Nicole Heesters
Nicole Heesters (* 14. Februar 1937 in Potsdam) ist eine deutsche Schauspielerin und Hörspielsprecherin.

LebenBearbeiten
Nicole Heesters, eine Tochter von Johannes Heesters und dessen erster Ehefrau, der flämischen Schauspielerin und Operettensängerin Louisa Ghijs, wuchs in Österreich auf. Heesters absolvierte nach der Schule eine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. 1953 stand sie in Ich und meine Frau zum ersten Mal vor der Kamera, 1954 folgte Dieses Lied bleibt bei dir, und im selben Jahr debütierte sie am Wiener Volkstheater in der Titelrolle des Erfolgsstücks Gigi. Anschließend wurde sie ans Düsseldorfer Schauspielhaus verpflichtet.
Ein schwerer Autounfall während einer Südamerika-Tournee zwang sie 1956 zu einer Pause. 1957 kehrte sie ans Düsseldorfer Schauspielhaus zurück, dem sie bis 1972 angehörte. Von 1972 bis 1980 war sie Mitglied des Thalia Theater in Hamburg, dann folgte sie Intendant Boy Gobert an die Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, an denen sie bis 1985 tätig war.1985/86 gastierte sie beim Bayerischen Staatsschauspiel, 1987 wechselte sie an das Schauspielhaus Bochum. Sie spielte am Schauspielhaus Graz, am Theater in der Josefstadt und zahlreichen anderen Bühnen, darunter den Salzburger Festspielen und den Bregenzer Festspielen. Seit 1973 ist sie Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.
Fernseh-Angebote nahm sie lange Zeit nur sporadisch an. Als Kommissarin Buchmüller war sie zwischen 1978 und 1980 in drei Episoden die erste Tatort-Ermittlerin überhaupt. Seit den 1990er Jahren steht sie bis heute regelmäßig für Fernsehfilme vor der Kamera.
Heesters machte sich auch als Sprecherin anspruchsvoller Hörbuch-Produktionen einen Namen, so etwa mit Werken von Friedrich Schiller. Seit 2008 ist sie Mitglied im Kuratorium des Deutschen Hörbuchpreises.[1]
Nicole Heesters war bis zu dessen Tod mit dem Bühnenbildner Pit Fischer verheiratet und lebt in Hamburg. Ihre Tochter Saskia Fischer arbeitet ebenfalls als Schauspielerin, ihr Sohn ist Event-Manager. Ihre Schwester Wiesje Herold-Heesters lebt als Pianistin in Wien.
AuszeichnungenBearbeiten
Für ihre herausragenden Theaterleistungen wurde sie unter anderem in Berlin mit dem Goldenen Vorhang geehrt. 1976 erhielt sie von den Mitgliedern der Hamburger Volksbühne den Ehrenpreis Silberne Maske. Im Jahr 2000 wurde sie für fünf Jahre Trägerin des Curt-Goetz-Rings. Für ihre Darstellung in Vita und Virginia an den Hamburger Kammerspielen erhielt sie 2006 den Rolf-Mares-Preis. 2014 erhielt sie den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ für ihre Darstellung der Vera in Vor dem Ruhestand am Theater in der Josefstadt. Als Anerkennung für herausragende Leistungen erhielt Nicole Heesters am 22. Februar 2015 den Louise-Dumont-Topas im Düsseldorfer Schauspielhaus. Am 9. Oktober 2019 wurde ihr die Ehrenmitgliedschaft der Hamburger Volksbühne verliehen.[2] 2019 wurde sie für ihre Rolle in der Hörspielfassung des Romans Die Jahre von Annie Ernaux bei den ARD Hörspieltagen für die beste schauspielerische Leistung ausgezeichnet.
