Putlitz

Stadt im Landkreis Prignitz

Putlitz ist eine Stadt im nordwestlichen Brandenburg im Landkreis Prignitz. Sie ist Sitz des Amtes Putlitz-Berge, dem auch die Gemeinden Berge, Gülitz-Reetz, Pirow und Triglitz angehören.

Wappen Deutschlandkarte
Putlitz
Deutschlandkarte, Position der Stadt Putlitz hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 15′ N, 12° 3′ OKoordinaten: 53° 15′ N, 12° 3′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Prignitz
Amt: Putlitz-Berge
Höhe: 57 m ü. NHN
Fläche: 119,68 km2
Einwohner: 2624 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 22 Einwohner je km2
Postleitzahl: 16949
Vorwahl: 033981
Kfz-Kennzeichen: PR
Gemeindeschlüssel: 12 0 70 325
Stadtgliederung: 13 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Zur Burghofwiese 2
16949 Putlitz
Website: www.putlitz.de
Bürgermeister: Udo Burzyk
Lage der Stadt Putlitz im Landkreis Prignitz
KarteLenzerwischeLenzen (Elbe)LanzCumlosenGroß Pankow (Prignitz)PritzwalkGumtowPlattenburgLegde/QuitzöbelRühstädtBad WilsnackBreeseWeisenWittenbergePerlebergKarstädtGülitz-ReetzPirowBergePutlitzKümmernitztalGerdshagenHalenbeck-RohlsdorfMeyenburgMarienfließTriglitzLandkreis Ostprignitz-RuppinPutlitzMecklenburg-VorpommernSachsen-AnhaltSachsen-Anhalt
Karte

Geografie Bearbeiten

Putlitz liegt im Norden der Prignitz an der Stepenitz. Im Bereich der Gemeinde liegen das Naturschutzgebiet Putlitzer Hainholz und Teile der Naturschutzgebiete Stepenitz und Marienfließ sowie Teile des FFH-Gebietes Mathildenhofer See.

Stadtgliederung Bearbeiten

Zur Stadt Putlitz gehören folgende Ortsteile, bewohnte Gemeindeteile und Wohnplätze:[2][3]

Es handelt sich hierbei um ehemals selbstständige Gemeinden, die am 31. Dezember 2001 nach Putlitz eingemeindet wurden.[4]

Name der Stadt Bearbeiten

Der Name Putlitz stammt aus dem Slawischen. Er setzt sich zusammen aus der Präposition po (an, bei), dem Substantiv uta (Wasser, großes Wasser) – diese Bestandteile sind zu einer Silbe zusammengezogen – sowie dem Substantiv litz (Dorf) und bedeutet demnach so viel wie Dorf am großen Wasser, Großwasserdorf.[5]

Geschichte Bearbeiten

 
Bergfried und Reste der Burg Putlitz

Die Stadt Putlitz gehört zu den ältesten Städten der Prignitz.

Die erste urkundliche Erwähnung einer slawischen Burg gab es bereits 946, wobei die Echtheit dieser Urkunde umstritten ist (s. Stiftungsurkunde des Bistums Havelberg). König Otto I. stattete das von ihm begründete Bistum Havelberg u. a. mit Burg und Burgbezirk Pochlustin aus. Nach dem Wendenkreuzzug von 1147 wurde 1179 der Ritter Johannes Gans aus der Altmark mit der Burg und den Ländereien belehnt, seither gilt Putlitz als Stammsitz des mächtigsten Zweiges der Familie Gans mit dem eher seltenen Sondertitel der Edlen Herren.[6] Die Familie gilt auch als Gründer der Stadt Putlitz, welche zunächst aber eher als eine dörfliche Siedlung neben der Burg existierte. Bis zur Reformation war der Bischof von Havelberg Territorial- und Oberlehnsherr der Herrschaft (Terra) Putlitz, die damit im Gegensatz zu anderen Prignitzstädten Mediatstadt war. 1259 wird Putlitz als Pfarrort erwähnt. 1543 erhielt die Stadt das Marktrecht. In der Geschichte der Stadt gab es mehrere große Brände. Im Jahr 1638 wurde die Stadt durch ein Feuer vollkommen zerstört und war anschließend auch als Folge des Dreißigjährigen Krieges für einige Jahre unbewohnt.[7] 1652 kam es durch Neusiedler aus Sachsen, Hannover und Holstein zu einem Neuanfang. Im Jahr 1700 lebten wieder circa 600 Menschen in Putlitz, 1718 wurde die letzte Hinrichtung vollzogen. 1734 entstand eine Schule. 1885 gab es laut Meyers Konversations-Lexikon 1852 evangelische Einwohner. Am 4. Juni 1896 wurde die Bahnstrecke von Pritzwalk nach Putlitz eröffnet, es folgte im Jahr 1911 die Kreisringbahn Putlitz–Berge–(Perleberg) und 1912 die Verbindung Putlitz–Suckow. Die Strecke von Putlitz nach Berge wird seit 1969, die nach Suckow seit 1980 und die nach Pritzwalk seit 2016 nicht mehr bedient.

