Neuenhof AG

Gemeinde im Kanton Aargau, Schweiz
AG ist das Kürzel für den Kanton Aargau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Neuenhoff zu vermeiden.

Neuenhof (schweizerdeutsch: ˌnœi̯əˈhoːf)[5] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau. Sie gehört zum Bezirk Baden und liegt im mittleren Limmattal, rund drei Kilometer südöstlich des Bezirkshauptorts Baden.

Neuenhof
Wappen von Neuenhof
Wappen von Neuenhof
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Badenw
BFS-Nr.: 4034i1f3f4
Postleitzahl: 5432
Koordinaten: 667120 / 255303Koordinaten: 47° 26′ 42″ N, 8° 19′ 43″ O; CH1903: 667120 / 255303
Höhe: 412 m ü. M.
Höhenbereich: 357–702 m ü. M.[1]
Fläche: 5,38 km²[2]
Einwohner: 8972 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 1668 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
50,5 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindeammann: Martin Uebelhart
Website: www.neuenhof.ch
Sicht von Wettingen über die Limmat auf Neuenhof
Sicht von Wettingen über die Limmat auf Neuenhof

Sicht von Wettingen über die Limmat auf Neuenhof

Lage der Gemeinde
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Karte von Neuenhof
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Geographie Bearbeiten

 
Luftbild (1957)

Das Dorf liegt auf einer lang gezogenen Ebene zwischen dem linken Ufer der Limmat und dem steilen Ostabhang des Heitersbergs, einem Hügelzug zwischen dem Limmattal und dem Reusstal. Die grösstenteils bewaldete Heitersberg-Kette ragt steil auf und besteht auf dem Gemeindegebiet aus mehreren aneinandergereihten Hügeln. Von Nordwesten nach Südosten sind dies der Oberhau (617 m ü. M.), der Hinterhau (628 m ü. M.), der Rüslerhau (649 m ü. M.) und der Sennenberg (701 m ü. M.). Das Gelände um den Rüslerhau ist eine Rodungsinsel mit dem kleinen Weiler Rüsler (634 m ü. M.) und dem gleichnamigen Passübergang. In einer Flussschlaufe in der nordwestlichen Ecke des Gemeindegebiets, gegenüber dem Kloster Wettingen, liegt das moderne Quartier Webermühle, das durch die Autobahn, eine Hauptstrasse und dem mäandrierenden Fluss vom restlichen Dorf getrennt ist.[6]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 538 Hektaren, davon sind 267 Hektaren bewaldet und 151 Hektaren überbaut.[7] Der höchste Punkt befindet sich auf 701 Metern auf dem Sennenberg, der tiefste auf 360 Metern an der Limmat. Nachbargemeinden sind Wettingen im Norden, Würenlos im Nordosten, Killwangen im Südosten, Oberrohrdorf im Südwesten, Fislisbach im Westen und Baden im Nordwesten.

Geschichte Bearbeiten

1975 gruben Archäologen im Oberdorf Reste eines römischen Gutshofes aus. Verschiedene Funde von Münzen, Ziegelstempeln und Keramik deuten darauf hin, dass das Gebäude vom späteren 1. bis zum mittleren 3. Jahrhundert bewohnt war.[8] Die weitere Geschichte bis ins Mittelalter ist wenig erforscht. Im 13. Jahrhundert entstand der «neue Hof», ein Selbstversorgungsbetrieb des Klosters Wettingen auf der anderen Seite der Limmat. Die Mönche bewirtschafteten den Hof zunächst selbst, verpachteten ihn aber später an Leibeigene, die eine kleine Siedlung errichteten. Die Erwähnung dieses Hofes im Lehnsbrief vom 13. Oktober 1393, der vom österreichischen Landvogt Engelhart, Herr zu Winsperg in Baden ausgestellt wurde, ist zugleich die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung von Neuenhof (damals noch als Nuiwen Hof).[5]

Im Mittelalter lag die Landesherrschaft bei den Habsburgern. 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau. Neuenhof war nun Teil des Amtes Wettingen in der Grafschaft Baden, einer gemeinen Herrschaft. Das Dorf blieb weitgehend vom Kloster abhängig. Diese enge Bindung verhinderte die Entstehung anderer Berufszweige. Im 16. Jahrhundert war Neuenhof ein reines Bauerndorf mit bloss einem Dutzend Häusern. Im März 1798 nahmen die Franzosen die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Neuenhof war zunächst eine Gemeinde im kurzlebigen Kanton Baden, seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau.

Am 9. August 1847 eröffnete die Schweizerische Nordbahn die erste Eisenbahnlinie der Schweiz zwischen Zürich und Baden. Obwohl die Strecke durch die Gemeinde führte, erhielt sie erst im Mai 1990 einen eigenen Bahnhof. Neuenhof wandelte sich allmählich von einem Bauern- zu einem Industriedorf. Es entstanden zahlreiche Fabriken, welche die Wasserkraft der Limmat nutzten, darunter die Weberei Damsau und die Webermühle. Ab 1950 setzte ein rasanter Aufschwung ein, als Neuenhof immer mehr in den Sog der schnell wachsenden Agglomeration Zürich geriet. Innerhalb von nur zwanzig Jahren stieg die Einwohnerzahl um fast das Vierfache. Die 1971 eröffnete Autobahn war Fluch und Segen zugleich. Zwar ermöglichte sie eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung, doch die Fahrbahn schnitt das Dorf entzwei, und der stetig zunehmende Verkehr führte zu massiver Lärmbelastung. Diese Fehlplanung konnte mit einer im Mai 2003 eröffneten Überdeckung korrigiert werden.

Die Gemeinde Neuenhof und die Nachbarstadt Baden strebten eine Fusion auf den 1. Januar 2012 an. Am 30. März 2010 stimmten sowohl die Gemeindeversammlung von Neuenhof als auch der Einwohnerrat von Baden dem Fusionsprojekt zu. Das Vorhaben scheiterte jedoch in der Volksabstimmung vom 13. Juni 2010 an der ablehnenden Haltung der Stimmbürger Badens. Durch eine Fusion wäre Baden zur grössten Gemeinde des Kantons aufgestiegen. Als Gründe für die Fusion waren seitens Neuenhof fehlende Entwicklungsperspektiven und finanzielle Schwierigkeiten bei einem Alleingang genannt worden.[9]

Wappen Bearbeiten

 
Katholische Kirche von Neuenhof
 
Die Limmat bei der Überbauung Webermühle

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Geteilt von Gelb und Rot, belegt von zwei fünfstrahligen Sternen in gewechselten Tinkturen.» Auf der Karte des Kantons Zürich von 1667 war ein blau-rot geteiltes Wappen mit zwei gelben Sternen abgebildet. Die blaue Farbe ersetzte man 1953 durch Gelb.[10]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bevölkerung Bearbeiten

Die Einwohnerzahlen entwickelten sich wie folgt:[13]

Jahr 1780 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2020
Einwohner 179 394 872 1275 1986 4433 7164 7203 7707 7613 8178 8954

Am 31. Dezember 2022 lebten 8972 Menschen in Neuenhof, der Ausländeranteil ist mit 50,5 % mehr als doppelt so hoch als der kantonale Durchschnitt. Bei der Volkszählung 2015 bezeichneten sich 36,7 % als römisch-katholisch und 11,6 % als reformiert; 51,7 % waren konfessionslos oder gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[14] 73,8 % gaben bei der Volkszählung 2000 Deutsch als ihre Hauptsprache an, 8,7 % Italienisch, 5,5 % Serbokroatisch, 2,0 % Türkisch, 1,9 % Albanisch, 1,3 % Spanisch, 0,9 % Französisch und 0,7 % Englisch.[15]

Politik und Recht Bearbeiten

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Er wird im Majorzverfahren vom Volk gewählt, seine Amtsdauer beträgt vier Jahre. Der Gemeinderat führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm vom Kanton zugeteilt wurden. Für Rechtsstreitigkeiten ist in erster Instanz das Bezirksgericht Baden zuständig. Neuenhof gehört zum Friedensrichterkreis IV (Wettingen).[16]

