Olympische Winterspiele 1960/Ski Alpin – Abfahrt (Männer)

Spielsaison

Die Abfahrt im alpin Skisport der Männer bei den Olympischen Winterspielen 1960 wurde auf Grund starken Schneefalls vom 19. auf den 22. Februar verschoben.

Sportart Ski Alpin
Disziplin Abfahrt
Geschlecht Männer
Teilnehmer 63 Athleten aus 21 Ländern
Wettkampfort Squaw Valley Ski Resort
Wettkampfphase 22. Februar 1960
Siegerzeit 2:06,0 min
Medaillengewinner
Frankreich Jean Vuarnet (FRA)
Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch Hanspeter Lanig (EUA)
Frankreich Guy Périllat (FRA)
1956 1964
Wettbewerbe im Ski Alpin bei den
Olympischen Winterspielen 1960
Abfahrt Frauen Männer
Riesenslalom Frauen Männer
Slalom Frauen Männer

Das Rennen war das erste bei dem Sturzhelme vorgeschrieben waren, nachdem der Kanadier John Semmelink 1959 in Garmisch tödlich verunglückt war.

Vor dem Rennen gab es um die Aufstellung der gesamtdeutschen Mannschaft eine Konfliktsituation: Es sollte das Leistungsprinzip auf der Grundlage der aktuellen FIS-Weltranglisten gelten. Darin waren alle Läufer aus dem Westen besser platziert. Im aktuellen Winter war aber der Ostdeutsche Eberhard Riedel besser gewesen als Fritz Wagnerberger, sodass der «Chef de mission» Herbert Kunze aufgrund eines Protests der DDR-Funktionäre Riedel meldete.[1]

Die Strecke Squaw Peak begann mit einer Traverse, gefolgt von einem «großen Schuss», im Übergang zum nächsten Geländeabsatz waren schnelle Skier und gutes Gleiten verlangt. Die nächste Steilpartie mit einer schräg durch die Fahrtrichtung verlaufende Welle durfte nicht unterschätzt werden. Damit endeten die technischen Schwierigkeiten, im Schlussabschnitt waren Kondition und Gleitvermögen gefragt. Die Strecke stellte enorme Ansprüche an die technischen Fähigkeiten. Die Spitzenfahrer standen nach den ersten Training am 13. Februar fest. Während diese die Schlüsselstellen meisterten, hatten schwächere Konkurrenten Mühe.[2] Insgesamt war die Strecke 3095 Meter lang und es musste ein Höhenunterschied von 758 Metern zurückgelegt werden.

Der Sieg von Jean Vuarnet zwar nicht ganz unerwartet, war aber dennoch überraschend, zumal er in den Trainings nicht gut zurechtgekommen war. Als guter Gleiter stellte er seinen Erfolg vor allem im unteren Flachstück sicher. Der zweitplatzierte Hanspeter Lanig gehörte seit Jahren zu den besten Abfahrtsspezialisten der Welt. Er hatte vom Start weg die Führung, wurde erst im letzten Streckenabschnitt geschlagen. Auch Willy Bogner behauptete sich erwartungsgemäß unter den Besten. Wenngleich die Schweizer diesmal ohne Medaille blieben, waren sie gesamthaft sogar besser als im Riesenslalom.[3] Bester Österreicher war Karl Schranz als Achter und wie die übrigen ÖSV-Läufer weit von einer Medaille entfernt. Trainer Othmar Schneider hatte offensichtlich jenes Wachs verwendet, das am Vortag beim Riesenslalom die Medaillen gebracht hatte, doch hatten sich die Schneeverhältnisse verändert und es war kälter geworden. Im Gegensatz zu den Franzosen, Schweizern und Deutschen hatten sie vor dem Rennen keine Wachsproben vorgenommen.[4]

Adrien Duvillard stürzte, als er auf den „Kamelbuckeln“ mit den Skienden anschlug und in Rücklage geriet; er wurde bewusstlos zu Tal gebracht, seine Verletzungen waren aber nicht allzu schwer. Es war das erste Mal, dass ein Olympiarennen auf Metallskis gewonnen wurde. Sport Zürich stellte die Frage, inwiefern damit „Entwicklungen mit Markenkriegen wie im Profi-Radsport eintreten können; jedenfalls ist es höchste Zeit, dass die FIS endlich sich ganz energisch mit gewissen unerfreulichen Erscheinungen auf diesem Gebiet befasst“.[5][6]

