Hausen-Oes

Stadtteil von Butzbach
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Hausen-Oes ist ein Stadtteil von Butzbach im hessischen Wetteraukreis. Der Ort liegt, von Wald umgeben im östlichen Hintertaunus, am Hausberg und am Brülerberg im Naturpark Taunus. Durch Hausen-Oes führt die Landesstraße 3053.

Hausen-Oes
Stadt Butzbach
Koordinaten: 50° 25′ N, 8° 37′ OKoordinaten: 50° 25′ 19″ N, 8° 37′ 29″ O
Höhe: 297 (288–322) m ü. NHN
Fläche: 2 km²[1]
Einwohner: 367 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 184 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 35510
Vorwahl: 06033
Blick auf die Kirche von Hausen
Blick auf die Kirche von Hausen

Geschichte Bearbeiten

Ortsgeschichte Bearbeiten

Bereits in der Jungsteinzeit soll der Bereich besiedelt worden sein. Die Römer führten den Limes am Ort vorbei. Südlich von Hausen befindet sich das Kleinkastell Hunnenkirchhof.

Oes wurde 1319 erstmals urkundlich erwähnt.

In Hausen wird 1488 erstmals ein Pfarrer erwähnt. 1556 wurde die Reformation in Hausen-Oes eingeführt. Hausen und der Nachbarort Nieder-Weisel wurden 1806 hessisch. Vom 16. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre gab es eine Schule.

Die Evangelische Kirche wurde 1860 auf den alten Fundamenten der kleinen mittelalterlichen Kirche von 1300 errichtet.

Die Gemeinden Hausen und Oes wurden am 1. Januar 1968 zur kurzlebigen Gemeinde Hausen-Oes zusammengeschlossen. Zum 1. August 1972 wurde Hausen-Oes im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Butzbach eingemeindet.[3][4] Für Hausen-Oes wurde, wie für die übrigen Stadtteile, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick Bearbeiten

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Hausen-Oes angehört(e):[1][6][7]

Gerichte seit 1803 Bearbeiten

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Hausen mit Oes ab 1806 das „Patrimonialgericht der Fürsten Solms-Hohensolms-Lich“ in Nieder-Weisel zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. Ab 1822 ließen die Fürsten von Solms-Hohensolms-Lich ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Lich“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Hausen mit Oes zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Fürst 1823.[12] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[13] Zu Beginn des Jahres 1837 wurde Nieder-Weisel mit Hausen-Oes dem Landgericht Friedberg zugeteilt.[14] Nieder-Weisel mit Hausen und Oes wurde zum 1. Juli 1840 vom Landgericht Friedberg abgetrennt und bildeten mit weiteren Gemeinden den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Butzbach.[15]

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Butzbach“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[16] 2004 wurde das Amtsgericht Butzbach aufgelöst und in das Amtsgericht Friedberg integriert.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Belegte Einwohnerzahlen für Hausen bis 1970 sind:[1]

  • 1961: 121 evangelische (= 84,62 %), 14 katholische (= 9,79 %)
Hausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr  Einwohner
1834
  
149
1840
  
172
1846
  
170
1852
  
162
1858
  
117
1864
  
112
1871
  
114
1875
  
107
1885
  
102
1895
  
98
1905
  
95
1910
  
98
1925
  
98
1939
  
114
1946
  
167
1950
  
168
1956
  
143
1961
  
143
1967
  
206
1970
  
218
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]

Belegte Einwohnerzahlen für Oes bis 1970 sind:

  • 1961: 9 evangelische (= 56,25 %), 6 katholische (= 37,50 %) Einwohner
Oes: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr  Einwohner
1834
  
30
1840
  
38
1846
  
48
1852
  
42
1858
  
37
1864
  
21
1871
  
13
1875
  
16
1885
  
15
1895
  
5
1905
  
8
1910
  
8
1925
  
7
1939
  
9
1946
  
11
1950
  
16
1956
  
26
1961
  
16
1967
  
22
1970
  
27
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]

Belegte Einwohnerzahlen für Hausen-Oes sind:

Hausen-Oes: Einwohnerzahlen von 1970 bis 2022
Jahr  Einwohner
1970
  
245
1980
  
?
1990
  
?
2008
  
351
2010
  
354
2015
  
380
2022
  
367
Quellen: LAGIS[1]; 2008–2015[17]; 2022[2]

Ortsbeirat Bearbeiten

Vorsitzender des Ortsbeirates ist seit 2021 Benjamin Ferber.[18]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Auf dem Hausberg und dem Brülerberg wurden bei Ausgrabungen keltische Ringwälle entdeckt.
  • Zwischen den beiden Bergen verläuft der Keltenwanderweg.
  • Durch Hausen und am Südrand von Oes vorbei verläuft der Europäische Fernwanderweg E3, der hier von Bodenrod nach Butzbach führt.

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Patrimonialgericht: Standesherrliches Amt Nieder-Weisel des Fürsten Solms-Hohensolms-Lich.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lich; 1822 gingen die Rechte des „standesherrlichen Amts Nieder-Weisel“ an das Landgericht über, wo sie im Namen der Standesherren ausgeübt wurden) und Verwaltung.
  5. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  6. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Hausen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 7. November 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 361.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 304 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Butzbach, abgerufen im April 2024.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 22, 438 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 424 (online bei Google Books).
  10. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 135 (online bei Google Books).
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. Theodor Hartleben (Hrsg.): Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Teil 1. Band 2. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S. 271 (online bei Google Books).
  13. Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
  14. Bekanntmachung, die Zutheilung der Orte Södel und Niederweisel mit Hausen und Oes zu dem Kreise und dem Landgericht Friedberg betr. vom 30. November 1836 (Hess. Reg. Bl. S. 544)
  15. Bekanntmachung, die Errichtung eines neuen Landgerichts zu Butzbach betreffend vom 1. Juni 1840 (Hess. Reg.Bl. S. 195–196)
  16. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  17. Einwohnerzahlen der einzelnen Stadtteile. In: Webauftritt. Stadt Butzbach, archiviert vom Original; abgerufen am 22. Mai 2018. (archivierte Zahlen)
  18. Ergebnis Ortsbeirat Hausen-Oes 2021 (Memento vom 2. Dezember 2016 im Internet Archive), Stadt Butzbach, abgerufen im November 2016

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hausen-Oes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien