Die Architektur in Wien verändert sich seit dem Beginn der baulich dokumentierbaren Geschichte Wiens um 100 n. Chr. ständig und beherbergt daher viele Bauwerke der verschiedensten Epochen. Bis zur Zweiten Türkenbelagerung 1683 spricht man in Wien von einer Architekturgeschichte des heutigen ersten Gemeindebezirks, Innere Stadt.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderst kann das erste Mal von einer "wienerischen Architektur" gesprochen werden, als Kaiser Joseph II. Wien zur kulturellen Hochblüte führte und zu einer Barockstadt machte, von der heute nur mehr wenig zu sehen ist. Das heutige Wiener Stadtbild wurde einerseits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert mit vielen klassizistischen Bauten und vor allem andererseits in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts mit den Bauwerken des Historismus geprägt.

Weitere prägende Architekturstile im 20. Jahrhundert sind zum Einen der Jugendstil, dessen Vereinigung bildender Künstler Secession international einflussreich war, zum Anderen die Siedlungsarchtiktur des "Roten Wiens" zur Zeit der Ersten Republik sowie die Postmoderne Architektur, die sich auf Grund der geopolitischen Lage an der Grenze zu Osteuropa im Gegensatz zur restlichen Welt eigenständig entwickelte.

Römerlager bis Romanik (100 - ca. 1300) Bearbeiten

 
Lageplan des Legionslagers Vindobona um 250 n. Chr.
 
Die Ruprechtskirche seit 1161, die älteste Kirche Wiens.
 
Innenansicht des gotischen Langschiffes zu St. Stephan

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Vindobona bis Renaissance)

Die Straßenführung bzw. Umrisse des Legionslagers Vindobona, welches von 100 n. Chr. bis ca. 500 n. Chr. existierte, ist größtenteils heute noch zu erkennen. So war beispielsweise die heutige Herrengasse ein Teil der einstigen Limesstraße und die Naglergasse der ehemalige Begrenzungswall. Salzgries, Rotgasse, Graben, Kramergasse, Wipplingerstraße, Marc-Aurel-Straße und Tuchlauben sind weitere heutige Straßen und Gassen, deren Verlauf auf das Straßennetz der Römerzeit zurückzuführen ist[1].

Nachdem das Legionslager um 500 abbrannte, danach nicht wieder errichtet wurde und des Weiteren bis 955 immer wieder schwere Gefechte bei Wien geführt wurden, konnte erst ab 976 mit der Erhebung Wiens zur Markgrafschaft bzw. 1137 mit der Verlegung des Resisdenzsitzes der Babenberger durch Leopold IV. (1108 - 1141) von Klosterneuburg nach Wien, eine sichere Siedlungstätigkeit gewährleistet werden. Unter seiner Herrschaft wurde der Hohe Markt zum Hauptplatz der Siedlung, deren Ausdehnung sich noch nicht über jenen des Römerlagers erstreckte.

Um 1000 entwickelte sich in Europa mit der Romanik die erste Kunstepoche seit der Antike. Bauwerke aus dieser Zeit die der Hoch- und Spätromanik zuzuorden sind, wären die Ruprechtskirche (1161), Peterskirche (12. Jh.), Maria am Gestade (12. Jh.), bzw. das Kloster St. Maria bei den Schotten (1156). Jenseits der Lagergrenzen am Platz des heutigen gotischen Stephansdom wurde die romanische Stephanskirche (1137, bzw. 1230/40 spätromanischer Neubau) erbaut, von der heute nur mehr das Hauptportal auf der Westseite des spätromanische Neubaus erhalten geblieben ist. Abgesehen davon ist von diesen Bauwerken heute lediglich die Ruprechtskirche weitestgehend in ihrer damaligen Gestalt noch erhalten[1].

Ein weiterer Meilenstein in der Wiener Stadtstruktur ist die zu dieser Zeit erbaute Stadtmauer, welche mit Hilfe der aus der Gefangennahme von Richard Löwenherz erpressten Lösegelder erbaut werden konnte und Wien bis 1857 begrenzen sollte.

