Musikjahr 1539

Übersicht über die Ereignisse in der Musik im Jahre 1539

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Weitere Ereignisse

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1539.

Musikjahr 1539
Isabel de Este
Isabel de Este
Die Mäzenin und Kunstsammlerin Isabella d’Este – hier zu sehen auf einem verjüngenden Bild des Malers Tizian aus dem Jahre 1536 – stirbt 1539 im Alter von 64 Jahren. Sie gilt als eine der einflussreichsten Frauen der italienischen Renaissance („La prima donna del mondo“). In der Musik unterstützte sie die Komponisten Bartolomeo Tromboncino und Marco Cara.

Ereignisse Bearbeiten

  • Martin Agricola, der sich 1519 in Magdeburg als Musiklehrer niedergelassen und der Reformation angeschlossen hat, ist Kantor der zu einer einzigen städtischen Anstalt zusammengefassten Musikschulen. Neben seiner Lehraufgabe bemüht sich Agricola vor allem darum, der neuen protestantischen Bewegung eine eigene Kirchenmusik zu geben.
  • Benedictus Appenzeller ist seit 1536 Sänger am habsburgischen Hof der Regentin Maria von Ungarn in Brüssel und seit 1537 Leiter der Chorknaben (maître des enfants).
  • Jakob Arcadelt ist Sänger des Petersdoms in Rom. Ab Januar 1539 wird hier in der Capella Giulia ein Jacobus Flandrus geführt (mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Arcadelt); weil aber die Sängerlisten dieser Kapelle für 1537 und 1538 verloren gegangen sind, könnte diese Mitgliedschaft schon vor 1539 bestanden haben. Auch sind bei den in der florentinischen Zeit erschienenen Madrigalbüchern seine Werke mit denen von Francesco Corteccia, Francesco de Layolle und Jacquet de Berchem (florentinisches und norditalienisches Repertoire) gemischt, während im dritten und vierten Madrigalbuch ab Herbst 1539 Arcadelts Stücke vor allem zusammen mit Kompositionen von Costanzo Festa (römisches Repertoire) erscheinen. Auch dies ist eine Stütze für die Annahme, dass sich Arcadelt spätestens ab 1539 in Rom aufhält.
  • Pietro Aron ist Mönch in einem Kreuzherrenkloster bei Bergamo.
  • Pierre Attaingnant, der um 1527/1528 eine Variante des Notendrucks erfunden hat, die das Drucken in einem Arbeitsgang erlaubt, veröffentlicht von 1528 bis 1552 mehr als 50 Chansonsammlungen und einige „Tanzbücher“.
  • Antoine Barbé hat – nach den Akten der Kathedrale von Antwerpen – von 1527 bis 1562 die Stelle des Kapellmeisters inne.
  • Leonardo Barré, ein Schüler von Adrian Willaert in Venedig, ist seit 1537 Sänger der päpstlichen Kapelle in Rom. Diese Anstellung behält er bis 1555.
  • Eustorg de Beaulieu, der 1537 zum Protestantismus konvertiert und von Lyon nach Genf geflohen ist, studiert an der Akademie von Lausanne Theologie.
  • Arnold von Bruck ist seit der zweiten Jahreshälfte 1527 in Wien Kapellmeister des österreichischen Regenten Erzherzog Ferdinand (dem späteren König und Kaiser Ferdinand I.) und zwar als Nachfolger von Heinrich Finck. Diese Stellung behält er über 18 Jahre. Die Wiener Hofkapelle gilt als herausgehobene Institution in der österreichisch-habsburgischen Musikwelt, und als Leiter dieser Kapelle genießt Arnold von Bruck ein besonderes Ansehen.
  • Joan Brudieu, der 1538 als junger Sänger und Dirigent an die Kathedrale von La Seu d’Urgell gekommen ist, erhält 1539 vom Domkapitel das Angebot, die Kapellmeisterstelle zu übernehmen. Diese Position behält er – mit Unterbrechungen – bis kurz vor seinem Tode 1591.
  • Der Reformator Johannes Calvin, der die Gattung des Psalmlieds in Straßburg kennengelernt hat, gibt dort 1539 eine Sammlung mit Psalmliedern von Clément Marot sowie mit eigenen Psalmdichtungen heraus, den Genfer Psalter oder Hugenottenpsalter. Ergänzt wird die Sammlung durch die Zehn Gebote sowie den Lobgesang des Simeon (Nunc dimittis).
  • Cornelius Canis ist im Jahr 1539 oder 1540 als einer von 24 Kollegiat-Kanonikern an der Abtei St. Bavo in Gent dokumentiert.
  • Pierre Certon wirkt seit dem Jahr 1529 in Paris an Notre-Dame.
  • Francesco Corteccia, der ab 1531 Organist an San Lorenzo in Florenz war, tritt im Jahr 1539 in den Dienst der Familie de’ Medici und bekleidet die Stelle des Kapellmeisters am Hofe des Herzogs Cosimo I.
  • Ghiselin Danckerts ist von 1538 bis 1565 Sänger der päpstlichen Kapelle in Rom.
  • Jehan Daniel ist Organist an der Kathedrale von Angers. Er hat diese Stelle bis 1540 inne.
  • Jean De Latre ist in den Jahren 1538 und 1539 Singmeister (maître de chant) des Kollegiatstifts Saint-Jean l’Evangeliste in Lüttich. Dies geht aus den Listen des Kollegiatstifts hervor. Weil die Listen vor und nach diesen Jahren verloren sind, ist es möglich, dass er schon vor 1538 und nach 1539 dort gewirkt hat.
  • Benedictus Ducis ist von 1535 bis zu seinem Tod 1544 evangelischer Pfarrer in Schalkstetten.
  • Ludovicus Episcopius studiert ab 1538 an der Artes-Fakultät der Universität Löwen und schließt dort 1541 als Theologe sein Studium ab.
  • Georg Forster, der in Wittenberg Medizin studiert hat, wirkt nach seinem Studienabschluss 1539 vorübergehend in Würzburg und wird dann in Heidelberg der Leibarzt von Pfalzgraf Wolfgang, Herzog von Zweibrücken.
  • Die von Henry Fresneau überlieferten Kompositionen lassen den Schluss zu, dass er von 1538 bis 1554 in Lyon gewirkt hat.
  • Antonio Gardano, der seit 1532 in Venedig lebt und hier einen Musikverlag und eine Druckerei gegründet hat, gibt zwischen 1538 und 1569 rund 450 Publikationen, vor allem Madrigale und geistliche Musik heraus. Von den noch 388 erhaltenen Drucken sind nur zwei nicht musikalischen Inhalts.
  • Nicolas Gombert, der seit 1526 Mitglied der Hofkapelle von Kaiser Karl V. und seit 1529 maitre des enfants war, erscheint nach 1538 nicht mehr in den Rechnungen des kaiserlichen Hofs. Der italienische Humanist Hieronymus Cardanus (1501–1576) schreibt hierzu in zwei seiner Veröffentlichungen, dass Gombert wegen sexueller Vergehen an einem der Chorknaben zu einer Galeerenstrafe verurteilt worden sei. Durch die Widmung einer Kompositionsreihe hat er später, nach Annahme von Cardanus, bei Karl V. seine Begnadigung erwirkt. Lange Zeit haben Musikhistoriker die acht Magnificat-Zyklen für das Gnadengesuch Gomberts gehalten; inzwischen sprechen ein Brief Gomberts an Ferrante I. Gonzaga von 1547 und andere zeitliche Bezüge mehr dafür, dass das erste Buch der vierstimmigen Motetten, erschienen in Venedig 1539, diese Begnadigung bewirkt hat und Gombert die Strafe vielleicht gar nicht erst antreten musste.
  • Matthias Greitter ist seit 1538 Musiklehrer am Collegium Argentinense, dem Vorläufer der Straßburger Universität.
  • Lupus Hellinck ist Succentor an der Liebfrauenkirche in Brügge und seit dem 17. Juni 1523 an der Hauptkirche St. Donatian, was mit den Aufgaben der Chorleitung und des Unterrichts der Chorknaben verbunden ist.
  • Nikolaus Herman ist Kantor und Lehrer an der Lateinschule in St. Joachimsthal. Hier arbeitet er unter anderem mit Johannes Mathesius zusammen, der dort ab 1532 als Rektor der Schule amtiert.
  • Gheerkin de Hondt, der von 1532 bis 1539 an der Kirche St. Jakob in Brügge als Singmeister tätig war, wird im September 1539 von der Marienbruderschaft (Illustre Lieve Vrouwe Broederschap) in ’s-Hertogenbosch als Singmeister angeworben; dort tritt er seinen Dienst am 31. Dezember 1539 an.
