Roßbach (Bischoffen)

Ortsteil von Bischoffen

Roßbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Bischoffen im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.

Roßbach
Gemeinde Bischoffen
Wappen von Roßbach
Koordinaten: 50° 42′ N, 8° 31′ OKoordinaten: 50° 42′ 20″ N, 8° 30′ 35″ O
Höhe: 312 m ü. NHN
Fläche: 6,01 km²[1]
Einwohner: 369 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 61 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1972
Eingemeindet nach: Niederweidbach
Postleitzahl: 35649
Vorwahl: 06444
Blick auf Roßbach aus westlicher Richtung
Blick auf Roßbach aus westlicher Richtung

Geografie Bearbeiten

Der Ort liegt von Wald umgeben im Niederweidbacher Becken an der Aartalsperre. Durch das Dorf verläuft die Landesstraße 3287.

Geschichte Bearbeiten

 
Evangelische Kirche

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Roßbach erfolgte im Jahr 1304 unter dem Namen Rosbach.[2] Es lag an der jüngeren Köln-Leipziger Handelsstraße. Bis zum Jahr 1618 war Roßbach nach Altenkirchen eingepfarrt, danach kam es zur Pfarrei in Niederweidbach.

Das heute noch in Betrieb befindliche Backhaus wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Vor diesem Backhaus steht seit alters her der Dorfbrunnen.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Roßbach:

„Roßbach (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; liegt 2 St. von Gladenbach, hat 1 Kapelle, 46 Häuser und 230 Einwohner, die alle evangelisch sind, und sich durch Ackerbau, Viehzucht und forstliche Nutzungen im ziemlichen Wohlstande befinden. – Durch den Hauptvergleich vom 30. October 1629 zwischen Hessen und Solms, in welchem die Aemter Königsberg und Hohensolms getheilt wurden, kam der Ort mit andern Orten ausschließend an ersteres Haus.“[3]

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Roßbach auf freiwilliger Basis am 1. April 1972 nach Niederweidbach eingegliedert, diese Gemeinde wurde wiederum am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz mit Bischoffen sowie weiteren Gemeinden zur Großgemeinde Bischoffen zusammengeschlossen.[4][5] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke errichtet.

Territorialgeschichte und Verwaltung Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Roßbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][6][7]

Gerichtszugehörigkeit seit 1803 Bearbeiten

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Roßbach das „Amt Königsberg“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. „Landgericht Gladenbach“ war daher von 1821 bis 1866 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Roßbach zuständig war.

Nach der Abtretung des Kreises Biedenkopf an Preußen infolge des Friedensvertrags vom 3. September 1866 zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Königreich Preußen wurde der Landgerichtsbezirk Gladenbach preußisch.[14] Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung im vormaligen Herzogtum Nassau und den vormals zum Großherzogtum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[15] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Landgerichts in Amtsgericht Gladenbach. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Dillenburg und das Appellationsgericht Wiesbaden.[16] Aufgrund des Gerichtsverfassungsgesetzes 1877 kam es mit Wirkung zum 1. Oktober 1879 zum Wechsel des Amtsgerichts in den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Marburg.[17]

Vom 1. Oktober 1944[18] bis 1. Januar 1949[19] gehörte das Amtsgericht Gladenbach zum Landgerichtsbezirk Limburg, danach aber wieder zum Landgerichtsbezirk Marburg. Am 1. Juli 1968 erfolgte die Aufhebung des Amtsgerichts Gladenbach[20], welches fortan nur noch als Zweigstelle des Amtsgerichts Biedenkopf fungierte.[21] Am 1. November 2003 wurde diese Zweigstelle schließlich aufgelöst.[22] Mit dem Wechsel von Roßbach 1974 in den Kreis Wetzlar erfolgte auch die Zulegung zum Bereich des Amtsgerichts Wetzlar. Die übergeordneten Instanzen sind jetzt das Landgericht Limburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Bevölkerung Bearbeiten

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

• 1577: 028 Hausgesesse
• 1677: 026 Hausgründe (20 Männer, 1 Neumann, 5 Witwen, 10 ledige Personen).
• 1742: 061 Haushalte
• 1791: 244 Einwohner[10]
• 1800: 220 Einwohner[23]
• 1806: 230 Einwohner, 48 Häuser[12]
• 1829: 230 Einwohner, 46 Häuser[3]
Roßbach: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2019
Jahr  Einwohner
1791
  
