Geoff Lees

britischer Automobilrennfahrer

Geoffrey Thompson „Geoff“ Lees (* 1. Mai 1951 in Atherstone, Warwickshire) ist ein ehemaliger britischer Autorennfahrer.

Geoff Lees
Geoff Less (Zweter von rechts) bei der Siegerehrung nach dem 500-km-Rennen von Donington 1992
Nation: Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Automobil-/Formel-1-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Großbritannien 1978
Letzter Start: Großer Preis von Frankreich 1982
Konstrukteure
1978 Mario Deliotti Racing · 1979 Tyrrell · 1980 Shadow &  Ensign &  Theodore Racing (Williams) · 1982 Theodore &  Lotus
Statistik
WM-Bilanz: keine WM-Platzierung
Starts Siege Poles SR
5
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:

Die Anfänge der Karriere Bearbeiten

Geoff Lees lebte in seiner Kindheit und Jugend in seinem Geburtsort der nur rund zehn Kilometer von der Mallory-Park-Rennstrecke entfernt liegt. Dort traf er eines Tages auf den Rennfahrer Graham Hill und nachdem er einige Worte mit diesem gewechselt hatte, beschloss Lees Rennfahrer zu werden.

Er begann eine Lehre als Automechaniker und kaufte sich vom ersten selbstverdienten Geld sofort einen Rennwagen. 1971 fuhr Lees in der britischen Formel-Ford-Meisterschaft und belegte auf Anhieb den vierten Platz. Da ihm das Geld für weitere Einsätze fehlte, nahm er in den nächsten beiden Jahren nur an dem Meisterschaftslauf in Silverstone teil. Erst 1974 hatte er genug gespart um wieder eine komplette Saison bestreiten zu können. 1975 schließlich gewann er die Meisterschaft.

1976 und 1977 nahm Lees an der Formel-Ford-Europameisterschaft teil. Er belegte den dritten und vierten Gesamtrang.

1978 wechselte er in die britische Aurora-AFX-Formel-1-Serie. Er fuhr für das Team Mario Deliotti Racing. Einsatzauto war im Wesentlichen der Ensign N175, ein Unikat, das 1975 von Ensign und 1976 sowie 1977 von HB Bewaking Systems in der Formel 1 eingesetzt worden war, bevor es für die Saison 1978 von Mario Deliotti Racing übernommen wurde. In dieser Saison gewann er drei Rennen und versuchte zusätzlich noch sich mit dem Ralt-Honda in der Formel-2-Europameisterschaft zu etablieren. Sein bestes Resultat dabei war ein vierter Rang.

1979 wechselte Lees erneut die Rennserie und wurde Gesamtdritter in der CanAm-Meisterschaft.

In der Formel 1 Bearbeiten

1978 Bearbeiten

1978 bekam Lees bei seinem Heim-Grand-Prix erstmals die Chance, in der Formel 1 anzutreten. Mario Deliotti Racing meldete den bekannten Ensign N175 mit Cosworth-DFV-Motor. Lees verpasste allerdings mit dem veralteten Auto die Qualifikation.

1979 Bearbeiten

Im nächsten Jahr wurde Lees von Ken Tyrrell für den Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring als Ersatz für den erkrankten Jean-Pierre Jarier verpflichtet. Lees qualifizierte sich im Mittelfeld und brachte das Auto auf einem respektablen siebten Rang ins Ziel.

1980 Bearbeiten

1980 wollte sich Lees endgültig in der Formel 1 etablieren. Ab dem Grand Prix von Südafrika übernahm Lees den zweiten Shadow von Stefan Johansson als Stammfahrer. Hier fuhr er zunächst einen Shadow DN11; ab dem Großen Preis von Monaco wurde dann der DN12 eingesetzt, eine verbesserte Version des Vorgänger-Fahrzeugs. Lees’ Bemühungen blieben vergeblich, da Shadow in großen finanziellen Problemen steckte und die notwendigen finanziellen und logistischen Mittel fehlten, um die Autos zur Rennreife zu bringen. Bei fünf Versuchen gelang es Lees lediglich bei seinem Debüt, die Qualifikationshürde zu überspringen. Nach dem Großen Preis von Frankreich zog sich Shadow aus der Formel 1 zurück.

Später im Jahr wurde Lees von Mo Nunn als zweiter Pilot für das Ensign-Formel-1-Team für die Grands Prix in Zandvoort und Monza verpflichtet. Lees startete dort unter mit einem Rennstall namens Unipart Racing Team; tatsächlich wurde dieses Team ebenfalls von Ensign betreut. In Holland konnte sich Lees auf dem letzten Startplatz qualifizieren und musste das Rennen nach 22 Runden, nach einer Kollision mit Vittorio Brambilla, aufgeben. In Italien konnte sich Lees nicht qualifizieren.

