Jasmin Tabatabai
Jasmin Tabatabai (persisch یاسمین طباطبائی [jɔːsˈmiːn tæbɔːtæbɔːˈiː]; * 8. Juni 1967 in Teheran) ist eine deutsch-iranische Schauspielerin, Synchronsprecherin, Hörbuchsprecherin und Musikerin.
LebenBearbeiten
Kindheit und JugendBearbeiten
Der aus dem Iran stammende Vater Jasmin Tabatabais und ihre deutsche Mutter lernten sich 1956 auf dem Münchner Oktoberfest kennen.[1] Von 1958 bis 1979 lebte die Familie in Teheran, wo Jasmin Tabatabai die Deutsche Schule Teheran besuchte. Während der Islamischen Revolution verließ die Familie das Land. Der Vater kehrte nach einem Jahr in Deutschland in den Iran zurück, wo er 1986 verstarb. Jasmin Tabatabai besitzt die Staatsbürgerschaften beider Länder.
Nach dem Abitur 1986 am Feodor-Lynen-Gymnasium in Planegg im oberbayerischen Landkreis München studierte Jasmin Tabatabai an der Hochschule für Musik und Kunst in Stuttgart Schauspiel.
FamilieBearbeiten
Jasmin Tabatabai war seit dem 1. Juni 2003 mit dem US-amerikanischen Musiker Tico Zamora verheiratet und hat mit ihm seit dem 3. Dezember 2002 eine gemeinsame Tochter.[1] Im Sommer 2006 trennten sich Jasmin Tabatabai und ihr Ehemann. 2008 wurde die Ehe geschieden.[2] Seit Sommer 2007 ist Tabatabai mit dem deutschen Schauspieler Andreas Pietschmann liiert, den sie bei den Dreharbeiten zum Special Der Tag wird kommen aus der TV-Serie Rosa Roth kennenlernte.[1] Mit Andreas Pietschmann hat sie ihre zweite Tochter, die am 5. Juli 2009 auf die Welt kam.[1] Zusammen leben sie in Berlin-Pankow.[3] Am 13. August 2013 kam ihr drittes Kind zur Welt, ein Sohn.[4]
SchauspielerinBearbeiten
Für den Film entdeckt wurde sie kurz nach Abschluss ihrer Ausbildung. Sie spielte 1992 die Hauptrolle in dem Schweizer Kinospielfilm Kinder der Landstrasse, wofür sie beim Filmfestival von Amiens in Frankreich den Preis als beste Hauptdarstellerin erhielt. 1995 stand sie für Die Mediocren an der Seite von Jürgen Vogel erstmals in ihrer Heimat Deutschland vor der Kamera. Den Durchbruch brachte ihr 1997 die Rolle der Ausbrecherin Luna in Katja von Garniers Musikfilm Bandits. Ebenfalls 1997 synchronisierte sie die Figur Meg in Disneys Hercules (Sprache und Gesang) und 2007 die Ich-Erzählerin Marjane Satrapi im französischen Film Persepolis. Jasmin Tabatabai spielte in Filmen von Peter Stauch (Help the Old, Pieces of my Heart), Helmut Dietl (Late Show), Oskar Roehler (Gierig, Die Unberührbare), Xavier Koller (Gripsholm), Angelina Maccarone (Fremde Haut) und Ralf Huettner (Mondscheintarif). 2006 und 2007 spielte sie bei den Wormser Nibelungenfestspielen die Kriemhild.
Neben Senta Berger, Hannelore Elsner und anderen bekannten Schauspielerinnen gehörte sie 2001 zum deutschen Synchron-Ensemble des preisgekrönten französischen Films 8 Frauen.
Im Juni sowie im November/Dezember 2008 stand sie im Berliner Theater am Kurfürstendamm in einer freien Interpretation des Bühnenstücks Drei Schwestern mit Katja Riemann, Nicolette Krebitz, Frank Voigtmann und anderen auf der Bühne.
MusikerinBearbeiten
Sie arbeitet auch als Komponistin und Sängerin. 1993 gründete sie die Band Even Cowgirls Get The Blues, mit der sie drei Alben veröffentlichte und von der sie sich 1997 trennte. 2001 gründete sie das Independent-Label Polytrash, eine selbstironische Namensgebung. Im Frühjahr 2002 veröffentlichte sie ihr erstes Solo-Album mit dem Titel Only Love und ein Jahr später das Live-Album Only Live. Für den US-amerikanischen Spielfilm Iron Jawed Angels von Katja von Garnier komponierte und sang sie fünf Lieder zusammen mit ihrem damaligen Mann, dem amerikanischen Musiker Tico Zamora. 2003 wirkte sie an dem Benefizprojekt zum Red Nose Day für ProSieben mit und veröffentlichte unter anderem mit Nena, Ben, Sasha, Udo Lindenberg, Joachim Witt und Helge Schneider das Lied Wunder geschehen. 2005 sang sie das Stück Ich bin die Nacht, das auf dem Album Selma – in Sehnsucht eingehüllt veröffentlicht wurde. 2007 erschien ihr zweites Solo-Album I Ran.
In jüngerem Alter war sie Rock- und Pop-Fan, verstand nach eigener Aussage nicht mal das Gelassenheit betonende gesangliche Timing von Frank Sinatra im Swing-Stil, konnte mit Jazz nichts anfangen. Erst 2010 entwickelte sich ein Bedürfnis nach „Ruhigerem, Entspannterem, Leiserem“ und damit eine Hinwendung zum Jazz.[5] Im Jahr 2011 erschien das Album Eine Frau mit deutschsprachigen Liedern im Jazz- und Swing-Stil. Im Mai 2016 erschien das Album Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist? Beide Alben wurden von dem Schweizer Komponisten David Klein produziert. Auch das dritte Album Jagd auf Rehe (2020) wurde von David Klein produziert.[6] Es enthält nur einen einzigen neuen Song aus ihrer Feder, unter anderem neu arrangierte Lieder von Reinhard Mey, Franz Schubert, Hildegard Knef, den Beatles, Annie Lennox und Nick Drake. Ihre aktuelle Begleitband besteht neben ihr aus einem Schweizer, einem Holländer und einem Schwaben. Sie sagt: „Meine Religion ist die Musik, eine universelle Sprache, die alle zusammenbringt.“ Für Eigenkompositionen, sagt sie, hat sie als Zentrum einer fünfköpfigen Familie und zwei Berufstätigkeiten kaum Freiraum.[5]
SonstigesBearbeiten
- Jasmin Tabatabai war am 23. Mai 2009 Mitglied der 13. Bundesversammlung. Sie vertrat das Land Baden-Württemberg und war von der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen nominiert worden.
- Im Buch Rosenjahre beschreibt Jasmin Tabatabai ihre frühen Kindheitserinnerungen im Iran.[1]
- Sie besitzt seit 2006 in Berlin das ehemalige Haus des Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl, in Pankow-Niederschönhausen.[7]
- Sie war mit Film-Sequenzen, die auf einer Videoleinwand gezeigt wurden, in das Stück Hexenjagd von Dieter Wedel bei den 66. Bad Hersfelder Festspielen integriert.[8]
- Tabatabai nahm an der im Juli 2020 ausgestrahlten Sendung Gefragt – Gejagt teil.
Filmografie (Auswahl)Bearbeiten
- 1992: Kinder der Landstrasse
- 1993: Dann eben mit Gewalt
- 1995: Alles außer Mord – Das Kuckucksei
- 1995: Die Mediocren
- 1995: Tatort – Herz As
- 1996: Die Putzfraueninsel
- 1996 oder 1997: Unbeständig und Kühl
- 1997: Hercules (Synchron)
- 1997: Bandits
- 1997: Verspielte Nächte
- 1998: Rendezvous mit dem Teufel
- 1998: Help the old
- 1999: Late Show
- 1999: Gierig
- 2000: Die Unberührbare
- 2000: Gripsholm
- 2001: Mondscheintarif
- 2001: Jeans
- 2002: Nogo
- 2003: Willi wills wissen
- 2003: Sams in Gefahr
- 2004: Sergeant Pepper
- 2005: Fremde Haut
- 2006: Noch einmal lieben
- 2006: Elementarteilchen
- 2006: Vier Minuten
- 2006: Blood and Chocolate
- 2006: Fay Grim
- 2007: Die ProSieben Märchenstunde: Die Prinzessin auf der Erbse
- 2007: Persepolis (Synchron)
- 2007: Rosa Roth – Der Tag wird kommen
- 2007: Meine schöne Bescherung
- 2008: Der Baader Meinhof Komplex
- 2009: Altiplano
- 2009: Deutschland 09
- 2010: Das Leben ist zu lang
- 2010: Der Staatsanwalt – Tödliche Erkenntnis
- 2011: Beutolomäus und die Wunderflöte (Fernsehfilm)
- 2011: Donna Leon – Das Mädchen seiner Träume
- 2011: Der letzte Bulle (Fernsehserie) – Folge: Liebe in Not
- 2012: Kommissarin Lucas – Die sieben Gesichter der Furcht
- seit 2012: Letzte Spur Berlin
- 2013: Danni Lowinski
- 2016: Strawberry Bubblegums
- 2017: Amelie rennt
DiskografieBearbeiten
Chartplatzierungen Erklärung der Daten | ||||||||||||
Alben[9] | ||||||||||||
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Alben
- 2002: Only Love
- 2003: Only Live (Live-Album)
- 2007: I Ran
- 2007: Ich sehe dich mit Freuden an, Texte von Paul Gerhardt, gemeinsame Lesung mit Rolf Becker, edition chrismon (2007), ISBN 3-938704-27-6
- 2011: Eine Frau
- 2016: Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist?