Neuenhof führte 1966 den Einwohnerrat ein, schaffte diesen aber 1997 wieder ab und kehrte zur «ordentlichen Gemeindeorganisation» mit Gemeindeversammlung zurück.[17]

Seit 1984 ist Holzgerlingen im Landkreis Böblingen Partnerstadt von Neuenhof.[18]

Wirtschaft Bearbeiten

In Neuenhof gibt es gemäss der im Jahr 2015 erhobenen Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT) rund 2450 Arbeitsplätze, davon 1 % in der Landwirtschaft, 25 % in der Industrie und 74 % im Dienstleistungsbereich.[19] Die meisten der in Neuenhof wohnenden Erwerbstätigen sind Wegpendler. Diese arbeiten in der Agglomeration Baden, in Spreitenbach und weiteren Limmattalgemeinden oder in der Stadt Zürich.

Verkehr Bearbeiten

Mitten durch das Dorf verläuft die vielbefahrene Hauptstrasse 3 zwischen Baden und Zürich. Sie kreuzt sich am nördlichen Dorfrand mit der Autobahn A1, dort befindet sich auch eine Anschlussstelle. Die 1990 eröffnete Bahnstation wird halbstündlich durch eine Linie der S-Bahn Zürich bedient. Neuenhof wird auch von drei Buslinien der RVBW erschlossen; während der Stosszeit fährt alle fünf bis zehn Minuten ein Bus. An Wochenenden verkehren eine Nacht-S-Bahn (WinterthurZürich HBBadenBruggLenzburgAarau) und ein Nachtbus von Baden nach Dietikon.

Bildung Bearbeiten

In Neuenhof besteht die Möglichkeit die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule zu absolvieren. Die Bezirksschule kann in Wettingen oder Baden besucht werden. Die nächstgelegenen Gymnasien sind die Kantonsschule Baden und die Kantonsschule Wettingen.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Neuenhof AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 261–262.
  6. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1070, Swisstopo.
  7. Arealstatistik Standard – Gemeinden nach 4 Hauptbereichen. Bundesamt für Statistik, 26. November 2018, abgerufen am 19. Juni 2019.
  8. Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 187.
  9. Abstimmungsergebnis als Kombination von Misstrauen gegenüber Neuenhof, Steuersituation und Politik. (PDF; 179 kB) Stadt Baden, GfS Bern, August 2010, archiviert vom Original am 2. Mai 2016; abgerufen am 19. Juni 2019.
  10. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 226.
  11. Pfarrei Neuenhof: Lokalitäten (Memento vom 13. Februar 2013 im Internet Archive)
  12. Isabella Meili-Rigert: Katholische Pfarrkirche St. Joseph in Neuenhof. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 740, Serie 74). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2003, ISBN 978-3-85782-740-2.
  13. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. (Excel) In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistik Aargau, 2001, archiviert vom Original am 8. Oktober 2018; abgerufen am 19. Juni 2019.
  14. Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit, 2015. (Excel) In: Bevölkerung und Haushalte, Gemeindetabellen 2015. Statistik Aargau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2019; abgerufen am 1. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  15. Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. (Excel) Statistik Aargau, archiviert vom Original am 10. August 2018; abgerufen am 19. Juni 2019.
  16. Friedensrichterkreise. Kanton Aargau, abgerufen am 19. Juni 2019.
  17. Urs Hofmann: Der Einwohnerrat: Demokratieverlust oder Demokratiegewinn? (PDF, 62 kB) Departement Volkswirtschaft und Inneres, 14. März 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Mai 2017; abgerufen am 27. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch
  18. Rahel Bühler: Neuenhof und Holzgerlingen: Sie sind in Freundschaft verbunden. Limmatwelle, 15. Mai 2019, abgerufen am 19. Juni 2019.
  19. Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT). (Excel, 157 kB) Statistik Aargau, 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Mai 2019; abgerufen am 1. Juni 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ag.ch