Nadja Tiller

österreichische Schauspielerin (1929–2023)

Nadja Maria Tiller (* 16. März 1929 in Wien; † 21. Februar 2023 in Hamburg) war eine österreichische Schauspielerin. Sie zählte zu den bekanntesten deutschsprachigen Filmstars der 1950er und 1960er Jahre. Tiller wirkte in über 130 Film- und Fernsehproduktionen mit, darunter in zahlreichen internationalen Produktionen. Sie drehte unter anderem mit O. W. Fischer, Curd Jürgens, Hansjörg Felmy, Mario Adorf, Jean Gabin, Yul Brynner, Robert Mitchum, Rod Steiger, Jean-Paul Belmondo und Jean Marais und galt zu ihrer besten Zeit zusammen mit Sophia Loren als erotischste Frau des europäischen Films.

Nadja Tiller und Walter Giller, 2009

Leben Bearbeiten

 
Ankunft Nadja Tiller, Miss Austria, 1949, Nationaal Archief, Anefo

Herkunft und Ausbildung Bearbeiten

Nadja Tiller, Tochter des aus Wien stammenden Schauspielers Anton Tiller und seiner Ehefrau, der aus Danzig stammenden[1] Operettensängerin und Schauspielerin Erika Körner (verheiratete Erika Tiller;[2] 1902–1979), besuchte in Wien das Realgymnasium. Ab 1945 studierte sie am Max-Reinhardt-Seminar und bis 1949 an der Musik- und Schauspielakademie. Im selben Jahr gewann sie die Wahl zur Miss Austria.

Theater Bearbeiten

Nach Abschluss ihrer Schauspielausbildung wurde Tiller festes Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt. In den Jahren 1967 und 1968 gab sie die Buhlschaft im Jedermann bei den Salzburger Festspielen. In den 1970er und 1980er Jahren hatte sie feste Theaterengagements in Lübeck, Berlin und Wien. 1976 spielte sie in Lübeck und 1981 in Wien die weibliche Hauptrolle in dem Kurt-Weill-Musical Lady in the Dark.[3] Bis in die späten 1990er Jahre trat sie zudem in Boulevardstücken auf. 1997 spielte sie an den Hamburger Kammerspielen und auf Gastspielen die Rolle der alternden Joan Crawford in dem Stück Besuch bei Joan von Cas Enklaar, das mit ihr und Andreas Brucker im Jahr darauf unter der Regie von Horst Königstein auch für das Fernsehen verfilmt wurde. Im September/Oktober 2010 war Nadja Tiller in einem Stargastauftritt in der Rolle der „größten Diva aller Zeiten“ in Schorsch Kameruns Inszenierung des Stücks Vor uns die Sintflut im Thalia-Theaterzelt in der Hamburger Hafencity zu sehen. Von Januar 2015 bis April 2015 war sie in dem Musical My Fair Lady als Mrs. Higgins am Staatstheater Braunschweig zu sehen. Diese Rolle übernahm sie auch in der Spielzeit 2015/16.

Film und Fernsehen Bearbeiten

Tiller gab ihr Filmdebüt 1949 als Lucia in dem Revue- und Ausstattungsfilm Märchen vom Glück. Kurz danach stand sie unter der Regie von Franz Antel in Kleiner Schwindel am Wolfgangsee vor der Kamera. Zahlreiche eher belanglose Rollen in Lustspielen mit Hans Moser und Theo Lingen folgten, bis sie Rolf Thiele 1955 für seinen Film Die Barrings an der Seite von Dieter Borsche besetzte. Mit diesem Film erlebte Tiller ihren künstlerischen Durchbruch. Bis 1970 folgten zehn weitere Filme unter der Regie von Thiele, so 1962 Lulu mit Mario Adorf, O. E. Hasse und Hildegard Knef. Ihren internationalen Durchbruch hatte sie 1958 in Das Mädchen Rosemarie als Darstellerin der Frankfurter Edelhure Rosemarie Nitribitt. Seitdem sah man sie wiederholt in einigen weiteren Hauptrollen und verschiedentlich als Gastdarstellerin in Fernsehproduktionen.

Ende der 1950er Jahre konnten Luchino Visconti, Michelangelo Antonioni und Federico Fellini Tiller nicht für eine internationalen Karriere gewinnen. 1986 spielte sie als Waffenhändlerin ihre letzte große Rolle im Kino-Film Der Sommer des Samurai.

Nach langer Kinoabstinenz wurde sie 2005 von Til Schweiger in seinem Roadmovie Barfuss besetzt sowie 2009 von Leander Haußmann in seiner Filmkomödie Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!, was zugleich auch ihre letzte Rolle in Film und Fernsehen war.

In den 1980er Jahren bewarb Tiller die Praline Mon Chéri des italienischen Herstellers Ferrero.[4]

Privates und Tod Bearbeiten

Am 5. Februar 1956 heiratete Tiller den Schauspieler Walter Giller. Aus der Ehe gingen eine Tochter (* 1959) und ein Sohn (* 1964) hervor. Das Schauspieler-Ehepaar galt in den 1950er- und 1960er-Jahren als Traumpaar. Am 30. November 2006 erhielten sie gemeinsam einen Bambi für ihr Lebenswerk. Sie lebte mit ihrem Ehemann ab Ende der 1950er Jahre in Castagnola bei Lugano. Im Jahr 2004[5] zog das Ehepaar in das Seniorenstift Augustinum Hamburg.[6] Walter Giller erlag am 15. Dezember 2011 einem Krebsleiden.

Nadja Tiller starb wenige Wochen vor Vollendung ihres 94. Lebensjahres in der Nacht des 21. Februar 2023 im Augustinum Hamburg.[7][8][9] Die gebürtige Wienerin wurde, wie ihr Ehemann, seebestattet.[10] Eine Gedenktafel ist am Grab der Eltern auf dem Zentralfriedhof angebracht.[11]

Filmografie Bearbeiten

Hörspiele Bearbeiten

Auszeichnungen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Nadja Tiller – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Erika Körner. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 28. Juni 2021.
  2. Vgl. Familiengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof in: Gräberdatenbank der Friedhöfe Wien.
  3. Nadja Tiller. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 2. Juli 2021.
  4. Markenhistorie: Mon Cheri. In: Markenmuseum.de. Archiviert vom Original am 5. Mai 2016; abgerufen am 5. Mai 2016.
  5. Drei Prominente im Seniorenheim – B.Z. – Die Stimme Berlins. 14. Dezember 2007, abgerufen am 8. Januar 2023.
  6. Mirja Kuckuk: Eine Suite auf Lebenszeit. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010, abgerufen am 8. September 2022.
  7. Traueranzeige. In: trauer.sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 23. Februar 2023, abgerufen am 7. März 2023.
  8. Schauspielerin Nadja Tiller mit 93 gestorben. In: krone.at. Kronen Zeitung, 21. Februar 2023, abgerufen am 21. Februar 2023.
  9. Peter Jungblut: "Mädchen Rosemarie": Schauspielerin Nadja Tiller gestorben. In: br.de. Bayerischer Rundfunk, 21. Februar 2023, abgerufen am 7. März 2023.
  10. Update „Grande Dame des Films“: Schauspielerin Nadja Tiller mit 93 Jahren gestorben. In: tagesspiegel.de. Tagesspiegel, 21. Februar 2023, abgerufen am 8. September 2023.
  11. Klaus Nerger: Gedenktafel für Nadja Tiller. In: knerger.de. Abgerufen am 7. März 2023.