2020 erhielt Heesters im Rahmen des Deutschen Schauspielpreises 2020 den Theaterpreis vom Bundesverband Schauspiel für Ihre Solo-Darbietung in „Marias Testament“.[3]
Filmografie (Auswahl)Bearbeiten
- 1953: Ich und meine Frau – Regie: Eduard von Borsody
- 1954: Dieses Lied bleibt bei dir
- 1955: Ihr erstes Rendezvous – Regie: Axel von Ambesser
- 1955: Drei Männer im Schnee – Regie: Kurt Hoffmann
- 1956: Liebe, die den Kopf verliert – Regie: Thomas Engel
- 1956: Der Glockengießer von Tirol – Regie: Richard Häussler
- 1966: Der gute Mensch von Sezuan – Fernsehspiel, SDR/SWR, Regie: Fritz Umgelter
- 1972: Alexander Zwo (Fernseh-Mehrteiler)
- 1972: Geliebter Mörder (Fernsehspiel)
- 1974: Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski – Fernseh-Vierteiler, Regie: Fritz Umgelter
- 1976: Der Winter, der ein Sommer war – Fernsehdreiteiler, Regie: Fritz Umgelter
- 1978–1980: Tatort (Oberkommissarin Marianne Buchmüller) (Fernsehreihe)
- 1978: Der Mann auf dem Hochsitz (Folge 84)
- 1978: Rechnung mit einer Unbekannten (Folge 87, Gastauftritt)
- 1979: Mitternacht, oder kurz danach (Folge 103)
- 1980: Der gelbe Unterrock (Folge 109)
- 1981: Nach Mitternacht – Regie: Wolf Gremm
- 1982: Kamikaze 1989 – Regie: Wolf Gremm
- 1983: Heinrich Penthesilea von Kleist – Regie: Hans Neuenfels
- 1984: Bali – Regie: István Szabó
- 1989: Pension Sonnenschein – Regie: Filip Bajon
- 1989: Das Milliardenspiel – Regie: Peter Keglevic
- 1992: Tatort: Der Mörder und der Prinz (Folge 258)
- 1992: Meine Tochter gehört mir – Regie: Vivian Naefe
- 1994: Ausgerechnet Zoé – Regie: Markus Imboden
- 1995: Ach du Fröhliche (Fernsehen)
- 1996: Solange es die Liebe gibt (Fernsehserie)
- 1997: Lamorte
- 1998: Meschugge – Regie: Dani Levy
- 1999: Klemperer – Ein Leben in Deutschland
- 2000: Frauen lügen besser – Regie: Vivian Naefe
- 2000: Für die Liebe ist es nie zu spät – Regie: René Heisig
- 2000: Deutschlandspiel – Regie: Hans-Christoph Blumenberg
- 2000: Gefährliche Träume – Das Geheimnis einer Frau
- 2002: Der letzte Zeuge – Die Kugel im Lauf der Dinge (Fernsehserie)
- 2002: Donna Leon – Nobiltà (Fernsehen)
- 2003: Tatort: Veras Waffen
- 2003: Treibjagd – Regie: Ulrich Stark
- 2003: Rosamunde Pilcher: Gewissheit des Herzens
- 2004: Bella Block: Das Gegenteil von Liebe – Regie: Dagmar Hirtz
- 2007: Zeit zu leben – Regie: Matti Geschonneck
- 2007: Sehnsucht nach Rimini – Regie: Dietmar Klein
- 2007: Copacabana – Regie: Xaver Schwarzenberger
- 2009: Fünf Tage Vollmond – Regie: Matthias Steurer
- 2009: Die Seele eines Mörders – Regie: Peter Keglevic
- 2010: Einsatz in Hamburg – Rot wie der Tod (Fernsehserie, Folge 01x13)
- 2010: Großstadtrevier – Muttertag (Fernsehserie, Folge 23x14)
- 2011: SOKO Wien – Todesengel (Fernsehserie)
- 2011: Ein Sommer in Paris – Regie: Jorgo Papavassiliou
- 2012: Die Holzbaronin – Regie: Marcus O. Rosenmüller
- 2014: Großstadtrevier – Ein Schlag ins Gesicht (Folge 27x14)
- 2015: Tiefe Wunden – Ein Taunuskrimi
- 2016: Lou Andreas-Salomé
- 2016: Apropos Glück (Fernsehen)
- 2016: Club der roten Bänder – Versprechen (Fernsehserie, Folge 02x09)
- 2020: Die Wolf-Gäng
- 2020: Breaking Even (Fernsehserie)
Hörspiele (Auswahl)Bearbeiten
- 1957 Georg Büchner: Leonce und Lena, Regie: Gert Westphal, Komposition: Peter Zwetkoff, SWF.
