LCR Engineering

schweizer Motorrad-Hersteller

LCR Engineering ist ein Schweizer Hersteller von Motorradgespannen für Strassen- und Renneinsatz, Rennwagen und Rahmen für Rennmotorräder, ansässig in Rheineck im Kanton St. Gallen.

Vorderansicht eines modernen LCR-Renngespannes ohne Verkleidung

Die Abkürzung LCR steht dabei für Louis Christen Racing, benannt nach dem Firmengründer. LCR ist seit 30 Jahren Vorreiter in der Entwicklung von Renngespannen und dominiert den Seitenwagen-Rennsport.

Heute stellt LCR Renngespanne der Formeln F1 (Seitenwagen-Weltcup) und F2 (Isle of Man TT) her.

Geschichte Bearbeiten

Firmengründer Louis Christen baute im Jahr 1971 seinen ersten Rennwagen, ein Formel-V-Fahrzeug mit 1300 cm³ Hubraum, mit dem er auch selbst bei Rennen startete. Bis 1985 stellte LCR insgesamt 35 Rennwagen der Klassen Formel V (1300 und 1600 cm³), Formel Ford (1600 und 2000 cm³) und Formel 3 her, die einige nationale Meisterschaften gewannen.

Im Jahr 1976 wurde das erste LCR-Renngespann mit Monocoque-Chassis konstruiert, das 1977 mit einer zusätzlichen Lenkung des Seitenwagenrades ausgestattet wurde. In der Saison 1978 feierte das Schweizer Duo Bruno Holzer / Karl Meierhans, ausgerüstet mit einem Yamaha-Motor, beim Grossen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps den ersten Grand-Prix-Sieg in der Motorrad-Weltmeisterschaft für LCR. Im folgenden Jahr gewannen die beiden in der Kategorie B2B (Gespanne mit einem oder zwei angetriebenen Rädern), mit sechs zweiten Plätzen bei sechs ausgetragenen Rennen, auf LCR-Yamaha den WM-Titel. Das eingesetzte Fahrzeug wies dabei die Besonderheit auf, dass der Pilot nicht, wie bis dahin üblich, in der Maschine kniete, sondern sass. Zur Saison 1980 änderte die FIM das Reglement und liess nur noch Gespanne mit herkömmlicher Konfiguration zu (kniender Fahrer), woraufhin eine komplett neue Maschine entwickelt werden musste.

Der Titelgewinn 1979 war der Beginn einer bis heute andauernden Vorherrschaft der LCR-Gespanne in der Seitenwagen-WM. Einige der erfolgreichsten Gespannpiloten überhaupt, wie der Schweizer Rolf Biland, Steve Webster aus Grossbritannien oder der Niederländer Egbert Streuer gewannen, ausgerüstet mit Yamaha-, Krauser- oder Suzuki-Motoren über 100 Grand-Prix- und Weltcup-Rennen.

Zwischen 1983 und 1989 stellte LCR ausserdem Monocoque-Rahmen für 80- bzw. 125-cm³-Rennmotorräder her, die in der Motorrad-WM ebenfalls sehr erfolgreich unterwegs waren. Zündapp und später Krauser setzten LCR-Rahmen in der 80-cm³-Klasse ein und gewannen mit dem Schweizer Piloten Stefan Dörflinger 1983 und 1984 je einmal den WM-Titel. In der Achtelliterklasse feierten LCR-Maschinen mit MBA-Motoren Grand-Prix-Siege.

 
Krauser-Domani-LCR-Gespann

1986 stellte LCR in Kooperation mit Krauser das Krauser-Domani-Strassengespann vor, das mit einem BMW-Motor ausgerüstet und über 100 mal gebaut wurde. Ausserdem konstruierte LCR 1987 zusammen mit einer anderen Firma ein Solarmobil, das an der Tour de Sol teilnahm. Des Weiteren existiert ein LCR-Dragster, der mit einem 1499-cm³-BMW-Turbo-Motor mit über 1000 PS bestückt ist, der von Nelson Piquet in der Formel 1 eingesetzt wurde.

