LAU, ESB, HEB, N, PEG | |
Gemeindeschlüssel: | 09 5 74 155 | |
LOCODE: | DE SBY | |
Marktgliederung: | 33 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Marktplatz 1 91220 Schnaittach | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Frank Pitterlein (CSU) | |
Lage des Marktes Schnaittach im Landkreis Nürnberger Land | ||

GeographieBearbeiten
Geografische LageBearbeiten
Der Kernort Schnaittach liegt im Schnaittachtal am Fluss gleichen Namens, einem Nebenfluss der Pegnitz, westlich des Rothenbergs am Rande der Frankenalb. Der Untergrund (Höhen 330–400 m ü. NN) besteht entweder aus Sandstein/Sand oder Lehm bzw. Hanggeröll der Fränkischen Alb. In Lagen über 400 Meter ist auch Kalkstein anzutreffen. Sand und Ton werden in Gruben der Umgebung abgebaut, Kalkstein in Brüchen. Der Kernort liegt westlich des Veldensteiner Forstes und östlich des Nürnberger Reichswaldes.
NachbargemeindenBearbeiten
Nachbargemeinden sind (im Nordosten beginnend im Uhrzeigersinn) Betzenstein, Kirchensittenbach, Neunkirchen am Sand, Lauf an der Pegnitz, Eckental, Igensdorf, Weißenohe und Simmelsdorf.
GemeindegliederungBearbeiten
Es gibt 33 Gemeindeteile:[2]
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GeschichteBearbeiten
Schnaittach (Ort)Bearbeiten
Der Ort wurde 1011 erstmals urkundlich erwähnt. Über der Ortschaft befindet sich die Festungsruine Rothenberg, die bis zur Eingliederung Mittelfrankens nach Bayern eine Festung der Wittelsbacher war und „der bayerische Stachel im Nürnberger Fleisch“ genannt wurde.
KirchröttenbachBearbeiten
Der westlich von Schnaittach an der Grenze zu Eckental liegende Ortsteil Kirchröttenbach wurde 1054 als „Rotenbach“ erstmals urkundlich erwähnt, um 1500 dann in Kirch-Röttenbach umbenannt. Die katholische Kirche St. Walburga war zeitweise eine Kirchenburg und im 18. Jahrhundert eine beliebte Wallfahrtsstätte.
BellhofenBearbeiten
Der Ortsname Bellhofen („Pelhoven“) von Großbellhofen, das zwischen Schnaittach und Kirchröttenbach liegt, deutet auf die Höfen eines Bello hin.
EingemeindungenBearbeiten
Ehemalige Gemeinden:
- Freiröttenbach (mit Lillinghof und Schäferhütte) am 1. Juli 1971[3]
- Germersberg (mit Laipersdorf) am 1. Juli 1971[3]
- Großbellhofen (mit Kleinbellhofen, Röhrischhof und Weigensdorf) am 1. Juli 1971[3]
- In Großbellhofen findet jährlich am letzten Juli-Wochenende die Kirchweih (mundartlich Kirwa) statt. Das Fest wird traditionell von der Dorfjugend organisiert.
- Hedersdorf (mit Lochhof und Poppenhof) am 1. Juli 1971[3]
- Hier findet die Kirchweih traditionell an Fronleichnam und dem darauffolgenden Wochenende statt.
- Hormersdorf (mit Bernhof, Götzlesberg und Reingrub) am 1. Januar 1972[3].
- Kirchröttenbach (mundartlich Räinbo) am 1. Juli 1972[3]
- Osternohe (mit Bondorf, Frohnhof, Haidling und Schloßberg) am 1. Juli 1971[3]
- Rabenshof (mundartlich Rammershuf) am 1. Juli 1931 zu Siegersdorf, Eingemeindung von Siegersdorf am 1. Juli 1971[3]
- Siegersdorf (mit Enzenreuth, Hinterhof und Kaltenherberge) am 1. Juli 1971[3]
- Siegersdorf leistete im Mittelalter seine Abgaben an den klösterlichen Oberverwalter auf dem Hohenstein. Rabenshof wurde 1275 das erste Mal urkundlich erwähnt. Es gehörte im Mittelalter zur Abtei Bergen. Hinterhof ist der kleinste Schnaittacher Gemeindeteil, der alte Name war früher Hinterrabenshof.
- Untersdorf
- Untersdorf liegt auf einer Höhe von 440 m ü. NHN. Der Ortsname (mundartlich Unnerschduaf) wurde ab 1285 in den Bamberger Domnekrologen als „Tunderatesdorf“, Dorf eines Tunderat, erwähnt. Im Zweiten Markgrafenkrieg 1552/52 wurde der Ort durch Brandschatzungen von Markgraf Albrecht Alcibiades geschädigt, der Schaden betrug nach Aufzeichnungen 84 Gulden. 1662 existiert ein Seelenverzeichnis mit neun Haushalten, in denen vier Katholiken und 38 Lutheraner lebten. 1987 war Untersdorf auf 28 Wohngebäude mit 106 Einwohnern gewachsen.
EinwohnerBearbeiten
2003 lebten 8236 Menschen in Schnaittach.[4] 2018 waren es 8423.
ReligionenBearbeiten
Bis 1806 war die christliche Bevölkerung Schnaittachs, im Gegensatz zum Umland, überwiegend katholisch. Schnaittach hatte seit dem 15. Jahrhundert eine große jüdische Gemeinde und bald einen eigenen jüdischen Friedhof. Heute befindet sich im ehemaligen Gebäudekomplex der Synagoge das Jüdische Museum in Franken (zweiter Standort in Fürth).
PolitikBearbeiten
MarktgemeinderatBearbeiten
Der Marktgemeinderat von Schnaittach besteht aus 20 Marktgemeinderäten und dem Ersten Bürgermeister.
CSU | SPD | Grüne | FW | FAIR | Bunte Liste | Gesamt | |
2020 | 9 | 4 | 2 | 3 | 0 | 2 | 20 Sitze |
2014 | 9 | 7 | 0 | 0 | 0 | 4 | 20 Sitze |
2008 | 8 | 7 | 1 | 2 | 2 | 0 | 20 Sitze |
(Stand: 15. März 2020)
BürgermeisterBearbeiten
seit 2014 | Frank Pitterlein (CSU) |
2002–2014 | Georg Brandmüller (SPD) |
WappenBearbeiten
Blasonierung: „Geviert von Schwarz und Blau; 1 und 4: je ein zugewendeter, rot gekrönter, rot bewehrter goldener Löwe; 2 und 3: auf grünem Dreiberg eine silberne Burg.“[5] | |
StädtepartnerschaftenBearbeiten
- Städtepartnerschaft mit Frohnleiten, Österreich
- Städtefreundschaft mit Schlettau
Kultur und SehenswürdigkeitenBearbeiten
Bekannt ist Schnaittach durch das Jüdische Museum Franken und die bedeutende Rokoko-Festung Rothenberg (Bauzeit von ca. 1729 bis 1750). Auf dem Neuen Friedhof erinnert seit 1952 ein Denkmal an 39 jüdische Einwohner, deren Grabsteine in der NS-Diktatur zerstört wurden. Jeder Hinweis auf die im Holocaust Deportierten fehlt.[6] An Opfer des Nationalsozialismus, die in Schnaittach lebten und wirkten, erinnern 17 Stolpersteine (siehe auch Liste der Stolpersteine in Schnaittach).
VereineBearbeiten
- BRK Wasserwacht OG Schnaittach
- FC Schnaittach
- JFG Schnaittachtal (Jugendfußballverein der drei Stammvereine 1. FC Schnaittach, 1. FC Hedersdorf und SV Osternohe)
- Ski Club Rothenberg
- Förderverein des BRK in Schnaittach
- Förderverein Freibad Schnaittach e. V.
- Interessengemeinschaft Schnaittachtalbahn
- Tennisclub Schnaittach
- Fischereiverein Schnaittachtal
- Pfadfinderbund Weltenbummler, Stamm Graufüchse
- Sozialverband VdK, Ortsverband Schnaittach
- Freiwillige Feuerwehr Schnaittach
- Theaterverein Edelweiß Schnaittach 1927 e. V.
- Museums- und Geschichtsverein Schnaittach e. V. (betreut das Heimatmuseum und den Geschichtsweg Schnaittach)
- Heimatverein (betreut vor allem die Festung Rothenberg)
VerkehrBearbeiten
Schnaittach liegt an der Schnaittachtalbahn (Neunkirchen a Sand–Simmelsdorf-Hüttenbach). Der historische, nun heruntergekommene Bahnhof steht fünf Gehminuten von der Ortsmitte entfernt. Die Züge verkehren meist stündlich nach Nürnberg Hbf und Simmelsdorf-Hüttenbach. Die Anschlussstelle Schnaittach der Bundesautobahn 9 mit Raststätte ist 1,5 Kilometer vom Marktplatz entfernt.
Durch Schnaittach verläuft der Fränkische Marienweg.
SportBearbeiten
Von internationaler Bedeutung war der „Vollmondmarathon“ im Jahr 2004.[7] Überregional bedeutend sind das historische Freibad mit 50m-Becken und Sprungturm,[8] der Bikepark Osternohe mit eigenem Schlepplift[9] und die jährlichen Radrennen. Bis vor wenigen Jahren (Klimawandel) gab es Skilifte mit steilen Pisten in Schnaittach und Osternohe und im nahen Spies und Hohenstein, sowie verschiedene Langlaufloipen.[10]
PersönlichkeitenBearbeiten
- In Schnaittach geboren
- Ephraim Meyer (1779–1849), deutscher Geldwechsler und Bankier in Hannover, vermutlich in Schnaittach geboren
- Fritz Schnelbögl (1905–1977), deutscher Historiker, Archivar und Heimatforscher
- Günter Eymold (* 1959), deutscher Fußballspieler
- Mit Bezug zu Schnaittach
- Bärmann Fränkel (um 1645/1658–1708), Landesrabbiner der Markgrafschaft Ansbach in Fürth, war Rabbiner in Schnaittach
- Hermann Flender (1653–1725), römisch-katholischer Theologe, Dechant und Wohltäter, war Kaplan in Schnaittach
- Johann Conrad Vogel (1656–1721), Orgelbauer, war zuvor Bildschnitzer in Schnaittach
- Johann Michael Doser (1678–1756), Künstler, Holzschnitzer und Bildhauer des Barock, wuchs in Schnaittach auf
- Franz Axter (1772–1808), Mediziner und Schriftsteller, arbeitete und schrieb in Schnaittach
- Karl Rösener (1879–1956), Arzt, Kolonialpionier und Tropenmediziner in Kamerun, Medizinalrat und Professor, lebte und starb in Schnaittach
- Josef Wirth (1884–1941), akademischer Bildhauer, schuf das Kriegerdenkmal zum Ersten Weltkrieg in Schnaittach
- Karl Neupert (1910–1991), Architekt und Raumplaner, starb in Schnaittach
- Helmut Herbolsheimer (* 1925), Fußballspieler und Trainer, trainierte den FC Schnaittach
- Georg Denzler (* 1930), römisch-katholischer Priester und Professor der Theologie, war Kaplan in Schnaittach
- Klaus Wenzel (* 1949), Lehrer, Verbands-Funktionär und Schulbuch-Autor, war an der hiesigen Hauptschule tätig
- Thomas Brunner (* 1962), Fußballspieler und Trainer, trainierte den FC Schnaittach
- Thomas Kristl (* 1963), Fußballspieler und Trainer, trainierte den FC Schnaittach
- Andrea Lipka (* 1967), Kabarettistin, Theaterleiterin und Politikerin, gründete die Bühne Tausendschön im Ort
- Jamie Leweling (* 2001), Fußballspieler, Junioren-Nationalspieler, wuchs in Schnaittach auf
LiteraturBearbeiten
- Martin Schieber, Ina Schönwald: Schnaittach. Geschichte des Marktes am Fuße des Rothenberges. Sandberg Verlag, Nürnberg 2011, ISBN 978-3-930699-70-4.
- Karl Kroder / Birgit Kroder-Gumann: Schnaittacher Häuserchronik. Nürnberg 2002 (Quellen und Forschungen zur fränkischen Familiengeschichte, 11).
- Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3.
- Pleikard Joseph Stumpf: Schnaittach. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 739–740 (Digitalisat).
WeblinksBearbeiten
- Website der Gemeinde Schnaittach
- Website der Wasserwacht Schnaittach
- Festungsanlage über Schnaittach
- Jüdisches Museum Franken
- Informationen zum Ortsteil Großbellhofen
- Informationen zum Ortsteil Germersberg
- Schnaittach: Amtliche Statistik des LfStat
- Lage von Schnaittach im BayernAtlas (Abgerufen am 16. Okt. 2016)
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Tabellenblatt "Daten 2", Statistischer Bericht A1200C 202041 Einwohnerzahlen der Gemeinden, Kreise und Regierungsbezirke 1. Vierteljahr 2020 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Schnaittach in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 25. Dezember 2019.
- ↑ a b c d e f g h i Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 509.
- ↑ Pegnitzzeitung, Stand 30. Juni 2003
- ↑ Eintrag zum Wappen von Schnaittach in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 191
- ↑ Vollmondmarathon
- ↑ Freibad Schnaittach
- ↑ Bikepark Osternohe
- ↑ Skilifte, Pisten und Loipen in Schnaittach und Umgebung