Hellenthal
Hellenthal ist eine Gemeinde im nordrhein-westfälischen Kreis Euskirchen. Auf dem Gemeindegebiet befindet sich der südlichste Punkt Nordrhein-Westfalens. Hellenthal liegt in der Eifel und grenzt an Belgien und Rheinland-Pfalz.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 29′ N, 6° 26′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Köln | |
Kreis: | Euskirchen | |
Höhe: | 400 m ü. NHN | |
Fläche: | 137,82 km2 | |
Einwohner: | 8013 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 58 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 53940 | |
Vorwahlen: | 02482, 02448, 06557 | |
Kfz-Kennzeichen: | EU, SLE | |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 66 020 | |
LOCODE: | DE HTL | |
Gemeindegliederung: | 60 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausstraße 2 53940 Hellenthal | |
Website: | www.hellenthal.de | |
Bürgermeister: | Rudolf Westerburg (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Hellenthal im Kreis Euskirchen | ||
Überregional bekannt ist Hellenthal für die Oleftalsperre, sein Wildgehege mit Greifvogelstation und das Besucherbergwerk Grube Wohlfahrt. Die große Modellbahnausstellung ArsTecnica und die internationale Krippenausstellung „Krippana“ liegen nahe dem Ortsteil Losheim an der deutsch-belgischen Grenze.
Geographie
BearbeitenGeographische Lage
BearbeitenHellenthal liegt im Übergangsbereich zwischen Nordeifel, Belgischer Eifel und Schneifel. Die mit 690 m ü. NHN höchste Erhebung der Gemeinde und des nordrhein-westfälischen Teils der Eifel ist der Weiße Stein nahe Udenbreth direkt an der Grenze zu Belgien.
Etwa 18 Kilometer Luftlinie südlich des Ortes Hellenthal befindet sich am Losheimer Landgraben der südlichste Punkt Nordrhein-Westfalens. 53,5 % der Gemeindefläche bedecken Wald, 35,4 % werden landwirtschaftlich genutzt.[2]
Gemeindegliederung
BearbeitenZugehörige Orte und Weiler, Besonderheiten in Klammern:
- Aufbereitung I
- Aufbereitung II
- Büschem
- Blumenthal
- Bruch
- Bungenberg
- Dickerscheid
- Dommersbach
- Eichen
- Felser
- Giescheid
- Grube Wohlfahrt
- Hahnenberg
- Haus Eichen
- Hecken
- Heiden
- Hescheld
- Hönningen
- Hollerath (Wintersportgebiet)
- Ingersberg
- Kamberg
- Kammerwald
- Kehr (südlichster Punkt Nordrhein-Westfalens)
- Kradenhövel
- Kreuzberg
- Linden
- Losheim
- Losheimergraben (Grenzübergang nach Belgien)
- Manscheid
- Miescheid
- Miescheiderheide
- Neuhaus
- Oberdalmerscheid
- Oberpreth
- Oberreifferscheid
- Oberschömbach
- Paulushof
- Pfeiffershof
- Platiß
- Ramscheid
- Ramscheiderhöhe
- Reifferscheid (historisches Burgdorf)
- Rescheid (Besucherbergwerk)
- Rodenbusch
- Schnorrenberg
- Schwalenbach
- Sieberath
- Udenbreth (Wintersportgebiet „Weißer Stein“, Skilift)
- Unterdalmerscheid
- Unterpreth
- Unterschömbach
- Wahld
- Wiesen
- Wildenburg mit der Burg Wildenburg (Eifel)
