Laudenau

Ortsteil von Reichelsheim im Odenwaldkreis, Hessen

Laudenau ist ein Ortsteil der Gemeinde Reichelsheim im südhessischen Odenwaldkreis im Odenwälder Wiesental.

Laudenau
Koordinaten: 49° 43′ N, 8° 48′ OKoordinaten: 49° 42′ 57″ N, 8° 48′ 19″ O
Höhe: 386 (318–409) m ü. NHN
Fläche: 3,31 km²[1]
Einwohner: 350 (2017)[2]
Bevölkerungsdichte: 106 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 64385
Vorwahl: 06164

Geschichte Bearbeiten

Ersterwähnung Bearbeiten

Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes stammt von 1012.[3] In erhaltenen Urkunden wurde Laudenau unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):

  • Lutenhaha (1012)
  • Ludenowe (1347)
  • Ludena (1398–1400)
  • Ludenaw (1433)
  • Ludenau (1443)
  • Laudenaw uff der Eberbach (1561)
  • Laudenau unter den Bäumen (17. Jahrhundert)
  • Laudenau (1748)

Verwaltungsgeschichte und Gerichtszugehörigkeit Bearbeiten

Laudenau gehörte als Kondominat den Grafen von Erbach und den Herren von Gemmingen.

In der Grafschaft Erbach gehörte Laudenau zum Amt Reichenberg der Grafschaft Erbach. Das Patrimonialgericht Laudenau hatten allerdings die Freiherren von Gemmingen inne. Die Mediatisierung 1806 unterstellte die Grafschaft dem Großherzogtum Hessen. 1826 trat die Familie Gemmingen ihre Rechte an dem Patrimonialgericht an den Staat ab.[4] Laudenau gehörte nun zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Lindenfels, ab 1874 zum Kreis Bensheim, der seit 1939 nach dem Zusammenschluss mit dem damaligen Landkreis Heppenheim den Namen Landkreis Bergstraße trägt.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Nach einer Bürgerbefragung im Zuge der Gebietsreform in Hessen schloss sich die bis dahin selbständige Gemeinde Laudenau zum 1. Juli 1971 freiwillig der Gemeinde Reichelsheim an[5][6] und kam so zum Landkreis Erbach, der im Jahr darauf den Namen Odenwaldkreis erhielt. Für Laudenau sowie für die meisten im Zuge der Gebietsreform nach Reichelsheim eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Gerichte

1826 trat die Familie von Gemmingen ihre Rechte an dem Patrimonialgericht an den Staat ab. Nach Auflösung des Patrimonialgerichts 1827 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung „provisorisch“ zunächst für ein Jahr das Landgericht Lichtenberg[8], dann ab 1828 das Landgericht Michelstadt wahr[9], ab 1853 das Landgericht Fürth[10], ab 1879 das Amtsgericht Fürth[11], ab 1904 das Amtsgericht Reichelsheim[12] und nach dessen Auflösung 1968 das Amtsgericht Michelstadt.[13]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Laudenau angehört(e):[3][14][15]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Laudenau: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2011
Jahr  Einwohner
1829
  
137
1834
  
274
1840
  
297
1846
  
317
1852
  
304
1858
  
325
1864
  
319
1871
  
335
1875
  
325
1885
  
322
1895
  
316
1905
  
312
1910
  
304
1925
  
285
1939
  
247
1946
  
338
1950
  
313
1956
  
278
1961
  
253
1967
  
246
1970
  
257
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
318
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Zensus 2011[17]

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Laudenau 318 Einwohner. Darunter waren 21 (6,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 42 Einwohner unter 18 Jahren, 342 zwischen 18 und 49, 141 zwischen 87 und 64 und 45 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 141 Haushalten. Davon waren 42 Singlehaushalte, 39 Paare ohne Kinder und 45 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 24 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 102 Haushaltungen lebten keine Senioren.[17]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Laudenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. 1927: Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Juli 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Reichelsheim.

Einzelnachweise

  1. Daten/ Fakten. In: Internetauftritt. Gemeinde Reichelsheim, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2016.
  2. Ortsteil Laudenau. In: Webauftritt der Gemeinde Reichelsheim, abgerufen im Juli 2018.
  3. a b c d Laudenau, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Bekanntmachung, die Abtretung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit der Freifrau von Gemmingen in den Ortschaften Laudenau, Kleingumpen und Winterkasten an den Staat betreffend vom 9. Februar 1827. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 6 vom 2. März 1827, s. 33.
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; Abs. 16. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358.
  7. Hauptsatzung § 6. (PDF; 281 kB) Gemeinde Reichelsheim, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Oktober 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.reichelsheim.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Bekanntmachung, die Abtretung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit der Freifrau von Gemmingen in den Ortschaften Laudenau, Kleingumpen und Winterkasten an den Staat betreffend vom 9. Februar 1827. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 6 vom 2. März 1827, s. 33.
  9. Reus, [ohne Seitenzählung] Abschnitt: Landgericht Lichtenberg.
  10. Bekanntmachung, 1. die Errichtung neuer Landgerichte zu Darmstadt und Waldmichelbach,
    2. die künftige Zusammensetzung der Stadt- und Landgerichtsbezirke in der Provinz Starkenburg betreffend
    vom 20. Mai 1853. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 19 vom 26. April 1853, S. 221–230 (223f).
  11. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  12. Bekanntmachung, die Errichtung eines Amtsgerichts in Reichelsheim i. O. betreffend vom 1. März 1904. In: Großherzogliches Ministerium der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1904 Nr. 6, S. 84 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,9 MB]).
  13. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 2, Abs. 1 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  14. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  17. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.