  • Clément Janequin ist seit 1534 Kapellmeister der Kathedrale von Angers.
  • Hans Kotter lehrt seit 1534 als Schulmeister in Bern.
  • Hans Kugelmann, der in den Diensten des Hauses Fugger in Augsburg stand, ist seit 1524 Trompeter und Hofkomponist beim Markgrafen Albrecht in Königsberg. Parallel zu seiner Tätigkeit bei Hofe ist er von 1534 bis zu seinem Tode Kapellmeister der Kantorei.
  • Erasmus Lapicida, der um das Jahr 1521 vom Habsburger Erzherzog Ferdinand I. (Regierungszeit als Erzherzog 1521–1531) am Schottenkloster in Wien eine Präbende verliehen bekam, lebt dort die 26 restlichen Jahre seines Lebens. Im Jahr 1539 nimmt Lapicida an den Trauerfeierlichkeiten für Isabella von Portugal, verstorbene Ehefrau von Kaiser Karl V., im Wiener Stephansdom teil.
  • Jacotin Le Bel ist Mitglied der Hofkapelle des französischen Königs Franz I. Auf einer Liste der Gehaltsempfänger der Kapelle 1532/1533 erscheint er als haulte-contre und als chantre et chanoine ordinaire. Vom König bekommt er ein Kanonikat und eine Pfründe an der Kollegiatkirche Notre Dame in der Provinz Anjou. Jacotin verfasst mehr als 50 mehrstimmige Werke in über 100 Manuskripten und Drucken des 16. Jahrhunderts. 32 dieser Werke werden zwischen 1528 und 1553 von dem königlichen Notendrucker Pierre Attaingnant gedruckt.
  • Francesco Londariti wählt, wie sein Vater Nikolaos, die Klerikerlaufbahn und arbeitet an dessen Kirche bereits in jungen Jahren von 1537 bis 1544 als Organist. Die Unterstützung seines Vaters, die guten Beziehungen seiner Familie und sein außerordentliches Talent als Musiker ermöglichen, dass er als unehelicher Sohn eines Priesters nicht mit den derzeit üblichen Hindernissen konfrontiert ist und nicht nur zum Priester ordiniert, sondern auch mit dem Titel eines Apostolischen Protonotars und verschiedenen hohen kirchlichen Ämtern versehen wird, die mit einträglichem Grundbesitz und damit einigem Wohlstand verbunden sind.
  • Stephan Mahu, der vielleicht schon ab Anfang der 1520er Jahre als Sänger und Posaunist Mitglied des Hofstaats von Königin Anna von Böhmen und Ungarn(1503–1547), der Ehefrau von Ferdinand I. ist, verpflichtet sich ab dem 14. November 1528 vertraglich zum lebenslangen Dienst bei ihr und Ferdinand. Dafür wird ihm im Gegenzug eine erhebliche Gehaltserhöhung zugesichert, die allerdings erst ab dem Jahr 1539 ausgezahlt wird. Zusätzlich hat er zwischen September 1529 und März 1532 die Stelle eines Vizekapellmeisters der Wiener Hofmusikkapelle von Erzherzog Ferdinand unter Arnold von Bruck übernommen, und zwar bis zum Jahr 1539.
  • Pierre de Manchicourt ist 1539 Chorleiter an der Kathedrale von Tours.
  • Jachet de Mantua ist spätestens seit 1535 Magister der Kapellknaben und Kapellmeister an der Kathedrale St. Peter und Paul in Mantua.
  • Luis Milán verbringt vermutlich sein ganzes Leben in Valencia, wo er bis etwa 1538 am herzoglichen Hof der Germaine de Foix beschäftigt war.
  • Francesco Canova da Milano ist seit 1535 in Rom als Lautenist und Violaspieler des Kardinals Ippolito de’ Medici und als Lehrer des Neffen von Papst Paul III., Ottavio Farnese, beschäftigt.
  • Cristóbal de Morales ist seit 1535 Sänger in der Sixtinischen Kapelle und lebt und wirkt zur Zeit des Pontifikates von Paul III. zehn Jahre lang in Rom.
  • Anton Musa ist seit 1536 Pfarrer in Rochlitz, ein Amt das er acht Jahre lang ausübt.
