Wikipedia:Wiki Loves Monuments 2023/Deutschland/Preisträger

Plätze 1 bis 10 Bearbeiten

1. Platz: Rolf Kranz mit Die Marksburg bei Braubach in der Verbandsgemeinde Loreley im Rhein-Lahn-Kreis
Bewertung der Jury: „In Rheinland-Pfalz liegt hoch über dem Rhein bei Braubach die Marksburg. Da sie nie zerstört wurde, ist ihr Erscheinungsbild seit dem 14. Jahrhundert unverändert. Rechts dahinter fällt der Blick auf die drei Schornsteine der Blei- und Silberhütte Braubach, die um 1900 errichtet wurden. Beide Objekte stehen unter Denkmalschutz als Kultur- bzw. Industriedenkmal. Dem Fotografen Rolf Kranz gelingt mit diesem winterlichen Foto eine bemerkenswerte Verbindung von mittelalterlicher und neuzeitlicher Baukultur. Dazu kommt die zarte, fein abgestimmte Kombination der unterschiedlichen Weiß- und Grautöne, die sich durch Mauerwerk, Rauchsäulen aus den Schornsteinen, schneebedeckter Landschaft und leicht bewölktem Himmel ergibt. Die Jury kürte diese Arbeit zum Siegerbild.“
2. Platz: Matthias Süßen mit Das Shell-Haus in Berlin-Tiergarten
Bewertung der Jury: „Der Fotograf Matthias Süßen zeigt uns mit diesem Foto das sogenannte Shell-Haus im Ortsteil Tiergarten in Berlin. Das Bürogebäude, entworfen von Emil Fahrenkamp, ist nach Ansicht des Architekten Meinhard von Gerkan das ‚schönste Bauwerk Berlins‘. Die ungewöhnliche Blickrichtung, beinahe senkrecht nach oben, ergibt einen überraschenden Blick auf die Fassade, der durch die Wolken am Himmel aufgelockert, aber auch verstärkt wird.“
3. Platz: Slimark mit Gitterpavillon mit dem Bronzenachguss des Betenden Knaben beim Schloss Sanssouci in Potsdam
Bewertung der Jury: „Der Gitterpavillon im Garten von Schloss Sanssouci bildet den Abschluss eines Laubengangs vor dem östlichen Flügel des Schlossbaus. Das Foto von Marek Śliwecki spannt einen Bogen über die Jahrhunderte: Der friderizianische Pavillon wird in seiner Transparenz und vermeintlichen Fragilität herausragend gegen den Hintergrund abgebildet. Das gleiche gilt für den Bronzeguss des so genannten ‚Betenden Knaben‘, einer geheimnisvollen antiken Skulptur aus vorchristlicher Zeit, deren heutige Gestik und Körperhaltung viel Raum für Deutungen lässt. Durch die hinter dem Knaben am Horizont durchscheinenden Wohnhochhäuser werden Betrachtende in die Jetztzeit zurückgeholt und ein Abgleiten in die erwartetete, allzu süßliche Postkartenidylle vermieden.“
4. Platz: Matthias Süßen mit Fußgängerunterführung zwischen ZOB und ICC in Berlin-Westend
Bewertung der Jury: „Der Fotograf Matthias Süßen hat mit seinem Foto in Zentralperspektive einer Fußgängerunterführung den 4. Platz erreicht. Die denkmalgeschützte Unterführung an der Kreuzung Messedamm/Masurenallee in Berlin verbindet den ZOB mit dem nördlichen Eingang des Internationalen Congress Centrums Berlin (ICC). Das Foto zeigt auf ikonische Weise die Farbigkeit und Formgebung der 1970er-Jahre mit einem sehr hohen Wiedererkennungswert. Gedreht wurden dort unter anderem Szenen der Spielfilme Das Bourne Ultimatum, Wer ist Hanna?, Die Tribute von Panem (Mockingjay Teil 2), The First Avenger (Civil War), Atomic Blonde und Gunpowder Milkshake.“
5. Platz: Rolf Kranz mit Haus für Soziokultur in der Gerberstraße 3 in Weimar
Bewertung der Jury: „Weimar ist bekannt für seinen ‚klassischen‘ Hintergrund an Menschen und Gebäuden – dieses Haus in der denkmalgeschützten Gerberstraße und seine Nutzer fallen aus dem Rahmen. An diesem Ort existierte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein Armenspinnhaus, zuvor war es Eigentum des Deutschritterordens und wurde Grimmenstein genannt. 1809 baute die Familie Straube das Gebäude um und richtete eine Gelbgießerei ein. Bis heute existiert das Haus so, wie es die Straubes umbauten. Es wird vom Verein Haus für Soziokultur Gerberstraße 3 verwaltet, fungiert als subkulturelles Zentrum der Stadt und ist Ausgangspunkt für zahlreiche kulturelle und politische Aktivitäten. Dieses Foto von Rolf Kranz spiegelt die Geschichte und heutige bunte und vielseitige Funktion dieses Gebäudes auf beispielhafte Art und Weise wider, selbst das davor geparkte Auto (sonst oft als störend empfunden) dient hier als Symbol.“
6. Platz: Tilman2007 mit Blauturm in Zeitlofs-Weißenbach im Landkreis Bad Kissingen
Bewertung der Jury: „Der Wasserturm, der sogenannte Blaue Turm, ist ein runder Bruch- bzw. Hausteinturm auf einem quadratischen Sockelgeschoss mit Kegeldach aus dem 16. Jahrhundert unweit des frühneuzeitlichen Schlosses in Weißenbach. Der Turm steht einsam neben einem Baum auf einer Wiese, und die Sonne scheint durch die nebelverhangene herbstliche Landschaft. So präsentiert uns Tilmann2007 den Blauen Turm bzw. Blauturm aus dem unterfränkischen Markt Zeitlofs in seinem von uns gewürdigten Foto. Der Blaue Turm war ursprünglich ein Wasserturm, wirkt aber auf dem Foto wie der Überrest einer Anlage aus einem Märchen. Der den Turm flankierenden Baum verstärkt den märchenhaften Eindruck des Bildes. Man wartet nur noch auf das Haar von Rapunzel, das aus einer Fensterluke gelassen wird. Dem Fotografen gelang es, die herbstliche Stimmung im Kontext des Baudenkmals in überzeugender Weise einzufangen. Trotz oder gerade wegen der diffusen Lichtsituation und des nebligen Hintergrunds ist die Architektur – der quadratische Sockel, die Werksteinfassade, das Kegeldach – gut erkennbar.“
7. Platz: Jojoo64 mit Krematorium, Kapellenanlage und Kolumbarium auf dem Leipziger Südfriedhof
Bewertung der Jury: „Der zentrale Baukomplex in der weitläufigen Parkanlage des Leipziger Südfriedhofs beherbergt das Krematorium, ein Kolumbarium, die Trauerhalle und eine mehrteilige Kapellenanlage für die Trauerfeiern. Ein guter Überblick auf die Anlage bietet sich vom nahegelegenen Völkerschlachtdenkmal. Das Foto von Jojoo64 hebt sich von den zahlreichen anderen Bildern aus dieser Perspektive ab, indem es die Baukörper der Anlage sehr klar und plastisch vom Hintergrund abgrenzt. Wie ein Wächter dominiert der zentrale Turm der großen Traueranlage, rückt jedoch bewusst etwas aus dem Zentrum. Getrennt nach Weltanschauung oder Religion flankieren die beiden Trauerhallen das Ensemble, und unauffällig, aber klar erkennbar fügen sich die beiden Schornsteine des Krematoriums ein, wo sich am Ende alle Weltanschauungen wieder treffen. Jojoo64 beschränkt sich hier jedoch nicht auf die Darstellung der Architektur, sondern bezieht durch geschickte Wahl von Tageszeit und Brennweite das am Horizont liegende Kraftwerk Lippendorf mit seinen dampfenden Kühltürmen mit ein, so dass sich bei der Bildbetrachtung noch einmal ganz individuelle Assoziationen einstellen können.“
8. Platz: Carsten Steger mit Schloss Neuschwanstein bei Füssen im Landkreis Ostallgäu
Bewertung der Jury: „Das Schloss Neuschwanstein ist wahrscheinlich eine der am häufigsten abgebildeten Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Das ‚Märchenschloss‘ des bayerischen Königs Ludwig II. zieht in jedem Jahr ca. 1,5 Ḿillionen Besucher aus aller Welt an. Da ist es mutig, ausgerechnet dieses Objekt zu fotografieren und das Foto zu Wiki Loves Monuments einzureichen. Doch der Fotograf Carsten Steger wagt sich daran. Indem er das Schloss entgegen der allgemeinen Sehgewohnheiten von Nordwesten her fotografiert, zeigt er uns dieses Schloss nahezu neu. Er stellt das Gebäude in seinen verschiedenen Dimensionen dar und macht dem Betrachter deutlich, wie es in die umliegende Berglandschaft eingebettet ist. Das weiße Schloss in der fotografischen Darstellung Carsten Stegers macht Lust darauf, eine Sehenswürdigkeit, die jeder zu kennen meint, neu zu entdecken.“
9. Platz: Matthias Süßen mit Parkhaus am Rödingsmarkt 14 in Hamburg-Altstadt
Bewertung der Jury: „Das Parkhaus am Rödingsmarkt 14 in Hamburg wurde 1965 nach Plänen des Architekten Peter Neve errichtet. Es steht seit 2023 unter Denkmalschutz. Der Fotograf Matthias Süßen zeigt in der Untersicht die herausragende Architektur der Erschließungsspindel und die Deckenkonstruktion. Der gekonnte Bildaufbau betont die geometrischen Formen des Objekts.“
10. Platz: Ermell mit Festung Rosenberg in Kronach im Landkreis Kronach
Bewertung der Jury: „Gezeigt wird eine Höhenburg, die von der barocken Festungsanlage Rosenberg über der oberfränkischen Stadt Kronach geschützt wird. Dieses von Ermell erstellte Drohnenfoto zeichnet sich durch eine durchdacht ausgewählte Aufnahmeperspektive aus, die den Festungscharakter hervorragend dokumentiert. Aufgrund des vergleichsweise flach verlaufenden Profils des nördlich gelegenen Bergrückens bot diese Seite auch für Angreifer einst die beste Möglichkeit zur Annäherung an die Festung. Von den Festungsanlagen über den Burggraben mit anschließender Burgmauer bis hin zum Innenhof der Kernburg mit dem Schmieds-Turm sind alle Elemente gut erkennbar. Im Hintergrund links ist noch die Altstadt zu erkennen, so dass sich Bildbetrachtenden der landschaftliche Kontext gut erschließt.“