- 1958 Hans Christian Andersen: Die kleine Meerjungfrau, Regie: Edward Rothe, WDR.
- 1961 Roderick Wilkinson: Der große Fang, Regie: Fritz Benscher, BR.
- 1966 Rainer Puchert: Der große Zybilek, Regie: Günther Sauer, Komposition: Kurt Herrlinger, HR.
- 1969 Peter Handke: Hörspiel Nr. 2, Regie: Heinz von Cramer, WDR/SR/SWF.
- 1969 Adolf Muschg: Das Kerbelgericht, Regie: Oswald Döpke, WDR.
- 1973 Ingomar von Kieseritzky: Resorption, Regie: Heinz von Cramer, WDR.
- 1978 Wilhelm Genazino: Die Wäsche im Garten, Regie: Horst H. Vollmer, RB.
- 1984 Ludwig Fels: Frau Zarik, Regie: Klaus Mehrländer, Komposition: Stan Regal
- 1989 Richard Hey: Kelsterbachs Lieblinge, Regie: Richard Hey, WDR/SFB.
- 1995 Yasmina Reza: Der Mann des Zufalls Übersetzung: Eugen Helmlé, Regie: Charles Benoit, Komposition: Hans Koch, DRS/DLF
- 1998 A. R. Gurney: Love Letters Übersetzung: Inge Greiffenhagen, Daniel Karasek, Regie: Klaus Mehrländer, WDR.
- 2000 Margaret Edson: Geist. Übersetzung: Frank Heibert, Bearbeitung und Regie: Claudia Johanna Leist, WDR/NDR.
- 2002 Werner Schwab: Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos, Regie: Annette Kurth, WDR
- 2003 Ingomar von Kieseritzky: Doyles Dilemma, Regie: Beate Andres, Komposition: Bernd Schultheis, NDR.
- 2010 Elisabeth Herrmann: Schlick, Regie: Sven Stricker. Radio-Tatort, NDR.
- 2011 Jan Georg Schütte: Altersglühen oder Speed Dating für Senioren, Regie: Jan Georg Schütte, Komposition: Johannes Huth, NDR.
- 2016 Ursula Scheidle: Train of Sound, Regie: Ursula Scheidle, Komposition: Gunnar Geisse, NDR.
- 2016 Jochen Schimmang: Die erleuchtete Stadt gehört den anderen, Regie: Annette Kurth, WDR.
- 2017 Thomas Mann: Tonio Kröger, Regie: Leonhard Koppelmann, HR.
- 2018 Annie Ernaux: Die Jahre, Regie: Luise Voigt, Komposition: Björn SC Deigner, HR.
- 2018 Frank Witzel: Stahnke, Regie: Leonhard Koppelmann. Komposition: Frank Witzel, BR.
LiteraturBearbeiten
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 375.
- C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 280.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 610 f.
WeblinksBearbeiten
- Nicole Heesters in der Internet Movie Database (englisch)
- Nicole Heesters bei filmportal.de
- Nicole Heesters bei Agentur Dirk Fehrecke
- Wann schreiben Sie Ihre Autobiografie?, Porträt von Martin Eich in Stuttgarter Zeitung vom 17. Mai 2014
- Grande Dame in Turnschuhen. Interview mit Nicole Heesters
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Nicole Heesters im Kuratorium des Deutschen Hörbuchpreises, Focus, publiziert am 12. Juni 2008, abgerufen am 24. Juli 2010
- ↑ Neues Ehrenmitglied der Hamburger Volksbühne: Nicole Heesters. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
- ↑ Schauspiel-Verband ehrt Nicole Heesters mit Theaterpreis. 28. August 2020, abgerufen am 28. August 2020.
Personendaten | |
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NAME | Heesters, Nicole |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 14. Februar 1937 |
GEBURTSORT | Potsdam, Deutsches Reich |