- 2020: Jagd auf Rehe
HörspieleBearbeiten
- 2002: Andreas Ammer/FM Einheit: Alzheimer 2000/Toter Trakt (Ulrike M.) – Regie: Andreas Ammer/FM Einheit (Hörspiel – WDR/RB)
- 2010: Lothar Trolle: Hans (im Glück) – Regie: Götz Naleppa (Hörspiel – RBB)
- 2014: Nina Hellenkemper: Die sieben Leben der Marina Abramovic. Der Körper als Kunstwerk – Regie: Nikolai von Koslowski (Hörstück – WDR/NDR/RBB)
HörbücherBearbeiten
- 2008: Silvana De Mari: Der letzte Elf, der Hörverlag, ISBN 978-3-8371-7960-6
- 2012: 101 Nacht, der Hörverlag, ISBN 978-3-86717-882-2
AuszeichnungenBearbeiten
- 1992: Filmfestival Amiens, Frankreich, Beste Hauptdarstellerin
- 1998: DIVA – Deutscher Entertainment Preis
- 2008: Deutscher Preis für Synchron in der Kategorie „herausragende weibliche Synchronarbeit“ als Stimme von Chiara Mastroianni in Persepolis und als Stimme von Marion Cotillard in La vie en rose
- 2012: Echo Jazz in der Kategorie Sängerin des Jahres national
SchriftenBearbeiten
- Jasmin Tabatabai: Rosenjahre – Meine Familie zwischen Persien und Deutschland. Ullstein, Berlin 2010, ISBN 978-3-550-08837-7 (über ihre frühen Kindheitserinnerungen im Iran).
LiteraturBearbeiten
- Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 424 ff.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 592.
WeblinksBearbeiten
- Literatur von und über Jasmin Tabatabai im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jasmin Tabatabai in der Deutschen Synchronkartei
- Jasmin Tabatabai in der Internet Movie Database (englisch)
- Jasmin Tabatabai bei filmportal.de
- Jasmin Tabatabai gewinnt "Synchron-Oscar", Der Tagesspiegel, 3. April 2008
- In der Mitte des Lebens, Interview mit Jasmin Tabatabai von Wiebke Hollersen und Sabine Rennefanz im Magazin der Berliner Zeitung vom 31. Mai 2008
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ a b c d e Hans-Otto Kurz: Biographie von Jasmin Tabatabai. In: jasmin-tabatabai.com (private Fanpage).
- ↑ Tico Zamora: Biography. Internet Movie Database, abgerufen am 11. April 2021.
- ↑ Miriam Müller: Tabatabais Traumhaus. In: Berliner Zeitung. 20. April 2006.
- ↑ Jasmin Tabatabai: „Ich finde es sehr schön, verlobt zu sein“. In: RP Online. 11. April 2013, abgerufen am 21. Juni 2016.
- ↑ a b Langinterview Jasmin Tabatabai: „Ohne Musik ist die ganze Welt verloren“, Berliner Zeitung vom 23. Mai 2020, abgerufen 27. Oktober 2020
- ↑ Der Sonntag (Karlsruhe), 31. Mai 2020, S. 8.
- ↑ Jens Sethmann: Das ‚Städtchen‘ - Wo die alten Kader wohnten. Berliner Mieterverein e.V., 28. Februar 2009, abgerufen am 22. September 2017.
- ↑ Bad Hersfelder Festspiele festlich eröffnet – „Hexenjagd“ zum Auftakt. In: hessenschau.de. 25. Juni 2016. Archiviert vom Original am 25. Juni 2016. Abgerufen am 25. Juni 2016.
- ↑ Chartquellen: DE
Personendaten | |
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NAME | Tabatabai, Jasmin |
ALTERNATIVNAMEN | Zamora, Jasmin |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-iranische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 8. Juni 1967 |
GEBURTSORT | Teheran, Iran |