Gespann-Weltmeister auf LCR Bearbeiten

 
2012er LCR-Renngespann von Pekka Päivärinta

LCR-Gespanne gewannen in der bis 1996 ausgetragenen Gespann-WM 14 Titel. Im Seitenwagen-Weltcup, der seit der Herauslösung der Klasse aus der Weltmeisterschaft 1997 ausgetragen wird, war man bisher 15 Mal siegreich.

(gelber Hintergrund = Seitenwagen-Weltcup)

Jahr Fahrer / Beifahrer Nation Maschine
1979 (Kat. B2B) Bruno Holzer / Karl Meierhans Schweiz  LCR-Yamaha
1981 Rolf Biland / Kurt Waltisperg Schweiz  LCR-Yamaha
1983 Rolf Biland / Kurt Waltisperg Schweiz  LCR-Yamaha
1984 Egbert Streuer / Bernd Schnieders Niederlande  LCR-Yamaha
1985 Egbert Streuer / Bernd Schnieders Niederlande  LCR-Yamaha
1986 Egbert Streuer / Bernd Schnieders Niederlande  LCR-Yamaha
1987 Steve Webster / Tony Hewitt Vereinigtes Konigreich  LCR-Yamaha
1988 Steve Webster / Tony Hewitt Vereinigtes Konigreich  LCR-Yamaha
1989 Steve Webster / Tony Hewitt Vereinigtes Konigreich  LCR-Krauser
1990 Alain Michel / Simon Birchall Frankreich  / Vereinigtes Konigreich  LCR-Krauser
1991 Steve Webster / Gavin Simmons Vereinigtes Konigreich  LCR-Krauser
1992 Rolf Biland / Kurt Waltisperg Schweiz  LCR-Krauser
1993 Rolf Biland / Kurt Waltisperg Schweiz  LCR-Krauser
1994 Rolf Biland / Kurt Waltisperg Schweiz  LCR-Swissauto
1997 Steve Webster / David James Vereinigtes Konigreich  LCR-ADM
1998 Steve Webster / David James Vereinigtes Konigreich  LCR-ADM/Honda
1999 Steve Webster / David James Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2000 Steve Webster / Paul Woodhead Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2001 Klaus Klaffenböck / Christian Parzer Osterreich  LCR-Suzuki
2003 Steve Webster / Paul Woodhead Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2004 Steve Webster / Paul Woodhead Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2005 Tim Reeves / Tristan Reeves Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2006 Tim Reeves / Tristan Reeves Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2007 Tim Reeves / Patrick Farrance Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2008 Pekka Päivärinta / Timo Karttiala Finnland  LCR-Suzuki
2009 Ben Birchall / Tom Birchall Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2010 Pekka Päivärinta / Adolf Hänni Finnland  / Schweiz  LCR-Suzuki
2011 Pekka Päivärinta / Adolf Hänni Finnland  / Schweiz  LCR-Suzuki
2012 Tim Reeves / Ashley Hawes Vereinigtes Konigreich  LCR-Suzuki
2013 Pekka Päivärinta / Adolf Hänni Finnland  / Schweiz  LCR-Suzuki
2014 Tim Reeves / Gregory Cluze Vereinigtes Konigreich  / Frankreich  LCR-Kawasaki
2015 Bennie Streuer / Geert Koerts Niederlande  LCR-Suzuki
2016 Pekka Päivärinta / Kirsi Kainulainen Finnland  LCR-BMW
2017 Ben Birchall / Tom Birchall Vereinigtes Konigreich  LCR-Honda
2018 Ben Birchall / Tom Birchall Vereinigtes Konigreich  LCR-Honda

Weblinks Bearbeiten

Commons: LCR Engineering – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien