Vadim Glowna

deutscher Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent

Vadim Glowna (* 26. September 1941 in Eutin, Schleswig-Holstein; † 24. Januar 2012 in Berlin[1]) war ein deutscher Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.

Vadim Glowna (2006)
Vadim Glowna im November 2006 auf dem Filmfest Biberach
Vadim Glowna im Juni 2007 in Ludwigshafen
Grab von Vadim Glowna auf dem Waldfriedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Leben Bearbeiten

Vadim Glowna wurde 1941 in der holsteinischen Kreisstadt Eutin geboren, wuchs nach der Trennung seiner Eltern aber als Schlüsselkind in Hamburg auf. Der polnische Nachname Glowna stammt von seinem Stiefvater, der zuerst als Kapitän eines Schiffes und in der Nachkriegszeit als Pilot bei der Lufthansa arbeitete.[2] Die Mutter betrieb einen eigenen Blumenladen. Das Familienleben war anscheinend schwierig: Der jugendliche Vadim verließ mehrfach tagelang das Zuhause auf eigene Faust ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Ein Studium der Theologie brach er ab und schlug sich als Seemann, Hotelpage, Taxifahrer, Schlagzeuger und Journalist durch. Ein Statistenjob brachte ihn schließlich auf die Idee, eine Schauspielschule zu besuchen. Danach bekam er 1962/63 eine Rolle in dem Weihnachtsmärchen Es war einmal am Hamburger Schauspielhaus. Glowna wurde daraufhin vom Theaterintendanten Kurt Hübner entdeckt und an dessen Bremer Theater gefördert.[3] In der Spielzeit 1972/73 trat er in Hamburg noch einmal in drei Produktionen unter der Regie von Claus Peymann, Niels-Peter Rudolph und Dieter Giesing auf.

Ab Mitte der 1960er Jahre wirkte Glowna in über 160 Kino- und Fernsehfilmen mit, unter anderem mit Romy Schneider und Claude Chabrol. Sein Debüt als Regisseur hatte er 1981 mit dem Spielfilm Desperado City, für den er bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet wurde.

1980 gründete Glowna mit seiner damaligen Ehefrau Vera Tschechowa – sie waren von 1967 bis 1991 verheiratet – die Produktionsfirma Atossa-Film. Das Ehepaar wohnte jahrelang im geerbten Vorstadthaus in München-Obermenzing; und Vadim Glowna adoptierte Tschechowas Sohn, den späteren Filmkomponisten Nikolaus Glowna.[4] 2000 hatte er eine Professur für Filmregie (Regie und Kamera) an der Kunstakademie Düsseldorf übernommen. Später siedelte Vadim Glowna nach Berlin über.

Im November 2006 lief Glownas erster Kinofilm seit vierzehn Jahren an. Das Haus der schlafenden Schönen basiert auf dem Buch Die schlafenden Schönen (deutscher Buchtitel) von Yasunari Kawabata. Angeregt wurde das Projekt durch den mit Glowna befreundeten Schriftsteller Bodo Kirchhoff. Glowna schrieb das Drehbuch, führte Regie, spielte die Hauptrolle und produzierte den Film; Maximilian Schell und Angela Winkler übernahmen weitere tragende Rollen.

Glowna war ein gefragter Charakterdarsteller von Außenseitern.[5] Er war leicht erkennbar an seiner heiseren, kehligen Stimme.

Vadim Glownas letztes Projekt, das er als Regisseur und Produzent (Atossa-Film) verwirklichen wollte, war ein Film über Che Guevara in Hamburg, Che lebt ...! nach dem Drehbuch von Volker Führer – Glowna sah es als Abschlussteil seiner Hamburg-Trilogie (nach Desperado City und Dies rigorose Leben), eine Liebeserklärung an diese Stadt.

Im September 2006 veröffentlichte der Ullstein Verlag unter dem Titel Der Geschichtenerzähler – Erinnerungen Glownas Memoiren. Einen seiner letzten Auftritte hatte Glowna in der Psychodrama-Fernsehreihe Bloch in der Episode Der Fremde. Diese Folge wurde am 20. Juni 2012 im Ersten ausgestrahlt.

Vadim Glowna starb im Januar 2012 im Alter von 70 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus. Der Schauspieler hatte bereits seit Jahren an Diabetes gelitten.[6] Sein Grab befindet sich auf dem landeseigenen Waldfriedhof Heerstraße in Berlin-Westend (Grablage: 8-D-18).[7]

Werke Bearbeiten

Als Regisseur (Auswahl) Bearbeiten

Kino Bearbeiten

Bei fast allen genannten Spielfilmen schrieb Glowna auch das Drehbuch.

Fernsehen Bearbeiten

  • 1970: Der Kommissar – Der Mord an Frau Klett (Fernsehserie)
  • 1993: TatortBauernopfer (Fernsehreihe, auch Drehbuch)
  • 1995: Eine Frau wird gejagt (Fernsehserie)
  • 1998: Der Schnapper – Blumen für den Mörder (Fernsehfilm)

Darüber hinaus mehrere Regiearbeiten für Fernsehserien wie Peter Strohm (1996), Siska (6 Folgen zwischen 1998 und 2008) und Der Alte (18 Folgen zwischen 1996 und 2010).

Als Darsteller (Auswahl) Bearbeiten

Spielfilme Bearbeiten

Fernsehfilme Bearbeiten

Darüber hinaus Fernsehserienauftritte in Der Alte, Ein Fall für zwei, Rosa Roth, Die Männer vom K3, Der letzte Zeuge (Bitter im Abgang), Polizeiruf 110, Nachtschicht und (Nachtschicht – Tod im Supermarkt).

Hörspiele und Hörbücher (als Sprecher) Bearbeiten

Bücher Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Vadim Glowna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jens Dirksen: Vadim Glowna – der Mann für die markanten Außenseiter ist tot. In: DerWesten vom 26. Januar 2012.
  2. Jürgen Overkott: Vadim Glowna: „John Lennon spannte mein Mädchen aus“. (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive) In: DerWesten vom 11. Januar 2009, Interview.
  3. Peter von Becker: Kurt Hübner : Der Herausforderer. In: Tagesspiegel vom 23. August 2007.
      Ulrich Seidler: Was wären Zadek und Stein ohne ihn? Der Theaterintendant Kurt Hübner ist 90-jährig verstorben : Bremer Frühling. In: Berliner Zeitung vom 24. August 2007.
  4. Vadim Glowna im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Peter Luley: Zum Tode Vadim Glownas. Der milde Extremist. In: Spiegel online vom 26. Januar 2012: „Ein wenig hat Vadim Glowna die Außenseiterrolle, die er in vielen Filmen mit so viel Inbrunst interpretiert hat, wohl auch in seinem Leben kultiviert.“
  6. Berlin trauert um Vadim Glowna. In: B.Z. 27. Januar 2012. Abgerufen am 23. November 2019.
  7. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 486. Vadim Glowna. Schauspieler, Regisseur. Auf: http://www.berlin.friedparks.de/. Abgerufen am 23. November 2019.
  8. WDR: Hörspiel "Das Glück von Ferida" von Eva Maria Mudrich. 13. Februar 2023, abgerufen am 13. Februar 2023.
  9. Poke - Tod im Cyberspace. Abgerufen am 17. Juni 2023.