Ober-Ostern

Ortsteil von Reichelsheim im Odenwaldkreis, Hessen

Ober-Ostern ist ein Ortsteil der Gemeinde Reichelsheim im südhessischen Odenwaldkreis.

Ober-Ostern
Koordinaten: 49° 40′ N, 8° 51′ OKoordinaten: 49° 40′ 19″ N, 8° 50′ 52″ O
Höhe: 322–353 m ü. NN
Fläche: 5,86 km²[1]
Einwohner: 407 (2016)[2]
Bevölkerungsdichte: 69 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64385
Vorwahlen: 06164, 06253
Blick auf Ober-Ostern (2019)
Blick auf Ober-Ostern (2019)

Geographische Lage Bearbeiten

Ober-Ostern und Unter-Ostern teilen sich die Lage im Tal des Osterbachs, der als rechter östlicher Quellbach zusammen mit dem Mergbach die Gersprenz bildet. Dabei nimmt Ober-Ostern das Tal oberhalb der Einmündung des Erzbachs ein, den der Osterbach etwa auf seiner halben Länge von Südosten aufnimmt. Naturräumlich liegt das Tal im Vorderen Odenwald, dem aus kristallinem Gestein mit kleinteilig strukturiertem Oberflächenrelief gebildeten Teil des Odenwalds. Die Gemarkungsfläche beträgt 573 Hektar (1961), davon sind 204 Hektar bewaldet.

Der Ort besteht in der historischen Bausubstanz aus relativ gleichmäßig im Tal verstreuten Bauernhöfen. In der verkehrsgünstigen Lage am Südrand der Gemarkung nahe der Bundesstraße 460 ist daneben noch einige Wohnbebauung entstanden, die an die Ortslage von Weschnitz unmittelbar angrenzt.

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Die älteste erhalten gebliebene Namensform Osterenaha ist für das Jahr 880 urkundlich bezeugt und meint einen nach Osten fließenden Bach. Die nächste Erwähnung als Obern Osterna datiert von 1321.

Seit 1398 sind die Schenken von Erbach mit Rechten an dem Dorf Osterna belehnt. Die Erwähnung eines Stein-(Bergwerks)-Zehnten lässt auf Erträge aus dem Bergbau schließen. Bis in die 1920er Jahre wurde Schwerspat abgebaut.

Ober-Ostern gehörte zum Amt Reichenberg der Grafschaft Erbach, die 1806 zum Großherzogtum Hessen kam. Ab 1822 gehörte Ober-Ostern zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Lindenfels, ab 1874 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Am 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Ober-Ostern zeitgleich mit vier weiteren Gemeinden im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Reichelsheim i. Odw. eingegliedert.[3] Für Ober-Ostern sowie für die meisten im Zuge der Gebietsreform nach Reichelsheim eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]

Gerichte Bearbeiten

Nach Auflösung des Amtes Erbach 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Ober-Ostern das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1853 das Landgericht Fürth und ab 1879 das Amtsgericht Fürth, ab 1904 das Amtsgericht Reichelsheim und nach dessen Auflösung 1968 erneut das Amtsgericht Fürth.

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Ober-Ostern angehört(e):[5][6][7]

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerstruktur 2011 Bearbeiten

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ober-Ostern 402 Einwohner. Darunter waren 15 (3,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 72 Einwohner unter 18 Jahren, 144 zwischen 18 und 49, 75 zwischen 50 und 64 und 108 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 135 Haushalten. Davon waren 30 Singlehaushalte, 45 Paare ohne Kinder und 51 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 87 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Ober-Ostern: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2011
Jahr  Einwohner
1829
  
347
1834
  
388
1840
  
388
1846
  
426
1852
  
485
1858
  
481
1864
  
467
1871
  
462
1875
  
433
1885
  
472
1895
  
442
1905
  
396
1910
  
368
1925
  
350
1939
  
360
1946
  
419
1950
  
392
1956
  
344
1961
  
313
1967
  
333
1970
  
332
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
402
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[5]; Zensus 2011[9]

Historische Religionszugehörigkeit Bearbeiten

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Ehemalige Schule

Als ortsbildprägendes Kulturdenkmal steht die jetzt als Kindergarten genutzte Alte Schule in der Mitte von Ober-Ostern, ein im Jahr 1900 im Stil einer Villa errichtetes Fachwerkgebäude mit Untergeschoss aus Sandsteinquadern.[10]

Es gibt drei Gaststätten und vier Vereine (Freiwillige Feuerwehr, Gesangverein, den Kastelruther-Spatzen-Fanclub Ostertal und die Theatergruppe Noachtwäwwere). Des Weiteren gibt es eine Kelterei, ein Alten- und Seniorenheim, ein Autohaus und einen Wohnmobilhersteller als Arbeitgeber im Dorf, sowie mehrere große und kleine Landwirte.

Regelmäßige Veranstaltungen sind jeweils im ersten Wochenende im September Kirchweih (Hawwerkerb) und an Ostern der Ostermarkt mit dem größten Osterhasen-Hampelmann der Welt (Guinness-Buch der Rekorde).

Im Zuge der Schaffung eines von der UNESCO unterstützten Geoparks im Odenwald rund um Reichelsheim wurden an vielen Stellen Tafeln zur Erklärung der lokalen Geologie aufgestellt (siehe bergbaukundlicher Wanderweg Rohrbach-Bockenrod). Auch wurde in Ober-Ostern ein Stollen, der früher zum Versuchsabbau von Schwerspat (Baryt) angelegt worden war, der Öffentlichkeit unter fachkundiger Führung zugänglich gemacht.

Verkehr Bearbeiten

Ober-Ostern wird für den überörtlichen Verkehr durch die Kreisstraße K 52 erschlossen, die als Ostertalstraße am Ortsende von Unter-Ostern von der Landesstraße L 3105 abzweigt und kurz hinter der Kreisgrenze zum Kreis Bergstraße in Weschnitz in die als Siegfriedstraße bekannte Bundesstraße 460 einmündet.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Johann Peter Arras (* 5. November 1870 in Ober-Ostern; † 30. Juni 1939 ebenda), hessischer Politiker (HBB) und Abgeordneter des Landtags des Volksstaates Hessen in der Weimarer Republik.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ober-Ostern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Michelstadt) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Reichelsheim.

Einzelnachweise

  1. Daten/ Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Reichelsheim, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2016.
  2. Ortsteil Ober-Ostern. In: Webauftritt der Gemeinde Reichelsheim, abgerufen im Juli 2018.
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358.
  4. Hauptsatzung § 6. (PDF; 281 kB) Gemeinde Reichelsheim, abgerufen im Oktober 2020.
  5. a b c Ober-Ostern, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  10. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Ehemalige Schule In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen