Knetzgau

Gemeinde im Landkreis Haßberge in Deutschland

Knetzgau ist eine Gemeinde im Landkreis Haßberge im Osten des bayerischen Regierungsbezirks Unterfranken.

Wappen Deutschlandkarte
Knetzgau
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Knetzgau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 59′ N, 10° 33′ OKoordinaten: 49° 59′ N, 10° 33′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Haßberge
Höhe: 238 m ü. NHN
Fläche: 61,57 km2
Einwohner: 6680 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 108 Einwohner je km2
Postleitzahl: 97478
Vorwahlen: 09527, 09529, 09528Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: HAS, EBN, GEO, HOH
Gemeindeschlüssel: 09 6 74 163
Gemeindegliederung: 9 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Am Rathaus 2
97478 Knetzgau
Website: www.knetzgau.de
Erster Bürgermeister: Stefan Paulus (SPD/CWG)
Lage der Gemeinde Knetzgau im Landkreis Haßberge
KarteErmershausenMaroldsweisachPfarrweisachUntermerzbachBundorfEbernRentweinsdorfBurgpreppachAidhausenRiedbachHofheim in UnterfrankenKirchlauterBreitbrunn (Unterfranken)EbelsbachStettfeldEltmannOberaurachKönigsberg in BayernGädheimHaßfurtZeil am MainSand am MainTheresWonfurtRauhenebrachKnetzgauThüringenThüringenLandkreis CoburgLandkreis LichtenfelsBambergLandkreis BambergLandkreis BambergLandkreis Rhön-GrabfeldLandkreis Bad KissingenLandkreis Schweinfurt
Karte
Der Main am Nordrand von Knetzgau (2012)

Geographie

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Die Gemeinde liegt am nördlichen Rand des Naturparks Steigerwald auf einer Höhe von etwa 238 m ü. NHN. Sie liegt am Main, etwa fünf Kilometer südöstlich von Haßfurt am Rande der Haßberge. Innerhalb der Gemeinde liegen unter anderem folgende Berge: Hollacher Berg (409 m ü. NHN), Kleiner Knetzberg (447 m ü. NHN), Großer Knetzberg (488 m ü. NHN), Böhlberg (485 m ü. NHN) sowie der Gangolfsberg (469 m ü. NHN). Durch die Gemeinde fließt mit dem Stöckigsbach, der auch Böhlbach genannt wird, ein Zufluss des Mains durch die Gemeinde.[2]

Nachbargemeinden

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Die Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Haßfurt, Zeil am Main, Sand am Main, Oberaurach, Donnersdorf und Wonfurt.

Gliederung

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Es gibt neun Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]

Naturschutz

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Die Wälder im südlichen Teil der Gemeinde liegen innerhalb der Schutzzonen des FFH-Gebiets Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwalds sowie des Vogelschutzgebiets Oberer Steigerwald. Außerdem liegt mit dem Naturwald Knetzberg-Böhlgrund ein großes und bedeutendes Waldschutzgebiet in Knetzgau. Ebenfalls im Gemeindegebiet liegen die beiden geschützten Landschaftsbestandteile Kalkgrube und Eichelberg bei Westheim.[2]

Geschichte

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Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte um das Jahr 780 in der Ilbicschen Schenkungsurkunde, worin der Ort unter dem Namen Knetzcegewe genannt wird. Die Burg Knetzgau, eine abgegangene mittelalterliche Wasserburg, die sich nordöstlich der Dorfmitte befand (heute: Schloßweg 12) wurde im Bauernkrieg, zerstört, später als Wasserschloss wieder aufgebaut, das jedoch in der Mitte des 18. Jahrhunderts bereits verfallen war.

Knetzgau war Teil des Amtes Zeil des Hochstiftes Bamberg, das ab 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte, und fiel im Reichsdeputationshauptschluss 1803 an Bayern. Im Zuge von Grenzbereinigungen kam es 1810 mit dem Amt Zeil zum Großherzogtum Würzburg und mit diesem 1814 endgültig zu Bayern.

Knetzgau war im 18. und 19. Jahrhundert das Zentrum des Baus der Schelche.[5]

Am 1. Juli 1972 schlossen sich die Gemeinden Oberschwappach und Unterschwappach im Rahmen der Gebietsreform in Bayern mit Knetzgau zusammen.[6] Am 1. Januar 1973 wurde die Gemeinde Wohnau eingegliedert. Am 1. Juli 1974 kamen Eschenau, Westheim bei Haßfurt und Zell am Ebersberg hinzu. Größere Gebietsteile der aufgelösten Gemeinde Hainert folgten am 1. Januar 1976.[7]

Einwohnerentwicklung

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Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 5585 auf 6518 um 933 Einwohner bzw. um 16,7 %. Im Jahre 2004 hatte die Gemeinde 6612 Einwohner. (Quelle: BayLfStat)