Bis 1898 war Putlitz Gerichtssitz, danach fanden im Rathaus noch mehrere Gerichtstage im Jahr statt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwüsteten wieder mehrere Brände die Stadt, so dass man seither auf die Errichtung von Fachwerkhäusern verzichtete. Seit 1921 gibt es in Putlitz elektrischen Strom. 1926 wurde die Badeanstalt eingeweiht und 1962 das Wasserwerk eröffnet. Seit 1995 ist Putlitz an das Erdgasnetz angeschlossen. 2010 bekam die Kirche ihre Kirchturmspitze wieder. Im Jahr 2010 wurde die Friedenseiche vor dem Rathaus, der größte Baum der Stadt gefällt, was zahlreiche Proteste nach sich zog.

Putlitz gehörte seit 1817 zum Kreis Westprignitz in der Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Pritzwalk im DDR-Bezirk Potsdam. Seit 1993 liegt die Stadt im brandenburgischen Landkreis Prignitz.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1875 2 160
1890 1 935
1910 2 065
1925 2 095
1933 2 162
1939 2 069
Jahr Einwohner
1946 2 763
1950 2 873
1964 2 337
1971 2 388
1981 2 179
1985 2 130
Jahr Einwohner
1990 2 114
1995 1 981
2000 1 857
2005 3 068
2010 2 780
2015 2 737
Jahr Einwohner
2016 2 736
2017 2 707
2018 2 681
2019 2 664
2020 2 654
2021 2 633

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[8][9][10], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik Bearbeiten

 
Rathaus (2008)

Stadtverordnetenversammlung Bearbeiten

Die Stadtverordnetenversammlung von Putlitz besteht aus 16 Stadtverordneten und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[11]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Wählergemeinschaft Bürger für Stadt und Land 56,7 % 9
Freie Wählergemeinschaft Putlitz 22,6 % 4
CDU 10,9 % 2
Die Linke 09,7 % 1

Bürgermeister Bearbeiten

  • 1997–2019: Bernd Dannemann[12]
  • seit 2019: Udo Burzyk

Burzyk wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidat mit 84,6 % der gültigen Stimmen für fünf Jahre[13] gewählt.[14]

Wappen Bearbeiten

 
Wappen Gans zu Putlitz mit Mauerkrone
 
Wappen von Putlitz
Blasonierung: „In Rot auf grünem Boden eine flugbereite gold-bewehrte silberne Gans.“[15]

Das Wappen wurde am 10. Januar 1992 durch das Ministerium des Innern genehmigt.

Flagge Bearbeiten

„Die Flagge ist Grün – Weiß – Rot (1:1:1) gestreift und mittig mit dem Stadtwappen belegt.“

Städtepartnerschaft Bearbeiten

Kaltenkirchen in Schleswig-Holstein ist Partnerstadt von Putlitz.

 
Kirche in Putlitz. Die Kirchturmspitze wurde 2006 erneuert.

Sehenswürdigkeiten und Kultur Bearbeiten

 
Herrenhaus Philippshof
 
Ehemaliges Schrankenwärterhäuschen am Bahnhof, jetzt Museum

Bauwerke Bearbeiten

 
Ehemalige Wassermühle
  • Burgruine mit Bergfried und Wallanlage
  • Rathausplatz mit Rathaus und Apotheke
  • Gutshaus Philippshof
  • Gutsanlagen in Laaske und Nettelbeck
  • Kuppelgrab Nettelbeck
  • Grabdenkmale auf dem Friedhof für britische, indische und polnische Kriegsgefangene, die samt ihrem deutschen Bewacher im April 1945 von SS-Männern erschossen wurden
  • Gedenkstein aus dem Jahre 1954 von dem Bildhauer Gerhard Genz vor dem Rathaus in der Ernst-Thälmann-Straße 35 für die Opfer des Faschismus
  • siehe auch: Liste der Baudenkmale in Putlitz

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

In Putlitz findet jedes Jahr im Sommer das VuuV Festival statt, eines der größten Psytrance/Goa Festivals Europas mit jährlich zwischen 10.000 und 20.000 Besuchern.

Der in Putlitz ansässige Literaturverein 42er Autoren e. V. lobt seit 2005 unter der Schirmherrschaft des Gebhard Gans Edler zu Putlitz jährlich den Putlitzer Preis aus.[16]

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Ansässige Unternehmen Bearbeiten

Putlitz ist der Sitz der Prignitzer Leasing AG, einer der größten brandenburgischen Leasinggesellschaften, sowie der Enon-Gruppe.

Verkehr Bearbeiten

In Putlitz kreuzen sich die Landesstraßen L 13 zwischen Karstädt und Meyenburg und L 111 zwischen der Autobahnanschlussstelle Suckow an der A 24 und Pritzwalk. Die etwa 5 km entfernte Anschlussstelle Putlitz der A 24 liegt genau in der Mitte der Autobahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg.

Putlitz erhielt 1896 Eisenbahnanschluss mit einer Verbindung nach Pritzwalk, die 1912 bis zur Landesgrenze bei Suckow verlängert wurde, wo bis 1945 Anschluss nach Parchim bestand. Im Jahr 1911 wurde eine Bahnstrecke nach Berge eröffnet. Der Verkehr auf den Strecken nach Berge und Suckow wurde 1968 bzw. 1980 eingestellt.

Der Zugverkehr auf der Strecke nach Pritzwalk (Linie PE70 der Prignitzer Eisenbahn GmbH) wurde am 10. Dezember 2006 vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg abbestellt. Die Einstellung des für den 2007 durch den Putlitz-Pritzwalker Eisenbahnförderverein wieder aufgenommenen Schülerverkehrs auf der Strecke war zunächst für Dezember 2012 geplant.[17] Nachdem sich die Stadt Putlitz bereit erklärte, 10.000 € zur Streckenabsicherung beizusteuern, wurde der Eisenbahnbetrieb der Linie RB 70 bis zum Fahrplanwechsel 2014 verlängert.[18] Letztlich wurde der Eisenbahnverkehr am 29. Juli 2016 eingestellt.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Mit Putlitz verbundene Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Hermann Graebke (1833–1909), Heimatschriftsteller, Lehrer in Putlitz
  • Kurt Böwe (1929–2000), Schauspieler, lebte im Ortsteil Krumbeck und ist dort begraben, Ehrenbürger der Stadt (1999)
  • Jürgen Rennert (* 1943), Schriftsteller, lebt seit 2014 im Ortsteil Krumbeck

Quellen Bearbeiten

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstandim Land Brandenburg Dezember 2022 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Hauptsatzung der Stadt Putlitz vom 1. April 2009 PDF
  3. Stadt Putlitz – Ortsteile nach § 45 Kommunalverfassung – Bewohnte Gemeindeteile – Wohnplätze. In: service.brandenburg.de. Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. November 2020; abgerufen am 5. November 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/service.brandenburg.de
  4. Bildung einer neuen Stadt Putlitz. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 9. November 2001. Amtsblatt für Brandenburg Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 12. Jahrgang, 2001, Nummer 49, Potsdam, den 5. Dezember 2001, S. 831 PDF
  5. Ludwig Herrig (Hrsg.): Putlitz. In: Archiv für das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen. 21. Jahrgang, 39. Band. Druck und Verlag von Georg Westermann, Braunschweig 1866, S. 149 (Textarchiv – Internet Archive).
  6. G. C. F. Lisch: Die verwandtschaftlichen Verbindungen des ältern Hauses Gans von Putlitz mit altfürstlichen Geschlechtern, dargestellt und durch Urkunden erläutert. In: Genealogie. Hofbuchdruckerei, Schwerin 1841, S. 5–29 (digital.ub.uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. August 2021]).
  7. Christopher Clark: Preußen, S. 59
  8. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Prignitz. S. 26–29 (statistik-berlin-brandenburg.de, PDF).
  9. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  10. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember).
  11. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  12. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Prignitz (Memento vom 14. April 2018 im Internet Archive)
  13. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
  14. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
  15. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  16. Website des Putlitzer Preis des Literaturvereins 42er Autoren e. V. aus Putlitz
  17. Michael Beeskow: Bahnverkehr nach Putlitz vor dem Aus – Einstellung der Personenbeförderung im Dezember / Weitere Fahrplanänderungen ab 6. August. In: Märkische Allgemeine. Märkische Verlags- und Druck-Gesellschaft mbH, Potsdam 1. August 2012 (Online (Memento vom 6. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) [abgerufen am 3. Januar 2016]).
  18. Weitere Aufrechterhaltung der Strecke Putlitz – Pritzwalk beschlossen. In: Landkreis Prignitz (Hrsg.): Pressemeldung. Perleberg 9. November 2012. online (Memento vom 3. Januar 2016 im Internet Archive)

Literatur Bearbeiten

  • Historisches Ortslexikon für Brandenburg – Teil 1 – Prignitz – N–Z. Bearbeitet von Lieselott Enders. In: Klaus Neitmann (Hrsg.): Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (Staatsarchiv Potsdam) – Band 3. Begründet von Friedrich Beck. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2012, ISBN 978-3-88372-033-3, S. 692 ff.
  • Bild- und Erzählband "Silbergrau liegt sacht dein Haar" Autor und Herausgeber: Olaf Waterstradt
  • Bild- und Erzählband "Leise lenk ichmeine Schritte" Autor und Herausgeber: Olaf Waterstradt
  • Bild- und Erzählband "Deinen Spuren folg ich still", Autor und Herausgeber: Olaf Waterstradt. Diese Trilogie ist eine literarische Liebeserklärung des Autors an die Stadt Putlitz
  • "Eine Chronik der Stadt Putlitz" von Herbert Wiese, bearbeitet, gestaltet und herausgegeben von Olaf Waterstradt (452 Seiten)

Weblinks Bearbeiten

Commons: Putlitz – Sammlung von Bildern