Mit der Verleihung des Stadt- und Stapelrechts 1221 wurde eine Zeit der wirtschaftlichen Blüte eingeleitet, was eine sukzessive Vergrößerung der Stadt zur Folge hatte. Ottokar II. Přemysl, der nach dem Aussterben der Babenberger um 1246 die Stadt eroberte und Wien somit von 1251 bis 1276 in das mährische Reich der Přemysliden eingliederte, verlegte die Burg vom Platz am Hof an die heutige Stelle des Amalientraktes der Hofburg[2].

Gotik (ca. 1300 - 1517) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Gotik)

Nachdem Ende des 13. Jahrhunderts Wien von mehreren Feuersbrünsten heimgesucht und somit ein großer Teil der Bausubstanz beschädigt wurde - unter anderem das Dach der romanischen Stephanskirche[3] - stand im 14. Jahrhundert einer gotische Umgestaltung der Siedlung bevor[1].

Schon 1278 übernahm Rudolf I. von Habsburg die Herrschaft von Wien, welche sich aber erst im Laufe des 14. Jh. etablieren konnten. Zu dieser Zeit erfolgte zunächst mit dem Bau eines gotischen Chors (1304 - 1340) der Umbau der Stepahnskirche, ehe ab 1359 der Neubau des gotischen Langhauses begann. Neben der Errichtung der Stephanskirche in ihrer heutigen Gestalt war Erzherzog Rudolf IV. (1339-1365) auch für die Gründung der Universität Wien (1365) verantwortlich[1].

Weitere bedeutende gotische Bauwerke dieser Zeit sind die Deutschordenskirche (1326), die Augustinerkirche (1330), die Malteserkirche (1340) oder die Kirche am Hof (1386). Ein profanes Bauwerk dieser Zeit wäre der Schweizerhof der Hofburg, welcher allerdings im 16. Jh. massiv im Sinne der Renaissance umgebaut wurde. In manchen Wohnhäusern des Judenplatzes, der Nagler-, Schönlatern- bzw. Blutgasse sind teilweise noch heute die gotischen Baukerne erhalten geblieben[4].

Renaissance (1517 - ca. 1600) Bearbeiten

 
Stadtplan von Wien (1547)

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Renaissance)

Mit Martin Luthers Thesenanschlag 1517 wurde in Wien die Glaubensspaltung eingeleitet, wobei sich der Protestantismus kurz aber schnell festigte. Auswirkungen auf die Architektur hatte diese Revolution in Kombination mit dem Renaissance-Humanismus nach italienischen Vorbild ab ca. 1550. Kaiser Ferdinand I. ließ die Stallburg (1558) als künftige Residenz seines Sohnes Maximilian II. (1527-1576) errichten. Sie beherbergt den wohl größten Renaissancearkadenhof Wiens[1].

Während der Regentschaft des Humanisten und Pazifisten Kaiser Maximilian II. kam es zu keiner nennenswerten baulichen Änderung innerhalb der Stadtmauern, vielmehr ist der Bau von Schloss Neugebäude (1568) im heutigen Kaiserebersdorf als größtes profanes Bauwerk der Renaissance nördlich der Alpen[5] und die Errichtung des Grünen Lusthauses (1560) am Ende der von seinem Vater errichteten Prater Hauptallee bemerkenswert[2]. Maximilian II. stellte seinen Ruf als Visionär mit dem Kauf des Areals auf dem später das Schloss Schönbrunn entstand und der Verwandlung des Praters in ein kaiserliches Jagdrevier in dem die nächsten 200 Jahre keine Bautätigkeit statfinden sollte, unter Beweis. Damit legte er den Grundstein für bedeutende und große Teile des heutigen Wiener Stadtbilds[2].

Nach dessen Tod, leitete sein Nachfolger Rudolf II. (1552-1612) wieder die Wende zum Katholizismus und zur Scholastik ein. Während seiner Regentschaft klang die Zeit der Renaissance mit dem Bau der Amalienburg (1575), als Teil der Hofburg, sowie der Franziskanerkirche (1603), mit ihrer Kirchenfassade im Stil der Renaissance nach süddeutschem Vorbild, aus[1].

Barock (1600 - 1789 n. Chr.) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Barock)

Gemeinsam mit Rudolf II. setzte auch Gegenreformation ein. So wurden Anfang des 17. Jh. in Wien zwischen 1580 und 1640 etwa 50 Bürgerhäuse geopfert um neun neue Klöster zu gründen[2]. Architekten aus Italien, welche den Stil des Barock in Wien verbreiteten, hatten dabei den größten Stilprägenden Einfluss.

