Dieter Pfaff
Dieter Pfaff (* 2. Oktober 1947 in Dortmund; † 5. März 2013 in Hamburg) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur.
Leben und WerkBearbeiten
Pfaff wurde als Sohn eines Polizisten geboren. Als Kind liebte er die Schlager der 1950er-Jahre und lernte sie auswendig, woraufhin ihn seine Großmutter zum Friseur und zum Krämer mitnahm und ihn dort vor Publikum singen ließ.[1] Er besuchte das Aufbau- und Ernst-Barlach-Gymnasium in Unna[2] und machte dort 1968 das Abitur;[3] einer seiner Klassenkameraden war der Schriftsteller Heinrich Peuckmann.[4] In der Schule entdeckte er seine Neigung zum Schauspiel.[5] 1969 heiratete er seine Frau Eva, die er seit der Schulzeit kannte.[6] Er verließ sein Elternhaus früh und näherte sich seinem Vater erst wieder nach der Geburt seiner Kinder. Pfaff bedauerte den frühen Tod seines strengen Vaters im Alter von 58 Jahren, zu dem er ein intensives und schwieriges Verhältnis hatte.[1]
Zunächst begann Pfaff ein Lehramtsstudium in Germanistik und Geschichte.[7] Mit 22 Jahren brach er sein Studium ab und nahm sein erstes Engagement als Regieassistent am Theater Dortmund an.[8] Bis zu seinem 35. Lebensjahr war Pfaff Theaterdramaturg, später auch Autor und Regisseur in den Theatern von Paderborn, Dortmund, am Landestheater Tübingen, Nürnberg, München, am Theater am Turm (TAT) in Frankfurt am Main und in Landshut. Er zählte sich zu den politisch aktiven 68ern, die sich jedoch auf der Suche nach neuen Lebensmodellen gänzlich überforderten. Pfaff hielt die Geschichte seiner 68er-Generation für noch unaufgearbeitet – entgegen den Abrechnungen und Idealisierungen seiner Zeitgenossen.[5]
1983 erhielt er eine Professur für Schauspiel an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und übte sie sieben Jahre aus. Parallel dazu wurde er im Filmgeschäft aktiv. Beim Fernsehspiel Rita, Rita im Norddeutschen Rundfunk wurde er 1984 zum ersten Mal als Fernsehregisseur tätig. Mit etwa 35 Jahren erkannte er, dass er lieber Schauspieler als Regisseur war. Durch Nebenrollen in Fernsehfilmen und -serien, insbesondere ab 1984 als Polizist Otto Schatzschneider in der Krimiserie Der Fahnder, wurde er zum Charakterdarsteller.[7] Auch seinen ersten Adolf-Grimme-Preis erhielt er 1996 als Nebendarsteller in der RTL-Serie Balko (zusammen mit Jochen Horst und Ludger Pistor).[9]
Als 50-Jähriger stieg er mit selbst mitentwickelten Rollen zum Fernseh-Hauptdarsteller auf. In der RTL-Serie Bruder Esel spielte er 1996 einen Mönch, der sich verliebt und das Kloster verlässt. Zusammen mit Rolf Basedow und Dominik Graf schuf er für sich die Figur des Kommissars Sperling in der gleichnamigen Krimireihe. Beide Serien erhielten 1997 den Adolf-Grimme-Preis. In der ARD-Reihe Bloch spielte er ab 2002 in über 20 Filmen einen unkonventionellen Psychotherapeuten. Mit dieser Rolle erfüllte sich Pfaff einen früheren Berufswunsch.[10] In der Fernsehserie Der Dicke verkörperte er einen Rechtsanwalt in Hamburg, der seine Wirtschaftskanzlei verlässt und sich für die Probleme der kleinen Leute einsetzt.
Neben seiner Tochter Johanna, seinem Sohn Maximilian und mehreren Familienmitgliedern spielte er in einem 9-minütigen Film.[11]
Er war rotgrünblind.[12]
Sein Schwergewicht führte Pfaff nicht auf seinen Appetit, sondern auf seine Sensibilität zurück. Das Gewicht halte ihn von Höhenflügen ab. „Das Dicksein ist etwas, was mich erdet und mich am Boden festmacht.“[13][14]
Dieter Pfaff war seit 1969 mit der Produzentin Eva Maria Emminger verheiratet; sie hatten eine Tochter und einen Sohn (Zwillinge, * 1979; Regie-Assistentin, Schauspieler). Seit 1995 lebte Pfaff mit seiner Familie in Hamburg.[15] Seine Tochter, die als Regieassistentin arbeitet, lebt gemeinsam mit dem Regisseur Max Zähle.[16] Als seine Lieblingsschauspielerin nannte er Nadja Uhl,[17] eine frühere Filmpartnerin (Verhängnisvolles Glück, 2000), die ebenfalls in einem „Mehr-Generationen-Haus“ lebt.
In seiner Freizeit und auf dem Filmset sang er und begleitete sich dabei auf einer Gitarre.[1] In der Late-Night-Show Inas Nacht interpretierte er 2010 die Titel All Along the Watchtower und Ring of Fire. In Bloch: Der Fremde sang er zusammen mit Vadim Glowna den Titel You don't let it show. Er engagierte sich mehrere Jahre als UNICEF-Sonderbotschafter gegen den weltweiten Einsatz von Kindersoldaten und übernahm mit seiner Frau die Patenschaft für mehrere Kinder.[7]
Pfaff wollte eigentlich (Rock-)Sänger werden.[18]
Am 20. September 2012 gab seine Agentur bekannt, dass Dieter Pfaff an Lungenkrebs erkrankt sei.[19] Am 5. März 2013 erlag er im Kreise seiner Familie seinem Leiden.[20]
FilmografieBearbeiten
- 1981: Mein Freund, der Scheich
- 1983: Die Schaukel
- 1983: Martin Luther
- 1984: Treffer
- 1985: Gambit
- 1990: Bei mir liegen Sie richtig
- 1991: Die Blattlaus
- 1991: Manta – Der Film
- 1992: Langer Samstag
- 1994: Das Phantom – Die Jagd nach Dagobert
- 1994: Molls Reisen
- 1996: Kuppke
- 1998: Late Show
- 1998: Totalschaden
- 1999: Einer geht noch
- 1999: Ich habe nein gesagt
- 1999: Kaliber Deluxe
- 1999: Krieger und Liebhaber
- 1999: Nie mehr Zweite Liga
- 1999: Racheengel – Die Stimme aus dem Dunkeln
- 2000: Der tote Taucher im Wald
- 2000: Einer geht noch
- 2000: Eine Hand voll Gras
- 2000: Verhängnisvolles Glück
- 2000: Fremde Verwandte
- 2001: Newenas weite Reise
- 2001: Goebbels und Geduldig
- 2001: Zart und schuldig
- 2001: Ein Vater zum Verlieben
- 2001: Newenas weite Reise
- 2001: Die Frau, die an Dr. Fabian zweifelte
- 2001: Unser Pappa (Zweiteiler)
- 2002: Goebbels und Geduldig
- 2002: Die Affäre Semmeling
- 2002: Im Schatten der Macht
- 2003: Verrückt ist auch normal
- 2004: Unser Pappa – Herzenswünsche (3. Folge)
- 2005: Erinnere dich, wenn du kannst! (Fernsehfilm)
- 2012: Balthasar Berg – Sylt sehen und sterben
SerienBearbeiten
- 1977/1978: Die Straße
- Tatort (Fernsehreihe)
- 1980: Herzjagd
- 1982: Kuscheltiere
- 1986: Schwarzes Wochenende
- 1987: Zabou
- 1989: Blutspur
- 2002: Schatten
- 1984–1996: Der Fahnder (Krimiserie)
- 1986: Auf Achse
- 1988: Liebling Kreuzberg, Folge: Die Fehler der anderen
- 1988: Anwalt Abel
- 1989–1991: Knastmusik
- 1991: Die lieben Verwandten
- 1992: Unser Lehrer Doktor Specht
- 1994–1996: Balko (Krimiserie)
- 1995: Die Straßen von Berlin
- 1996: Bruder Esel
- 2000: Pfeifer
- 1996–2007: Sperling
- 2002–2013: Bloch (Fernsehserie)
- 2005–2013: Der Dicke
- 2004: Die Cleveren
- 2006–2007: Kommissar Beck – Die neuen Fälle (Fernsehreihe)
Dokumentation & TalkshowsBearbeiten
- 2001: Alfredissimo![Anmerkung 1]
- 2005: Der Selbsterfinder – Dieter Pfaff. Ein Porträt des Schauspielers.