Plätze 11 bis 30 Bearbeiten

Plätze 31 bis 50 Bearbeiten

Plätze 51 bis 75 Bearbeiten

Plätze 76 bis 100 Bearbeiten

Sonderpreise Bearbeiten

Folgende Bilder von Friedhöfen erhalten Sonderpreise:

Erste vier Plätze Bearbeiten

Ohne Platz: Tilman2007 mit Friedhof in Dinkelsbühl-Segringen im Landkreis Ansbach
Bewertung der Jury: „Die Friedhofskultur in Deutschland lebt von ihrem großen Facettenreichtum, vor allem auch in ihrer regionalen Vielfalt. Während z.B. im Norden Grabmale oft aus Findlingen bestehen, hat man in Süddeutschland ganz andere Erinnerungstraditionen, die noch oft dazu auf bestimmte Ortschaften oder Friedhöfe beschränkt sind, wie z.B. die berühmten Bronzeepitaphien auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg – ein Foto davon befindet sich auch unter den Top Ten des Sonderpreises Friedhöfe. Verdienter Preisträger ist Tilman2007 mit einem Foto der Holzkreuze auf dem Segringer Friedhof. Dieser zeichnet sich durch eine durchweg einheitliche Gestaltung der Grabmale aus. Leider gibt es keine zuverlässigen Quellen über den Ursprung der Holzkreuze auf den Gräbern. Das Segringer Kreuz mit seinen geschnitzten und gemalten Verzierungen stammt aus der Zeit von 1800–1820, vielleicht aber auch erst aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu den Besonderheiten zählt hier auch, dass es auf diesem Friedhof keine Ehe- oder Familiengräber gibt. Es wird der Reihe nach auf dem freien Feld beerdigt. Diese Einzigartigkeit fängt das Foto von Tilman2007 eindrucksvoll ein. Die Bildgestaltung verdichtet die Kreuze zu einer visuellen Einheit, die die Schönheit der einheitlichen Gestaltung, die visuelle Kraft der Kreuze und die dadurch geprägte besondere Atmosphäre dieses Friedhofs perfekt widerspiegelt.“
Ohne Platz: Mölchlein mit Kriegsgräberstätte am Waldfriedhof in München-Hadern
Bewertung der Jury: „Friedhöfe für die Opfer der Kriege sind eine intensive Mahnung zum Frieden – die großen Grabfelder führen den Schrecken des Krieges unmittelbar vor Augen. Sie sind somit ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Friedhofskultur. Zu diesen historischen Gedenklandschaften zählt auch das Kriegsgräberfeld auf dem Waldfriedhof in München, mit 3400 Gräbern eines der größten in Deutschland. Den Erinnerungsort prägt auch eine 1965 errichtete moderne Gedenkhalle. Das Siegerfoto dieser Gedächtnislandschaft von Mölchlein ist vor allem grafisch bemerkenswert: Der Fotograf greift die keilförmige Architekturlinie der fast ikonisch wirkenden Gedenkhalle in seiner Perspektive auf; die Grabfeldreihen korrespondieren direkt mit dem weißen, hoch aufragenden Dreieck aus Beton. Perspektive und die Bildaufteilung sind sogleich so gewählt, dass trotz der visuellen Macht des Gebäudes die Kriegsgräber der 988 Gefallenen des Ersten Weltkriegs und der 1552 Opfer des Zweiten Weltkriegs im Fokus stehen. Zur sorgsam ausgearbeiteten Bildgestaltung zählt auch die von Mölchlein exakt mittig gesetzte Begrenzungslinie zum dahinterliegenden Waldgrundstück. Dieses wirkt wie eine ruhige grüne Wand. Zugleich ist der Betrachtungswinkel so gewählt, dass auch das hohe Gebäude fast vollständig vor dem grünen Hintergrund steht und nur die Spitze in den Himmel ragt. Das trägt maßgeblich zu der großen Ruhe des Bildes bei, die der Würde dieses Ortes emotional eindrücklich entspricht.“
Ohne Platz: Tilman2007 mit Taharahaus auf dem Jüdischen Friedhof Rödelsee in Rödelsee im Landkreis Kitzingen
Bewertung der Jury: „Dieses Siegerfoto zeigt einen der größten jüdischen Friedhöfe in Europa, den Jüdischen Friedhof Rödelsee. Zur gängigen Erwartung eines Bildes von diesem Ort zählen romantisch anmutende Aufnahmen alter Grabsteine. Genau mit dieser Erwartung aber bricht Tilman2007 und wählt einen radikal anderen Angang an das Sujet. Hier werden keine Grabsteine gezeigt, sondern die Rückseite des historischen Taharahauses, in dem die Leichenwaschungen (Tahara) der Verstorbenen vor der Bestattung stattfinden. Auf den ersten Blick ist dieses gar nicht als solches zu erkennen; Gräberfelder oder einzelne Gedenksteine sind nicht zu sehen. Einziger, aber deshalb um so deutlicher hervorstechender Hinweis auf den jüdischen Kontext ist der große Davidstern auf dem Dach des kleinen Hauses. Fotografiert wurde keine liebliche Erinnerungslandschaft. Vielmehr steht das Taharahaus als Symbol jüdischen Lebens in einem verwildert anmutenden Umfeld unter bedrohlich wirkendem Himmel, in den der Stern selbstbewusst und visuell stark hineinreicht. Tilman2007 gelingt es so, einen deutlichen Zeitbezug herzustellen – das Bild ist so ein herausragendes Beispiel, wie gute Fotografie auch gesellschaftliche Stimmungen und Zustände spiegeln kann.“
Ohne Platz: Rolf Kranz mit Gedächtnishalle der Kriegsgefallenen auf dem Historischen Friedhof in Weimar
Bewertung der Jury: „Die Friedhofslandschaft in Deutschland wird nicht nur von gestalteten Gräbern geprägt – das Bild vor allem auch der historisch gewachsenen Friedhofskultur ist gleichermaßen mit unterschiedlichsten Baudenkmälern verbunden, von Kapellen über Mausoleen bis hin zu Brunnen. Besonders eindrucksvoll sind dabei oftmals die Ende des 19. Jahrhunderts in historisierendem Stil errichteten Gebäude. Dazu zählt die Gedächtnishalle in Weimar, die 1878/1879 als neoromanische Kapelle gestaltet wurde. Sie diente zunächst als Begräbniskirche, bevor sie ab 1918 dem Gedächtnis gefallener Weimarer gewidmet wurde. Wolf Kranz hat das kleine Gebäude mit seinem Siegerfoto im Licht eines schönen Herbsttages eingefangen, just zu einer Zeit, in der gelbliches Herbstlaub bestens mit der warmen Steinfarbe des Baudenkmals korrespondiert. Der sorgfältig mittig ausgerichtete Bildaufbau lenkt den Blick unmittelbar auf die Fassade des von Julius Bormann nach einem Entwurf von Carl Heinrich Ferdinand Streichhan errichteten Baudenkmals. Die den Bildmittelpunkt bildende dunkelbraune Eingangstür steht im deutlichen Kontrast zur hellen Steinfarbe und erzeugt so einen wirksamen Fluchtpunkt, der dem Foto Tiefe verleiht. Die Äste der Bäume im Vordergrund ragen von links und rechts in das Hauptmotiv hinein. Sie rahmen das Bild und bereichern die klassische Bildgestaltung zugleich um ein auflockerndes, leichtes Element. Kurzum: Das Bild von Wolf Kranz ist ein überzeugendes Beispiel klassischer Architekturfotografie.“


Weitere Top-10-Plätze Bearbeiten