- Winten
- Wittscheid
- Wolfert
- Wollenberg
- Zehnstelle
- Zingscheid
Nachbargemeinden
Bearbeiten
|
|
Geschichte
BearbeitenDas früheste Schriftzeugnis ist von 1260 und lautet „Hellindale“. Der Name geht auf althochdeutsch hellan (schallen, tönen) und germanisch *dalą (Tal) zurück. Die Bedeutung ‚tönendes Tal‘ ist mit der Echowirkung des Tales oder der Eisenverarbeitung erklärbar.[3]
1794, mit dem Einmarsch der französischen Revolutionstruppen endete die Feudalherrschaft bisheriger Prägung in der Region. Mit der Bildung der Kantone Reifferscheid, Kronenburg und Schleiden und den verwaltungsmäßig diesen unterstellten Mairien (Bürgermeistereien) wurde eine neue politische Gliederung errichtet. 1819 übernahm das Königreich Preußen, nach einer kurzen Episode von Mecklenburg-Strelitz, den Gemeindebereich, beließ aber die zuvor gebildeten Verwaltungseinheiten weitgehend. Die vormaligen Mairien und nunmehrigen Bürgermeistereien Hellenthal, Hollerath und Udenbreth gehörten zunächst dem Kreis Blankenheim, und nach dessen Vereinigung mit dem Kreis Gemünd letzterem an. Mit der Verlegung des Sitzes der Verwaltung nach Schleiden gehörten die Bürgermeistereien bis zu dessen Auflösung 1972 dem Kreis Schleiden an.[4]
Seit dem Versailler Vertrag vom 28. Juni 1919, der die Abtretung der Kreise Eupen und Malmedy vorsah, grenzt die Gemeinde Hellenthal auf einer Länge von 17 km im Westen an das Königreich Belgien.[5]
Im Dezember 1944 verlief die Westfront im Bereich der heutigen Gemeinde. Am 16. Dezember begann die Wehrmacht die Ardennenoffensive, die jedoch nach nur wenigen Wochen mangels Soldaten, Material und der Überlegenheit der Alliierten in sich zusammenbrach.
Eingemeindungen
BearbeitenAm 1. Juli 1969 wurden die bisherigen Gemeinden Hellenthal, Hollerath, Losheim und Udenbreth aufgrund des Gesetzes zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Schleiden zur neuen Gemeinde Hellenthal zusammengeschlossen.[6] Zweieinhalb Jahre darauf, mit Inkrafttreten des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Aachen (Aachen-Gesetz) gab Hellenthal zum 1. Januar 1972 drei Fluren (Kerperscheid) an die Nachbarstadt Schleiden ab. Zugleich wurden Flächen aus der Gemeinde Kall (die Orte Bungenberg, Hecken, Heiden, Kreuzberg, Linden, Manscheid, Oberschömbach, Unterschömbach, Paulushof, Wildenburg und Winten der ursprünglichen Gemeinde Wahlen) in die Gemeinde Hellenthal eingegliedert.[7]
Der Ort Hellenthal hatte am 31. Dezember 2020 insgesamt 1963 Einwohner.[8]
Politik
Bearbeiten
|
Gemeinderat
BearbeitenAufgrund der Kommunalwahl vom 13. September 2020 setzt sich der Gemeinderat von Hellenthal wie nebenstehend dargestellt zusammen.[9]
Bürgermeister
Bearbeiten- Hauptamtlicher Bürgermeister: Rudolf Westerburg (parteilos), 2009 gewählt, 2014 mit 82,5 Prozent und 2020 mit 74,81 Prozent[10] wiedergewählt.
- 1. stellvertr. Bürgermeister: Werner Wamser (SPD)
- 2. stellvertr. Bürgermeisterin: Barbara Wand (CDU)
Wappen, Banner und Siegel
BearbeitenDer Gemeinde Hellenthal ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten Köln vom 8. Juli 1988 das Recht zur Führung eines Wappens und eines Dienstsiegels verliehen worden.[11]
Blasonierung: „Geteilt von Blau und Silber (Weiß); oben ein silbernes (weißes) Antoniuskreuz, unten ein roter Herzschild, überhöht von einem 5-lätzigen blauen Turnierkragen als Beizeichen.“[12] | |
Wappenbegründung: Das Antoniuskreuz gilt als Wahrzeichen Hellenthals, es befand sich – innerhalb eines Tartschenschildes – auf dem Schlussstein des Hauptportals und als Bekrönung des Dachreiters an der um 1520 erbauten Antonius-Kapelle in Hellenthal. Im unteren Schildteil das Stammwappen des Adelsgeschlechts von Reifferscheid, weil ein Teil von Hellenthal zur Herrschaft und zum Kirchspiel Reifferscheid gehörte. |
-
Gebrauchswappen von 1929
-
Wappen des ehem. Amtes Hellenthal
-
Wappen der ehem. Gemeinde Hollerath
-
Wappen der ehem. Gemeinde Losheim (Eifel)
-
Wappen der ehem. Gemeinde Udenbreth
- Beschreibung des Banners
- „Von Blau nach Weiß geteilt; die heraldischen Embleme, oben ein weißes Antoniuskreuz, unten ein roter Herzschild, überhöht von einem fünflätzigen blauen Turnierkragen, jedoch ohne Schild freistehend.“ Die Hauptsatzung gibt keine Auskunft über eine Flagge. Es werden aber Wappenflaggen (Banner), laut Auskunft der Gemeindeverwaltung, geführt.[13]
- Beschreibung des Siegels
- „im Siegelrund der Wappenschild der Gemeinde in schwarzweißer Umrisszeichnung
- Umschrift oben: GEMEINDE HELLENTHAL
- Umschrift unten: KREIS EUSKIRCHEN“
Unternehmen
BearbeitenGrößtes Unternehmen ist das Schoeller Werk, ein Hersteller von Edelstahlrohren mit etwa 800 Mitarbeitern.[14] Auch ein Werk von Stocko Contact befindet sich in Hellenthal. Außerdem ist auch das 1927 gegründete Unternehmen Weimbs Orgelbau im Ort ansässig.
Kultur, Sehenswürdigkeiten und Tourismus
BearbeitenMuseen
Bearbeiten- Besucherbergwerk „Grube Wohlfahrt“ (Rescheid)
- ArsKRIPPANA, eine Krippen-Ausstellung (Losheim, Teil des Ardenner Cultur Boulevard)
- ArsTecnica mit 110 m² großer Modellbahnanlage und verschiedenen Dioramen (Losheim, Teil des Ardenner Cultur Boulevard)
- ArsFIGURA, eine Puppenausstellung (Losheim, Teil des Ardenner Cultur Boulevard)
- Wetterpark Weißer Stein (Udenbreth)
Bauwerke
Bearbeiten- Sendeturm Eifel-Bärbelkreuz
- Burgruine Reifferscheid
- Burg Wildenburg
- Oleftalsperre
- Westwall-Anlagen
- Katholische Pfarrkirche St. Anna und Ruine der alten Kirche
Tourismus
Bearbeiten- Auf dem Gemeindegebiet befinden sich zahlreiche Reste des ehemaligen Westwalles, u. a. an der Oleftalsperre und entlang der belgischen Grenze.
- Wildgehege Hellenthal mit der Greifvogelstation Hellenthal
- In den Ortsteilen Udenbreth und Hollerath werden mit Skihang, Rodelhügel und Langlaufloipen Wintersportmöglichkeiten angeboten.
- Durch den Ort führt der Radwanderweg Eifel-Höhen-Route, der als Rundkurs um den Nationalpark Eifel führt.
- Der Radwanderweg Tälerroute führt ebenfalls durch den Ort.
- Daneben gibt es einige lokale Radtouren:
- Rundweg Oleftalsperre Hellenthal (13,5 km)
- Urftseeroute Gemünd-Urfttalsperre und zurück (ca. 20 km)
- Hellenthaler Höhenroute (25,5 km)
- Oleftalbahn (siehe Verkehr)
Verkehr
BearbeitenDie Gemeinde Hellenthal liegt im Einzugsbereich der A 1. Die B 265 führt in Nord-Süd-Richtung durch das Gemeindegebiet; im Süden berührt die B 421 die Gemeinde.
Hellenthal ist Endpunkt der Oleftalbahn von Kall, mit weiterer Haltestelle in Hellenthal-Blumenthal. Der regelmäßige Personenverkehr auf der beim Hochwasser im Juli 2021 schwer beschädigten Strecke wurde 1981 eingestellt.
Ein weiterer Bahnhof bestand in Hellenthal-Losheim an der 2004 zurückgebauten Vennquerbahn. Diese führte von Jünkerath über die belgische Grenze nach Waimes bzw. Malmedy.
Zentraler Verknüpfungspunkt im ÖPNV ist der Hellenthaler Busbahnhof. Von dort besteht mit der Linie SB81 des VRS eine Verbindung durch das Schleidener Tal nach Kall. Die Anbindung der Ortsteile an den Busbahnhof wird über weitere Buslinien hergestellt. Diese werden meist als TaxiBusPlus, d. h. nur nach telefonischer Voranmeldung mit Zuschlag durchgeführt. Ausnahmen bestehen für den Schülerverkehr, der mit Bussen durchgeführt wird.
Söhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Werner Doyé (1942–2019), Fernsehjournalist, Filmemacher und Redakteur
- Margot Heumann (1928–2022), Holocaustüberlebende
- Willibald Kirfel (1885–1964), Indologe aus Reifferscheid
- Willy Müller, 1951 Landrat des Kreises Schleiden
- Carl Pirath (1884–1955), Verkehrswissenschaftler
- Albert Poensgen (1818–1880), aus dem Ortsteil Kirschseiffen, Industrieller
- Julius Poensgen (1814–1880), aus dem Ortsteil Kirschseiffen, Industrieller und Kommerzienrat
- Karl Reger (1930–2024), Weihbischof im Bistum Aachen
- Eugen Virmond (1844–1906), Chronist
- Johannes Weiß (* 1941), Soziologe und Hochschullehrer
- Reinhold Wirtz (1842–1898), Architekt und Diözesanbaumeister
Mit der Gemeinde verbunden
Bearbeiten- Hermann Ritter (1864–1925), 1895 bis 1904 Lehrer in Reifferscheid, Schriftsteller
- Fritz von Wille (1860–1941), Landschaftsmaler, lebte zeitweilig in Reifferscheid (von 1899 bis 1905 und von 1908 bis 1911)
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2024. (Hilfe dazu)
- ↑ Landesbetrieb IT.NRW: Kommunalprofil Hellenthal
- ↑ Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S. 255.
- ↑ Geschichte ( vom 12. Mai 2016 im Internet Archive) auf: hellenthal.de, abgerufen am 14. April 2017
- ↑ Werner Rosen: Eifelverein Hellenthal, ein Hundertjähriger feiert Geburtstag – Keimzelle eines neuen Europas der friedliebenden Völker. In: Eifelverein (Hrsg.): Die Eifel. Heft 3, 2009, ISSN 0176-8255, S. 17 (eifelverein.de [PDF; 3,6 MB]).
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 100.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 309 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Einwohnerzahlen (HW). In: hellenthal.de. Gemeindeverwaltung Hellenthal, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 9. Mai 2021; abgerufen am 15. Juni 2021.
- ↑ Gemeinde Hellenthal. Gesamtergebnis. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
- ↑ Bürgermeisterwahl – Kommunalwahlen 2020 in der Gemeinde Hellenthal – Gesamtergebnis. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
- ↑ Hauptsatzung ( vom 1. März 2019 im Internet Archive), Ortsrecht der Gemeinde Hellenthal (PDF; 101 kB)
- ↑ Die Entstehungsgeschichte des Hellenthaler Wappens
- ↑ [1]
- ↑ Ramona Hammes: Die Arbeitsplätze bleiben in Hellenthal. In: Kölnische Rundschau, 26. März 2022.