In der Mathematik beschreibt der Superstarrheitssatz von Margulis (engl.: Margulis superrigidity theorem) die Darstellungen von Gittern in Lie-Gruppen von höherem Rang. Eine Folgerung aus dem Superstarrheitssatz ist die Arithmetizität dieser Gitter.

Motivation

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Darstellungen von Gruppen sind in Mathematik und Physik von großer Bedeutung. Deshalb würde man gerne zu gegebenen Gruppen ihre Darstellungen, etwa nach   oder auch in andere Lie-Gruppen klassifizieren.

Der Margulissche Superstarrheitssatz versucht dies für Gruppen, die bereits ein Gitter   in einer Lie-Gruppe   (vom  -Rang  ) sind, zum Beispiel   als Gitter in  . (Damit die Bedingung   erfüllt ist, muss in diesem Beispiel   sein.) Für solche Gitter gibt die Inklusion   eine offensichtliche Darstellung in die Lie-Gruppe   und darüber hinaus liefert jede Darstellung der Lie-Gruppe   in eine andere Lie-Gruppe   auch eine Darstellung von   in  . Da sich die endlich-dimensionalen Darstellungen von Lie-Gruppen vollständig klassifizieren lassen, bleibt dann noch die Frage, ob das Gitter darüber hinaus weitere Darstellungen besitzt.

Gitter in Lie-Gruppen haben in der Regel zahlreiche Homomorphismen auf endliche Gruppen. Zum Beispiel hat   surjektive Homomorphismen nach   für jede natürliche Zahl  . Falls eine solche endliche Gruppe in einer Lie-Gruppe   als Untergruppe vorkommt, dann liefert der Homomorphismus eine Darstellung von   in die Lie-Gruppe  .

Der Superstarrheitssatz besagt, dass dies die beiden einzigen Möglichkeiten für Darstellungen von   in   sind.

Der Superstarrheitssatz gilt nicht für Gitter in   und  . Beispielsweise sind Flächengruppen Gitter in  , für ihre Darstellungen nach   gilt aber nicht der Mostowsche Starrheitssatz, und weiterhin haben sie auch zahlreiche treue Darstellungen in  , die nicht Einschränkungen von Darstellungen   sind, siehe Quasifuchssche Gruppe und Cannon-Thurston-Abbildungen. Ähnlich gilt zwar für   für Gitter in   der Mostowsche Starrheitssatz, jedoch lassen sich manche Gitter   in   deformieren, ohne dass diese Deformationen sich zu Darstellungen   fortsetzen ließen.[1]

Aussage des Superstarrheitssatzes

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Sei   eine nicht-kompakte einfache Lie-Gruppe, die nicht lokal isomorph zu   oder   ist, und sei   ein Gitter in  .

Dann ist jede Darstellung   mit Zariski-dichtem Bild

Verallgemeinerungen

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Die obige Formulierung ist nicht die allgemeinstmögliche. Zum Beispiel gilt die Aussage auch dann noch, wenn das Bild der Darstellung statt   eine einfache Lie-Gruppe   mit trivialem Zentrum oder wenn   nur eine halbeinfache Lie-Gruppe, dann aber   ein irreduzibles Gitter und das Bild   Zariski-dicht in   ist.

Eine noch allgemeinere Formulierung im Kontext algebraischer Gruppen ist die folgende.[2]

Sei

  •   eine zusammenhängende, halbeinfache, reelle algebraische Gruppe ohne kompakten Faktor und sei  .
  •   ein irreduzibles Gitter in  .
  •   ein lokaler Körper der Charakteristik 0, d. h.   oder eine endliche Erweiterung von  

und sei   eine einfache, zusammenhängende, algebraische  -Gruppe. Sei   ein Homomorphismus mit Zariski-dichtem Bild. Dann gilt:

  1. Wenn   und   nicht kompakt ist, dann kann   zu einem rationalen Homomorphismus  , definiert über   (also einen Homomorphismus   induzierend) fortgesetzt werden.
  2. Wenn   ist, dann ist entweder   kompakt, or   kann zu einem rationalen Homomorphismus   fortgesetzt werden.
  3. Wenn   total unzusammenhängend ist, dann ist   kompakt.

Literatur

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  • Michael Gromow, Pierre Pansu: Rigidity of lattices: an introduction. Geometric topology: recent developments (Montecatini Terme, 1990), 39–137, Lecture Notes in Math., 1504, Springer, Berlin, 1991. Online (pdf)
  • G. A. Margulis: Discrete subgroups of semisimple Lie groups. Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete (3), 17. Springer-Verlag, Berlin, 1991. ISBN 3-540-12179-X
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Einzelnachweise

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  1. Dennis Johnson; John Millson: Deformation spaces associated to compact hyperbolic manifolds. Discrete groups in geometry and analysis (New Haven, Conn., 1984), 48–106, Progr. Math., 67, Birkhäuser Boston, Boston, MA, 1987. online (PDF; 2,1 MB)
  2. Theorem 5.6 in Margulis, op.cit.