Berlin-Rudow

Ortsteil von Berlin

Rudow [ˈʁuːdoː] ist ein Ortsteil im Berliner Bezirk Neukölln.

Rudow
Ortsteil von Berlin
BerlinNeuköllnBritzBuckowBuckowGropiusstadtRudowBrandenburgRudow auf der Karte von Neukölln
Über dieses Bild
Koordinaten 52° 25′ 0″ N, 13° 30′ 0″ OKoordinaten: 52° 25′ 0″ N, 13° 30′ 0″ O
Fläche 11,8 km²
Einwohner 42.443 (31. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte 3597 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahlen 12353, 12355, 12357
Ortsteilnummer 0804
Bezirk Neukölln

LageBearbeiten

Rudow ist der südlichste Ortsteil des Bezirks Neukölln. Er grenzt im Norden an die Ortsteile Britz und Baumschulenweg, im Westen an Buckow und Gropiusstadt, im Osten an Johannisthal und Altglienicke sowie im Süden an die in Brandenburg liegenden Orte Schönefeld, Waßmannsdorf und Großziethen.

NaturraumBearbeiten

Der Dorfkern von Rudow liegt auf der Grundmoränenplatte des Teltow, an deren Rand, d. h. nahe dem wenige hundert Meter nordöstlich anschließenden Übergang zum Spree-Urstromtal.[1] Von Südwest nach Nordost durchzieht in einer eiszeitlich entstandenen Rinne das Rudower Fließ die Gemarkung des Dorfes. An die Ränder dieser Rinnen schließen sich teilweise Flächen mit Schmelzwassersanden ab, die sich mit ihrem grobkörnigeren Substrat von den eher lehmigen Grundmoränenflächen unterscheiden. Die Grenze zu den Talsandflächen bzw. den See- und Moorablagerungen des Urstromtals mit organischen Anteilen im Boden und in der Regel höherem Grundwasserstand verläuft ungefähr entlang der Konradenstraße – Margueritenring – Köpenicker Straße.

GeschichteBearbeiten

Urkundlich wird der Ort erstmals im Jahr 1373 genannt. Grabungsfunde aus der Zeit um oder gar vor 1200 weisen auf eine spätslawische Vorbesiedlung hin, sodass Ortskontinuität vorliegt. Das ungewöhnliche Straßendorf verfügte über zwei Parallelstraßen, die auf zwei Siedlungskerne hindeuten (heute: Alt-Rudow und Prierosser Straße). Das brandenburgische Namenbuch leitet den Namen von einer polabischen Grundform Rudov, zu urslawisch Ruda (= ‚rote Erde‘ oder ‚Eisenstein‘) ab. Letztere Grundform wurde mit der Endung ‚-ov‘ zum Toponym.[2]

Die Besitzverhältnisse waren sehr zersplittert, die Besitzgeschichte sehr kompliziert. 1375 hatte das Dorf 64 Hufen, davon hatte der Pfarrer vier Freihufen und die Kirche eine Freihufe. Nach einem Lehensbrief von Markgraf Otto V. hatte der Ritter Beteke Dierecke 14 freie Hufen (davon waren drei Hufen verpachtet), Gyse Dierecke hatte sieben Freihufen, Heinrich Schenck zehn Freihufen, Claus Duseke acht Hufen, von denen er Abgaben entrichten musste, Bürger Schaum in Kölln hatte zwölf Freihufen, Cüne Dyben fünf Freihufen (von drei Hufen waren Abgaben an Frau Duseke zu entrichten) und drei bäuerliche Hufen. Außerdem gab es 16 Kossätenhöfe, einen Krug und eine Mühle. Die Wagendienste (zur Burg Mittenwalde), das Ober- und Untergericht und das Patronat über die Kirche waren 1375 noch im Besitz des Markgrafen, allerdings verpfändet an einen Blumenhagen. Im Jahr 1613 kam Rudow in den Besitz des Adelsgeschlechts von Pfuel,[3] 1652 wechselte die Dorfherrschaft an das kurfürstliche Amt Köpenick. 1671 ging ein Teil, das Gutsvorwerk, an den kurfürstlichen Berater Sigismund von Heydekamp, bevor König Friedrich I. 1702 Rudow wieder erwarb und in das Amt Köpenick eingliederte. Nach der Auflösung des Amtes Köpenick gehörte Rudow von 1811 bis 1872 zum Amt Mühlenhof.

Vermutlich auf die Söhne des Großen Kurfürsten geht ein um 1680 errichtetes Jagdschloss zurück, die 1704 als eines der vornehmsten Lusthäuser des Königs bezeichnet wurde (Schloss Rudow). Geringe Reste des Komplexes sind im Haus Nr. 48 an der Prierosser Straße noch erhalten, allerdings durch eingreifende Veränderungen außer den Kaminabzügen auf dem barock gewölbten Dach kaum noch zu erkennen.[4] Mittelpunkt des Dorfes blieb die Dorfkirche, ein aus Feldsteinen ausgeführter rechteckiger Saalbau aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der allerdings mehrfach – zuletzt 1909 – einschneidend verändert wurde und nach schweren Kriegszerstörungen 1954 seine heutige Form erhielt. Aus der Zeit um 1800 hat sich der charakteristische Dorfkrug Alt-Rudow 59–61 erhalten, während die wohlhabend gewordenen Bauern sich meist im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aufwendige Wohnhausbauten errichten ließen. Ein anschauliches Beispiel hierfür liegt in der Köpenicker Straße 180.

Im Jahr 1900 wurde der Bahnhof Rudow an der Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn eröffnet, dessen Bahnhofsgebäude noch heute erhalten ist. Der Gutsbezirk wurde 1906 mit der Landgemeinde vereinigt. Am 1. Oktober 1913 erhielt die Gemeinde Anschluss an das Berliner Straßenbahnnetz. Die Bedienung erfolgte durch die von Niederschönhausen kommende Linie 47 der Großen Berliner Straßenbahn, Eigentümer der Strecke war die Südliche Berliner Vorortbahn.[5]

Rudow gehörte bis 1920 zum Kreis Teltow in der preußischen Provinz Brandenburg. Auch über die in diesem Jahr erfolgte Eingemeindung nach Groß-Berlin hinaus konnte Rudow seinen ländlichen Charakter im Wesentlichen bewahren.

Rudow kam 1945 wie der gesamte Bezirk Neukölln zum Amerikanischen Sektor Berlins. Die Abschnürung West-Berlins durch die DDR verstärkte die verkehrsungünstige Randlage. Der Bahnhof war seit 1948 Endbahnhof, der Personenverkehr wurde 1955 eingestellt, die Straßenbahn 1966. Der Anschluss an die U-Bahn erfolgte erst mit dem Bau der Gropiusstadt, der U-Bahnhof Rudow als Endbahnhof der heutigen Linie U7 wurde 1972 eröffnet.

Seit der Grenzöffnung ist Rudow durch die Nähe zum Flughafen Schönefeld und den Anschluss an den Autobahnzubringer der A 113 zum Berliner Ring bei Altglienicke – insbesondere im damaligen Verlauf der Bundesstraße 179 über die Neuköllner Straße und Waltersdorfer Chaussee – erheblich vom Durchgangsverkehr belastet. Zudem sind die Rudower Felder als Stadterweiterungsgebiete für den Neubau von 1700 bis 2000 Wohnungen vorgesehen. Zum Zeitpunkt der letzten West-Berliner Volkszählung 1987 hatte Rudow rund 48.000 Einwohner.

Früher gehörte auch die Gropiusstadt teilweise zu Rudow; seit dem 5. November 2001 ist sie als eigener Ortsteil ausgegliedert.

An der Grenze zu Treptow im Osten liegen am Teltowkanal einige Industrieanlagen, wie ein Holzheizkraftwerk der Innogy, das große Teile der Gropiusstadt mit Heizwärme und Warmwasser versorgt.

Am nachstehenden Beispiel der Kloster-Apotheke in Alt-Rudow sind die Veränderungen des Stadtbildes nachzuvollziehen.

BevölkerungBearbeiten

Jahr Einwohner
2007 41.032
2010 40.828
2011 40.802
2012 40.887
2013 40.999
2014 41.521
2015 41.892
Jahr Einwohner
2016 42.079
2017 42.233
2018 42.497
2019 42.631
2020 42.631
2021 42.443
2022 42.898
Quelle: Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerregisterstatistik Berlin. Bestand – Grunddaten. 31. Dezember. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)[6]

SehenswürdigkeitenBearbeiten

Ein beliebtes Ausflugsziel ist die aus einem Trümmerberg entstandene 70 Meter hohe Rudower Höhe am Glashütter Weg mit einer großen Rodelbahn. Vom alten Dorfkern zur Stadtgrenze am Klein-Ziethener Weg verläuft das renaturierte Rudower Fließ. Den südlichsten Zipfel des Ortsteils – und des gesamten Bezirks Neukölln – bildet eine ehemalige Müllkippe mit Mau-Mau-Siedlung, die nach einer parkartigen Umgestaltung den Namen Dörferblick (Höhe 85 Meter) erhielt.

Parkanlagen

VerkehrBearbeiten

Öffentlicher PersonennahverkehrBearbeiten

Im Herzen Rudows liegt der gleichnamige U-Bahnhof, die Endhaltestelle der U-Bahn-Linie U7. Mehrere Buslinien erschließen den Ortsteil. Die Expressbuslinie X7 verbindet den U-Bahnhof Rudow ohne Zwischenhalt mit dem Flughafen Berlin Brandenburg (BER).

Der Bahnhof Berlin-Rudow an der Bahnstrecke Berlin Hermannstraße – Zossen (NME) wurde 1950 für den Personenverkehr und 1982 für den Schienengüterverkehr stillgelegt.

Ob die U-Bahn-Strecke bis zum Flughafen verlängert werden wird, ist noch unklar. Ende 2018 hatte die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die BVG befürwortet ab der Berliner Stadtgrenze aus Kostengründen eine oberirdische Führung. Geplant sei in dem Zusammenhang auch ein weiterer Halt in Rudow, der im sogenannten Frauenviertel am Lieselotte-Berger-Platz entstehen soll.[8]

IndividualverkehrBearbeiten

Im Nordosten und Osten wird Rudow von der Bundesautobahn 113 begrenzt. Sämtliche Hauptstraßen, die durch den Ortsteil führen, treffen an der Rudower Spinne – einer großen Kreuzung in der Ortsmitte – zusammen und führen von dort in die benachbarten Ortsteile. Die Waltersdorfer Chaussee ist ein wichtiger Zubringer zum Flughafen Berlin Brandenburg.

SchulenBearbeiten

  • Grundschule Am Fliederbusch
  • Matthias-Claudius-Grundschule
  • Clay-Oberschule
  • Schliemann-Grundschule
  • Michael-Ende-Grundschule
  • Hannah-Arendt-Gymnasium
  • Rose-Oehmichen-Grundschule
  • Musikschule Paul Hindemith (Volkshochschule Neukölln)

SportBearbeiten

  • TSV Rudow 1888
  • CfL Berlin Hockey 1965
  • Rudower Kickers
  • Grün-Weiß Neukölln
  • Sportfreunde Neukölln Rudow
  • BFC Rudow 2006
  • Reiter-Verein Rudow e. V.
  • SV Stern Britz 1889 e. V.
  • Rudower Schützen 1960 e. V.

PersönlichkeitenBearbeiten

Söhne und Töchter des OrtsteilsBearbeiten

Mit Rudow verbundene PersönlichkeitenBearbeiten

Siehe auchBearbeiten

LiteraturBearbeiten

  • Lieselott Enders, Margot Beck: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow. 396 S., Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, 1976.
  • Christel Wollmann-Fiedler, Jan Feustel: Alte Dorfkirchen in Berlin, Berlin Edition, Berlin 2001, ISBN 3-8148-0089-3.
  • Willy Spatz: Der Teltow, 3. Teil, Geschichte der Ortschaften des Kreises Teltow, Verlag von Rob. Rohde, Berlin W, 1912.

WeblinksBearbeiten

Commons: Berlin-Rudow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. Geologische Karte 1:25000, https://www.berlin.de/umweltatlas/boden/geologische-karte/1937/abbildungen-tabellen/
  2. Gerhard Schlimpert: Brandenburgisches Namenbuch Teil 3 Die Ortsnamen des Teltow. 368 S., Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1972, S. 156.
  3. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie. Rauh, 1856, S. 196–197 (google.com).
  4. Jagdschloss (Memento des Originals vom 9. Mai 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rudow.de
  5. Wolfgang Kramer, Siegfried Münzinger: Südliche Berliner Vorortbahn. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 7, 1963, S. 69–72.
  6. Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 22. Einwohnerregisterstatistik Berlin 31. Dezember 2022. (PDF) Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, S. 25, abgerufen am 28. März 2023.
  7. Route 5 Rudow – Das Frauenviertel (Memento des Originals vom 18. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gartenkulturpfad-neukoelln.de, Webseite des Gartenkulturpfads Neukölln, abgerufen am 8. November 2015.
  8. Fährt die U7 bald bis zum BER durch? Abgerufen am 27. September 2020.