Ergebnisse Bearbeiten

Rang Athlet Nation Zeit (min) Defizit (min)
1 Jean Vuarnet Frankreich  Frankreich 2:06,0
2 Hanspeter Lanig Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 2:06,5 +0:00,5
3 Guy Périllat Frankreich  Frankreich 2:06,9 +0:00,9
4 Willi Forrer Schweiz  Schweiz 2:07,8 +0:01,8
5 Roger Staub Schweiz  Schweiz 2:08,9 +0:02,9
6 Bruno Alberti Italien  Italien 2:09,1 +0:03,1
7 Karl Schranz Osterreich  Österreich 2:09,2 +0:03,2
8 Charles Bozon Frankreich  Frankreich 2:09,6 +0:03,6
9 Willy Bogner junior Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 2:09,7 +0:03,7
10 Egon Zimmermann Osterreich  Österreich 2:09,8 +0:03,8
11 Ludwig Leitner Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 2:10,2 +0:04,2
12 Paride Milianti Italien  Italien 2:10,8 +0:04,8
13 Jakob Arduser Schweiz  Schweiz 2:10,9 +0:04,9
14 David Gorsuch Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 2:11,0 +0:05,0
15 Josef Stiegler Osterreich  Österreich 2:13,1 +0:07,1
16 Eberhard Riedel Deutschland Mannschaft Gesamtdeutsch  Deutschland 2:13,3 +0:07,3
17 Gordi Eaton Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 2:14,0 +0:08,0
18 Max Marolt Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 2:14,2 +0:08,2
19 Andreas Molterer Osterreich  Österreich 2:15,1 +0:09,1
20 Nando Pajarola Schweiz  Schweiz 2:15,4 +0:09,4
Oddvar Rønnestad Norwegen  Norwegen
22 Marvin Melville Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 2:15,9 +0:09,9
Verne Anderson Kanada 1957  Kanada
24 Italo Pedroncelli Italien  Italien 2:16,8 +0:10,8
25 Felice De Nicolo Italien  Italien 2:18,1 +0:12,1
26 Jean-Guy Brunet Kanada 1957  Kanada 2:18,2 +0:12,2
27 Frederick Tommy Kanada 1957  Kanada 2:18,4 +0:12,4
28 Don Bruneski Kanada 1957  Kanada 2:19,9 +0:13,9
29 Georgi Waroschkin Bulgarien 1948  Bulgarien 2:20,0 +0:14,0
30 Georgi Dimitrow Bulgarien 1948  Bulgarien 2:20,2 +0:14,2
31 Francisco Cortes Chile  Chile 2:20,8 +0:14,8
32 Vicente Vera Chile  Chile 2:24,5 +0:18,5
33 Jóhann Vilbergsson Island  Island 2:24,6 +0:18,6
34 Chiharu Igaya Japan  Japan 2:25,0 +0:19,0
35 Charlach Mackintosh Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:25,1 +0:19,1
36 Kristinn Benediktsson Island  Island 2:26,0 +0:20,0
37 Eysteinn Þórðarson Island  Island 2:26,2 +0:20,2
38 Hernán Boher Chile  Chile 2:26,7 +0:20,7
39 Victor Tagle Chile  Chile 2:26,9 +0:20,9
40 Geoff Pitchford Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:27,3 +0:21,3
41 Adolf Fehr Liechtenstein 1937  Liechtenstein 2:27,4 +0:21,4
42 Manuel García-Moran Spanien 1945  Spanien 2:27,6 +0:21,6
43 Robert Skepper Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:28,1 +0:22,1
44 Luis Sánchez Spanien 1945  Spanien 2:28,3 +0:22,3
45 Osvaldo Ancinas Argentinien  Argentinien 2:28,4 +0:22,4
46 Osamu Tada Japan  Japan 2:28,5 +0:22,5
47 Aleksandar Schalamanow Bulgarien 1948  Bulgarien 2:29,0 +0:23,0
48 Sam Chaffey Neuseeland  Neuseeland 2:29,3 +0:23,3
49 Hermann Kindle Liechtenstein 1937  Liechtenstein 2:29,4 +0:23,4
Silvan Kindle Liechtenstein 1937  Liechtenstein 2:29,4 +0:23,4
51 Luis Arias Spanien 1945  Spanien 2:29,8 +0:23,8
52 Bill Day Australien  Australien 2:30,5 +0:24,5
53 Masayoshi Mitani Japan  Japan 2:31,3 +0:25,3
54 William Hunt Neuseeland  Neuseeland 2:32,0 +0:26,0
55 John Oakes Vereinigtes Konigreich  Großbritannien 2:36,0 +0:30,0
56 Ibrahim Geagea Libanon  Libanon 2:39,2 +0:33,2
57 Peter Brockhoff Australien  Australien 2:39,7 +0:33,7
58 Zeki Şamiloğlu Turkei  Türkei 2:42,4 +0:36,4
59 Nazih Geagea Libanon  Libanon 3:00,3 +0:54,3
60 Clemente Tellechea Argentinien  Argentinien 3:20,2 +1:14,2
61 Im Gyeong-sun Korea Sud  Südkorea 3:34,4 +1:28,4
Adrien Duvillard Frankreich  Frankreich DSQ
Muzaffer Demirhan Turkei  Türkei DSQ

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Der vierte von Links. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1960 (online).
  2. Die Wahrheit über die olympische Herren-Abfahrtsstrecke. In: Sport Zürich, 17. Februar 1960, S. 1.
  3. Aussenseiter Jean Vuarnet (Frankreich) Sieger in der Herren-Abfahrt. In: Sport Zürich, 24. Februar 1960, S. 6.
  4. Spalte 4: «Fehler und Versäumnisse». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 25. Februar 1960, S. 10.
  5. Alarmruf Richtung Skifabrikation. In: Sport Zürich, 24. Februar 1960, S. 1.
  6. «Die schwerste Niederlage seit Jahren». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 23. Februar 1960, S. 12.