- 2010: Inas Nacht
AuszeichnungenBearbeiten
Jahr | Auszeichnung | Kategorie | Film | Ergebnis |
---|---|---|---|---|
1996 | Adolf-Grimme-Preis | Serien und Mehrteiler | Balko | Gewonnen |
1997 | Adolf-Grimme-Preis | Serien und Mehrteiler | Bruder Esel | Gewonnen |
1997 | Telestar | Bester Darsteller in einer Serie | Bruder Esel | Gewonnen |
1997 | Goldener Löwe | Beste Serien-Schauspieler | Bruder Esel | Nominiert |
1999 | Bayerischer Fernsehpreis | Bester Schauspieler – Serien und Reihen | Sperling und der brennende Arm | Gewonnen |
1999 | Kulturpreis Friedrich S. vom KulturNetz Mannheim-Ludwigshafen e.V. [21] | biografische Kehrtwende | Gewonnen | |
2001 | Goldene Kamera | Bester Schauspieler TV-Film | Verhängnisvolles Glück und Krieger und Liebhaber | Gewonnen |
2008 | Steiger Award | Film | Gewonnen |
LiteraturBearbeiten
- Dieter Pfaff, Internationales Biographisches Archiv 02/2013 vom 8. Januar 2013, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
WeblinksBearbeiten
- Dieter Pfaff bei filmportal.de
- Dieter Pfaff in der Internet Movie Database (englisch)
- Profil bei seiner Agentur (Memento vom 1. Oktober 2012 im Internet Archive)
- Kurze Inhaltsangaben von Pfaffs Filmen
- Kommende Sendungen mit Pfaff im Fernsehen von Prisma
- Interviews
- Der Menschen-Forscher, Focus, Nr. 11, 15. März 2010
- Interview mit Dieter Pfaff auf NDR Info – Der Talk vom 24. März 2008
- Dieter Pfaff: Schauspieler bis an seine Grenzen auf SWR1 Radio Report vom 11. Juni 2007
- „Wir befinden uns in einer Zeit der Selbstdarsteller“, planet-interview.de, 9. März 2007
- „Selbst Hitchcock musste kämpfen“, stern, Nr. 14, 31. März 2005
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ a b c Heike Gätjen: „Der Dicke“ mit der dünnen Haut In: Hamburger Abendblatt, 20. November 2009.
- ↑ Marcus Esser: Krimiautoren in der Kirchenkanzel (Memento vom 11. November 2015 im Internet Archive) In: WAZ, 2. Juni 2009.
- ↑ Peuckmann lässt das Morden nicht (Memento vom 11. November 2015 im Internet Archive) In: WAZ, 5. November 2007.
- ↑ Mit Bahr und Bülow in der PEN-Vereinigung (Memento vom 10. November 2015 im Internet Archive) In: WAZ, 26. Mai 2008.
- ↑ a b Der Selbsterfinder – Dieter Pfaff. Ein Porträt des Schauspielers. In: WDR, 2005.
- ↑ Dieter Pfaff. (Memento vom 19. Dezember 2011 im Internet Archive) In: Beckmann, 10. Dezember 2007.
- ↑ a b c Claudia Pless: Dieter Pfaff wird 60 – Portrait eines Schauspielers. Bauernblatt, 12. März 2010, archiviert vom Original am 10. Februar 2013; abgerufen am 11. September 2019.
- ↑ Heike Gätjen: Das ist Dieter Pfaff. In: Hamburger Abendblatt, 20. November 2009.
- ↑ Dieter Pfaff im Munzinger-Archiv, abgerufen am 7. März 2013 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Eric Leimann: Dieter Pfaff – Die Therapie beginnt nach dem Film. (Memento vom 24. August 2009 im Internet Archive) In: monstersandcritics.de, 22. August 2009 (Interview).
- ↑ Inas Nacht #Episode 30 - Dieter Pfaff, Jan Delay, Alin Coen, Mista Wicked (28.10.2010). Abgerufen am 31. Oktober 2019 (deutsch).
- ↑ Kölner Treff, Mai 2009
- ↑ Gewicht hält von Höhenflügen ab. In: Bunte 14. Oktober 2009
- ↑ Dick durch Gefühlsbetontheit. Rheinische Post, 14. Oktober 2009, abgerufen am 7. Oktober 2019.
- ↑ Schauspieler Dieter Pfaff wird 60; (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive), MDR, 2. Oktober 2007
- ↑ Günter Fink: „Die Elbphilharmonie – ein Schildbürgerstreich“ In: Die Welt, 2. April 2012 (Interview).
- ↑ Fragebogen: Dieter Pfaff In: Focus, Nr. 25, 15. Juni 2009.
- ↑ Inas Nacht
- ↑ Dieter Pfaff an Krebs erkrankt – Dreharbeiten verschoben. In: Hamburger Abendblatt, 20. September 2012.
- ↑ Schauspieler Dieter Pfaff ist tot. In: Spiegel Online, 6. März 2013.
- ↑ Kulturpreis Friedrich S. (Memento vom 1. Januar 2007 im Internet Archive) vom KulturNetz Mannheim Rhein-Neckar e.V.
AnmerkungenBearbeiten
- ↑ https://www.happy-mahlzeit.com/koch-shows/alfredissimo/bioleks-lammhaxen-mit-rotwein-geschmort/ https://www.happy-mahlzeit.com/koch-shows/alfredissimo/dieter-pfaff-artischocken-gem%C3%BCse/ (Rezept von Dieter Pfaff und Alfred Biolek)
Personendaten | |
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NAME | Pfaff, Dieter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler und Regisseur |
GEBURTSDATUM | 2. Oktober 1947 |
GEBURTSORT | Dortmund |
STERBEDATUM | 5. März 2013 |
STERBEORT | Hamburg |