Jänschwalde

Gemeinde im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg

Jänschwalde, niedersorbisch Janšojce, ist eine offiziell zweisprachige amtsangehörige Gemeinde im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg. Sie gehört dem Amt Peitz an und entstand in ihrer heutigen Form am 26. Oktober 2003 durch die Fusion der alten Gemeinde Jänschwalde mit Drewitz und Grießen. Bekannt ist Jänschwalde durch den gleichnamigen Braunkohletagebau sowie das nahegelegene Kraftwerk Jänschwalde.

Wappen Deutschlandkarte
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Jänschwalde
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Jänschwalde hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 52′ N, 14° 30′ OKoordinaten: 51° 52′ N, 14° 30′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Spree-Neiße
Amt: Peitz
Höhe: 62 m ü. NHN
Fläche: 82,37 km2
Einwohner: 1504 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 18 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 03197, 03172 (Grießen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/PLZ enthält Text
Vorwahlen: 035607, 035696 (Grießen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: SPN, FOR, GUB, SPB
Gemeindeschlüssel: 12 0 71 193
Gemeindegliederung: 4 Ortsteile
Adresse der Amtsverwaltung: Schulstraße 6
03185 Peitz
Website: www.peitz.de
Bürgermeister: Helmut Badtke
Lage der Gemeinde Jänschwalde im Landkreis Spree-Neiße
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Karte

Geographie

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Die Gemeinde liegt in der Niederlausitz, rund 25 Kilometer nordöstlich von Cottbus. Einen größeren Teil der Gemeindefläche nimmt der Braunkohletagebau Jänschwalde ein. Jänschwalde grenzt im Norden an Schenkendöbern, im Osten an die polnische Landgemeinde Gubin, im Süden an Forst und Heinersbrück, im Südwesten an Teichland und im Westen an Peitz und Tauer. Im Osten bildet die Lausitzer Neiße die Grenze zu Polen, die Malxe bildet die Südgrenze der Gemeinde.[2]

Gemeindegliederung

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Das Gemeindegebiet besteht aus den Ortsteilen mit zugehörigen Wohnplätzen:[3]

Weiterhin gehört die Gemarkung des devastierten Dorfes Horno (Rogow) zum Gemeindegebiet.

Geschichte

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Urgeschichte

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Durch Grabungen seit 2013 ließ sich anhand von Schnittspuren an den Knochen belegen, dass Neandertaler vor etwa 130.000 Jahren, bei Beginn der Eem-Warmzeit, das Gebiet um Jänschwalde bewohnten, und dass sie dort Jagd auf Pferde machten; unter den Tierüberresten fanden sich auch Knochen von Bison priscus, dem Steppenbison.[4] Unter den Werkzeugen befand sich ein Schaber, mit dem wohl Tierfelle entfernt wurden. In einem Graben, etwa 150 Meter von der Tagebaukante entfernt, wurde ein bearbeiteter Schildkern aus Feuerstein entdeckt. Damit fertigten die Neandertaler Werkzeuge und Waffen an.

Die bis dahin ältesten Spuren stammten ebenfalls von Jägern und Sammlern, doch waren sie mit 13.000 Jahren bedeutend jünger.[5] Bei den jüngeren archäologischen Spuren handelt es sich um Feuersteinwaffen von Rentierjägern am Ende der letzten Kaltzeit. Bereits 1903 wurde am Rande des Tagebaus das erste Mammutskelett in Deutschland ausgegraben.

Aus dem Neolithikum und der Bronzezeit traten zahlreiche Begräbnisplätze zu Tage, vielfach ausgestattet mit Silexspitzen und Silexdolchen als Beigaben. Aus der Zeit um 1000 v. Chr. stammen die auf der Hornoer Höhe – dort konzentriert sich seit 2009 der Tagebau – ergrabenen bronzezeitlichen Pfostenbauten. Diese wiesen Speicherplätze für Getreide, Brunnen, die die Wasserversorgung in der Höhenlage sicherten, sowie weitere Gräber auf. Anfang 2008 wurde ein germanisches Dorf aus dem 3. und 4. Jahrhundert ausgegraben. Neben Hausgrundrissen fanden sich Brunnen, eine Getreidemühle, eine Schmiede zur Schmuckherstellung, Fibeln und zahlreiche weitere Artefakte.