244
1800
  
220
1806
  
230
1829
  
230
1834
  
249
1840
  
335
1846
  
270
1852
  
257
1858
  
239
1864
  
232
1871
  
207
1875
  
213
1885
  
190
1895
  
220
1905
  
217
1910
  
214
1925
  
240
1939
  
231
1946
  
316
1950
  
327
1956
  
302
1961
  
300
1967
  
310
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
396
2015
  
396
2019
  
371
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [2][1]; 2015: web archiv ;Zensus 2011[24]

Religionszugehörigkeit Bearbeiten

1829: 230 evangelische Einwohner[3]
1885: 178 evangelisch-lutherische, keine römisch-katholischen und 3 jüdische Einwohner[2]
1961: 256 evangelische (= 85,33 %), 21 römisch-katholische (= 7,00 %) Einwohner[2]

Erwerbstätigkeit Bearbeiten

1867: Erwerbspersonen: 53 Landwirtschaft, 7 Gewerbe und Industrie, 4 Verkehr, 2 persönliche Dienstleistungen, 1 Gesundheitspflege, 1 Erziehung und Unterricht.[2]
1961: Erwerbspersonen: 92 Land- und Forstwirtschaft, 68 produzierendes Gewerbe, 8 Handel und Verkehr, 10 Dienstleistungen und sonstiges.[2]

Politik Bearbeiten

Ortsbeirat Bearbeiten

Roßbach verfügt über einen dreiköpfigen Ortsbeirat mit Ortsvorsteher. Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2021 ist der Ortsvorsteher Ernst Dix.[25]

Wappen Bearbeiten

Am 31. August 1957 genehmigte der Hessische Minister des Innern das Wappen mit folgender Beschreibung:[26]

 
Wappen von Roßbach
Blasonierung: „In Schwarz ein steigendes, silbernes Roß mit roten Hufen und roter Zunge über einem schräggelegten goldenen Bach.“
Wappenbegründung: Das Ross versinnbildlicht als redendes Element die Silbe „Roß-“ des Ortsnamens; der goldene Bach die Silbe „-bach“.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Kulturdenkmäler Bearbeiten

Siehe Liste der Kulturdenkmäler in Roßbach

Naturdenkmäler Bearbeiten

  • Dicke Eiche mit einem Brusthöhenumfang 7,25 m (2014).[27]
  • Alte Eiche mit einem Brusthöhenumfang von 6,02 m (2014).[28]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Daten & Fakten – Gemeinde Bischoffen. Abgerufen am 13. Juli 2022.
  2. a b c d e f g h Roßbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 247 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 19 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  5. K.-H. Gerstenmeier: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen 1977, S. 283
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Königsberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. a b Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkte 1&1#41; und 6b&1#41; (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 202 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 f., 428 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 266 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 420 (online bei Google Books).
  14. Art. 14 des Friedensvertrages zwischen dem Großherzogthum Hessen und dem Königreiche Preußen vom 3. September 1866 (Hess. Reg.Bl. S. 406–407http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10510194~SZ%3D412~doppelseitig%3D~LT%3DHess.%20Reg.Bl.%20S.%20406%E2%80%93407~PUR%3D)
  15. Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 26. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1094–1103)
  16. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen, mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 218–220http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D234~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20218%E2%80%93220~PUR%3D)
  17. Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte vom 26. Juli 1878 (PrGS 1878, S. 275–283)
  18. Erlaß zur Änderung von Oberlandesgerichtsbezirken vom 20. Juli 1944 (RGBl. I S. 163)
  19. Betrifft: Gerichtsorganisation (Änderung von Landgerichtsbezirken) vom 14. Dezember 1948. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1948 Nr. 52, S. 563, Punkt 728 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,4 MB]).
  20. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 6 b) und Artikel 2, Abs. 8 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  21. Betrifft: Gerichtsorganisation (Errichtung von Zweigstellen der Amtsgerichte) vom 1. Juli 1964. In: Der Hessische Minister Justiz (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr. 28, S. 1037, Punkt 777: § 1 Abs. 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,8 MB]).
  22. Dritte Verordnung zur Anpassung gerichtsorganisatorischer Regelungen (Ändert GVBl. II 210–33; GVBl. II 210–86) vom 10. Oktober 2003. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 2003 Nr. 16, S. 291, Artikel 1, Abs. 3) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 531 kB]). bezieht sich auf Anordnung über die Errichtung und Zuständigkeit von gerichtliche Zweigstellen (Ändert GVBl. II 210-33) vom 24. Mai 1974. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 18, S. 539 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,6 MB]).
  23. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 220 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  24. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  25. Ortsbeirat Roßbach im Internetauftritt der Gemeinde, abgerufen in Februar 2022.
  26. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Roßbach im Landkreis Biedenkopf, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 14. September 1957. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1957 Nr. 37, S. 901, Punkt 921 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).
  27. Eintrag im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
  28. Eintrag im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.