 
Das Zentrum von Knetzgau mit dem Nachbau eines Schelchs (ehemaliges Fischerboot)
 
Rathaus der Gemeinde Knetzgau

Gemeinderat

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Bei den Kommunalwahlen der vergangenen Jahre ergab sich jeweils folgende Sitzverteilung:

Partei / Liste Sitze 1996 Sitze 2002 Sitze 2008 Sitze 2014 Sitze 2020
CSU 7 8 6 6 6
SPD 3 3 3 3 2
Christliche Wählergemeinschaft 5 4 5 5 4
Junge Liste 2 2 2 2 2
WG InteressierteR 1 1 -
Mündige Bürger 1 2 2 -
FDP 2 3 3
Grüne/Ökologische Liste 1 3
Gesamt 20 20 20 20 20

Bürgermeister

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  • 1972–1990 Franz Hofmann (CSU)
  • 1990–2008 Werner Schneider (CSU)
  • seit 2008 Stefan Paulus (SPD/CWG)
 
Wappen von Knetzgau
Blasonierung: „Unter rotem Schildhaupt, darin ein silberner Schelch (= hölzerner Lastkahn), in Silber über einem grünen Dreiberg nebeneinander ein grünes Buchenblatt und eine grüne Weintraube.“[8]
Wappenbegründung: Der Dreiberg und das Buchenblatt stellen die geografische Lage der Gemeinde am Main und an den Ausläufern des Steigerwaldes dar. Typisch für die einstigen Mainschiffe ist der so genannte Schelch, ein Kahn aus Holz für den Lastentransport. Knetzgau war im 18. und 19. Jahrhundert bekannt für die Herstellung derartiger Kähne. Viele Bewohner lebten vom Schiffbau oder als Schiffer und Flößer. Alle Mainschiffer zwischen Lichtenfels und Würzburg benutzten solche Schelche. Mitte des 19. Jahrhunderts verlor dieses Gewerbe an Bedeutung. Die Weintraube weist auf den seit langem betriebenen Weinbau im Gemeindegebiet hin.[8]

Dieses Wappen wird seit 1974 geführt.[8]

Gemeindeteile mit Einwohnerzahlen

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Gemeindeteil Einwohner 2008* Einwohner 2006* Einwohner 2019*
Knetzgau 3520 3568 3793
Eschenau 180 193 202
Hainert 338 337 406
Oberschwappach 542 543 552
Unterschwappach 163 172 155
Westheim 869 885 885
Wohnau 99 98 100
Zell am Ebersberg0 765 786 797
Gesamt 6476 6582 6890

* jeweils 31. Dezember

Einwohner der Gemeinde Knetzgau am 1. Juli 2015: 6770. Einwohner der Gemeinde Knetzgau am 31. Dezember 2019: 6890.

Gemeindepartnerschaft

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Seit 1990 pflegt Knetzgau eine Partnerschaft mit der Gemeinde Gleichamberg im Landkreis Hildburghausen, Thüringen.

Bildung, Kultur und Soziales

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Knetzgau verfügt über folgende Einrichtungen:

  • vier Kindertageseinrichtungen mit 313 Plätzen und 262 betreuten Kindern (Stand 2022)
  • Dreiberg-Schule – Grundschule[9]
  • Dreiberg-Schule – Mittelschule[10]
  • Volkshochschule und Gemeindebücherei
  • Kirchengemeinden in Eschenau und Westheim für evangelisch-lutherische Gläubige und in Knetzgau für Katholiken
  • eine Einrichtung für ältere Menschen mit 82 Plätzen und 72 Bewohnern (Stand 2020)[11] sowie
  • für Freizeit und Sport eine Mehrzweckhalle und ein Hallenbad.

Bau- und Bodendenkmäler

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Verkehrsverbindungen

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  • Knetzgau liegt südlich des schiffbaren Flusses Main.
  • Drei Kilometer sind es bis zur B 26.
  • Die Autobahn A 70 (Bayreuth–Schweinfurt) verläuft einen Kilometer entfernt (eigene Abfahrt).
  • Fünf Kilometer sind es bis zur Bahnstrecke Bamberg–Rottendorf (Bahnhof Zeil); ebenso weit ist es zum Bahnhof Haßfurt, jedoch verkehrstechnisch günstiger.

Besondere Ereignisse

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  • Im August 1957 streikten Bauarbeiter, um ihren Lohnforderungen beim Bau der Staustufe Knetzgau Nachdruck zu verleihen. Erst als der Bauherr, die Rhein-Main-Donau AG die Stundenlöhne um 10–12 Pfennige erhöhte, setzten sie die Arbeit fort.[12]
  • Im Jahre 2009 fand in Knetzgau das Bayern-3-Dorffest statt.

Der Missbrauchsskandal im Gemeindeteil Eschenau

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2006 kam eine in Eschenau aufgewachsene und später ausgewanderte Frau aus den USA zurück und erstattete Anzeige gegen einen Mann in dem Dorf, der sie als Kind notorisch sexuell missbraucht hatte: das erste Mal, als sie vier Jahre alt war, und dann zehn weitere Jahre, bis sie wegzog. Der Missbrauchsskandal sorgte für breite Aufmerksamkeit. Eine weitere Frau aus dem Ort schloss sich der Anzeige an. Es stellte sich heraus, dass der Kindesmissbrauch durch mehrere Männer Jahrzehnte lang angedauert hatte, also systemisch war. Die Mehrheit der Einwohner des Orts, auch Kirchenvertreter, sahen in den Strafanzeigen eine Unruhe, die von außen nach Eschenau gebracht wurde, und mieden den Kontakt zu den missbrauchten Frauen. Einige stempelten die Opfer zu Täterinnen. 2007 kam es am Landgericht in Bamberg zum Prozess gegen einen der Täter. Dieser wurde zu vier Jahren Haft verurteilt. Zu weiteren Verfahren kam es wegen Verjährung nicht. Ein tatverdächtiger Landwirt nahm sich 2007 das Leben. Seine Familie übte noch während des Strafprozesses Druck auf die Hauptklägerin aus, nicht gegen den Mann auszusagen. Einheimischen, die sich auf die Seite der Missbrauchsopfer stellten, wurden noch Jahre später Autoreifen zerstochen und Eier gegen die Fenster geworfen.[13][14][15]

Literatur

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  • Karl Bosl: Knetzgau im Widerspiel der herrschaftlichen und gesellschaftlichen Kräfte, vor allem in der frühen Neuzeit. Gemeinde Knetzgau, Knetzgau 1980.
  • Rainer Wailersbacher: 1200 Jahre Knezcegewe – Knetzgau. Haßfurt 1980.
  • Rainer Wailersbacher: Aus dem Inhalt der Turmkugel-Urkunden von 1817 Dr. Johann Heinrich Keßler und seine Zeit: „Kurze Beschreibung der wichtigsten Ereignisse, welche sich zur Zeit der Wiedererbauung des Knetzgauer Kirchenturmes zugetragen haben“. Gemeinde Knetzgau, Knetzgau 1980.
  • Rainer Wailersbacher: Siebenhundert Jahre Swapach – Eschenawe – Wunnawe Ober-, Unterschwappach, Eschenau, Wohnau. Gemeinde Knetzgau, Knetzgau 1986.
  • Rainer Wailersbacher: Schloß Oberschwappach. Hausmüller, Zeil a. Main 1992.
  • 750 Jahre Pfarrei St. Bartholomäus Knetzgau 1244–1994. Hrsg.: Kath. Pfarramt Knetzgau. Red.: William Thomas; Manfred Glass. Pfarrei Sankt Bartholomäus, Knetzgau 1994.
  • Rainer Wailersbacher: Der Bauernkrieg im Knetzgau. Gemeinde Knetzgau, Knetzgau 2000.
  • Rainer Wailersbacher: Der Knetzgauer Friedhof und seine Kreuzweg-Stationen. Gemeinde Knetzgau, Knetzgau 2001.
  • Rainer Wailersbacher, Leo Maag: Die Knetzgauer Straßennamen – eine Heimatgeschichte. Gemeinde Knetzgau, Knetzgau 2002.
  • Rainer Wailersbacher: Die Knetzgauer Erstbeurkundung von 911. Gemeinde Knetzgau, Knetzgau 2005.
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Commons: Knetzgau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Knetzgau – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. a b BayernAtlas. Abgerufen am 2. Januar 2024.
  3. Gemeinde Knetzgau in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek
  4. Gemeinde Knetzgau, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 8. Dezember 2021.
  5. Fred Hanke: Traditionelle Boote in Deutschland, Teil 3: Holzbootsbau am Mittelmain. In: Deutsches Schiffahrtsarchiv. Wissenschaftliches Jahrbuch des Deutschen Schiffahrtsmuseums, Jg. 18 (1995), S. 261–294, hier S. 291.
  6. Chronik auf der Gemeinde-Homepage, abgerufen am 5. Februar 2024
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 758 f. (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. a b c Eintrag zum Wappen von Knetzgau in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  9. Dreiberg-Schule – Grundschule in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 5. Februar 2024.
  10. Dreiberg-Schule – Mittelschule in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 5. Februar 2024.
  11. Knetzgau: Amtliche Statistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik
  12. Neues Deutschland, 22. August 1957, Jahrgang 12, Ausgabe 197, Seite 2
  13. Olaf Przybilla: Das zerrüttete Dorf. 26. September 2010, abgerufen am 26. Dezember 2023.
  14. deutschlandfunkkultur.de: Der Fall Eschenau. Abgerufen am 26. Dezember 2023.
  15. 10 Jahre Eschenau-Prozess um sexuellen Missbrauch. 10. Oktober 2017, abgerufen am 26. Dezember 2023.