Großkorbetha

Ortsteil von Weißenfels
(Weitergeleitet von Bahnhof Großkorbetha)

Großkorbetha (bis 1933 Großcorbetha) ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Weißenfels im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.[1]

Großkorbetha
Koordinaten: 51° 16′ N, 12° 2′ OKoordinaten: 51° 15′ 36″ N, 12° 1′ 52″ O
Höhe: 96 m
Fläche: 12,68 km²
Einwohner: 1785 (7. Nov. 2017)
Bevölkerungsdichte: 141 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. September 2010
Postleitzahl: 06688
Vorwahl: 034446
KarteBurgwerbenGroßkorbethaLangendorfLeißlingMarkwerbenSchkortlebenStorkauTagewerbenUichteritzWengelsdorfReichardtswerbenWeißenfelsBorauBurgenlandkreis
Karte
Lage von Großkorbetha in Weißenfels
Luftbildpanorama von Großkorbetha (links) und Kleinkorbetha (rechts)
Kleinkorbetha, Luftaufnahme (2017)
Wasserturm
Wasserturm am Bahnhof

Geografie Bearbeiten

Großkorbetha liegt zwischen Weißenfels und Bad Dürrenberg, nordwestlich des Autobahnkreuzes Rippachtal am linken Saaleufer. Rechts der Saale liegen der Ortsteil Kleinkorbetha und die zu Lützen gehörige Ortschaft Oeglitzsch. Auf der Gemarkung Großkorbetha befindet sich zudem neben dem Ortsteil Kleinkorbetha die Siedlung Gniebendorf.[2] In der Gemeinde befand sich bis zum 1. September 2010 der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Saaletal, der weitere acht Gemeinden angehörten.

Geschichte Bearbeiten

In einem zwischen 830 und 850 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird (Groß-)Korbetha als zehntpflichtiger Ort Curuuati im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt.[3] Die zweite Nennung im gleichen Verzeichnis bezieht sich auf das Korbetha bei Schkopau. Kleinkorbetha taucht zwar erst 1430 als parvi corvete urkundlich auf, ist aber doch älter, da bereits 1330 corvete superius überliefert ist, was somit die Existenz des kleinen Korbetha jenseits der Saale voraussetzt.[4] Der Ortsname lässt sich auf germanisch Karren waten zurückführen, was topografisch durch die schon in prähistorischer Zeit existierenden Saalefurten zwischen beiden Orten bzw. zwischen Gniebendorf und Kleinkorbetha bestätigt wird. Damals teilte sich die Saale hier in mehrere flache Arme, was ein Durchschreiten oder Durchfahren ermöglichte. Einige tote Restlöcher und Mulden sind noch erkennbar. Über die Jahrhunderte hinweg änderte sich die Schreibweise mehrfach. So ist 1458 von Korwetha die Rede (noch heute umgangssprachlich „Korweete“), 1545 Groß Corbetha. Aus dem Jahr 1593 findet sich in der Kirchenglocke die Inschrift Grosscorbetha; seit 1933 schließlich trägt das Dorf den noch heute gültigen Namen Großkorbetha. 1293 wurde mit dem Bau der Kirche in honorem sancti Martini (zu Ehren des heiligen St. Martin) begonnen. 1433 wurden weite Teile des Ortes von der Saale überflutet und hierdurch vierzig Häuser zerstört. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort durch schwedische Truppen wegen nicht gezahlter Kontribution in Brand gesteckt. Im Jahre 1804 zerstörte eine Feuersbrunst einen großen Teil des Dorfes.

Großkorbetha, Gniebendorf und Kleinkorbetha gehörten bis 1815 zum Kurfürstentum Sachsen bzw. zum Königreich Sachsen. Kleinkorbetha am östlichen Saaleufer unterstand dem hochstift-merseburgischen Amt Lützen, das seit 1561 unter kursächsischer Hoheit stand und zwischen 1656/57 und 1738 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Merseburg gehörte.[5] Großkorbetha und Gniebendorf westlich der Saale lagen im Norden des kursächsischen Amts Weißenfels[6] (Burgwerbener Gerichtsstuhl[7]), das zwischen 1656/57 und 1746 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Weißenfels gehörte. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kamen die drei Orte mit dem Westteil des Amts Lützen und dem Amt Weißenfels im Jahr 1815 zu Preußen. Sie wurden 1816 dem Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt. Während Kleinkorbetha dem Kreis Merseburg[8] zugeteilt wurde, kamen Großkorbetha und Gniebendorf zum Kreis Weißenfels.[9]

1856 wurde der Bahnhof Großkorbetha in Betrieb genommen, der aufgrund seiner Lage zu einem Knotenpunkt des Personen- und des Güterverkehrs und für die weitere Entwicklung des Ortes von entscheidender Bedeutung wurde. 1981 feierten die Bewohner des Ortes das 1100-jährige Jubiläum der Ersterwähnung. Zwanzig Jahre später, am 7. Dezember, wurde die Saalebrücke zwischen Groß- und Kleinkorbetha eingeweiht.

Bei der ersten Kreisreform in der DDR wurde Kleinkorbetha am 15. Juni 1950 in den Kreis Weißenfels umgegliedert[10] und am 20. Juli 1950 nach Großkorbetha eingemeindet.[11][12] Mit der zweiten Kreisreform 1952 kam Großkorbetha zum Kreis Weißenfels im Bezirk Halle, der 1990 wieder zum Landkreis Weißenfels wurde und im Jahr 2007 im Burgenlandkreis aufging.

Am 1. September 2010 wurde Großkorbetha mit seinen Ortsteilen Kleinkorbetha und Gniebendorf nach Weißenfels eingemeindet.[13]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1995 Stichtag 31. Dezember):

Jahr Einwohner
1840 581
1931 1798
1970[14] 3392
1990 * 2358
1995 2235
2000 2204
2005 2031
2006 2008
2007 1965
2009 1923
2017 1785

* 3. Oktober

Religion Bearbeiten

 
Kirche in Großkorbetha
 
Kirche in Kleinkorbetha

Die ursprünglich zum Bistum Merseburg gehörende Kirche in Großkorbetha und ihre Kirchengemeinde wurden durch die im 16. Jahrhundert durchgeführte Reformation evangelisch-lutherisch.

Evangelisch-lutherische Kirche Bearbeiten

Die Kirchengemeinde Großkorbetha mit ihrer auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Martinskirche gehört zum Kirchenkreis Merseburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Die 1855 erbaute Kirche in Kleinkorbetha wird nicht mehr genutzt.[15]

Römisch-katholische Kuratie Bearbeiten

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen durch die Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa Katholiken in größerer Zahl nach Großkorbetha und in die umliegenden Ortschaften, sie gehörten zunächst zur Pfarrei Weißenfels. 1957 kam der geplante Ankauf eines bebauten Grundstücks in Großkorbetha für katholische Zwecke nicht zustande. Am 1. Dezember 1958 wurde die Kuratie Großkorbetha errichtet, die zur Pfarrei Weißenfels gehörte und damals rund 1000 Katholiken umfasste.[16] Leo Nowak, der spätere Bischof des Bistums Magdeburg, wurde ihr erster Kuratus. Die katholischen Gottesdienste fanden in der evangelischen St.-Martins-Kirche und im evangelischen Konfirmandensaal statt. 1961 übernahm Manfred Kania das Amt des Kuratus in Großkorbetha, ihm folgte 1967 Heinrich Czarnojanczyk. 1973 wurde die Kuratie aufgehoben und Kuratus Czarnojanczyk versetzt. Die Katholiken in Großkorbetha gehören seitdem wieder zur Pfarrei Weißenfels.

Politik Bearbeiten

Die bis zu ihrer Zwangseingemeindung im Jahr 2010 selbständige Gemeinde Großkorbetha ist eine Ortschaft der Stadt Weißenfels im Sinne des § 86 GO LSA. Sie verfügt damit über einen Ortschaftsrat und einen Ortsbürgermeister.

Ortschaftsrat Bearbeiten

Der Ortschaftsrat besteht aus 12 gewählten Ortschaftsräten. Der Ortsbürgermeister gehört dem Ortschaftsrat ex officio an und hat den Vorsitz inne.

Ortschaftsrat Großkorbetha
Wahlvorschlag Sitze
EB Einzelbewerber 3
WG TSV WG TSV Großkorbetha 3
  CDU 2
  Die Linke 2
  FDP 1
  SPD 1
Stand: 11. Oktober 2011[17]

Ortsbürgermeister Bearbeiten

Ortsbürgermeisterin ist seit 2023 Birgit Weber, welche Bernd Ostermann nachfolgte, nachdem dieser in Folge einer verlorenen Oberbürgermeisterwahl sein Amt niedergelegt hatte.

Sehenswürdigkeiten / Tourismus Bearbeiten

 
Gniebendorfer Mühle
 
Saalebrücke

Verkehrsanbindung Bearbeiten

Schienenverkehr Bearbeiten

Großkorbetha besitzt seit 1856 einen Bahnhof, in dem sich die Strecken nach Halle und nach Leipzig trennen.[18] Stündlich verkehren Züge zudem Richtung Eisenach und Saalfeld.

Hier beginnt außerdem die Bahnstrecke Großkorbetha–Deuben, auf der seit 1999 nur noch Kohlezüge nach Wählitz (kurz vor Hohenmölsen) fahren.

 
Bahnhof Großkorbetha

Straßenverkehr Bearbeiten

Großkorbetha ist über die A-38-Abfahrt Leuna und den Abzweig Bäumchen an der B 91 zu erreichen. Direkt durch den Ort führt die Landstraße von Merseburg nach Weißenfels.

 
Privates Allgemeinbildendes Schulzentrum

Bildung Bearbeiten

  • Kindergarten „Sonnenschein“
  • Grundschule Großkorbetha
  • Freie Sekundarschule (Privates Allgemeinbildendes Schulzentrum)
  • Freies Gymnasium (Privates Allgemeinbildendes Schulzentrum)

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Großkorbetha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hauptsatzung der Stadt Weißenfels in der Fassung der Bekanntmachung vom 27. Januar 2015 (WSF-ABl. Nr. 2/2015, S. 3), geändert durch Satzung vom 26.11.2016 (WSF-ABl. 11/2016, S. 3). (weissenfels.de [PDF; 275 kB; abgerufen am 20. Oktober 2017]).
  2. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  3. Hersfelder Zehntverzeichnis, Ortsliste (Liste A); Reg. Thur. Nr. 287
  4. Eichler, Ernst; Walther, Hans: Untersuchungen zur Ortsnamenkunde und Sprach- und Siedlungsgeschichte des Gebietes zwischen mittlerer Saale und weißer Elster. Berlin 1984, S. 186.
  5. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 84 f.
  6. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 36 f.
  7. Der Ort im Buch Geographie für alle Stände, S. 376
  8. Der Landkreis Merseburg im Gemeindeverzeichnis 1900
  9. Der Landkreis Weißenfels im Gemeindeverzeichnis 1900
  10. Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 227 (PDF).
  11. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 280 (PDF).
  12. Großkorbetha und seine Ortsteile im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
  13. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  14. Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 32, Teil 12, Geschichte und Rechtsstellung von der Gründung der DDR bis zur Ernennung des Apostolischen Administrators. St. Benno Verlag, Leipzig 1989, S. 141.
  15. 06688 Weißenfels-Kleinkorbetha: säkularis. Kirche (1855). kirchbau.de, abgerufen am 3. November 2023.
  16. Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 32, Teil 12, Geschichte und Rechtsstellung von der Gründung der DDR bis zur Ernennung des Apostolischen Administrators. St. Benno Verlag, Leipzig 1989, S. 140–144.
  17. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 9. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weissenfels.de
  18. Gustav Richard: Dorf mit Großstadtbahnhof: Besuch in Großkorbetha (YouTube, abgerufen am 23. Mai 2022)