Beim Saisonabschlussrennen in Watkins Glen schließlich erschien Lees bei einem Team, das sich Theodore Racing nannte. Dieser Rennstall hatte organisatorisch und rechtlich nichts mit dem Team Theodore Racing zu tun, das 1978 sowie von 1981 bis 1983 in der Formel 1 aktiv war und ab 1981 auf der Substanz des ehemaligen Shadow-Teams aufbaute. Vielmehr handelte es sich um das britische Team RAM Racing, das in der Saison 1980 den US-Amerikaner Kevin Cogan mit einem Williams FW07B-Cosworth an den Start gebracht hatte. Geoff Lees kaufte sich mit Geld von Theodore Racing bei RAM für dieses einzelne Rennen ein. RAM stellte das Auto und organisierte den Einsatz. Lees gelang in der Qualifikation keine gezeitete Runde.

1982 Bearbeiten

Nach einem Jahr Pause nahm Geoff Lees 1982 nochmals an zwei Grand Prix teil. Beim Grand Prix von Kanada in Montreal wurde sein Theodore TY02 beim ersten Start, bei dem Ricardo Paletti ums Leben kam, irreparabel beschädigt, so dass Lees auf den zweiten Start verzichten musste. In Frankreich ersetzte Lees den verletzten Nigel Mansell bei Lotus. Einem 24. Platz im Training folgte ein zwölfter im Rennen. Es sollte Lees letzter Grand Prix werden.

1987 Bearbeiten

Beinahe wäre es noch zu einem dreizehnten Formel-1-Rennwochenende gekommen. 1987 ersetzte Lees den Japaner Satoru Nakajima als offizieller Formel-1-Testfahrer von Honda. Er drehte unzählige Testrunden am Steuer eines Williams FW11 Honda. Für den Grand Prix von Japan hatte Lees einen Sponsor gefunden der ihm, mit Erlaubnis von Honda, einen einmaligen Formel-1-Einsatz finanzieren wollte. Erste Wahl waren die Honda Teams: Frank Williams entschied sich jedoch gegen den Einsatz eines dritten Autos. Lotus wäre bereit gewesen dieses einzusetzen, jedoch pochte Ayrton Senna auf sein vertraglich zugesichertes Zugriffsrecht auf den Ersatzwagen. So fehlte ein Einsatzauto für Lees. Dieser wurde sich daraufhin mit Arrows handelseinig, doch nun spielte der japanische Sponsor, der auf einen Einsatz in einem Honda getriebenen Fahrzeug pochte, nicht mit.

Auffällig ist, dass Lees bei nur zwölf Grand Prix, zu denen er gemeldet war, für insgesamt sechs verschiedene Teams in acht verschiedenen Autos antrat.

Sonstige Rennen Bearbeiten

1981 wurde Geoff Lees in einem Werks-Ralt-Honda mit drei Saisonsiegen überlegen Formel-2-Europameister. Zwei Jahre später gewann er auch die Japanische Formel-2-Meisterschaft. Er ist der einzige Europäer, der diesen Titel erhielt.

Nach dem Ende seiner Formel-1-Karriere wanderte Lees für mehr als zehn Jahre nach Japan aus. Er nahm dort an Rennen zur japanischen Sportwagen-Meisterschaft und Formel-2-Serie teil, erzielte dabei viele Siege, heiratete eine Japanerin und erfreut sich in Japan bis heute großer Beliebtheit.

Ende der 90er Jahre kehrte Lees nach Europa zurück und bestritt auf McLaren und Lister Storm die FIA-GT-Meisterschaft. Geoff Lees trat 14 mal bei den 24-Stunden-Rennen von Le Mans an. Sein Debüt gab er schon 1982 für Nimrod. Seine beste Platzierung blieb Rang 6, beim Rennen 1990 im Werks-Toyota 90C-V, an der Seite von Masanori Sekiya und Hitoshi Ogawa.

Ende 2000 erklärte Lees seinen Rücktritt vom aktiven Motorsport.

Zitat von Geoff Lees Bearbeiten

  • „Es war das schlechteste Auto, das ich in meinem Leben gefahren bin. Es machte mir wirklich Angst.“ (Geoff Lees über den Shadow DN12 von 1980)

Statistik Bearbeiten

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Gesamtübersicht Bearbeiten

Saison Team Auto Rennen Nichtqualifikationen Starts Punkte Position
1978 Mario Deliotti Racing Ensign N175 Cosworth 1 1 - - -
1979 Tyrrell Tyrrell 009 Cosworth 1 - 1 - -
1980 Shadow Shadow DN11- & DN12-Cosworth 5 4 1 - -
1980 Ensign Ensign N180 Cosworth 2 1 1 - -
1980 Theodore Racing Williams FW07B Cosworth 1 1 - - -
Gesamtergebnis 1980 8 6 2 - -
1982 Theodore Racing Theodore TY02 Cosworth 1 - 1 - -
1982 Lotus Lotus 91 Cosworth 1 - 1 - -
Gesamtergebnis 1982 2 - 2 - -
Gesamt 12 7 5 - -

Einzelergebnisse Bearbeiten

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
1978                                
DNQ
1979                              
7
1980                            
13* DNQ DNQ DNQ DNQ DNF DNQ DNQ
1982                                
DNF 12
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse Bearbeiten

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1982 Vereinigtes Konigreich  Nimrod Racing Automobiles Nimrod NRA/C2 Vereinigtes Konigreich  Tiff Needell Vereinigtes Konigreich  Bob Evans Ausfall Motorschaden
1985 Japan  Dome Team Dome 85C Schweden  Eje Elgh Japan  Toshio Suzuki Ausfall Kupplungsschaden
1986 Japan  Tom’s Co. Ltd. Dome 86C Japan  Satoru Nakajima Japan  Masanori Sekiya Ausfall Motorschaden
1987 Japan  Toyota Team Tom’s Toyota 87C-L Schweden  Eje Elgh Australien  Alan Jones Ausfall kein Benzin
1988 Japan  Toyota Team Tom’s Toyota 88C Japan  Kaoru Hoshino Japan  Masanori Sekiya Rang 12
1989 Japan  Toyota Team Tom’s Toyota 89C-V Vereinigtes Konigreich  Johnny Dumfries Vereinigtes Konigreich  John Watson Ausfall Unfall
1990 Japan  Toyota Team Tom’s Toyota 90C-V Japan  Hitoshi Ogawa Japan  Masanori Sekiya Rang 6
1992 Vereinigtes Konigreich  Toyota Team Tom’s Toyota TS010 Australien  David Brabham Japan  Ukyo Katayama Ausfall Motorschaden
1993 Japan  Toyota Team Tom’s Toyota TS010 Niederlande  Jan Lammers Argentinien  Juan Manuel Fangio II Rang 8
1995 Vereinigtes Konigreich  Lister Cars Ltd. Lister Storm GTS Vereinigtes Konigreich  Rupert Keegan Vereinigtes Konigreich  Dominic Chappell Ausfall Getriebeschaden
1996 Vereinigtes Konigreich  Newcastle United Lister Lister Storm GTL Vereinigtes Konigreich  Tiff Needell Vereinigtes Konigreich  Anthony Reid Rang 19
1997 Vereinigtes Konigreich  Newcastle United Lister Lister Storm GTL Vereinigtes Konigreich  Tiff Needell Sudafrika  George Fouché Ausfall Unfall
1998 Japan  Toyota Motorsport Toyota GT-One Deutschland  Ralf Kelleners Belgien  Thierry Boutsen Ausfall Getriebeschaden
2000 Deutschland  Thomas Bscher Promotion BMW V12 LM Deutschland  Thomas Bscher Frankreich  Jean-Marc Gounon Ausfall Unfall

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft Bearbeiten

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1982 Nimrod Racing Nimrod NRA/C2 Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Deutschland  NÜR Frankreich  LEM Belgien  SPA Italien  MUG Japan  FUJ Vereinigtes Konigreich  BRH
DNF DNF DNF
1985 Dome Dome 85C Italien  MUG Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  HOK Kanada  MOS Belgien  SPA Vereinigtes Konigreich  BRH Japan  FUJ Malaysia  SEL
DNF 9
1986 Team Tom‘s Dome 86C Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜN Vereinigtes Konigreich  BRH Spanien  JER Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ
DNF 9
1987 Team Tom‘s Toyota 87C-L Spanien  JAR Spanien  JER Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜN Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ
DNF DNF
1988 Team Tom‘s Toyota 88C
Toyota 88C-V
Spanien  JER Spanien  JAR Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Tschechien  BRÜ Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Belgien  SPA Japan  FUJ Australien  SAN
12 22
1989 Team Tom‘s Toyota 89C-V
Toyota 88C
Japan  SUZ Frankreich  DIJ Spanien  JAR Vereinigtes Konigreich  BRH Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  DON Belgien  SPA Mexiko  MEX
20 4 7 8
1990 Team Tom‘s Toyota 90C-V Japan  SUZ Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Belgien  SPA Frankreich  DIJ Deutschland  NÜR Vereinigtes Konigreich  DON Kanada  MOT Mexiko  MEX
4 DNF 12 DNF DNF DNF 7 DNF
1991 Team Tom‘s Toyota TS010 Japan  SUZ Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Deutschland  NÜR Frankreich  MAG Mexiko  MEX Japan  AUT
6
1992 Team Tom‘s Toyota TS010 Italien  MON Vereinigtes Konigreich  SIL Frankreich  LEM Vereinigtes Konigreich  DON Japan  SUZ Frankreich  MAG
1 DNF DNF 3 2 3

Weblinks Bearbeiten

Commons: Geoff Lees – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien