Oktjabrskoje (Kaliningrad, Bagrationowsk, Puschkino)

Ort in Ostpreußen

Oktjabrskoje (deutsch Moritten) war ein Ort in Ostpreußen. Seine Ortsstelle gehört zum heutigen Munizipalkreis Rajon Bagrationowsk (Stadtkreis Preußisch Eylau) in der Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)) der Russischen Föderation.

Untergegangener Ort
Oktjabrskoje
Moritten

Оҝтябрьсҝое
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Bagrationowsk
Gegründet vor 1400
Frühere Namen Marithen,
Moritten (vor 1785
bis 1946)
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 27′ N, 20° 25′ OKoordinaten: 54° 27′ 24″ N, 20° 24′ 56″ O
Oktjabrskoje (Kaliningrad, Bagrationowsk, Puschkino) (Europäisches Russland)
Oktjabrskoje (Kaliningrad, Bagrationowsk, Puschkino) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Oktjabrskoje (Kaliningrad, Bagrationowsk, Puschkino) (Oblast Kaliningrad)
Oktjabrskoje (Kaliningrad, Bagrationowsk, Puschkino) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage Bearbeiten

Die Ortsstelle von Oktjabrskoje liegt an der Keugster im Südwesten der Oblast Kaliningrad, 16 Kilometer nordwestlich der ehemaligen Kreis- und heutigen Rajonshauptstadt Preußisch Eylau (russisch Prawdinsk).

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Das seinerzeitige Marithen wurde vor 1400 gegründet und hieß von der Zeit vor 1785 bis 1946 Moritten.[1] Der Ort bestand aus einem Gut sowie größeren und kleineren Höfen.

Am 7. Mai 1874 wurde Moritten Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk im Kreis Preußisch Eylau im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Ostpreußen.[2] Kurze Zeit später – am 19. Dezember 1874 – wurde aus dem Gut Moritten in der Landgemeinde Moritten der Gutsbezirk Moritten gebildet, der dem Amtsbezirk Moritten zugegliedert wurde.[2]

Im Jahre 1910 wurden in Moritten 187 Einwohner gezählt, von denen 67 dem Gutsbezirk und 120 der Landgemeinde zugerechnet wurden.[3]

Am 30. September 1928 schlossen sich die Landgemeinden Dingort (vor 1905 Dingwalde, russisch Welikopolje) und Moritten sowie der Gutsbezirk Moritten und das Forsthaus Dinge des Forstbezirks Preußisch Eylau zur neuen Landgemeinde Moritten zusammen.[2] Die Zahl der Einwohner dieser so formierten Gemeinde belief sich 1933 auf 225 und ebenso 1939 auf 225.[4]

Als 1945 das gesamte nördliche Ostpreußen in Kriegsfolge an die Sowjetunion abgetreten wurde, erhielt Moritten 1946 die russische Namensform „Oktjabrskoje“. Im Jahre 1947 wurde der Ort Verwaltungssitze des Oktjabrski selski Sowet/okrug (Dorfsowjet Oktjabrskoje), der bis 1954 bestand. Bis zu jenem Jahr schwand die Einwohnerschaft des Ortes, der sich davon nicht erholte und offiziell aufgegeben wurde. Oktjabrskoje gilt als untergegangenes Dorf.

Seine kaum noch erkennbare Ortsstelle liegt heute im Gebiet des Munizipalkreises Rajon Bagrationowsk (Stadtkreis Preußisch Eylau) in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)).

Amtsbezirk Moritten (1874–1945) Bearbeiten

In den 1874 errichteten Amtsbezirk Moritten waren eingegliedert:[2]

Deutscher Name Polnischer Name Anmerkungen
Barslack Woinowo 1928 nach Döbnicken eingemeindet
Dinge,
vor 1905: Dingwalde
(Forst Preußisch Eylau)
1928 nach Moritten eingegliedert
Dingort Welikopolje 1928 nach Moritten eingegliedert
Döbnicken
ehem. Groß- und Klein Döbnicken
Woinowo
Glauthienen Malinowka
Groß Krücken
1928 bis 1945: Krücken
Kamenka
Groß Labehnen Sosnowka 1928 nach Döbnicken eingemeindet
Kirchenhufen Krücken Kamenka 1928 nach Krücken eingegliedert
Kissitten Grigorjewo
seit 1992: Pobereschje
1928 nach Porschkeim eingegliedert
Klein Krücken Kamenka 1928 nach Krücken eingegliedert
Moritten Oktjabrskoje
Porschkeim Sidorowo
seit 1992: Pobereschje
Schmerkstein Wolschskoje 1928 nach Döbnicken eingemeindet
Schnakeinen Pobereschje
Wilmsdorf Pugatschowo 1928 nach Glauthienen eingegliedert

Im Jahre 1945 bildeten nur noch die Dörfer Döbnicken, Glauthienen, Krücken, Moritten und Schnakeinen den Amtsbezirk Moritten.

Dorfsowjet Oktjabrski (1947–1954) Bearbeiten

Das 1946 in „Oktjabrskoje“ umbenannte Dorf Moritten wurde 1947 Verwaltungssitz des Oktjabrski selski Sowet/okrug (Dorfsowjet Oktsjabrskoje), der bis 1954 bestand:

Russischer Name Deutscher Name
Pobereschje
1947–1992: Grigorjewo
Kissitten
Jenino Kreuzburg (Ostpr.) (ehem. Südteil)[5]
Oktjabrskoje Moritten
Pobereschje Schnakeinen
Pobereschje
1947–1992 Sidorowo
Porschkeim
Sadowoje Kreuzburg (Ostpr.) (ehem. Nordteil)
Slawskoje Kreuzburg (Ostpr.) (ehem. Zentrum)
Welikopolje Dingort

Bei der Auflösung des Dorfsowjets Oktjabrskoje wurden alle Orte bis auf Welikopolje in den Puschkinso selski Sowet/okrug (Dorfsowjet Puschkino, deutsch Posmahlen) umgegliedert. Welikopolje kam zum Tschapajewski selski Sowet/okrug (Dorfsowjet Tschapajewo - deutsch Schlauthienen).

Religion Bearbeiten

Bis 1945 war Moritten in die evangelische Kirche Kreuzburg (russisch Slawskoje) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union,[6] außerdem in die römisch-katholische Pfarrei Preußisch Eylau (Bagrationowsk) im damaligen Bistum Ermland eingegliedert.

Verkehr Bearbeiten

Die kaum noch erkennbare Ortsstelle von Moritten resp. Oktjabrskoje ist über einen Landweg von der Kommunalstraße 27K-116 bei Pobereschje (Schnakeinen) aus zu erreichen.

Literatur Bearbeiten

  • Günther Kienitz: Wir Kinder von Moritten. Flucht & Vertreibung aus Ostpreußen, 2022 - ISBN 978-3-00-071908-0

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dietrich Lange: Moritten, in: Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005)
  2. a b c d Rolf Jehke: Amtsbezirk Moritten
  3. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis Landkreis Preußisch Eylau
  4. Michael Rademacher: Ortsbuch Landkreis Preußisch Eylau
  5. Von 1947 bis 1965 zu Ehren des Oberleutnants Jenino (Енино), der in diesem Siedlungsteil begraben wurde, danach Eingliederung nach Slawskoje
  6. Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 469