Gemeindegeschichte

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Jänschwalde soll bereits im 13. Jahrhundert durch wendische Siedler entstanden sein.[6] Der sorbische Name für den Ort – Janšojce – bedeutet auf Deutsch das dem Jan, Jansch oder Jänsch Gehörende, womit vermutlich eine im Malxebruch gelegene Siedlung unter Leitung eines Jan oder Jänsch bezeichnet war. Im Jahre 1346 wurde Jänschwalde – geschrieben Genschwalde – in der sogenannten Meißener Matrikel als Kirchdorf erwähnt, das an das Bistum drei Groschen Kirchensteuer zu zahlen hatte. Der Ort entstand auf einer flachen Talsandinsel im Sumpfgebiet der Malxeniederung. Die Häuser waren auf großen Findlingen ruhende Blockhäuser mit Schilfdach.

Ab 1952 entstand nordöstlich von Jänschwalde der neue Stadtteil Jänschwalde-Ost. Dort lebten überwiegend Berufssoldaten und Angestellte der Nationalen Volksarmee, die hier den Militärflugplatz Cottbus-Drewitz betrieb, mit ihren Familien. Während des aktiven Betriebs des Flugplatzes hatte der Stadtteil zeitweise rund 2000 Einwohner.

Jänschwalde und Drewitz gehörten seit 1816 zum Kreis Cottbus, Grießen zum Landkreis Guben in der preußischen Provinz Brandenburg. 1952 wurden die Gemeinden in den Kreis Guben im DDR-Bezirk Cottbus eingegliedert. Seit 1993 liegen sie im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße.

Eingemeindungen

Am 1. Juli 1998 wurde das Dorf Horno, das 2004 und 2005 infolge des angrenzenden Braunkohletagebaus devastiert wurde, nach Jänschwalde eingemeindet.[7] Am 26. Oktober 2003 entstand durch die Fusion der Gemeinden Drewitz, Grießen und Jänschwalde die neue Gemeinde Jänschwalde.[8] Der Ortsteil Jänschwalde erhielt am 10. Oktober 2005 den neuen Namen Jänschwalde-Dorf.[9]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr Einwohner
1875 743
1890 812
1910 853
1925 866
1933 854
1939 853
Jahr Einwohner
1946 1282
1950 1204
1964 1904
1971 1910
1981 2137
1985 2005
Jahr Einwohner
1990 2400
1995 2198
2000 2069
2005 2019
2010 1751
2015 1535
Jahr Einwohner
2020 1532
2021 1521
2022 1523
2023 1504

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[10][11][12], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Gemeindevertretung

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Die Gemeindevertretung von Jänschwalde besteht aus elf Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte bei einer Wahlbeteiligung von 75,8 % zu folgendem Ergebnis:[13]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Wählergemeinschaft Jänschwalde 18,5 % 2
AfD 16,9 % 2
Einzelbewerber Hein Dabo 15,2 % 1
Einzelbewerberin Carmen Orbke 08,2 % 1
Einzelbewerber Michael Neumann 08,1 % 1
Einzelbewerber Andreas Fobow 08,0 % 1
Einzelbewerber Ralf Wundke 06,8 % 1
Die Linke 05,5 % 1
3 weitere Einzelbewerber 12,7 %

Der Stimmenanteil des Einzelbewerbers Hein Dabo entspricht zwei Sitzen, daher bleibt ein Platz in der Gemeindevertretung unbesetzt.

Bürgermeister

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  • 1998–2003: Günter Strafe (Einzelbewerber)[14]
  • 2003–2014: Heinz Schwietzer (Einzelbewerber)[15]
  • seit 2014: Helmut Badtke (Einzelbewerber)[16]

Badtke wurde in der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 mit 57,9 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren[17] gewählt.[18]

Gemeindepartnerschaft

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Mit Iłowa (bis 1945 Halbau) im polnischen Teil der Oberlausitz besteht eine Gemeindepartnerschaft.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

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Wasserkraftwerk Grießen

In der Liste der Baudenkmale in Jänschwalde und in der Liste der Bodendenkmale in Jänschwalde stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Denkmale.

Musik

Für das Kulturleben des Ortes spielen die Jänschwalder Blasmusikanten eine wichtige Rolle. Die 2001 aus der 1972 gegründeten Feuerwehrkapelle Jänschwalde hervorgegangene Musikformation ist inzwischen auch überregional bekannt. Der Verein WIR für Jänschwalde e.V. veranstaltet seit 2000 regelmäßig das Jänschwalder Blasmusikfest, welches hunderte Besucher alle 2 Jahre (ungerade Jahreszahl) nach Jänschwalde lockt.

Sorbisches Traditionsleben

Ein Ortsverein der Domowina und die Dorfjugend, welche sich als Jugendinitiative organisiert hat, führt jedes Jahr sorbische Brauchtumsveranstaltungen durch. Dazu gehören die sorbische Fastnacht (Zapust), das Osterfeuer und das sorbische Hahnrupfen (Kokot). Diese Festivitäten sind eng an die wendische Geschichte des Dorfes gebunden. Des Weiteren wird jährlich zum 1. Mai ein Maibaum aufgestellt.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Unternehmen

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Braunkohlekraftwerk Jänschwalde

Auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Teichland befindet sich mit dem Kraftwerk Jänschwalde das drittgrößte Braunkohlekraftwerk Deutschlands.

In der Ortslage Kolonie befand sich die im Jahr 2000 gebaute Privatbrauerei Brauhaus Zur Linde. Sie produzierte 12.000 Liter Bier im Jahr, das größtenteils in der dazugehörigen Gaststube ausgeschenkt, aber auch in Fässern verkauft wurde.[19]

Jänschwalde liegt an der Landesstraße L 502 zwischen Tauer und der Bundesstraße 97.

 
Haltepunkt Jänschwalde

Jänschwalde Ost und Jänschwalde sind Haltepunkte an der Bahnstrecke Guben–Cottbus. Sie werden abwechselnd von der Regional-Express-Linie RE 10 Frankfurt (Oder)Cottbus HbfLeipzig Hbf, sowie von der Regionalbahnlinie RB 43 Frankfurt (Oder)–Cottbus Hbf–Falkenberg (Elster) jeweils im Zweistundentakt bedient, so dass sich ein Stundentakt ergibt.

Im Ortsteil Drewitz befindet sich der Flugplatz Cottbus-Drewitz.

Im Ortsteil Jänschwalde-Ost befindet sich die Krabat-Grundschule, die nach dem Witaj-Projekt bilingualen sorbisch-deutschsprachigen Unterricht anbietet.

Persönlichkeiten

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Literatur

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  • Deborah Schulz: Das Gräberfeld von Jänschwalde, Diss., Berlin 2019.
  • Amt Jänschwalde – für die deutsch-sorbischen Gemeinden Drewitz, Grießen, Horno und Jänschwalde im Landkreis Spree-Neiße. 1997, Herausgeber: Amt Jänschwalde
  • Martin Pernack (Hrsg.): 650 Jahre Jänschwalde. 650 lět Janšojce. Domowina-Verlag, Bautzen 1996, ISBN 978-3-7420-1669-0.
  • Rudolf Lehmann: Geschichte des Wendentums in der Niederlausitz. Beltz, Langensalza/Berlin/Leipzig 1930.
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Commons: Jänschwalde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg Dezember 2023 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Bundesamt für Naturschutz: Lage von Jänschwalde gem. Geodienste. Schutzgebiete in Deutschland. Abgerufen am 5. Mai 2013.
  3. Gemeinde Jänschwalde. Kommunalverzeichnis des Landes Brandenburg, abgerufen am 8. Oktober 2023.
  4. Leif Steguweit: Mikroskopische Untersuchungen zu menschlichen Manipulationen an Tierknochen des Saale-Spätglazials (MIS 6) aus Jänschwalde, in: Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 2 (2015) 193–210 (academia.edu).
  5. Neandertaler schon vor 130 000 Jahren in Brandenburg, in: Potsdamer Neueste Nachrichten, 17. Oktober 2013.
  6. R. Lehmann: Geschichte des Wendentums in der Niederlausitz
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1998
  8. Sechstes Gesetz zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Oder-Spree und Spree-Neiße (6.GemGebRefGBbg) vom 24. März 2003, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg, I (Gesetze), 2003, Nr. 05, S. 93
  9. Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis des Landes Brandenburg. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB), abgerufen am 29. Dezember 2020.
  10. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Spree-Neiße. S. 18–21
  11. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  12. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  13. Ergebnis der Kommunalwahl am 9. Juni 2024
  14. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Spree-Neiße (Memento vom 17. April 2018 im Internet Archive)
  15. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Potsdam 2004, S. 33. Abgerufen am 29. Juli 2024.
  16. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014
  17. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 73 (1)
  18. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024
  19. Daniel Preikschat: Bier braucht Heimat. In: lr-online.de. Lausitzer Rundschau, 8. Juni 2006, abgerufen am 22. Mai 2013.