  • Luis de Narváez steht seit den 1520er Jahren im Dienst von Francisco de los Cobos y Molina (1477–1547), Komtur von León und Sekretär von Kaiser Karl V.; er lebt mit großer Wahrscheinlichkeit in Valladolid mit seinem Dienstherrn bis zu dessen Tod 1547. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Narváez identisch mit Ludovicus Narbays, von dem je eine vier- und eine fünfstimmige Motette in zwei Motettenbüchern enthalten sind, die der französische Drucker Jacques Moderne († 1561 in Lyon) in den Jahren 1539 und 1542 herausgegeben hat.
  • Francesco Patavino, der in Gemona die Dommusik leitet, verlässt Gemona 1537 und kehrt nach Treviso zurück, wo er wieder als Kapellmeister tätig wird. In Dokumenten aus Treviso ist er bis 1551 nachweisbar.
  • Nicolas Payen, der wahrscheinlich zwischen 1522 und 1529 Chorknabe bei der capilla flamenca von Kaiser Karl V. gewesen ist und danach an einem nicht näher bekannten Ort seine musikalische Ausbildung fortgesetzt hat, wird ab 1534 wieder von der kaiserlichen Hofhaltung in den Gehaltslisten geführt. Nachdem Kaiserin Isabella von Portugal, die Ehefrau von Karl V., am 1. Mai 1539 im Alter von 36 Jahren verstorben ist, verfasst Payen die musikalische Elegie „Carole cur defles“ („Karl, warum weinst du“) auf ihren Tod.
  • Matteo Rampollini, der von 1530 bis 1534 das Amt eines Kaplans an der Medici-Kapelle bekleidete, darf offenbar auch Musik für die Hochzeit von Cosimo I. de’ Medici und Eleonora von Toledo im Jahr 1539 komponieren, denn zwei seiner Madrigale (Lieta per honorarte und Ecco la fida) befinden sich in der von Antonio Gardano herausgegebenen Bankettmusik.
  • Claudin de Sermisy ist Mitglied der Hofkapelle von König Franz I. von Frankreich. Ab dem Jahr 1533 ist der Komponist als sous-maître über alle Musiker der königlichen Kapelle tätig; die administrative Leitung hat Kardinal François de Tournon, ein enger Vertrauter des Königs. Als sous-maître leitet de Sermisy die Aufführungen der etwa 40 erwachsenen Sänger und sechs Chorknaben, welche die königliche Kapelle während der 1530er und 1540er Jahre besitzt; darüber hinaus ist er für das Wohl der Knaben verantwortlich und hat die Aufsicht über die liturgischen und musikalischen Bücher der Kapelle. Er übt dieses Amt bis etwa 1553 aus.
  • Tielman Susato ist seit 1531 Mitglied der Antwerpener Stadtmusikanten; er spielt die Instrumente Flöte, Blockflöte, Krummhorn, Feldtrompete und Posaune und hat vielleicht auch die abendlichen Andachten der Bruderschaft begleitet.
  • Thomas Tallis ist in den Jahren 1532 bis 1540 Organist an der Augustiner-Abtei Waltham nördlich von London.
  • John Taverner, dessen Tätigkeit für die St. Botolph’s Church in der Stadt Boston in Lincolnshire 1537 endet, bleibt in Boston. Er steht in Kontakt mit Thomas Cromwell, dem protestantischen Minister des englischen Königs Henry VIII. In dessen Auftrag führt er in der Region Boston die 1534 veranlasste Auflösung der Klöster durch.
  • Adrian Willaert ist seit dem 12. Dezember 1527 Domkapellmeister zu San Marco in Venedig. Der Komponist behält dieses Amt 35 Jahre lang bis zu seinem Tod; erst durch sein Wirken bekommt diese Stelle ihre in ganz Europa herausragende Bedeutung. Willaert ist der Nachfolger von Petrus de Fossis († vor dem 7. Juli 1526).

Vokalmusik Bearbeiten

Geistlich Bearbeiten

Weltlich Bearbeiten

 
Bolswardorgel in Groningen

Musiktheoretische Schriften Bearbeiten

  • Georg Liban – De accentuum ecclesiasticorum exquisita ratione

Instrumentenbau Bearbeiten

Geboren Bearbeiten

Geburtsdatum gesichert Bearbeiten

Genaues Geburtsdatum unbekannt Bearbeiten

Geboren um 1539 Bearbeiten

Gestorben Bearbeiten

Todesdatum gesichert Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

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