Bedeutende klerikale Bauwerke dieser Zeit sind beispielsweise die Jesuitenkirche (1626) oder der nach einem Erdbeben im 15. Jahrhundert dringend Notwendige Umbau des Schottenstifts (1638)[1]. Die Zahl der Verwaltungsgebäude in Wien stieg zu dieser Zeit ebenfalls stark an, da durch die Zunahme staatlicher Zentralisierungstendenzen diese gebraucht wurden[2]. Beispiele dafür wären das Palais Starhemberg (1661), welches das heutige Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung beherbergt, das Palais Esterházy (1685) oder das Palais Lobkowitz (1685) von Giovanni Pietro Tencala, in welchem heute das Österreichische Theatermuseum untergebracht ist[1].

Nachdem die Zweite Türkenbelagerung erfolgreich überstanden und das von den Türken besetzte Ungarn ins Habsburgerreich eingegliedert wurde, änderte sich auch die geopolitische Lage der Stadt, welche massive Einflüsse auf die Stadtstruktur hatte. Als ehemalige Grenzstadt, die regelmäßig von schweren Gefechten heimgesucht wurde, konnte eine kontinuierliche Ausdehnung der Stadt über die Begrenzungsmauer hinaus nicht erfolgen, da die Vorstädte meistens stark zerstört wurden[2]. Nun befand sich die Stadt in Mitten des Habsburgerreiches, was zu einer sukzessiven Vergrößerung der Vororte und einer Verzehnfachung der Bevölkerungszahlen bis zum Ende des 18. Jh. führte[1].

Auf Grund dieser neuen Stabilität und der in Europa sich durchsetzenden merkantilen Wirtschaftsform lies Kaiser Karl VI. (1685–1740) die existierenden Wiener Fernstraßen (heute: Rennweg, Praterstraße, Triesterstraße, Mariahilfer Straße oder Linzerstraße) zu einem Netz von "Kommerzialstraßen" ausbauen, an denen sich Manufakturen für die Exportproduktion ansiedeln sollten[2]. Zur selben Zeit kam es auch zu einer Veränderung der Statussymbole, denn nun besaß man besonders hohes soziales Kapital wenn man ein Palais in den grünen Vorstädten baute. Um die neu entstehenden Vorstädte mit ihren Manufakturen und Residenzen der Adeligen vor herumstreunenden Räuberbanden zu schützen, wurde 1704 ein Linienwall, der in etwa an der Stelle der heutigen Wiener Gürtelstraße verlief, errichtet. All diese baulichen Veränderungen wurden auf Kosten der bis dahin florierenden Weinlandwirtschaft getätigt, die nach der Zerstörungswut der Türken nicht wieder aufgebaut wurden[4].

Eine weitere Besonderheit Wiens ist die verworrene Besitzstruktur in den Vorstädten, die einen vollständig einheitlichen Architekturstil verhinderte.

Klassizismus und Biedermaier (1789 - 1848 n. Chr.) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Klassizismus und Biedermaier)


Historismus (1848 - 1914 n. Chr.) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Historismus)


Jugendstil (1897 - 1918 n. Chr.) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Jugendstil)


Das Rote Wien (1918 - 1938 n. Chr.) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Das Rote Wien)


Nationalsozialismus (1938 - 1945 n. Chr.) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Nazionalsozialismus)


Postmoderne, Neuer Urbanismus und Dekonstruktivismus (1965 - 1993 n. Chr.) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Postmoderne)


Das Neue Wien (ab 1994 n. Chr.) Bearbeiten

siehe auch Hauptartikel: Liste der Bauwerke in Wien (Das Neue Wien)

Quellen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h i Panek, Sandy et al. (2007), Wien: Der Architekturführer.- Wien.
  2. a b c d e f g Sarnitz, August (2008), Architektur Wien: 700 Bauten.- Wien, New York
  3. Kleindel, Walter (2004), Österreich. Zahlen, Daten, Fakten.- Salzburg, 5. Auflage.
  4. a b Czeike, Felix und Helga Czeike (1999), Wien: Kunst, Kultur und Geschichte der Donaumetropole.- Köln online bei Google Book Search.
  5. "Wien - Neugebäude". online unter burgen-austria.com; Stand: 2009-07-07.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten