Hamburg-Neuenfelde
Neuenfelde ist ein Stadtteil von Hamburg. Er liegt am Westrand von Hamburg und links der Elbe am Mühlenberger Loch, zwischen Cranz und Finkenwerder. Mit Cranz und Francop stellt Neuenfelde den Hamburger Teil und Osten der Elbmarsch-Kulturlandschaft Altes Land dar. Nordöstlich von Neuenfelde liegt das Airbus-Werk Finkenwerder.
Neuenfelde Stadtteil von Hamburg | |
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Koordinaten | 53° 30′ 53″ N, 9° 47′ 44″ O |
Fläche | 15,5 km² |
Einwohner | 5228 (31. Dez. 2023) |
Bevölkerungsdichte | 337 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 21129 |
Vorwahl | 040 |
Bezirk | Harburg |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein |
Geschichte
BearbeitenNeuenfelde entstand aus den Dörfern Saschfeld und Niefeld, auf der ehemaligen Elbinsel Hasselwerder, ursprünglich Haslewarther und erstmals erwähnt in einer Urkunde von 1059. Die Vorsilbe Hassel verweist dabei auf Haselnussbüsche, Werder ist die Bezeichnung der Flussinsel. Hasselwerder wurde, wie die anderen umliegenden Gebiete, früh von Sachsen besiedelt. Niefeld oder auch Nigefeld ist gegenüber dem sächsischen Saschfeld das neuere Feld.[1]
Seit etwa 1140 wurden holländische Siedler ins Land geholt, um Deiche zu bauen und das tiefer liegende Binnenland zu kultivieren. Von ihnen wurde u. a. auch Nincop gegründet. Wann das war, ist auch hier nicht bekannt. Urkundlich wird der Ort erstmals 1257 erwähnt.
Diese von den Holländern gegründeten Dörfer wurden Marschhufendörfer genannt. Nach dem „Hollerrecht“ durften sie ihre kirchlichen und rechtlichen Angelegenheiten selbständig regeln und hatten auch Anspruch auf Siedlungsland.
Lange Zeit lebten diese beiden Bevölkerungsgruppen eher neben- als miteinander. Durch Sturmfluten, Deichsicherung und Hochzeiten wuchsen die Orte seit Beginn des 15. Jahrhunderts aber immer mehr zu einem Gemeinwesen zusammen.
Wachsende Schwierigkeiten in der Entwicklung der einzelnen Orte – u. a. bei Wegerecht, Be- und Entwässerung, Schulwesen – ließen gemeinsame Einrichtungen entstehen, wie das Kirchspiel Neuenfelde Ende des 15. Jahrhunderts, die Schule Neuenfelde, die Post Neuenfelde oder auch das Standesamt Neuenfelde. Dieses führte dann im Jahre 1929 mit Zustimmung der Stader Regierung zum Zusammenschluss der beiden Gemeinden Hasselwerder und Nincop zur neuen Gemeinde Neuenfelde.
Lange konnte Neuenfelde aber keine eigenständige Gemeinde bleiben. Zuerst ging Neuenfelde zum 1. August 1932 vom Kreis Jork in den Landkreis Harburg über,[2] um 1937 durch das „Groß-Hamburg-Gesetz“ seine Eigenständigkeit zu verlieren und als neue Gemeinde an Hamburg angeschlossen zu werden.
Die Sturmflut 1962 führte in Neuenfelde infolge zahlreicher Deichbrüche zu schweren Zerstörungen und forderte zehn Todesopfer.
Statistik
Bearbeiten- Anteil der unter 18-Jährigen: 22,6 % [Hamburger Durchschnitt: 16,6 % (2020)][3]
- Anteil der über 64-Jährigen: 14,8 % [Hamburger Durchschnitt: 18,0 % (2020)][4]
- Ausländeranteil: 31,1 % [Hamburger Durchschnitt: 17,7 % (2020)][5]
- Arbeitslosenquote: 7,0 % [Hamburger Durchschnitt: 6,4 % (2020)][6]
Das durchschnittliche Einkommen je Steuerpflichtigen beträgt in Neuenfelde 32.879 Euro jährlich (2013), der Hamburger Gesamtdurchschnitt liegt bei 39.054 Euro.[7]
Politik & Recht
BearbeitenNach dem gescheiterten Versuch der Stadt Hamburg, Grundstücke zu enteignen, die ihr für die Verlängerung der Airbus Start- und Landebahn an den Ortskern von Neuenfelde fehlten, setzte Airbus diese Startbahnverlängerung ohne die nicht erworbenen Flächen in einem Planänderungsverfahren durch. Hamburger Verwaltungsrichter verzichteten im Eilverfahren auf eine neuerliche Bedarfsprüfung und konnten so den Baustopp aufheben. Im Frühjahr 2006 begannen die Bauarbeiten im Neuenfelder Nordwesten, somit wurde der mittelalterliche Ringdeich um den „Rosengarten“ gebrochen, um die Start- und Landebahn nach Südwesten zu verlängern. Am 16. Juli 2007 wurde der neue Bahnabschnitt eingeweiht.
Bürgerschaftswahlen
BearbeitenDie Bürgerschaftswahl 2020 für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft, bei der Neuenfelde zum Wahlkreis Süderelbe gehört, brachte im Stadtteil folgendes Ergebnis:[8]
Bürgerschaftswahl | SPD | CDU | Grüne 1) | AfD | Linke 2) | FDP | Übrige |
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2020 | 48,7 % | 13,2 % | 11,5 % | 7,8 % | 6,4 % | 5,1 % | 5,9 % |
2015 | 51,6 % | 15,9 % | 7,7 % | 7,5 % | 5,6 % | 8,0 % | 3,7 % |
2011 | 46,4 % | 25,2 % | 9,6 % | – | 4,9 % | 11,0 % | 6,8 % |
2008 | 35,6 % | 45,8 % | 5,4 % | – | 3,8 % | 6,1 % | 3,4 % |
2004 | 26,8 % | 47,5 % | 9,0 % | – | – | 4,3 % | 12,4 % 3) |
2001 | 29,0 % | 32,5 % | 3,0 % | – | 0,2 % | 5,2 % | 30,1 % 4) |
Für die Bundestagswahl gehört Neuenfelde zum Wahlkreis Hamburg-Bergedorf – Harburg. Bei den Bezirksversammlungswahlen zählt der Stadtteil zum Wahlkreis Neugraben-Fischbek/Ost, Moorburg, Altenwerder, Francop, Neuenfelde, Cranz.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenKonzertreihen
BearbeitenDie Neuenfelder Orgelmusiken sind eine in den 1950er Jahren begründete Reihe monatlicher Konzerte auf der Arp-Schnitger-Orgel in der St.-Pankratius-Kirche. Sie finden von April bis Dezember jeden 1. Sonntag im Monat statt.
Die Musikwerft ist eine monatliche Konzertreihe des Vereins „Kultfeld, Verein für Kultur in Neuenfelde“ von September/Oktober bis März/April in der Neuenfelder Kirche.
Bauwerke
BearbeitenDie St.-Pankratius-Pfarrkirche von 1682 wurde auf einer Talsanddüne erbaut und in den folgenden fünfzig Jahren einheitlich barock eingerichtet. Die Kirche ist u. a. als Arp-Schnitger-Stätte berühmt, da der Orgelbaumeister in der Kirche seine letzte Ruhestätte fand. Außerdem befindet sich in der Kirche Schnitgers größte erhaltene zweimanualige Orgel, die 1688 entstandene Orgel von St. Pankratius. Nach einer Restaurierung der figürlichen Bemalung ihres Tonnengewölbes ist sie seit Oktober 2005 wieder täglich geöffnet.
Weiterhin befinden sich in Neuenfelde der Orgelbauerhof des Orgelbauers Arp Schnitger, diverse unter Denkmalschutz stehende Bauernhäuser sowie drei Prunkpforten aus dem 17. Jahrhundert, die vor den Höfen Quast, Palm und Jonas stehen.[9]
Regelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenNeuenfelder Markt: Am ersten Sonnabend im September laden seit 1978 fast alle Vereine, Einrichtungen und Gruppen aus Neuenfelde und Francop zum wiederbelebten „Neefeller Markt“ rund um die Neuenfelder Kirche ein. Auftakt ist ein Laternenumzug für Kinder am Vorabend, angeführt vom Spielmannszug der Neuenfelder Schützen.
Vom späten Vormittag des Markttages an säumen Kinder-Flohmarktstände den Organistenweg nahe der Kirche, in der jährlich wechselnde Ausstellungen zu sehen sind. Kurz danach öffnen auf dem Kirchenvorplatz die Marktstände der Vereine, die informieren und verpflegen, und die Kinderspielmeile mit Hüpfburg, Wasserspiel mit Feuerwehrschlauch, Ponyreiten und anderen Spielstationen. Traditioneller Höhepunkt ist – von heimischen Musik- und Tanzaufführungen gerahmt – der Wettkampf vieler Vereinsmannschaften um den „Wanderfloh“. Zum Abschluss erklingen Volkslieder, mitzusingen zum Schifferklavier und vorgetragen von der Liedertafel „Frohsinn“ Francop.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenNeuenfelde ist Teil des Obstanbaugebiets Altes Land. Größter Industriebetrieb ist die seit 1635 bestehende Sietas-Werft mit ca. 200 Mitarbeitern.
Verkehr
BearbeitenDie Buslinie 257 fährt von Neugraben kommend durch Neuenfelde und dann abwechselnd nach Jork und Cranz. Die Busse der Linie 150 fahren mehrmals stündlich vom Estebogen über Cranz den Finkenwerder Fähranleger durch den Elbtunnel bis zum Bahnhof Altona. Die Buslinie 550 fährt von Fischbek kommend durch Neuenfelde und dann weiter nach Finkenwerder. Die Fährlinie HBEL der HADAG fährt vom Sperrwerk Neuenfelde jeweils nach Cranz und Blankenese.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Arp Schnitger (1648–1719), Orgelbauer
- Georg Clemens von Finckh (1687–1756), evangelischer Theologe, Propst
- Elke Paulussen (* 1944), niederdeutsche Autorin; wuchs in Neuenfelde auf
- Matthias Arfmann (* 1964), Musikproduzent
- Konstantin Graudus (* 1965), Schauspieler
- Deniz Barış (* 1977), Fußballspieler
- Hermann Jonas, ehemaliger Landesbereichsführer der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg, Träger des goldenen Portugaleser und des Bundesverdienstkreuzes[10]
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Horst Beckershaus: Die Namen der Hamburger Stadtteile. Woher sie kommen und was sie bedeuten. Hamburg 2002, ISBN 3-434-52545-9, S. 81.
- ↑ Preußisches Staatsministerium: § 66, Verordnung über die Neugliederung von Landkreisen, vom 1. August 1932 Preußische Gesetzessammlung, Berlin 1932; Nr. 3, R. von Deckers Verlag, G. Schenk, 1932, S. 255–273
- ↑ Minderjährigenquote in den Hamburger Stadtteilen 2020
- ↑ Anteil der 65-Jährigen und Älteren in den Hamburger Stadtteilen 2020
- ↑ Ausländeranteil in den Hamburger Stadtteilen 2020
- ↑ Arbeitslosenquote in den Hamburger Stadtteilen 2020
- ↑ Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Hrsg.): Hamburger Stadtteil-Profile 2016 (= NORD.regional. Band 19). 2018, ISSN 1863-9518 (Online [PDF; 6,6 MB; abgerufen am 12. Februar 2018]).
- ↑ Stadtteilergebnis auf www.wahlen-hamburg.de, abgerufen am 31. Mai 2021
- ↑ Prunkpforte Hamburg. In: denkmalschutz.de. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, abgerufen am 28. Februar 2021.
- ↑ Hamburger Abendblatt: Hermann Jonas bekommt das Bundesverdienstkreuz. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.